Fuji FinePix S2 Pro Erfahrungsbericht

Nachdem Ralf Jannke seine Fuji FinePix S2 Pro hier bereits 2017 vorgestellt hatte, jetzt 2022 meine Eindrücke und Erfahrungen mit dieser recht frühen digitalen Spiegelreflexkamera.

Spezifikationen

  • Die 2002 vorgestellte Fuji FinePix S2 Pro ist 142 x 132 x 79 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 845 g.
  • Der Fuji Super CCD hat APS-C-Größe (23,6x15,8 mm) und löst maximal 3.024 x 2.024 Pixel  = 6 Megapixel auf (die Kamera interpoliert 12 Megapixel-Fotos mit 4256x2848 Bildpunkten). Der Pixelpitch beträgt 7,8µm. Manuell sind 100 bis 1600 ASA einstellbar. Videos bzw. LiveView sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG, TIFF oder RAF (RAW-Format) auf CF-Karte Typ I und II (max. 2 GB) bzw. SmartMedia-Karten (max 128 MB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher angezeigt. Zur Bildkontrolle ist ein 1,8“ TFT LCD Monitor mit 117.600 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein SW-Schulterdisplay für Belichtungsparameter und ein rückseitiges weiteres SW-Display für Aufnahmeparater vorhanden
  • Das Objektiv-Bajonett ist das Nikon-AF-Bajonett
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Phasensensor mit 5 AF-Feldern, mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus. 10-Zonen-Matrixmessung. Belichtungszeiten 30 s bis 1/4000 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • manuell ausklappbarer Blitz mit ca. Leitzahl 12 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion; zusätzlich Norm-Blitzschuh mit Mittenkontakt und Nikon-TTL-Zusatzkontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • keine optische Bildstabilisierung im Gehäuse, stabilisierte Objektive werden unterstützt
  • Energieversorgung durch 2x Lithium-Batterie CR-123A und 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Die Fujifilm FinePix S2 Pro ist bereits die zweite der „S“-Kameras, die S1 Pro erschien im Jahre 2000 und hatte 3 Megapixel, später gab es die S3 Pro und abschließend die S5 Pro von 2007 (12 Megapixel). Eine S4 gibt es nicht, denn in Japan gilt diese Zahl als Unglückszahl, darum fehlen auch in vielen Modellreihen anderer Hersteller die 4er-Modelle.

Während die S1 Pro auf der analogen Spiegelreflexkamera Nikon F60 basiert und somit lediglich eine etwas bessere Einsteigerkamera als Basis hat, baute Fuji die S2 auf Basis der gehobenen Amateurkamera Nikon F80. Diese hat viele Funktionen der Semiprofi-Kamera Nikon F100 und kann z. B. die Nikon-Objektive mit eingebautem Motor ansteuern, diese AF-S-Objektive sind an der S1 Pro nur manuell scharfstellbar. Motivprogramme wie viele andere Digitalkameras hat die S2 Pro nicht, da diese in der F80 als gehobenes Amateurmodell nicht verbaut worden sind, Nikon ging zu Recht davon aus, daß die Zielgruppe diese nicht benötigte.

Daß die S2 Pro auf einer analogen Kamera basiert, die nur geringfügig modifiziert wurde, sieht man an etlichen Ecken und Enden der Fuji-Kamera. Die fast zeitgleich erschienene Nikon D100 ist das „Schwestermodell“ der S2 Pro, aber die Verwandlung in eine Digitalkamera ist bei der Nikon besser gelungen, die Übergänge zwischen analogem Body und angeflanschtem Digitalteil sind bei der D100 kaum erkennbar, während bei der S2 Pro die Trennstellen zwischen Nikon- und Fuji-Teilen von außen deutlich erkennbar sind. Und während die D100 mit einem Lithium-Akku EN-EL3 auskommt, benötigt die S2 Pro zwei Batteriesätze:

