Fujifilm FinePix E550 – 2004

Es erstaunt mich immer wieder, wie achtlos die Generation Kompakt(konsumer)digitalkamera verramscht wird. Dieses Schicksal teilte auch die Fujifilm FinePix E550. Dafür werden belanglose Bildchen per Smartphone geknipst, die bei Defekt oder Wechsel des Mobil-Telefons nicht selten unwiederbringlich weg sind. Wobei es auch eine große Zahl ernsthafterer Fotografen mit "richtigen" Kameras gibt, die bei der Datensicherung unverantwortlich schludern. Ich bin froh, statt der festen Brennweite des Smartphones ein kleines Zoom zu haben und wenigstens ein bisschen gestalten zu können. Selbst, wenn es nur Erinnerungsfotos sind.

Ich bin kein Smartphone-Hasser! Mit Begeisterung benutze ich eine bestimmte Hipstamatic-Einstellung meines jetzt schon betagten iPhone 4, wenn ich glaube, das Motiv könne es vertragen:

Zurück zur Fuji

Wolf im Schafspelz?

Nach Abnahme des Rings und Montage des Objektivadapters AR-FXE02 lässt sich die Brennweite des 4-fach Zooms durch den Weitwinkelkonverter WL-FXE01 und Telekonverter TL-FXE01 erweitern!

Gewöhnlich nur als 6 MP-Kamera geführt, bietet die 2004 vorgestellte E550 aufgrund des speziellen Fuji Super CCD-Sensors die Möglichkeit, 12 MP Fotos bereits in der Kamera zu generieren. Die E550 ist eine Konsumer(!)kamera, die außerdem von der Kamerasoftware (Firmware) unbearbeitete Rohdateien (RAWs) liefern kann. Bei wenig Licht ist mit der E550 nicht Schluss, denn mit reduzierter Auflösung von 3 MP kann mit ISO 800 weiter fotografiert werden. Da kann man schon vom "Wolf im Schafspelz" sprechen. Und das alles in Form einer Kamera, die auch wie eine Kamera aussieht! Kein glattes Stück Metall/Plastik, wo die Finger keinen Halt finden, wo das Motiv durch den eingesparten optischen Sucher auf dem tageslicht-/sonnenbeschienenen Monitor allenfalls erraten werden kann. Eine richtige Kamera eben! Mit einem bei Anfangsbrennweite weitwinkligeren 2,8-5,6/7,2-28,8 mm (32-130 mm @KB) 4-fach Zoom und 4 Bilder lang bis zu 3 B/s schnell. Besonders erwähnenswert die Energieversorgung: Nur zwei 1,2 V NiMh-Akkus der Größe AA sorgen für langen Fotospaß. Während man bei anderen Kameras zusehen kann, wie sich die Akkus leeren, scheinen sie in der Fuji FinePix E550 ewig zu halten. Sehr gut! Die komplette Technik ist in der unten verlinkten Bedienungsanleitung nachzulesen.

Gespeichert wird auf moderne xD-Karten. Auf eine 256 MB Karte passen wahlweise: 19 12 MP RAWs, 52 12 MP JPEGs F(ine), 105 12 MP JPEGs N(ormal), 169 6 MP JPEGs oder 325 3 MP JPEGs.

