Fuji FinePix S2 Pro und Nikon D100 Funktionscheck 2025, Christian Zahn

Beide Kameras habe ich hier vor einigen Jahren bereits ausführlich vorgestellt. Nikon D100 ––– Fujifilm Finepix S2Pro

Nach etwa zwei Jahren habe ich beide Kameras wieder benutzt, weil Ralf Jannke über seine S2 Pro kürzlich von einem Totalschaden berichtete. Davon bin ich glücklicherweise noch verschont geblieben, auch die beiden Kameras zugrundeliegende Nikon F80 in meinem Fundus funktioniert noch einwandfrei.

Letztere hat natürlich wie fast alle F80-Modelle das Problem der Rückwand-Schließklammern, diese sind konstruktiv ab Werk unterdimensioniert gewesen, und weil inzwischen der Weichmacher aus dem Kunststoffmaterial herausdiffundiert ist, versprödet das Material und bricht unter der Spannung, die die Filmpatrone auf die Klammern ausübt. Somit muß ich die Rückwand immer mit Gewebeklebeband verschließen, wenn ich einen Film eingelegt habe.

Gemeinsame Spezifikationen Nikon D100 / Fujifilm S2 Pro:

  • Die 2002 vorgestellten Kameras basieren auf der analogen Nikon F80
  • Der Sensor ist APS-C-groß (Cropfaktor 1,5), Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG, TIFF oder RAW auf CF-Karten (max. ca. 2 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das Nikon-AF-Bajonett
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher mit superheller Mattscheibe angezeigt, zusätzlich ist ein TFT LCD Monitor, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Außerdem gibt es ein SW-Schulterdisplay für bildrelevante Angaben und Parameter.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Phasenkontrastsensor im Spiegelkasten, mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen. 5 AF-Felder, aktives AF-Feld im Sucher dauerhaft schwarz markiert, bei Dunkelheit kurz rot aufleuchtend
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuelle Nachführmessung, 10-Zonen-Matrixmessung, mittenbetont integrale oder an aktiven AF-Punkt gekoppelte Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Belichtungskorrektur +/-5 Blenden, Selbstauslöser mit 2, 5, 10 oder 20 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 18 (bei 200 ASA), zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • Bildstabilisierung nicht im Gehäuse, Objektive mit eingebauter eigener Bildstabilisation werden unterstützt

Unterschiede Nikon D100 / Fujifilm S2 Pro

  • An die Nikon kann ein optionaler Batteriegriff montiert werden.
  • Die Nikon nutzt einen Lithium-Akku EN-EL3 zur Stromversorgung, die Fuji braucht zwei Lithium-Einwegbatterien CR123A für den „analogen“ Kamerateil und 4 Mignonzellen für den digitalen Teil. Sind die Lithiumbatterien leer, streikt auch der Digitalteil. Ohne Lithiumbatterien läßt sich die Fuji betreiben, jedoch funktioniert dann der interne Blitz nicht.
  • Beide Kameras nutzen einen 6 Megapixel-Sensor, die Nikon mit üblichem Bayernpattern in Schachbrettanordnung, die Fuji einen SuperCCD mit wabenförmiger Pixelanordnung, deshalb kann sie sowohl 6 als auch 12 Megapixel-Bilder ausgeben.
  • Die Fuji läßt die Herkunft der F80 deutlich erkennen, die Nikon-Teile und die angeschraubten Fuji-Teile sind deutlich voneinander getrennt erkennbar. Die Nikon wirkt „aus einem Guß“, die Integration des Analogteils ist besser gelungen.
  • Die Fuji kann neben den CF-Karten auch die damals Fujitypischen Startmedia-Karten bis 128 MB verwenden.
  • Die Fuji hat außer dem Farbdisplay noch ein monochromes Display, über das etliche Parameter verstellt werden. Die Nikon nutzt dafür das Farbdisplay und benötigt deshalb kein weiteres Anzeigenelement.
  • Die D100 verwendet das damals neue Blitzprotokoll dTTL und kann mit davor hergestellten Nikon-Blitzgeräten keine TTL-Belichtungsmessung durchführen. Die S2Pro arbeitet mit fast jedem Nikon-Blitzgerät mit TTL-Blitzbelichtungsmessung, kann aber kein dTTL.
  • Die Fuji war deutlich teurer als die Nikon (3000 und 2000 Euro betrugen die UVPs von S2pro und D100).

