Canon Powershot S50

Hier stelle ich eine recht frühe „edelkompakte“ Digitalkamera von Canon vor. Sie kann nicht nur im JPEG-Format aufnehmen, sondern zusätzlich die unbearbeiteten Sensordaten als RAW-Datei abspeichern. Boris hat ebenfalls ein Exemplar.

Black Beauties

Ralf Jannke hat im Sommer 2017 die PowerShot S50 vorgestellt, aber (noch) nicht mit ihr fotografiert. Nach dem Motto: "Das Bessere ist des Guten Feind“ bekam die sehr ähnliche, aber höher auflösende PowerShot S70 (3.072 x 2.304 = 7 Megapixel) und ihr etwas weitwinkligeres 2,8-5,3/5,8-20,7 mm (28-100 mm @KB) 3,6-fach Zoom den Vorzug. Im Herbst 2017 wurde dann mit der Canon PowerShot S50 auch fotografiert!

Spezifikationen:

  • Die 2003 vorgestellte Canon PowerShot S50 ist 112 x 58 x 42 mm groß und wiegt 260 g.
  • Der 1/1,8“ CCD-Sensor (7,37 x 5,51 mm) mit Pixelpitch 2,8µm löst maximal 2.592 x 1.944 Pixel  = 5 Megapixel auf. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 50 bis 400 ASA einstellbar. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG oder CRW (RAW-Format) auf CompactFlash-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 7,1-21,3 mm/1:2,8-4,8 (35-105 mm @KB) 3-fach Zoom
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,8“ TFT LCD Monitor mit 113.578 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, der allerdings nicht das gesamte aufgenommene Bild zeigt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors,
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 15s bis 1/1500 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 10 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion,
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku NB-L2

Besonderheiten

Die Canon Powershot stammt aus der „S“-Serie, der Buchstabe steht möglicherweise für „stylisch“, also elegant. Die erste Kamera dieser Linie war vermutlich die S10 von 1999, eine Kompaktkamera in einem Gehäuse, das ähnliche wie die damaligen IXUS-Modelle aussah. Beendet wurde die S-Reihe mit der S200 im Jahre 2014. Die einstelligen-S-Modelle waren Brigdekameras, die zweistelligen Kompaktkameras mit hervorstechenden Design-Merkmalen und die dreistelligen gehobene Kompaktkameras. Die meisten Modelle konnten sowohl JPEGs als auch RAWs abspeichern.

Die Bilder können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CRW aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten Typ I oder II. Die maximale Kartengröße ist ca. 32 GB, auch wenn zum Herstellzeitpunkt solch große Karten nur theoretisch verfügbar waren. 128MB-Karten waren durchaus üblich und 1GB schon exorbitant teuer.

Die Stromversorgung erfolgt mit einem LiIon-Akku NB-L2 (dieser wurde auch in vielen anderen Canon-Kompaktkameras und sogar einigen dSLRs verwendet, z. B. der EOS 400D). Für eine Kompaktkamera war die Akkukapazität durchaus ausreichend (laut Anleitung sollen ca. 250 Bilder mit eingeschaltetem Display möglich sein).

Der Autofokus hat 9 Felder, die Meßfeldwahl erfolgt manuell oder automatisch, bei Spot-Belichtungsmessung koppelt die S50 den Meß-Spot an das aktive AF-Feld.

Das Objektiv hat kein Filtergewinde, als Schutz dient ein auch als Hauptschalter fungierender Schieber. Bei häufiger Benutzung leiern dessen Kunststoffehrungen aus und er wackelt beim Bewegen stark.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Leider ist er recht nah am Objektiv montiert, daraus resultieren die gefürchteten „roten Augen“. Dagegen sollen die kompaktkameratypischen Vorblitze helfen. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL (durch das Objektiv) mittels Vorblitz.

Das Kameradisplay ist fest montiert, es kann weder geschwenkt und verdreht werden. Da ein optischer Realbildsucher vorhanden ist, kann die Akkulaufzeit bei abgeschaltetem Display erheblich verlängert werden. Allerdings zeigt der Sucher systembedingt aufgrund der Parallaxenfehler nicht das gesamte aufgenommene Bild, sondern deutlich weniger. Neben dem Sucher sind zwei Kontroll-LEDs für Blitz und AF vorhanden.

Das Display ist hinter einer Schutzscheibe eingebaut, wie üblich sollte diese durch eine Folie gegen mechanische Beschädigungen geschützt werden. Die Okularabdeckung des Suchers ist nicht gummiert, sondern ein simpler Metallring. Brillenträger müssen aufpassen, daß sie sich ihre teuren Brillengläser nicht verkratzen.