Englische Bedienungsanleitung zur Fujifilm FinePix E550

12 Megapixel – JPEG (ISO 100)

Mit gewissen Einschränkungen

Was in der digitalen Spiegelreflex Fuji FinePix S2 Pro geht – aus den 6.000 sog. Sub-R-Pixels und den 6.000 Haupt-S-Pixels des Super-CCD-Sensors per Kamerasoftware (Firmware) 12.000 Pixel gleich 12 MP hoher Qualität zu generieren –, funktioniert dort aufgrund des großen ca. 15 x 23 mm APS-C-Sensors der DSLR und der Trennung von R- und S-Pixels. Ausführliche Erklärung im nächsten Kapitel. Bei der Fuji FinePix E550 sind die vergleichsweise erzeugten 12 MP nicht so überzeugend, weil mit einer gewissen Weichheit belastet. Details sind da, aber eben nicht "knackig". Der Sensor hat halt nur eine Größe von 7,6 x 5,7 mm. Immerhin liegt der Abstand der einzelnen Fotodioden (Pixel) auf dem Sensor bei 2,6 µm und damit nicht so weit unter der als kritisch erachteten Grenze von 3 µm. Der gewissen Weichheit ist mit kräftiger Unscharfmaskierung kaum beizukommen. Es gewinnt an Qualität, wenn die 12 MP auf rund 6 MP reduziert werden, aber "rasiermesserscharf" ist anders.

Super-CCD

Es könnte nicht besser erklärt werden, als in Wikipedia. Wikipedia schreibt zu Super CCD-Sensor:

"Die gewählte 45-Grad-Anordnung führt zu einem geringeren Abstand zwischen den Sensorelementen in horizontaler und vertikaler Richtung. Durch die achteckige Bauform der Pixel wurde die lichtempfindliche Oberfläche vergrößert. Dadurch ergibt sich sowohl eine deutlich höhere Lichtempfindlichkeit als auch eine verbesserte Abbildungsqualität von Bildelementen, die waagrecht bzw. senkrecht im Bildmotiv platziert sind.

Durch eine Interpolation werden die Bildsignale des Super-CCD-Sensors wieder in das rechteckige Format der Bilddatei umgewandelt, wobei sich dadurch je nach Variante des Sensors rechnerisch 30 bis 50 Prozent mehr Pixel ergeben, als es der physikalischen Auflösung des Super-CCD entspräche. Außerdem erzielt man eine besonders hohe Lichtempfindlichkeit, ohne dass sich das Bildrauschen bei höheren Empfindlichkeiten so stark wie bei herkömmlichen CCD-Sensoren verschlechtert."

Was schon mal die grundsätzliche Möglichkeit der 6 auf 12 MP in der Kamera erklärt! Und weiter mit Wikipedia:

"Neuere SCCD-Sensoren (SCCD SR genannt) haben für jeden Bildpunkt ein lichtempfindliches Element mit hoher Empfindlichkeit (große lichtempfindliche Fläche, S-Pixel) und ein weniger empfindliches (kleine Fläche, R-Pixel), das höhere Lichtintensitäten verarbeiten kann. Dieser zeichnet bei der Aufnahme ein zweites, unterbelichtetes Bild auf, welches mit dem ersten verrechnet wird. Dadurch wird der Dynamikbereich (Belichtungsspielraum) erweitert."

Entscheidend für die technische Bild-Qualität scheint neben der Sensorgröße, was ja keine Überraschung ist, möglicherweise auch die komplette Trennung von S- und R-Pixels zu sein, die in der Fuji FinePix E550 und Fuji FinePix S2/S3 Pro ja gegeben ist!

Weitere Fotos im 12 MP JPEG-Modus mit ISO 100:

Typische Fuji-Farben? Geschmacksache. Ich mag sie... (Einstellung F(uji)-STANDARD)

Alle bis hier gezeigten Bilder mit -1/3 EV Belichtungskorrektur.

12 Megapixel – Rohformat (RAW) – ISO 100

Es ist hoffentlich auch hier zu erkennen, die "Körnigkeit", das Rauschen im Himmelsblau des Ausgangsfotos (oben) und die Behandlung per Rauschreduzierung Luminanzregler aus Adobe RAW (unten).

