Casio QV-2900UX

Hier stelle ich eine weitere Kamera vor, die ich geschenkt bekam. Sie gehört zu den sehr frühen Digitalkameras, die ein Drehgelenk haben und dadurch die beiden Teile der Kamera um 270° gegeneinander verdrehen können. Ralf Jannke hat ein Exemplar bereits hier vorgestellt. Auch Boris Jakubaschk zeigt hier sein Exemplar.

Spezifikationen:

  • Die im Sommer 2001 vorgestellte Casio QV-2900UX ist 122 x 81 x 67 mm groß und wiegt mit Batterien und Speicherkarte 340 g.
  • Der 1/2,7“ CCD-Sensor (5,4x4,0mm) löst maximal 1600 x 1200 Pixel  = 2 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 3,2µm. AVI-Videos sind mit 320x240 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf CF-Karten Typ I und II (max. ca. 512 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 1:3,2-3,5/6-48 mm 8fach-Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 40-320 mm
  • Das Motiv wird über einen 1,8“ TFT LCD Monitor mit 122.100 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Autofokus durch Kontrasterkennung auf dem Bildsensor
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuelle Einstellung. Diverse Motivprogramme vorhanden. Belichtungszeiten 60 bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 10 sek. Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 8
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Casio ist ein japanischer Hersteller von elektronischen Geräten. Er ist Weltmarktführer bei Taschenrechnern, stellt jedoch auch Digitaluhren und elektronische Musikinstrumente her. Die Produktion von Heimcomputern ist bereits seit etwa 1990 eingestellt, Digitalkameras wurden von 1996 bis 2018 vertrieben. Dazu zählen die von Sammlern gesuchten Modelle der QV-Serie.

Die QV-2900UX gehört zu der Serie von Casiokameras, bei denen die Objektiveinheit um 270° gegenüber dem restlichen Gehäuse gedreht werden kann. Somit sind „Selfies“ (die damals noch nicht so genannt wurden) oder Makros von Oben problemlos möglich. Auch andere Kamerahersteller bauten Modelle mit dieser Technik, z. B. Nikon oder Sony. Allerdings hat sich diese Bauform letztlich nicht durchgesetzt, statt dessen wurde ein mehr oder minder frei drehbares Display an einer starren Kombination aus Kamera und Objektiv üblich.

Die Casio QV-2400UX ist technisch baugleich und wurde kurz vor der QV-2900UX vorgestellt, die Unterschiede sind größtenteils kosmetischer Natur, statt in einem schwarzen Gehäuse kommt sie weiß/silbern daher und ist etwas rundlicher gestaltet und ihr Objektiv ist einfacher aufgebaut und reicht nicht so weit in den Telebereich.

Der Bedienung merkt man die Herkunft von Casio aus der Computerbranche an, vieles muß über mehr oder minder „verspielt“ gestaltete Menüpunkte aktiviert werden, die Bestätigung der einzelnen Menüpunkte durch Druck auf die Auslösertaste ist gewöhnungsbedürftig. Immerhin kann die Menüsprache umgeschaltet werden, man muß also nicht mit dem bei früheren Modellen Englisch auskommen.

Der Hauptschalter ist ein Schieber, der kurz seitlich bewegt wird und per Feder in seine Ruhelage zurückkehrt. Nach längerer Dauer ist die Kamera dann entweder bereit bzw. wird ausgeschaltet. gezoomt wird mit einem Hebel, die Umschaltung zwischen Aufnahme erfolgt durch einen rastenden Schiebeschalter, und unterhalb des Displays sind Tasten mit Mehrfachbelegung angeordnet.

Die Kamera hat Autofokus hat, ist der Auslöser zweistufig. Sein Druckpunkt ist dank „Knackfroschtechnik“ gut erfühlbar. Die Fokussierdauer ist zeittypisch behäbig, die der Kameraprozessor nacheinander etliche Male den Sensor mit unterschiedlichen Schärfeneinstellung ausliest, bis die korrekte Schärfenebene gefunden ist.Auch das Abspeichern der Aufnahmen dauert relativ lang.

Vor dem vergleichsweise großem Objektiv ist keine damals durchaus übliche Schutzscheibe montiert, die optionale Streulichtblende wird in das M43-Filtergewinde eingeschraubt. Der Zoombereich beginnt bei damals schon nicht mehr zeitgemäßen KB-äquivalenten 40mm, reicht aber bis zu respektablen 320mm. Ohne eingebauten Stabilisator werden die Aufnahmen aber bei Freihandverwendung häufig verwackelt.

