Canon Digital Ixus 70 C. Zahn
Die Canon Digital Ixus 70 ist eine digitale Kompaktkamera mit elegantem Design, somit zählt sie zu den Edelkompakten. Ralf Jannke hat zwei Exemplare und vergleicht sie mit anderen Kameras, er entlockt ihnen sogar von Canon nicht vorgesehene RAW-Daten.
Spezifikationen:
- Die 2007 vorgestellte Canon Digital Ixus 70 ist 86 x 53 x 19 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 127 Gramm.
- Der 1/2,5“ CCD-Sensor (5,8 x 4,3 mm) mit Pixelpitch 1,9µm löst maximal 3.072 x 2.304 Pixel = 7 Megapixel auf (7,4 Megapixel Rohdaten). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 80 bis 1600 ASA einstellbar. Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD/SDHC-Karten (maximal 32 GB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 1:2,8-4,9 / 5,8-17,4 mm (35-105 mm @KB) 3-fach Zoom
- Das Motiv wird über einen abschaltbaren 2,5“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, der nicht das gesamte aufgenommene Bild anzeigt.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors, 9 AF-Felder
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder manuellen Modus, Matrixmessung, mittenbetont integrale oder Spotmessung. Belichtungszeiten 15s bis 1/1500 sek., kombinierter elektronischer und mechanischer Verschluss, Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
- Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch Lithiumakku oder Akkudummy und Netzteil
Besonderheiten
Der Name „Digital IXUS“ ist eine Hommage an die analoge IXUS. Diese war ebenfalls sehr elegant gestaltet und nutzte als Aufnahmemedium die recht glücklose APS-Film-Patrone. Die Ixus 70 ist eine Nachfolgerin der im Jahr 2000 vorgestellten „Ur“ Digital IXUS (in Japan IXY digital genannt), die 2 Megapixel hatte.
In unterschiedlichen Ländern hieß die Ixus 70 anders, in Amerika wurde sie als PowerShot SD1000, in Japan als IXY Digital 10 verkauft.
Zeitgleich erschien auch die Ixus Digital 75, die technisch sehr ähnlich ist, aber zugunsten eines deutlich größeren Displays auf einen optischen Sucher verzichten muß und etwa 30 Euro teurer war. Beide Modelle sind „Made in Japan“, eine Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer erfolgte erst bei späteren Canon-Kameras.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz. Die Belichtungsmessung erfolgt je nach Wunsch des Fotografen mit Matrixmessung, mittenbetont integraler oder Spotmessung, der Autofokus kann automatisch oder manuell auf 9 AF-Felder zurückgreifen, die Fokussierung erfolgt durch mehrfaches Auslesen des Bildsensors und Ermittlung des höchsten Kontrasts.
Canon nannte den Autofokus „Ai AF“, „Artificial Intelligence Auto Fokus“, also Autofokus mit Unterstützung durch künstliche Intelligenz. Das ist weit von dem entfernt, was 2025 unter „KI“ verstanden wird, damals meinte Canon, daß der Bildprozessor die Schärfe auf Wunsch durch eine Gesichtserkennung auf die Augen der abgebildeten Personen legen kann. Dazu wurden dem Prozessor viele Bilder mit menschlichen Gesichtern „angelernt“, somit erkennt er Gesichter auch von ihm völlig unbekannten Personen.
Die Kamera hat relativ wenige Tasten. Neben dem Hauptschalter-Taster ist eine grüne LED eingelassen, die leuchtet, solange die Kamera eingeschaltet ist. Um den Auslöser sitzt der Zoomhebel. Auf der Rückseite dominiert das Display, ein Schiebeschalter dient zum Anwählen von Aufnahme, Film-Modus und Wiedergabe. Jeder Richtung des Steuerkreuzes inkl. der mittleren OK-Taste hat eine Zweitfunktion (ISO, Makro, Blitz, Selbstauslöser und Quickmenu), drei weitere Tasten dienen zum Einstellen des Ausdrucks des angezeigten Bildes, dem Aufrufen des Kameramenüs und zur Umschaltung der Display-Anzeige. Alle tiefgreifenden Einstellungen erfolgen durch ein Menu.