Zwei Lithiumbatterien CR-123A mit je 3 Volt betreiben den analogen Kamerateil mit Verschluss, Spiegel, Belichtungsmessung, Autofokus und eingebautem Blitz, 4 Mignonzellen versorgen den digitalen Teil mit Sensor, Bildprozessor, Speicherkarte und Farbdisplay. Im Notfall kann die S2 Pro auch ohne die Lithiumbatterien betrieben werden, dann ist jedoch die Lebensdauer der 4 Mignonzellen stark herabgesetzt und der Kamera-Aufkplappblitz funktioniert nicht. Sollten leere Lithiumbatterien in der Kamera sein, arbeitet sie ebenfalls nicht, erst nach ihrer Entnahme arbeitet die Hilfsversorgung des analogen Nikon-Teils durch die Fuji-Digital-Mignonzellen. Die Lithiumbatterien müssen ebenfalls aus der Kamera herausgenommen werden, wenn die S2 Pro über ein externes Netzteil mit Strom versorgt wird, da sie ansonsten kurzgeschlossen werden.

Zerlegt man die S2 Pro (was dank deutlicher Trennung zwischen Nikon- und Fuji-Teilen sehr einfach ist und nach Lösen einiger Schrauben ohne Haken und Ösen und auch ohne verklebte Teile von statten geht, so sieht man deutlich den analogen F80-Body, der sogar noch die beiden Kammern für die Kleinbildpatrone und die Filmaufwickelspule hat. Lediglich die Firmware des F80-Hauptprozessors dürfte etwas modifiziert worden sein, denn der Filmwickelmotor fehlt und es gibt eine digitale Schnittstelle zum Fujiteil. Weil die S2 Pro wesentlich höher ist als die F80, hat Fuji die Batteriekontakte des Nikonbodys mit einem Adapter weiter nach unter verlegt, so daß die originale Nikonklappe wieder mit der Gehäuseunterkante bündig bleibt.

Unter die Kamera kann ein Batteriegriff MB-16 (für die F80 entworfen) geschraubt werden. In Ihm können vier Mignon-Zellen eingelegt werden, die teuren und recht kurzlebigen Lithiumbatterien sind dann nicht mehr nötig. Einen Hochformatauslöser hat der Griff nicht und er wirkt an der S2 Pro auch etwas „schmalbrüstig“, da die F80 keinen „digitalen Hinterbau“ hat.

Die Kamera wurde als 12-Megapixel-Kamera beworben, wobei die „echten“ 6 Megapixel des Super-CCD hochinterpoliert werden. Die Farbmatrix des Sensors ist kein übliches Bayer-Pattern. Näheres zu dieser Technik findet sich in Ralf Jannkes Beitrag zur Fuji Finepix E550. Hier nur kurz: Der Sensor hat 6 Millionen farbempfindliche Pixel. Sie sind nicht wie allgemein üblich quadratisch und schachbrettartig angeordnet, sondern die sechseckigen Pixel sind wie Bienenwaben angeordnet, d. h. in jeder zweiten Zeile um jeweils eine halbe Zeile versetzt. Daraus interpoliert die Kamera die maximalen 12 Megapixel.

Über die Bildqualität der 12-Megapixel-Bilder wurde bereits beim Erscheinen der S2 Pro unter Anwendern und Kritikern heftig diskutiert, nach meiner Erfahrung haben die Bilder mehr Auflösung als die aus z. B. der Nikon D70 mit 6 Megapixel-Bayer-CCD, aber weniger als die aus der D300 mit 12 Megapixel CMOS-Sensor. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, je nach Motiv näher an 6 Megapixel oder etwas davon entfernt, 8 oder 9 Megapixel „effektive“ Auflösung könnten die 12-Megapixel-JPEGs aus der S2 Pro haben.

Die Farbdarstellung des Sensors ist auch heutzutage ohne Fehl und Tadel, Fuji als einer der größten analogen Filmhersteller der Welt legte Wert darauf, daß der „Look“ diverser Fujifilm perfekt abgebildet wurde, außerdem hat der Super - CCD im Vergleich zu den Sensoren anderer Hersteller der damaligen Zeit einen wesentlich größeren Kontrastumfang.

