Olympus Zuiko 3,5/28 und 1,8/50mm an Nikon Z5 Erfahrungsbericht

In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei alte Olympus-Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.

Die Olympus-OM-Objektive wurden zusammen mit der OM-1, der damals kleinsten und leichtesten Spiegelreflexkamera des Weltmarktes, vorgestellt. Eigentlich sollte die Kamera Olympus M-1 heißen, aber Leitz hatte bereits im Vorfeld der photoKina 1972 dagegen protestiert, weil Verwechslungen mit der Leica M3 befürchtet wurden. Die Olympus-Kamera wurde zunächst namenlos vorgestellt, nach der Kölner Messe wurde sie dann mit OM-1 bezeichnet.

„Zuiko“ nannte Olympus alle seine Objektive, die für digitalen FourThirds-Kameras hießen Zuiko Digital, die für die microFourThirds hießen konsequenterweise M.Zuiko digital.

Viele Brennweiten gab es im OM-System in verschiedenen Lichtstärken, 28mm z. B. wurde vom leichten und preiswerten 3,5/28 über das 2,8/28 bis hin zum schweren 2,0/28 abgedeckt. Die optische Qualität der Zuikos ist über jeden Zweifel erhaben, 1975 bis 1995 galten sie als „poor Man’s Leica“-Objektive. Einige der Objektive wurden sogar von Sinar als Sinaron digital für die Sinarcam 1 (Fachkamera mit digitalem Rückteil) verkauft.

Die Seriennummer jedes einzelnen Zuikos und jeder OM-Kamera beginnt mit der Nummer 100000, nicht wie bei Leitz/Leica oder Schneider/Kreuznach, die alle jemals gebauten Objektive einfach chronologisch nach Fertigung hochzählten, so daß zwischen den einzelnen Chargen Seriennummernsprünge auftreten.

Corner Smearing

Im Folgenden spreche ich bei einem Objektiv vom „Corner Smearing“, deutsch übersetzt etwa „verschmierte Bildecken“. Dieser Begriff ist von der Objektiv-Anwenderszene geprägt worden, es ist kein offizieller Begriff der optischen Industrie!

Insbesondere bei Weitwinkelobjektiven fallen die Randstrahlen nicht senkrecht auf den Bildsensor, sondern mehr oder minder schräg. Je kleiner das Auflagemaß des Objektivs, desto näher kann die hinterste Linse an der Filmebene angeordnet werden (im Fall von Objektiven für Meßsucherkameras ohne Spiegel besonders nah, darum sind Leica-M-Weitwinkel digital nur schwer nutzbar, wenn man keine digitale Leica M - Kamera besitzt).

Dem früher eingesetzten Film waren schräg auftreffende Lichtstrahlen gleichgültig, dem digitalen Bildsensor jedoch nicht. Bei ihm sitzt vor dem Sensor ein Filterglas zum Sperren der UV- und Infrarotstrahlen sowie als Tiefpaßfilter gegen Moiree-Effekte (das ist übrigens das Teil, das geputzt wird, wenn der „Sensor“ gereinigt wird!). Je dicker dieses Filter, desto stärker tritt der Schmiereffekt auf.

Außerdem sind vor jedem Bildpixel kleine Mikrolinsen auf dem Sensor angebracht, bei schrägen Lichtstrahlen treffen sie dann nicht die Pixelmitte.

Heutzutage für digitale Kameras gerechnete Objektive sind „telezentrisch“ gebaut, die Objektivkonstrukteure versuchen, auch bei Weitwinkeln die Lichtstrahlen möglichst parallel aus dem Hinterglied des Objektivs auf den Sensor auftreffen zu lassen. Das erfordert mehr und vor allem größere optische Elemente im Objektiv, darum sind neue Objektive meist größer und schwerer als ihre alten für Film berechneten Exemplare. Denn die Hinterlinse muß für exakt gerade Randstrahlen einen Durchmesser gleich der Bildsensordiagonale haben!

„Corner Smearing“ wurde von zahlreichen Anwendern von alten Weitwinkel-„Schätzchen“ erstmals bei den digitalen Sony-Vollformatkameras (alpha 7) beobachtet, da diese Kamera die erste bezahlbare spiegellose Vollformat-Kamera war, an die praktisch jedes alte Objektiv adaptiert werden kann. Die ältere Leica M8/M9 (und deren Nachfolger M10 usw.) hat das Problem nicht, da der Hersteller das Problem mit einem speziellen Mikrolinsenraster umgangen hat (die Linsen im Randbereich sitzen etwas versetzt vor den Pixeln) sowie einen besonders dünnen Tiefpaßfilter eingebaute.