Vergleich beider Kameras

Nikon D100

Die Nikon gehört zu den „dreistelligen“ Nikon dSLRs, die sich an den ambitionierten Amateur oder den Semiprofi wenden, die „zweistelligen“ dSLRs rangieren darunter. Sie kostete Anfangs etwa 2000 Euro.

Als Basis nutzte Nikon ein analoges Kameragehäuse. Während die D1 auf der Semiprofi-Kamera F100 basiert, wählten die Entwickler als Grundlage der D100 die für den gehobenen Amateur gedachte F80, die technisch eine etwas „abgespeckte“ F100 im Plastikkleid ist.

Trotzdem bedingt der analoge Body einige „Verrenkungen“ bei der Konstruktion, so ist z. B. das Speicherkartenfach unter einem Winkel im Gehäuse untergebracht. Dort befindet sich bei der F80 die Aufwickelspule für den belichteten Film und darum ist der Bauraum begrenzt. Damit die CF-Karte im Gehäuse Platz hat (obwohl die Rückwand dicker ist als beim analogen Gehäuse), ist sie um etwa 15° gedreht untergebracht. In der Bedienungsanleitung wird auf diesen Umstand explizit hingewiesen, ein Bild zeigt die D100 von oben und den Winkel, unter dem die Karte im Gehäuse steckt.

Ein weiterer Nachteil des analogen Grundgehäuses ist der Spiegelkasten inkl. Verschluß und der Sucher sowie die Mattscheibe. Alles ist auf volles Kleinbildformat ausgelegt, für das DX-Format somit viel zu groß. Um den Bildausschnitt zu verkleinern, ist eine schwarze Maske unter der Mattscheibe befestigt, durch sitzen die LED-Anzeigen im Sucher sehr weit vom eigentlichem Bild entfernt. Die 5 AF-Sensoren decken beim digitalen Halbformat einen größeren Teil des Bildes ab, auch der Meßkreis der Spotmessung ist entsprechend größer im Verhältnis zum Gesamtbild.

Die maximale Bildrate von 2,5 Aufnahmen pro Sekunde kommt ebenfalls von der F80, auch das Geräusch von Spiegel und Verschluss, das recht laut und scheppernd daherkommt. Genauso ist die Lebensdauer von Spiegelmechanik und Verschluss auf nur ca. 50-100.000 Auslösungen ausgelegt, nicht auf die wesentlich höheren Zahlen der Nikon-Profi-SLRs. Leider kann nur der Nikonservice die Zahl der Auslösungen ermitteln, diesen Wert konnten die Entwicklungs-Ingenieure vom Verschluß-Mikroprozessor nicht an den Bildprozessor weitergeben, so daß diese Zahl nicht wie bei den meisten anderen Nikon-dSLRs in den EXIFs jedes aufgenommenen Bildes steht.

Von der F80 stammt das Moduswahlrad, das gegenüber dem analogen Modell nur geringfügig geändert wurde. Hat die F80 neben P, A, S und M noch zwei Stellungen für die Custom Funktionen und die Film-Empfindlichkeitsverstellung, so weist die D100 neben P, A, S und M vier weitere Stellungen für ISO, WB (Weißabgleich), QUAL (Bildqualität und -Format) sowie AF-Feld auf. Steht das Wahlrad auf einer der letztgenannten Positionen, ist der Auslöser gesperrt. Teilweise können Einstellungen aber auch über das Kameramenu vorgenommen werden, z. B. Bildgröße und Bildqualität.

