Zorki 4

Die Zorki 4, ein weitgehend Schraub-Leica II Messsucherkameranachbau wurde von KMZ in Krasnogorsk bei Moskau von 1956 bis 1973 in über 1,7 Millionen Exemplaren produziert. Sie hat einen einfachen horizontal ablaufender Tuch-Schlitzverschluss mit den Belichtungszeiten: 1,1/2,1/4,1/8,1/15,1/30,1/60,1/125,1/250,1/500,1/1000 Sek. und B. Dazu kommt ein Selbstauslöser. Fokussiert wird über einen gekuppelten Mischbild-Entfernungsmesser mit einer Naheinstellgrenze von 1 m. Der Blitz wurde über eine PC-Buchse angeschlossen. Synchronisationszeit 1/25 bzw. 1/30 Sek. Blitzverzögerung von 0 bis 25 ms einstellbar. Wie bei der Leica ist die Rückwand abnehmbar. Die Zorki 4 misst ohne Objektiv ca. 143 x 90 x 33 mm und wiegt 600 g.

Diese Kamera ist sicher kein simpler Fallschaden. Über diese russische Zorki 4 Messsucherkamera muss etwas sehr Schweres gerollt sein. Und doch habe ich das Angebot von 16 Euro wahrgenommen, um an das lichtstarke 2/50 mm Jupiter 8 Objektiv mit (Leica) M39 Schraubanschluss zu kommen!

Erste Test-Adaption auf der spiegellosen 16 MP FUJIFILM X-E2

Trotz des ebenfalls erbarmungswürdigen Zustands funktioniert das Objektiv einwndfrei! Fürs erste Foto wurde es auf die X-E2 adaptiert, meine letzte verbleibende spiegellose Fuji. Die per M39-/Fuji X-Adapter auch schon das in kyrillischen Lettern beschriftete Industar 3,5/50 mm mit M39 mm Leica Schraubanschluss beherbergte. Ein lichtschwacher Vierlinser. Jetzt also das (vermutl.) 6-linsige, lichtstarke 2/50 mm Jupiter 8.

Sonnar-Typ

„Sonnar“ charakterisiert als Name oder Bezeichnung lange und erfolgreich produzierte Serien von fotografischen Aufnahmeobjektiven, erstmals populär geworden durch ein für Zeiss Ikon 1931 patentiertes und von Carl Zeiss Jena hergestelltes lichtstarkes 50-mm-Normalobjektiv für die Contax-Messsucherkamera. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Name „Sonnar“ bis 1990 von VEB Carl Zeiss Jena in der DDR sowie von 1954 bis 1994 als geschützte Marke durch den westdeutschen Rechtsnachfolger Carl Zeiss – seit 1947 in Oberkochen und von diesem überwiegend aus Marketing-Gründen bis heute – weiter verwendet.

Nachdem 1945 der Patentschutz durch den Zweiten Weltkrieg verloren ging, wurden Sonnar-Objektive von anderen Herstellern nachgebaut und modifiziert, insbesondere in der UdSSR (Jupiter,diverse Fälschungen) und in Japan (Zunow, Takumar,Nikkor, Serenar/Canon und andere).

Aufgrund des großen Anwendungsbereichs und der hohen optischen Leistungen der verschiedenen Typen wurden Sonnare millionenfach verkauft. Namhafte Kamerahersteller wie Pentacon, Hasselblad, Rollei, Linhof, Sinar oder Sony waren oder sind Anbieter von Objektiven mit der Bezeichnung „Sonnar“.

Quelle: Wikipedia

Das 2/50 mm Jupiter 8 ist eine Sonnar Kopie. Es zeichnet bei Offenblende relativ weich und große Blenden sind von der Fokussierung her nicht einfach zu handhaben – war irgendwo im Internet zu lesen. So gut wie jedes alte Objektiv lässt sich adaptiert auf eine spiegellose Systemkamera sicher fokussieren, wenn man auf die angebotenen Hilfen zurückgreift. Gemeint ist die Kantenanhebung (Focus Peaking) in wählbarer Farbe. Bei mir gewöhnlich Rot. Damit verliert das manuelle Fokussieren auf den Punkt seine Schrecken!

Dank neun Blendenlamellen soll beim Abblenden des Jupiter 8 immer ein ziemlich runder Kreis gebildet werden, was die Unschärfe vor und hinter dem fokussierten Hauptmotiv besonders angenehm machen soll. Das berühmt berüchtigte Bokeh.

Keine Frage, dass mir ein gleichlichtstarkes Contax-, Leica- oder Nikon Normalobjektiv lieber wäre, aber da verzehn-/verzwanzigfachen sich die Kosten gegenüber dem russischen 2/50 mm Objektiv … Was den Spaß aber nicht trübt! Fürs erste kommt das Jupiter "nur" auf die Nikon Z50 mit ihrem kleinen 15 x 23 mm APS-C-/DX-Sensor.

Nikon Z50

Schrottreif?

Im geblitzten Foto auf der Nikon Z50 sieht das Jupiter schrottreif aus. Tatsächlich ist es aber deutlich besser, wie im Foto daneben gezeigt. Zur Demonstration wurde das 50 mm Jupiter auf den M42-/Nikon Z-Adapter gelegt, der benötigte M39-/Nikon Z-Adapter ist aus China unterwegs.

