Canon Powershot 600 – Wie alles begann...

„Du fotografierst doch gern, geh’ doch mal mit...“ bekam ich 1995 zu hören. Fotografieren bedeutete in diesem Fall Basketball. 1995 eine echte Herausforderung fürs Equipment. Ein schneller und treffsicherer Autofokus für die schnellen und ruckartigen Bewegungen der Spieler war vor rund 20 Jahren kein Problem, mehr aber die Lichtbedingungen in der damaligen Schulturnhalle. Das hieß mindestens ISO 800, eher 1600 oder 3200 und SW- bzw. Farbnegativfilm. Und Objektive der Lichtstärke f/2,8 und f/1,8. Die seitdem mit der Kamera begleitete Mannschaft verlor in der zweiten Liga kein Spiel und stieg nach erfolgreich bestandener Relegation in die höchste Spielklasse auf, um dann in eine größere Halle umzuziehen. Und eine Internetseite ins Leben zu rufen. Und da waren schnell verfügbare Fotos Wunsch – 1996. Was tun?

Im Sommer 1996 gab es mit der Chinon ES-3000 den ersten Kontakt mit filmloser Fotografie. Was noch im Spätsommer zum Kauf der (primitiven) Kodak DC20 führte. Trotz der miserablen Technik und Qualität war ich unheilbar am Virus „digitale Fotografie“ erkrankt ;-) Und Basketball? Mit derartigen Spielzeug-Digitalkameras? Und doch: Hier eine Rarität, die nicht im digitalen Nirvana verschwunden ist: Eins der ersten Kodak DC20-Fotos aus der Basketballhalle.

Was die beiden Fotografen der Tageszeitungen angesichts der Plastik-Kodak dachten, kann man an deren Miene ablesen ;-) Das war 1996. 2000 fotografierten ALLE digital! Und der schmächtige junge Mann im Hintergrund hat heute eine eigene Agentur. 1996 war auch gleichzeitig Photokina- und Startjahr für bezahlbare Digital(konsumer)kameras. Wobei das „bezahlbar“ – heißt bis 2000 DM – noch sehr relativ war. 

Vor der Canon Powershot 600 wurde in der Freizeit noch mit der Olympus Camedia 800L fotografiert, die sogar 1024x768 Pixel XGA auflöste, aber keine Brennweitenänderung und nur 30 Fotos zuließ, dann war der interne Speicher voll. Es wären auch 120 Fotos mit 512x384 Pixel möglich gewesen – auf Dauer keine wirkliche Alternative. Und die 30 wie 120 Fotos mussten ebenso mühselig wie langwierig über Kabel aus der Olympus über die serielle COM-Schnittstelle in den Rechner überführt werden. Aber auch die 800L sowie eine Camedia 400 wurden hemmungslos in die Basketballhalle mitgenommen. Auch davon existieren noch ein paar wenige Dateien, ja sogar 320x240 Pixel Bildchen, die ich bei nächster Gelegenheit präsentieren werde. Nie vergessen habe ich den Kommentar des Basketballseiten-Webmasters 1996: „Viel zu groß...“ Woher sollte ich digitales Greenhorn auch den Unterschied zwischen TIFF und JPEG kennen? Ich hatte dem Webmaster einfach geschickt, was die Camedia 800L Bild für Bild hergab: 1024x768 Pixel als 2,25 MB TIFF ;-) Ausschnitte? Was ist das denn, wie „geht“ Photoshop? ;-)

Bis auf die im Bild gezeigte 512 MB Compactflash-Speicherkarte akzeptiert die P600 jede der gezeigten Speicherkarten! Beim Einsatz der Festplattenspeicherkarte ist die Ersatzbatterie zwingend! 

Trotz Motivbeurteilungsmöglichkeit auf dem Olympus Monitor bekam die Canon Powershot (ohne Monitor!) für die Basketballhalle 1997 den Vorzug. Intern 30 bit Farbtiefe versprachen etwas mehr Reserven bei Unterbelichtung, mit ISO 100 Sensorempfindlichkeit war die Canon doppelt so lichtempfindlich wie die ISO 50 der Camedia 800L, und die Lichtstärke des 2,5/50 mm Canon-Objektivs war noch mal 1/3 EV besser als das zudem noch weitwinkligere 2,8/36 mm der Olympus. Bei Bedarf an mehr Bildwinkel bekam die Canon einfach den hochwertigen Objektivvorsatz WC-PS28 vorgesetzt, der aus dem 50 mm Normalobjektiv ein 28 mm Weitwinkel macht. Da der eingebaute Speicher der Powershot 600 nur 1 MB beträgt, wurde direkt auf eine 8 MB – ja, MB: MEGABYTE – PCMCIA-Speicherkarte erweitert, die 1997 schlappe 500 DM kostete! Die aber schon deshalb wichtig war, um für die  Fotoübertragung nicht auf die klobige und nur für Windows-Computer verfügbare Dockingstation CS-36 für den parallelen Druckerport (LPT1) angewiesen sein zu müssen! Apple-Computer brauchten auf jeden Fall einen PCMCIA-Kartenleser! So „bewaffnet“ ging die Powershot mit in die Basketballhalle und in den Urlaub.

Was für ein „Pärchen“: Ein analoger Canon EOS 1 Profibolide samt Batterieteil, 2,8/70-200 und 2,8/20-35 mm Zoom und die „popelige“ Canon Powershot 600 ;-) Mit der Powershot wurden dann nicht nur ein paar Erinnerungen aus der Basketball-Meisterschaftsserie 1996/97 festgehalten, die Canon ging auch in den Sommerurlaub 1997! Diese nostalgischen Erinnerungen waren Grund genug, sich 2014 die alte Powershot 600 für wenig Geld noch einmal zu holen.

Fotografiert in der Basketballhalle wurde mit voller Auflösung 832x608 Pixel und 640x480 Pixel. Die Basketballfotos von 1997 wurden 18 Jahre später mit Lightroom – Stichwort Reduzierung des Luminanzrauschens – etwas geschönt.

Aufgezeichnet wurde mit ziemlicher Sicherheit in den JPEG-Stufen „NORMAL“, wo das Speichern eines Fotos 8 s dauert oder in „Platzsparend“ und ca. 5 s Speicherzeit. Bei reduzierter Auflösung (VGA) möglicherweise noch etwas flotter. Voll aufgelöst im Fein-Modus braucht die Canon ca. 15 Sekunden fürs Speichern eines Fotos. Die Powershot 600 beherrscht sogar schon das Abspeichern im 30 bit Farbtiefe Rohdatenformat, was aber zur Speicherung eines einzigen Fotos unglaubliche 75 Sekunden braucht. Undenkbar in der Sporthalle! Übrigens: Die CRW-Dateien werden auch 2015 einwandfrei von Adobe Lightroom geöffnet.

Mit der Canon Powershot 600 wurde natürlich auch fleißig in Freizeit und Urlaub geknipst.

Der Powershot 600 S/W-Modus wird als reiner Schwarzweiß-Modus für Texte und Zeichnungen beschrieben, tatsächlich speichert die P600 in SW aber mit zahlreichen Graustufen! Außerdem kann die P600 Sprachnotizen aufnehmen.

Angeblich soll es auch ein Canon Powershot 600“N“ Update gegeben haben, was etwas schneller in der Benutzung und der AF-Geschwindigkeit gewesen sein soll.

Reproduktion des deutschen Prospekts zur Canon PowerShot 600

Ralf Jannke

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