Die Custom-Functions der F80 mußten noch mühselig mit Hilfe der beiden Kameraeinstellräder und kryptischen Zahlenangaben im Schulterdisplay umgeschaltet werden, wozu ein Blick in die Bedienungsanleitung notwendig war, bei der D100 sind diese speziellen Einstellungen (z. B. das Einblenden der Gitterlinien im Sucher) in ein sich selbst erklärendes Untermenü verlegt worden, das auf dem rückseitigem Monitor erscheint.

Die Sensorreinigung hat einen eigenen Eintrag im Systemmenü, um die Verschlußöffnung aktivieren zu können, muß der Akku vollgeladen sein.

Fuji S2 pro

Die S2Pro kostete Anfangs 3000 Euro, war somit preislich deutlich oberhalb der D100 platziert.

Zwei Lithiumbatterien CR-123A mit je 3 Volt betreiben den analogen Kamerateil mit Verschluss, Spiegel, Belichtungsmessung, Autofokus und eingebautem Blitz, 4 Mignonzellen versorgen den digitalen Teil mit Sensor, Bildprozessor, Speicherkarte und Farbdisplay. Im Notfall kann die S2 Pro auch ohne die Lithiumbatterien betrieben werden, dann ist jedoch die Lebensdauer der 4 Mignonzellen stark herabgesetzt und der Kamera-Aufkplappblitz funktioniert nicht. Sollten leere Lithiumbatterien in der Kamera sein, arbeitet sie ebenfalls nicht, erst nach ihrer Entnahme arbeitet die Hilfsversorgung des analogen Nikon-Teils durch die Fuji-Digital-Mignonzellen. Die Lithiumbatterien müssen ebenfalls aus der Kamera herausgenommen werden, wenn die S2 Pro über ein externes Netzteil mit Strom versorgt wird, da sie ansonsten kurzgeschlossen werden.

Zerlegt man die S2 Pro (was dank deutlicher Trennung zwischen Nikon- und Fuji-Teilen sehr einfach ist und nach Lösen einiger Schrauben ohne Haken und Ösen und auch ohne verklebte Teile von statten geht, so sieht man deutlich den analogen F80-Body, der sogar noch die beiden Kammern für die Kleinbildpatrone und die Filmaufwickelspule hat. Lediglich die Firmware des F80-Hauptprozessors dürfte etwas modifiziert worden sein, denn der Filmwickelmotor fehlt und es gibt eine digitale Schnittstelle zum Fujiteil. Weil die S2 Pro wesentlich höher ist als die F80, hat Fuji die Batteriekontakte des Nikonbodys mit einem Adapter weiter nach unter verlegt, so daß die originale Nikonklappe wieder mit der Gehäuseunterkante bündig bleibt.

Die Kamera wurde als 12-Megapixel-Kamera beworben, wobei die „echten“ 6 Megapixel des Super-CCD hochinterpoliert werden. Die Farbmatrix des Sensors ist kein übliches Bayer-Pattern. Näheres zu dieser Technik findet sich in Ralf Jannkes Beitrag zur Fuji Finepix E550. Hier nur kurz: Der Sensor hat 6 Millionen farbempfindliche Pixel. Sie sind nicht wie allgemein üblich quadratisch und schachbrettartig angeordnet, sondern die sechseckigen Pixel sind wie Bienenwaben angeordnet, d. h. in jeder zweiten Zeile um jeweils eine halbe Zeile versetzt. Daraus interpoliert die Kamera die maximalen 12 Megapixel.