Die erste Chargen haben bzw. hatten Sensorschäden, weil der CCD im Auftrag von Fuji bei von Sony produziert wurde. In den Jahren 2002 bis 2004 kam es durch einen Fertigungsfehler häufig zu Schäden am Bildwandler, Boris hat das Problem hier näher beschrieben. (Link:https://www.digicammuseum.de/technik/reparatur/sensordefekte/) Jahrelang reparierte Fuji den Fehler gratis, inzwischen sind keine Tauschteile mehr verfügbar und die entsprechenden Seriennummern sollten beim Gebrauchtkauf gemieden werden. Josef Tröszter hat die betroffenen Seriennummernbereiche aufgezählt, seine Texte über den Super CCD und weitere Fuji-Kameras sind übrigens sehr lesenswert.

Das Bedienkonzept der S2 Pro ist nur wenig „menülastig“, sogar die bei der F80 kryptische Einstellung der Customfunktions (sie erfordert eine gedruckte Tabelle, da die einzelnen Parameter und Werte im Display nur mit Zahlen codiert angezeigt werden) übersetzt die Fuji auf dem rückseitigem Monitor in selbsterklärende Texte. Wer bereits mit einer analogen Nikon-SLR fotografiert hat, kommt mit der S2 fast ohne Anleitung aus.

Die vier „Softkeys“ unter dem hinteren beleuchtbarem Statusdisplay ermöglichen es, die meisten Bildparameter ohne Umweg über das Kameramenü zu verstellen, je nach Kamerabetriebszustand haben sie unterschiedliche Bedeutungen.

Das Farbdisplay ist mit 1,8 Zoll Diagonale und nur 117.000 Subpixeln aus heutiger Sicht sehr grobgerastert, eine Schärfenbeurteilung ist damit fast unmöglich.

Die Kamera hat viele Tasten und Bedienelemente, von der F80 „geerbt“ sind die Abblendtaste, hinteres und vorderes Parameter-Drehrad, der Hauptschalter um den Auslöser, dahinter zwei Tasten für Belichtungs- und Blitzbelichtungskorrektur, neben dem Schulterdisplay die Taste für dessen Beleuchtung mittels grüner LED, das Moduswahlrad mit zusätzlichen Positionen für die Custom Funktions und Empfindlichkeitseinstellung (keine ISO-Automatik), darum herum der Wählhebel für Einzelbild- und Serienbildschaltung, Selbstauslöser sowie Mehrfachbelichtung, zwei Tasten für Blitzfunktion und Bracketing und das Wahlrad für Spot- Matrix- und mittenbetont integraler Belichtungsmessung mit mittig darin angeordneter Taste für AE-/AF-Lock. Der Fujiteil der Rückseite hat weiter Bedienelemente, 4 „Softkeys“ unterhalb des Statusdisplays, die je nach dessen Anzeige unterschiedliche Funktionen haben, drei Tasten für Menu, Back und Play sowie das F80-Steuerkreuz zur Auswahl des aktiven AF-Feldes.

Lediglich die Mehrfachbelichtung ist etwas umständlich und kaum ohne Anleitung verständlich, solange der Wählschalter auf dieser Stellung steht, löst die Kamera nach Druck auf den Auslöser aus und zeigt das Bild auf dem Monitor an. Erst durch Druck auf die Taste unterhalb des Wortes „Keep“ im Fuji-Statusdisplay wird es in das temporäre Bild aufgenommen. Paßt es nicht, kann einfach erneut ausgelöst werden. Sind alle Aufnahmen gemacht, die zusammengerechnet werden sollen, muß die Taste ganz links unter dem Fuji-Statusdisplay gedrückt werden, erst dann wird die Bildkomposition gespeichert.

Im Sucher befindet sich unterhalb der eigentlichen Mattscheibe eine grün hinterleuchtete LCD-Anzeige. Dort finden sich Angaben zu Blitz, Belichtungszeit, ASA-Wert, Blende, Lichtwaage, etliche Bildparameter, Fokuskontrolle uvm.