Die Bildkompression und -Größe lassen sich unabhängig voneinander einstellen, „Superfein, Fein und Normal“ stehen für die unterschiedlichen Kompressionsgrade.
Die Speicherung erfolgt auf SD- oder SDHC-Karten. Zum Herstellzeitpunkt waren Karten mit 32GB nur angekündigt, kaufen konnte man sie erst ab 2008, jedoch zunächst sehr teuer. Die meisten Ixus-70-Besitzer werden 2, 4 oder 8 GB-Karten verwendet haben, denn als die 32 GB-Karten preiswert wurden, war die Kamera schon veraltet. Außerdem passen auf eine 2GB-Karte ungefähr 600 Bilder in bester Qualität, so daß auf eine 32 GB-Karte etwa 10.000 Fotos gespeichert werden können, das dürften mehr Aufnahmen sein, als die meisten Ixus 70 - Exemplare während ihrer Benutzung gemacht haben. Die Kamera nennt maximal 9999 mögliche Aufnahmen, weil der Restbildzähler nur vierstellig angezeigt wird.
Das Display ist leider nicht hinter einer Kratzschutzscheibe montiert, das Anbringen einer Schutzfolie ist ratsam. Es ist abschaltbar, zur Motiverfassung kann dann der Realbildsucher benutzt werden. Aufgenommen wird kompaktkameratypisch immer etwas mehr, als im Sucher angezeigt wird. Zwar finden sich neben dem Sucher zwei LEDs zur Kontrolle des Autofokus, der Blitzanzeige und des Zugriffs auf die Speicherkarte, aber der Sucher ist winzig und verkleinert das gesehene Motiv stark. Man merkt ihm an, daß er „irgendwie“ in das kompakte Gehäuse gequetscht wurde, sein Strahlengang wird zweifach umgelenkt, so daß seine frontseitige Eintrittslinse und seine rückseitige Austrittslinse zueinander versetzt sind. Immerhin wird dadurch die seitliche Parallaxe verringert. Markierungen dafür sind aber nicht vorhanden.
Die Stromversorgung erfolgt mit einem Lithium-Ionen-Akku, der in wenigen anderen Canon-Kompaktdigitalkameras verwendet wurde. Zur permanenten Stromversorgung muß ein Akkudummy verwendet werden, da es keine Netzteilbuchse gibt. Für die USB- und die Videobuchse können übliche Standard-Kabel benutzt werden, da keine Spezialbuchsen verbaut sind. Die Abdeckung ist eine gummiartige Kunststoffklappe, das verwendete Material altert und wird spröde, so daß man die Abdeckung heutzutage besser nicht mehr öffnet.
Die Verschlußzeiten reichen von 15 bis 1/1500 Sekunden, wobei die langen Belichtungszeiten nur in manchen Motivprogrammen möglich sind, z. B. in der Nachtaufnahme oder bei Feuerwerk. Der Verschluss für die langen Zeiten ist ein Blenden-Zantralverschluß, die kurzen Zeiten werden rein elektronisch durch den Bildsensor realisiert.
Im Quick-Menu kann der Aufnahmemodus zwischen „Auto“ und „manuell“ umgeschaltet werden. Das ist etwas verwirrend, weil „Auto“ die Vollautomatik mit kaum Eingriffsmöglichkeiten meint und „Manuell“ die Programmautomatik, in die „von Hand“ durch Belichtungskorrektur, Abschalten des Blitzes usw. eingegriffen werden kann. Eine manuelle Vorwahl von Belichtungszeit und Blende ist nicht möglich.