Die Kamera hat relativ viele Tasten, Hebel und Räder, auf der Oberseite gibt ein Moduswahlrad, den Auslöser, und einen Zoomschieber. Das Steuerkreuz ist an dem gerundetem Übergang zwischen Ober- und Rückseite montiert, es ist als nach Oben, Unten und seitlich schwenkbare Wippe ausgeführt und darum etwas „fummelig“ zu bedienen.

Die Rückseite wird von Sucher und Display dominiert, außerdem sind noch 7 weitere Bedienelemente angebracht. Viele Bildparameter werden über ein Schnellten eingestellt, Viel andere erfordern einen Ausflug ins Kameram-Hauptmenu, für Makro, Blitz, Fokus und Belichtungsmessung ist jeweils eine dedizierte Taste vorhanden.

Die Kamera schreibt etliche interessante Dinge in die MakerNotes der CRWs, darunter: sämtliche Bildparameter, den gewählten AF-Punkt, größte und kleinste Objektivbrennweite (nicht gerundet, 5 Stellen hinter den Komma genau), Sensorgröße in mm, die ungerundete Belichtungszeit, den gemessenen Lichtwert, die abgegebene Blitzleitzahl, die Motiventfernung, die Kamerafirmware uvm.

Freie RAW-Konverter geben 2616x1960 Pixel aus, Lightroom, Adobe Camera Raw und die originale Canon-Software nur die offiziellen 2.592x1.944 Pixel.

Die Schnittstellen sind hinter einer unverlierbaren Gummiabdeckung geschützt und entsprechen der Norm, für USB und Video sind somit keine Spezialkabel erforderlich. Zur Dauerstromversorgung muß ein Akkudummy verwendet werden, die Kabelführung inkl. beweglicher Klappe ist vorhanden.

Die UVP der PowerShot S50 betrug ca. 800. Ich kaufte mein deutlich gebrauchtes und leicht verbeultes Exemplar Ende 2023 bei der Auflösung eines Fotogeschäftes für 15 Euro. Der Bildzähler steht auf ca. 3600 Aufnahmen, das muß aber nicht die Zahl der gesamten Aufnahmen sein, da er vom Benutzer rücksetzbar ist, außerdem springt er nach 9999 Aufnahmen von allein auf Null zurück. Der von der Kamera erzeugte Ordner hat die Kennung „119“, es passen maximal 100 Bilder in einen Ordner, das bedeutet, daß die Kamera 19 mal einen Ordner mit jeweils 100 Aufnahmen auf einer Speicherkarte hatte.

Der aktuelle Zeitwert beträgt ca. 10-40 Euro je nach Zustand und Lieferumfang.

Beispielfotos

​​​​​​​Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 50 ASA, gespeichert als RAW, konvertiert mit AdobeCameraRAW, bearbeitet mit Photoshop CS6, bzw. als JPG. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Beispiele ist ein 100%-Ausschnitt einmontiert.

Das Gehäuse der PowerShot S50 ist größtenteils aus Metall, es handelt sich um teilweise gebürstetes Aluminium. Lediglich einige Zierelemente und die Klappe des Kartenfachs/Akkufachs sind aus Kunststoff, Die Schnittstellenabdeckung ist aus einem gummiartigem Material. Die verwendeten Materialien waren nach über 20 Jahren gut erhalten (bis auf die Beulendurch intensiven Gebrauch), jedoch ist die Abdeckung über den Schnittstellen beim ersten Öffnungsversuch sofort zerbröselt. In Europa war die Kamera in Silber verkauft worden, in Amerika in „Profischwarz“.

Die Kamera gehört zur Klasse der Semiprofi-Kompaktkameras, auch als „Edelkompakte“ bezeichnet.

Aus heutiger Sicht ist die Kamera recht langsam, das Einschalten dauert, das Zoomen zwischen den beiden Brennweitenextremen geht gemächlich vonstatten. Auch das Abspeichern der RAWs dauert recht lange.

Der Sensor neigt recht deutlich zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen. In den dunkleren Bildpartien rauscht er sichtbar, die Schatten können nicht erträglich per EBV aufgehellt werden. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor ebenfalls (entsprechend der damaligen Sensortechnologie).

In Weitwinkelstellung verzeichnet das Objektiv kaum, eine Korrektur durch den Bildprozessor findet nicht vermutlich nicht statt, 2003 war die Technologie meist noch nicht so weit.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (weil frühe Edelkompakte), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr sonderlich geeignet, da 5 Megapixel oft „zuwenig“ ist und die Kamera im Vergleich zu aktuellen Digitalkameras recht gemächlich daherkommt und mit maximal 100 ASA betrieben werden sollte.

Christian Zahn

 

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