Aus Neugier, weil der M39-/Nikon Z-Adapter noch auf sich warten ließ, auf der 16 MP FUJIFILM X-E2 …

Das ist ein 1:1 Crop aus den 16 MP der Fuji X-E2. Aus der Nahdistanz ca. 1 m des 2/50mm Jupiter 8. Möglicherweise nicht die Stärke des Jupiter, der Nahbereich. Bei Offenblende ist eine gewisse, aber wirklich nur minimale Weichheit zu erkennen. Die eine Blende weiter bei f/2,8 weg ist. Und die Schärfe? Es gibt eigentlich nichts zu meckern. Was unscharf ist, liegt an der geringen Schärfentiefe bei den entsprechenden Blenden. Ob das Jupiter jetzt bei f/8 genauso gut wie bei f/11 ist, habe ich nicht weiter verfolgt. Egal wie, das Jupiter eignet sich gut zum Fotografieren. Eigentlich ist es wieder eine "Enttäuschung". Da ist nichts unscharf … Ist das Jupiter einfach schon zu modern? Nein, wie wir weiter unten noch sehen werden …

Ich werde weiter auf die Jagd nach M39 Altglas gehen. Problem: Die unter Umständen kaum oder wenig vergüteten Originale von Canon, Leica, Nikon, Zeiss sind mir zum Spielen einfach zu teuer. Es wird gewöhnlich auf die russischen Nachbauen rauslaufen …  

Und nochmal mit der Fuji X-E2, "Einlegen" (Menüwahl) von virtuellem Velvia, 4 Megapixel

Es hat Spaß gemacht das 2/50 mm Jupiter 8 bei bestem Herbstwetter auf die Fuji X-E2 zu adaptieren und dann per Menü zusätzlich virtuellen Fuji Velvia "einzulegen".  Da mir draußen gleich klar war, dass Fokussieren nur auf dem Monitor der X-E2 trotz Fokus-Peaking nichts präzises wird — der E-Sucher meiner X-E2 ist defekt — wurde konsequent mit Schärfentiefe bei Blende f/11 und f/8 auf dem Jupiter 8 fotografiert. Mit Zeit- und  ISO-Automatik.

Außer der gezeigten Gegenlichtempfindlichkeit des jahrzehntealten Sonnar-Nachbaus gab es nichts zu bemängeln! Die sonstige Abbildungsqualität ist mindestens gut! Die ersten Jupiter 8 sollen von 1950 sein! Das verwendete Exemplar dürfte aus den 1960ern sein, also an die 60 Jahre alt!

Eine Auflistung und Beschreibung der russischen Zenit und Zorki Kameras sowie den zur letzteren gehörenden Objektive mit M39 Schraubanschluss bietet Guido Stader aus Basel auf seiner tollen Internetseite!

Available Light mit dem Jupiter 8: Offenblende, ISO 4000, 4 Megapixel

Auch wenn die Benutzung des Fuji X-E2 Monitors in der Dämmerung/Dunkelheit deutlich leichter fällt, was die Kantenerkennung (Fokus-Peaking) bem Fokussieren angeht, es bleibt bei einer instabilen Kamerhaltung im Smartphone-Stil. Der nächste ersthafte Available Light Rundgang mit der Nikon Z50 UND dem E-Sucher. Sobald der M39-/Nikon Z-Adapter da ist! 

Nikon Messsucherkamera-Nostalgie

Mir war gar nicht bewusst, dass mit Kauf der kaputten Zorki 4 eine gewisse Nikon Messsucherkamera-Nostalgie zurück ist! Meine lange verflossene Nikon Rangefinder-Ausrüstung bestand aus einer Nikon S und später der leider verkauften SP mit den Nikon Objektiven 1,8/35, 2/50 und 2/85 mm.

Eine Nikon Rangefinder Kamera werde ich bei den heutigen Preisen sicher nicht mehr kaufen. Denkbar ist aber ein Original RF-Nikkor. Der dann noch fällige Adapter fürs Nikon S/Contax RF-Bajonett ist für wenig Geld mittlerweile an Bord und erfolgreich ausprobiert. Statt des heute nicht mehr zu bezahlenden 1,8/35 mm R(ange)F(inder) Nikkors ist ein russischer Zeiss Biogon-Nachbau, ein 2,8/35 mm Jupiter 12 unterwegs. Das 2/50 habe ich jetzt. Dazu noch ein versenkbares 3,5/50 mm Industar 22, das auf einen flüchtigen Blick in die Leica-Welt zu gehören scheint, was nicht der Fall ist.

Zum vorhandenen 3,5/135 mm Tokina mit M42 Schraubanschluss gesellt sich mittlerweile das oben abgebildete 3,5/13,5 cm Nikkor für die Messsucherkamera!

Jatzt geht's los …

Beispielfotos, aufgenommen mit dem 2/50 mm Jupiter 8 auf der Nikon Z50, 4 Megapixel

Und noch eine Runde mit dem Jupiter 8 auf der Fuji X-E1, 4 Megapixel

November – Pardon – Sauwetter. Alle Aufnahmen mit f/2,8, ISO 1000, Zeitautomatik, RAW

ISO 3200, Offenblende

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Die Bilder dürften für sich sprechen. Man muss sich auf die alten Objektive aber schon einlassen. Nachdem ich das versenkbare 3,5/5 cm Fake-"Leitz-Elmar"/Industar 22 zuerst auf der Nikon Z50 hatte, muss ich sagen, dass ich dem Industar in Zukunft möglicherweise den Vorzug vor dem hier ausprobierten dem 2/5 cm Jupiter 8 geben werde. Mit dem richtigen Leitz Elmr machte Henri Cartier-Bresson – HCB – seine berühmten Fotos. 

Vielleicht stellt der Einsatz der diversen hier ausprobierten Objektive auf der Vollformat Nikon Z6 2021 alles auf dem Kopf. Und letztlich macht mir jedes Altglas Spaß! Getestet wurde übrigens schon immer. Wer Lust hat, kann gerne Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit gehen. Hier liegen zwei PDFs, wo man nachlesen kann, wie 1953 gestestet wurde:

Ralf Jannke, Herbst/Dezember 2020

 

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