Die Ixus 70 schreibt etliche interessante Angaben in den Maker-Notes-Teil der EXIFs in jedes Aufgenommene Bild, z. B.: fast alle Bildparameter, die Bildqualität, die Bildgröße, viele Angaben zum Objektiv inkl. der wahren (nicht gerundete) Brennweite, die Sensorgröße in Millimetern (zwei Stellen nach dem Komma genau), den gemessenen Lichtwert, , die abgeben Blitz-Leitzahl, die gemessene Motiventfernung, die Kameratemperatur, den Firmwarestand uvm.
Der Canon-Schriftzug und die Kamerabezeichnung sind um 90° gedreht auf der Kamera angebracht. Das sieht erst einmal falsch aus, aber es macht Sinn, da die Kamera die meiste Zeit mit Hilfe der Kameraschlaufe getragen wird. Weil diese wie bei fast allen Kompaktkameras seitlich angebracht ist, hängt die Kamera dann um 90° gedreht herunter und die Schrift ist korrekt lesbar.
Die UVP der Digital IXUS 55 betrug ca. 300 Euro. Der aktuelle Zeitwert ist auf etwa etwa 20 bis 150 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gefallen. Ich bekam das gezeigte Exemplar dankenswerterweise Anfang 2025 vom Editor dieses Textes geschenkt.
Alle Aufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als JPEG, nachbearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden nicht korrigiert, es sind somit fast originale Aufnahmen direkt aus der Kamera. 100%-Aussschnitte sowie die Aufnahmeparametern finden sich in jedem Bildbeispiel.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der IXUS 55 ist größtenteils aus Metall gefertigt, aufgrund des Gewichtes zwar nur aus hauchdünnem Aluminiumblech, aber mit hervorragend gutem Finish. Lediglich die Akku- und die Kartenfachklappe sind aus Kunststoff sowie die Schnittstellenabdeckung aus Gummi-artigem MAterial. Neben der abgebildeten silberner Version gab es auch eine Variante, bei der die kreisförmige Objektivumrandung in Schwarz ausgeführt ist, der Rest bleibt silberfarben.
Die hintere rechte untere Gehäuseecke ist abgeschrägt. Ohne diese „Handschmeichlerfase“ würde die Ecke den „Bediendaumen" stören.
Die Kamera gehört zur Klasse der Edel-Kompaktkameras. Zwar ist sie recht klein, so daß der optische Sucher nur als akkusparender Notbehelf gedacht ist, aber die IXUS 70 läßt sich recht gut einhändig benutzen, sofern die Handschlaufe um die Hand gewickelt und die Kamera somit zusätzlich fixiert wird.
Die Bildqualität ist aus heutiger Sicht nicht gut, bei höheren Empfindlichkeiten rauscht der winzige Sensor so stark, daß die Bilder unansehnlich sind. Bei 80 bis 100 ASA Schönwetter-Aufnahmen ist die Kamera gerade noch erträglich, aber helle Stellen „brennen aus“, der Kontrastumfang des Sensors ist geringer, als es heutzutage üblich ist. Zwar kann durch Belichtungskorrektur gegengesteuert werden, aber das Einstellen dieser Korrektur erfordert viele Tastendrücke.
Die optischen Fehler des Objektivs wie Vignettierung, Verzeichnung und chromatische Aberrationen werden durch den Bildprozessor nicht korrigiert, bei 35mm „beult“ das Objektiv so deutlich, daß es bei vielen Motiven störend erkennbar wird. Die Bildschärfe fällt von der Mitte zum Rand stark ab. Außerdem macht sich bei schlechteren Lichtverhältnissen das Fehlen einer Bildstabilisierung störend bemerkbar.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch recht interessante Kamera (weil ansprechendes Design), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nur mit geringen Ansprüchen und bei schönen Sommerwetter geeignet, 7 Megapixel ist weniger, als die meisten Smartphones vorweisen können, außerdem haben diese fast immer eine bessere Bildqualität.
Christian Zahn, Februar 2025
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 13.02.2025 |
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