Der Schmier-Effekt tritt an der Nikon Z5 bei Objektiven ab ca. 35mm und kleinerer Brennweite auf, die Objektive ab 50mm und größerer Brennweite waren auch früher schon sehr telezentrisch gebaut bzw. die Randstrahlen sind so wenig schräg, das der Schmiereffekt nicht deutlich hervortritt.

Ich habe versucht, das Ganze mit einem Bild zu erklären, Pink ist hier ein altes Weitwinkelobjektiv angedeutet, Schwarz ein aktuelles telezentrisches. Man erkennt, daß die schrägen Randstrahlen einen längeren Weg durch den Filter haben als die geraden Strahlen der Bildmitte.

Als Abhilfe gegen das Corner Smearing kann man entweder Objektive benutzten, die dafür nur wenig anfällig sind oder sich das Filterglas vor dem Sensor (mit Garantieverlust!) durch einen Dienstleister gegen einen dünneren Filter austauschen läßt.

Beispielaufnahmen

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik und ca. Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Olympus OM-System G.Zuiko Auto-W 1:3,5 28mm

Das gezeigte 3,5/28mm ist das erste 28er Zuiko für die OM-Serie (Silbernase, Single Coated). Das äußere Erscheinungsbild meines Exemplars ist nicht original, es wurde vom OM-Labor Gordon Friedrich, Frankfurt, in eine verchromte Variante umgebaut. Leider fehlt mir sowohl der originale Zuiko-Deckel als auch der schönere vom OM-Labor. Ein billiger China-Snap-In-Deckel muß als Ersatz dienen.

G.Zuiko weist auf den siebengliedrigen Objektivaufbau hin.

Der Entfernungsring geht fast zu leicht, der Einstellweg ist mit ca. 45° eigentlich zu kurz. Die Blende rastet stufig. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 49mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 60mm, eine Baulänge ab Bajonett von 34mm und wiegt 180 Gramm.

Das Objektiv ist am Vollformat-Sensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern deutlich unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, jedoch sind die Bildecken sichtbar von „Corner Smearing“ betroffen. Das Objektiv ist heutzutage oft preiswert zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 30 und 80 Euro; die lichtstärkeren Varianten sind erheblich teurer. Die originale Streulichtblende ist begehrt und teuer, oftmals wird für sie einzeln mehr verlangt als für das Objektiv ohne Original-Blende.

Das Objektiv verzeichnet meßbar, aber nicht deutlich sichtbar.

Die optische Leistung bereits bei Offenblende ist dem lichtstärkeren 2,0/28 überlegen. Leider hat es mehr chromatische Aberrationen als die beiden anderen 28er Zuikos. Die beste Bildleistung wird bei Blende 5,6-8 erreicht.

Olympus OM-System F.Zuiko Auto-S 1:1,8 50mm

Das gezeigte 1,8/50mm ist das erste 50er Zuiko für die OM-Serie (Silbernase, Single Coated). Leider fehlt mir sowohl der originale Zuiko-Deckel als auch die Streulichtblende. Ein billiger China-Snap-In-Deckel und eine ebensolche Streulichtblende muß als Ersatz dienen.

F.Zuiko weist auf den sechsgliedrigen Objektivaufbau hin, es ist ein typisches lichtstarkes Doppelgauß-Objektiv.

Der Entfernungsring geht fast zu leicht, der Einstellweg mit ist ca. 180° erfreulich lang. Die Blende rastet stufig. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 49mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 60mm, eine Baulänge ab Bajonett von 34mm und wiegt 170 Gramm.

Das Objektiv ist am Sensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern bis zur Bildmitte unscharf und insgesamt etwas flau, Abblenden auf 4-8 steigert die Schärfe und den Kontrast erheblich, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Das Objektiv ist heutzutage oft preiswert zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 20 und 70 Euro. Die originale Streulichtblende ist begehrt und teuer.

Das Objektiv verzeichnet nur meßbar, aber nicht sichtbar.

Die optische Leistung bereits bei Offenblende ist den beiden lichtstärkeren Zuikos 1,4/50 bzw. 1,2/50 überlegen.

Fazit

Das 28er Zuiko werde ich nicht mehr benutzen, die Bildecken sind mir an der Z5 zu unscharf, für diese Brennweite habe ich ein Contax Carl Zeiss Distagon, das an der Z5 kein Corner Smearing zeigt. Das 50er Zuiko hingegen werde ich vermutlich ab und an einsetzen.

Ein Tipp: Bei der Nikon Z5 läßt sich die frei verschiebbare Sucherlupe auf eine der vielen Kameratasten legen, ich nutze die direkt neben dem Auslöser angeordnete Video-Starttaste, dann kann ich schnell zwischen extremer Vergrößerung und Aufnahme umgreifen.

Christian Zahn

 

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