Die Stromversorgung erfolgt durch vier Mignonzellen, sowohl Alkali-Batterien als auch Akkus sind verwendbar. Wie bei vielen Kameras mit Mignon-Batteriefach brechen die winzigen Halteklammern früher oder später, die Federn der vier Akkuplätze haben einen starken Druck, dem der inzwischen versprödete Kunststoff nicht mehr standhält. Damit heutzutage die Akkus in Gehäuse bleiben, sollte man sich mit einer untergeschraubten Blitzschiene behelfen.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich nicht TTL mittels Vorblitz, sondern durch einen Sensor neben der Blitzröhre.

Die Sensor-Empfindlichkeit beginnt bei 80 ASA und reicht bis etwa 400 ASA. Die Angaben in den EXIFs sind bei weitem nicht so umfangreich wie bei späteren Kameras, in den MakerNotes speichert die Kamera in jedem Bild die Empfindlichkeit, den gewählten AF-Punkt, das Firmwaredatum und einige weitere Angaben. Brennweite, Blende und Verschlußgeschwindigkeit werden nicht gerundet, sondern als „krumme“ wahre Werte abgelegt. 6,993mm Brennweite bei 10.000/2475247 Sekunde Belichtungszeit sind z. B. 7mm bei 1/250Sek.

Die Kamera akzeptiert neben CF-Karten bis etwa 512 MB auch IBM-Microdrives, es gab sogar von Casio Sets, denen gleich eine dieser kleinen Festplatten im CF-Typ-II-Gehäuse beilagen.

Die Kamera speichert zusätzlich zu dem eigentlichen 2-Megapixel-Bild einen 320x240 Pixel „großen“ Thumbnail, eine Voransicht, die zum Anzeigen auf dem Kameradisplay verwendet wird. Da dessen Datenmenge wesentlich geringer ist, kann diese Voransicht vom Kameraprozessor schneller verarbeitet werden. Die „Preview“ werden in einem Unterordner der üblichen Bildordner auf der Karte gespeichert, sie lassen sich somit heutzutage in einem Rutsch schnell entsorgen.

Für die Schnittstellen sind teilweise Spezialkabel erforderlich, die USB-Buchse ist eine Casio-Eigenentwicklung, in die kein üblicher Stecker paßt. Video, serielle Schnittstelle und Netzteil hingegen können mit Kabel betrieben werden, die auch in Kameras anderer Hersteller passen.

Der UVP der Casio QV-2900UX betrug etwa 1200 DM. Wie oben erwähnt, bekam ich mein Exemplar vom Editor dieser Zeilen geschenkt.

Beispielfoto, Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der QV-2900UX macht einen recht wertigen Eindruck, obwohl alles als Kunstoff gefertigt ist, auch das Stativgewinde. Aber es knarzt und wackelt nichts, man kann sowohl die Kamera als auch das teilweise gummierte Objektiv beherzt anpacken, ohne daß gleich etwas abbricht..

Die Kamera gehört zur Klasse der Drehgelenkkameras.

Die Bilder aus meinem Exemplar sind leider nicht gut, alles ist etwas verwaschen und unscharf. Entweder altert der Sensor nicht in Würde und es kommt im Lauf der Jahre zu systembedingter Bildverschlechterung oder die Qualität war damals schon nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Letzteres erscheint mir anhand des doch recht hohen Verkaufspreises eigentlich unwahrscheinlich. Von den Mitbewerbern gab es damals etliche 2-Megapixel-Kameras zu kaufen, die auch heute noch erheblich bessere Aufnahmen machen.

Ich habe nur wenige Aufnahmen mit der Kamera machen können, die Tasten funktionieren „je nach Mondstellung“. Mal lassen sich alle Tasten inkl. Auslöser problemlos bedienen, mal will überhaupt keine Taste eine wie auch immer geartete Reaktion auslösen. Darum zeige ich auch nur ein einziges Beispielbild. Das Foto entstand bei 80 ASA, gespeichert als JPEG. Die Größe wurde auf 1500 Pixel beschnitten, es sind 100%-Auschnitte. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.

Bei 40 mm verzeichnet das Objektiv fast nicht. Aufgrund des Herstelljahres dürfte der Kameraprozessor die Verzeichnung nicht wegrechnen, sondern das Objektiv wirklich so wenig tonnenförmig verzeichnen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch recht interessante Kamera (weil eine der letzten Drehgelenk-Modelle von Casio), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen vollkommen ungeeignet.

Christian Zahn

 

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