Die Mattscheibe ist sehr hell, sie wird komplett von einer vollflächigen LCD-Folie bedeckt, mit deren Hilfe der oder die aktiven AF-Felder dauerhaft schwarz markiert werden (und bei Dunkelheit sogar kurz rot aufleuchten). Auch bei ausgeschalteter Kamera benötigt diese Folie immer etwas Akkustrom, ohne eingesetzten Akku dunkelt der Sucher insgesamt stark ab.

Auf Wunsch kann im Sucher auch ein Gitterlinien-Netz eingeblendet werden, ideal zum Gerade-Ausrichten der Kamera bei Architektur-Fotos.

Die Kamera hat ein „echtes“ und darum helles Pentaprisma, keine simple Konstruktion aus Spiegeln. Das Okular hat eine Dioptrienkorrektur, die Bildfeldabdeckung des Suchers beträgt 95%. Da die S2 Pro aber auf der Vollformat-Kamera F80 basiert, sind ein Vollformat-Spiegel und -Mattscheibe eingebaut, das kleinere APS-C-Bildfeld wird über eine Maske abgedeckt, deshalb ist ein breiter „Trauerrand“ bis zur Anzeige der Belichtungsparameter unterhalb des Bildes erkennbar und Brillenträger sehen diese Ziffern kaum.

Bei der gezeigten Kamera hat der Vorbesitzer eine Nikon-Okularvergrößerung DK-21M montiert, diese vergrößert die Bildmitte etwa 1,2-fach. Die LCD-Anzeige unterhalb des Suchers ist für Brillenträger damit leider noch schlechter sichtbar.

Weil die Okularvergrößerung allzuleicht verloren wird, da sie nur von Oben in eine Rille um das Okular eingeschoben wird, hat der Vorbesitzer sie mit Superkleber o. Ä. so gut befestigt, daß sie nicht mehr abnehmbar ist. Auch die Gummiabdeckung am Okular hat er festgeklebt, da diese eines der meistverkauften Nikon-Ersatzteile ist.

Die Speicherung erfolgt auf CompactFlash-Karten bis 2 GB. Der Schacht kann sowohl CF-Karten Typ I als auch die etwas dickeren Karten Typ II aufnehmen, somit können Microdrive oder Adapter SD-auf-CF benutzt werden. Größere Karten als 2 GB erkennt die S2 Pro nicht, da sie das Dateisystem der größeren Speicherkarten nicht versteht, es ist auch nicht per Softwareupdate nachrüstbar.

Zusätzlich ist ein Einschub für SmartMedia-Karten eingebaut, diese haben maximal 128 MB Speicherplatz und wurden nur von Fuji und Olympus in ihren Kameras benutzt. Die Speicherung auf diese Karten ist prinzipbedingt noch langsamer als auf CF-Karten.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, er klappt nach Druck auf eine Entriegelungstaste nach oben heraus und muß auch manuell wieder eingeklappt werden. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL während der Belichtung. Im Gegensatz zur Schwesternkamera D100 erfordert die S2 Pro keine der damals neuen Nikon-Blitze mit D-TTL, sondern kann mit den älteren Systemblitzen betrieben werden, die das Nikon-Matrixblitz-Meßsystem verstehen. Dieses wurde zusammen mit der Nikon F90 eingeführt, somit funktionieren alle Nikon-Blitze ab dem SB-24 bis hin zum SB-800. Ältere und neuere Nikonblitze können nicht verwendet werden, die sie das Blitzprotokoll der S2 Pro noch nicht bzw. nicht mehr kennen.

Firmware-Updates kann der Benutzer nicht selbst einspielen, das mußte stets der Fuji-Service kostenpflichtig durchführen. Und auch das Sensorreinigen ist sehr umständlich, die Kamera muß mit einem Netzteil mit Strom versorgt werden und mehrere Tasten müssen beim Einschalten in bestimmter Reihenfolge gedrückt werden. Die Anleitung dazu steht in der offiziellen Kamera-Bedienungsanleitung, Man kann sich allerdings mit einem Trick helfen: Im Kameramenü den „Bulb“-Modus freischalten, dann bleibt der Verschluss solange geöffnet, wie der Auslöser betätigt wird, dazu nimmt man sinnvollerweise einen verriegelbaren Drahtauslöser. Allerdings sollte man die Reinigung nur mit frischen Batterien machen, denn wenn der Verschluss sich schließt, wenn ein Reinigungsstab im Weg ist, werden die empfindlichen Verschlußlamellen sofort zerstört!