Über die Bildqualität der 12-Megapixel-Bilder wurde bereits beim Erscheinen der S2 Pro unter Anwendern und Kritikern heftig diskutiert, nach meiner Erfahrung haben die Bilder mehr Auflösung als die aus z. B. der Nikon D70 mit 6 Megapixel-Bayer-CCD, aber weniger als die aus der D300 mit 12 Megapixel CMOS-Sensor. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, je nach Motiv näher an 6 Megapixel oder etwas davon entfernt, 8 oder 9 Megapixel „effektive“ Auflösung könnten die 12-Megapixel-JPEGs aus der S2 Pro haben.

Die Speicherung erfolgt auf CompactFlash-Karten bis 2 GB. Der Schacht kann sowohl CF-Karten Typ I als auch die etwas dickeren Karten Typ II aufnehmen, somit können Microdrive oder Adapter SD-auf-CF benutzt werden. Größere Karten als 2 GB erkennt die S2 Pro nicht, da sie das Dateisystem der größeren Speicherkarten nicht versteht, es ist auch nicht per Softwareupdate nachrüstbar.

Zusätzlich ist ein Einschub für SmartMedia-Karten eingebaut, diese haben maximal 128 MB Speicherplatz und wurden nur von Fuji und Olympus in ihren Kameras benutzt. Die Speicherung auf diese Karten ist prinzipbedingt noch langsamer als auf CF-Karten.

Firmware-Updates kann der Benutzer nicht selbst einspielen, das mußte stets der Fuji-Service kostenpflichtig durchführen. Und auch das Sensorreinigen ist sehr umständlich, die Kamera muß mit einem Netzteil mit Strom versorgt werden und mehrere Tasten müssen beim Einschalten in bestimmter Reihenfolge gedrückt werden. Die Anleitung dazu steht in der offiziellen Kamera-Bedienungsanleitung, Man kann sich allerdings mit einem Trick helfen: Im Kameramenü den „Bulb“-Modus freischalten, dann bleibt der Verschluss solange geöffnet, wie der Auslöser betätigt wird, dazu nimmt man sinnvollerweise einen verriegelbaren Drahtauslöser. Allerdings sollte man die Reinigung nur mit frischen Batterien machen, denn wenn der Verschluss sich schließt, wenn ein Reinigungsstab im Weg ist, werden die empfindlichen Verschlußlamellen sofort zerstört!

Beispielfotos Fuji S2 Pro

Beispielfotos Nikon D100

Beispielaufnahmen

Verwendet habe ich das exzellente Micro Nikkor 2,8/40mm, das beide Sensor gut beliefern kann. Die Aufnahme erfolgte bei beiden Kameras als TIFFs, die Fuji in der hohen 12-Megapixel-Auflösung, die Nikon mit 6 Megapixeln. Bearbeitet wurde mit mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind fast unveränderte TIFFs aus beiden Kameras.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der S2 Pro und der D100 ist ein gehobenes Amateurmodell, es besteht äußerlich allerdings komplett aus Kunststoff, nur das das Stativgewinde und das innere Chassis ist aus Metall. Beide Kameras sind äußerlich unterschiedlich gut gealtert, das Nikontypische „Verkleben“ der verwendeten Materialien ist bei der Fuji nicht bemerkbar, bei der D100 schon.

Die Bildqualität der S2pro im 12 Megapixel-Modus ist höher als die 6-Megapüixel-Aufnahmen der D100, aber je nach Motiv erkennt man die Hochinterpolation anhand von treppenartigen Stufen an diagonalen Motivkanten. Die D100 ist dafür kaum empfindlich. Bei „Schönwetter“ - 100-ASA sind beide gut nutzbar, die S2pro hat aufgrund der größeren Bilder mehr „Reserven“.

Fazit: beide sind digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera, heutzutage zum ernsthaften Bildermachen noch geeignet, sofern man sich auf niedrige Empfindlichkeiten beschränkt und keine schnelle Serienbildrate benötigt und 6 bzw. 12 Megapixel ausreichend sind. Es hat Freude gemacht, die beiden „alten Damen“ wieder hervorzuholen und damit zu fotografieren.

Christian Zahn, April 2025

 

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