Da das eine oder andere Bild Anzeichen von Verwacklung aufwies, wurde nicht mit der möglichen, niedrigsten Sensorempfindlichkeit von ISO 80 fotografiert, sondern 1/3 EV "draufgelegt": ISO 100. Und nein, der Wechsel ins Rohformat beringt keine wirkliche Verbesserung. Im Himmelsblau ist in der 1:1/100 Prozent Monitorwiedergabe bereits "Korn", Rauschen sichtbar. Was auf Kosten von etwas Bildschärfe nur mit Rauschreduzierung mit dem Regler Luminanz aus Adobe RAW/Lightroom entfernt werden kann. Es ist sicher Erbsenzählerei, denn selbst auf 6 MP reduziert, was die Qualität sofort steigert, lässt sich Foto mit 150 ppi Auflösung 38,2 x 50,8 cm groß auf Postergröße drucken oder belichten. Wenn man sich von der eben beschrieben "Pixel-Peeperei" freimacht, können die 4.048 x 3.040 Pixel auch 51,5 x 68,5 cm groß als Poster ausgegeben werden. Wenn man dann nicht mit dem Fotoforenmodus mit der Nase auf dem Bild nach Störungen sucht und das Bild stattdessen aus geeigneter Betrachtungsentfernung (= Bilddiagonale in cm: 86 cm) auf sich wirken lässt, ist alles in Ordnung.

Qualitätsmaximum

Reduzierung von 12 auf 6 Megapixel zur Qualitätssteigerung. Nichts neues, aber hilft... Und was sich mit 6 MP anstellen lassen, ist ja weiter oben beschrieben.

6 Megapixel

In der Einstellung F(uji)-Chrome

Fuji Velvia lässt grüßen ;-)

3 Megapixel, ISO 800

Zum Ausprobieren der ISO 800 Einstellung wurde in der so genannten blauen Stunde losgezogen, den relativ kurzen zeitlichen Übergang von Sonnenuntergang zur Nacht. Für dieses besondere Licht gibt es sogar einen Rechner, der mir für jeden Ort der Welt Beginn und Ende der blauen Stunde anzeigt!

ISO 800?

Brauchbarer Notbehelf, wenn nichts mehr geht. Mit Sicherheit wäre die Qualität bei ISO 400 und Speichern im Rohformat besser, aber. Alle Aufnahmen entstanden aus der Hand und mit Hilfe von Laternenpfählen/Bäumen zum Anlehnen. Mit ISO 400 wäre es noch kritischer geworden. Also keine wirkliche Alternative. Und Stativ? Dann kann ich gleich bei hoher Auflösung und niedrigen ISO bleiben.

ALLE hier gezeigten Fotos wurden mit Programmautomatik und Mehrfeldmessung belichtet.

Bewertung

Trotz kleiner Schwächen aufgrund des zu kleinen Sensors, was sich aber letztlich nur beim "Pixel-Peepen mit der Nase auf dem Monitor" in der 1:1/100 Prozent Pixelwiedergabe zeigt, bekommt die Fujifilm FinePix E550 mit ihrer positiv "Gute Laune-Farbwiedergabe" ihren Eintrag in die Liste: "Auch heute zum Fotografieren brauchbare (alte) Digitalkameras".

Ralf Jannke

 

Kommentare (2)

  • klaus Schmidt
    klaus Schmidt
    am 31.08.2021
    Meine erste Digitalkamera war die E500 welche ich auch noch im Urlaub verloren habe. Noch am Urlaubsort habe ich mir gleich das Nachfolgermodell gekauft. Fujifilm FinePix E550. Ich habe diese Kamera geliebt, auch wenn die Akkus nicht allzu lang gehalten haben. Ich bin Fujifilm treu geblieben und habe nun die Fujifilm FinePix F800EXR.
    Danke für den sehr guten Artikel über die Kamera.
  • gassler
    gassler
    am 11.12.2023
    vor etlichen Jahren habe ich einen Klaus Schmidt kennen gelernt. wir haben uns aus den Augen verloren, deshalb hätte ich gerne gewusst, bist du aus Altenkirchen, in der Umgebung von Siegen? Lg.

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