Das Bajonett nimmt fast alle Nikon-Objektive auf. Mit manuellen Ai- und Ais-Objektiven ist keine Fokuskontrolle und auch keine Belichtungsmessung möglich, nur die manuelle Einstellung von Zeit und Blende mit durch einen externen Handbelichtungsmesser ermittelten Belichtungsparametern.

AF-Objektive ohne eingebauten Motor werden unterstützt, da ein AF-Motor in der S2 Pro eingebaut ist. AF-S-Objektive mit eingebautem Motor können ebenfalls benutzt werden, AF-G-Objektive ohne Blendenring auch, die neuen AF-P-Objektive mit Pulsmotor und elektrisch angetriebener Blende können jedoch nicht verwendet werden. Objektive mit eingebautem Bildstabilisator (VR) funktionieren. E-Nikkore mit elektrisch betätigter Blende (z. B. einige Tilt-Shift-Objektive) können nicht benutzt werden.

Das Display kann weder gedreht noch geschwenkt werden. Das eigentliche Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt. Weil eine dSLR aber bei Wanderungen die ganze Zeit vor dem Körper herumhängt und dabei mehr oder minder heftig Kontakt zu Jackenknöpfen oder Ähnlichem hat, legte Fuji eine weitere Kunststoff-Schutzscheibe bei, die einfach aufgeklipst wurde. War diese dann verkratzt, kaufte man einfach eine Neue. Alternativ kann man auch eine Schutzscheibe aus gehärtetem Glas aufkleben, die die Zubehörindustrie in passenden Größen im Angebot hatte.

Viele Schnittstellen sind hinter unverlierbaren Abdeckungen verborgen, der Anschluß für Studioblitze wird jedoch Nikontypisch mit einer einzuschraubenden Kunststoff-Abdeckung verschlossen, dieses Teile gehört bei Nikon seit der Einführung dieser Schraubdeckel in der F90 zu den meistverkauften Ersatzteilen, da sie sich lösen können und herunterfallen und dann häufig unauffindbar sind.

Die meisten Buchsen entsprechen der jeweiligen Norm, so daß keine Spezialkabel erforderlich sind. Nur der Anschluß für die USB-Buchse erfordert ein spezielles Kabel.

Die verbaute USB-Schnittstelle entspricht dem langsamen USB-1.1-Standard und überträgt nur ca. 1 MB pro Sekunde, die FireWIre 400-Schnittstelle schafft wesentlich mehr, allerdings gibt es heutzutage kaum noch Computer mit entsprechendem Anschluß. Die Bilddateien lädt man also sinnvollerweise mit externem Kartenlesegerät von den CF-Karten. Der Drahtauslöser-Anschluß ist nicht elektrisch, sondern die F80 hat im Auslöser das klassische Gewinde für mechanische Drahtauslöser.

Die Fuji-Software für „Tethered Shooting“, also die Fernsteuerung der Kamera mit sofortigem Bildtransfer in den Computer per Kabel mußte man damals für ca. 250 Euro nachkaufen, auch dieses Programm arbeitet nur noch auf „historischen“ Betriebssystemen und Computern.

Die Kamera wurde im japanischen Nikon-Kamerawerk vormontiert und im japanischen Fuji-Kamerawerk komplettiert.

Die RAF-Dateien enthalten etwas mehr Pixel, als die meisten Konverter ausgeben, um Reservepixel des Randbereichs zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnung nutzen zu können. Freie Konverter geben bis zu 3032 x 2035 Pixel aus.

Die Kamera schreibt nur wenige interessante Details in den MakerNotes-Teil der EXIFs, ich zähle hier nicht alle auf:

  • die Bildqualität und das Dateiformat, Weißabgleich, Farbsättigung, Blitzmodus, Kontrast, AF-Modus und einiges mehr.
  • Daten zur Korrektur der Objektivfehler wie Vignettierung, chromatischen Aberrationen oder der Verzeichnung sind nicht in den EXIFs der RAWs enthalten, alle RAW-Konverter auf dem Computer haben dazu ihre eigene Datenbank. Viele heutige RAW-Konverter können auch zwischen 6 und 12-Megapixel Auflösung umschalten, allerdings erzielen manche nicht die Qualität der Fuji-Interpolation in der Kamera, manche hingegen ein besseres Ergebnis als die S2 Pro selbst.

Der Verschluss der Nikon F80 soll auf etwa 80.000 Auslösungen ausgelegt sein.

Die Zahl der Auslösungen kann der Benutzer nicht ermitteln, dies konnte nur der Fuji-Service, inzwischen dürfte diese Dienstleistung nicht mehr möglich sein, da Fuji keinerlei Reparaturmöglichkeiten für die S2 Pro mehr anbietet und die notwendige Hard- und Software mit ziemlicher Sicherheit ausgemustert haben dürfte.

Lediglich anhand des Aussehens der Kamera kann man Rückschlüsse auf die Nutzungsdauer erahnen, bei dauerhafter Benutzung wird die Struktur der angefaßten Gehäuseteile immer glatter. Die rückseitigen Tasten hingegen verlieren ihre aufgedruckte Beschriftung recht schnell, so daß abgeriebene Buchstaben auf diesen Tasten kein Zeichen für intensiven Gebrauch sind.

Die Geschwindigkeit ist für das Herstelljahr durchaus angemessen, bis zu 2,5 Aufnahme je Sekunde sind möglich, allerdings nur solange, bis der Bildpuffer gefüllt ist, dann blockiert die Kamera recht lange den Auslöser, da das CF-Karteninterface die schnellen Schreibmodi nicht beherzt und nur wenige Megabyte pro Sekunde „wegschreibt“. Insbesondere 12-Megapixel-TIFFs werden zum Geduldsspiel, die Verwendung der „historischen“ SmartMedia-Karten sollte nicht nur aus Kapazitätsgründen unterbleiben, die Schreibrate auf diese Karten ist noch viel geringer als auf die CF-Karten.

Die UVP der Fuji S2 Pro betrug ca. 3000 Euro. Der Zeitwert ist im Jahr 2022 auf ca. 30-70 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gesunken. Es sollte darauf geachtet werden, keine Kamera aus der ersten Charge zu erwerben, da diese den schnell ausfallenden Sony-Sensor hatten. Oder der Verkäufer kann nachweisen, daß der Sensor von Fuji bereits getauscht worden ist.

Beispielfotos

​​​​​​​Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als RAF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Verzeichnung wurde (sofern es das Motiv erforderte) korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Das Gehäuse der S2 Pro ist ein gehobenes Amateurmodell, es besteht äußerlich allerdings komplett aus Kunststoff, nur das das Stativgewinde und das innere Chassis ist aus Metall. Wie erwähnt, ist die Verschmelzung des analogen Nikonteils und der digitalen Fujikomponenten zwar ohne allzu störende Vorsprünge gelungen, aber es ist deutlich erkennbar, daß die Kamera nicht „aus einem Guß“ besteht, sondern aus diversen Einzelteilen zusammengeschraubt ist.

Die Bildqualität ist aufgrund des Fuji Super-CCDs und der Fuji Farbabstimmung aus heutiger Sicht durchaus als gut zu bezeichnen, auch der Kontrastumfang der Bilder ist besser als der aus vielen anderen Kameras der damaligen Zeit. Mir gefallen die Aufnahmen, sowohl Farbabstimmung als auch Kontrastumfang und Bilddynamik überzeugen mich, obwohl die S2 Pro inzwischen 20 Jahre alt ist und die Sensortechnologie und die Bildprozessoren inzwischen wesentlich besser geworden sind, werde ich die „alte Dame“ ab und zu gerne auf einen Fotoausflug mitnehmen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera, heutzutage zum ernsthaften Bildermachen noch geeignet, sofern man sich auf niedrige Empfindlichkeiten beschränkt und keine schnelle Serienbildrate benötigt.

Christian Zahn

 

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