Zuwachs für die Fuji-Super-CCD-Familie: FUJIFILM FinePix S602 Zoom

Ein mit schwer misshandelter Frontlinse, aber sonst funktionierendes Exemplar…

Blöderweise habe ich Rindvieh beim Kauf auf dem Flohmarkt den Objektivdeckel nicht abgenommen und die Kratzer gesehen, sonst hätte ich den Preis von 20 Euro für die FinePix S602 Zoom noch weiter runtergedrückt…

Fuji und der Super-CCD

Seit der digitalen Spiegelreflexkamera FUJIFILM FinePix S1 Pro von 2000 sind zahlreiche Fuji-Kameras mit diesem besonderen Fuji Super-CCD-Sensor bestückt.

Der Super-CCD-Sensor, besonders sein immer weiterentwickelter Aufbau und die Rechenweise, die aus 3- 6-Megapixelkameras und aus 6- 12-Megapixelkameras macht, wurde hier mehrfach beschrieben! Eine Abbildung der beiden Fuji Super-CCD-Sensoren finden Sie im Praxisbericht der FUJIFILM FinePix E550 von 2004.

Mehr zu den Fuji Super-CCD-Sensor-Kameras in den Praxisbeiträgen:

FUJIFILM FinePix 4700 Zoom (2000), FinePix 6800 ZOOM (2001) und FinePix M603 (2002)

FUJIFILM FinePix F601 Zoom (2002)

Digitale Spiegelreflexkamera FUJIFILM FinePix S2 Pro (2002)

FUJIFILM FinePix F700 (2003)

FUJIFILM FinePix F610 (2004) und FinePix 40i (2000)

FUJIFILM FinePix S6500fd (2006)

Jetzt also die FUJIFILM FinePix S602 ZOOM, die sich mit Vorstellungsjahr 2002 in die eben beschriebenen Kameras einreiht

Die beiden Monitoreinstellungen zeigen das ISO-Maximum bei verringerter Auflösung und die maximal möglich Qualität bei höchster Auflösung 6 Megapixel. Rohdatenaufzeichnung (RAW) gibt es nicht, bei der Einstellung 6M H(igh) wird lediglich unkomprimiert als TIFF gespeichert.

Technische Daten der FUJIFILM FinePix S602 Zoom

ISO 160/200/400 mit voller 6 Megapixel-Auflösung, Speichern auf SmartMedia-Karte (maximal 128 MB) oder CompactFlash-Karte/Microdrive 1 GB. Auf 1 GB passen rund 420 Fotos in 6 Megapixel Fine-Qualität. Videos mit Ton können mit maximal 640x480 Pixel 30 B/s VGA Qualität und AV-Format aufgenommen werden. Auf 1GB Speicher passen ca. 900 s (15 min) VGA-Video

Motiverfassung/Menüsteuerung über elektronischer Sucher mit 180.000 Bildpunkten oder 1,8 Zoll TFT Monitor mit 110.000 Bildpunkten. 2,8-3,1/7,8-46,8 mm (35-210 mm @KB) 6-fach Zoom-Objektiv. Brennweiten-Erweiterung entweder mit der dreilinsigen Wide Conversion Lens WL-FX9, die etwa 28 mm @KB Bildwinkel entspricht oder der ebenfalls dreilinsigen Teleconversion Lens TL-FX9, die die längste Brennweite des Zooms um den Faktor 1,5 verlängert. Bei beiden Vorsätzen kann der eingebaute Blitz der FinePix S602 Zoom nicht benutzt werden. Immerhin kann für diese Falle ein gewöhnlicher Computerblitz in den Zubehörschuh montiert werden. Außerdem gibt es noch den Adapter Ring AR-FX9, um 55 mm Filter aufzunehmen.

Die Entfernung kann sowohl extern über einen Sensor oder durchs Objektiv mit einem CCD-AF-Sensor automatisch gesteuert oder manuell geregelt werden. Entfernungskontrolle über einblendbare Monitorvergrößerung. Mehrfeldbelichtungsmessung über 64 Zonen. Manuelle Belichtungssteuerung oder per Programm-, Zeit- und Blendenautomatik. Belichtungskorrekturmöglichkeit +/- 2 EV in 1/3 EV-Schritten. Der eingebaute Blitz reicht maximal 5,4 m weit und bietet die üblichen Betriebsarten: an/aus, Automatik, Aufhellblitz, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion. Automatischer oder manueller Weißabgleich mit zwei Voreinstellungen und diversen Vorwahlmöglichkeiten. Belichtungszeiten je nach Betriebsart zwischen 15 und 1/10.000 s. Serienauslösug über maximal 5 Bilder in einer Sekunde, automatischem Bracketing oder Dauerauslösung mit 1.280 x 960 Pixel Auflösung. Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit. Blendenwahl von Offenblende 2,8/3,1 bis f/11 in 1/3-Stufen.

Pro-Version

Neben der hier präsentierten, "zweifarbigen" FUJIFILM FinePix S602 Zoom gab es für den britischen Markt eine komplett schwarz gehaltene Pro-Version, die neben dem Anschluss eines gewöhnlichen Drahtauslösers noch die Anschlussmöglichkeit für eine Studioblitzanlage bereithält. In Deutschland wurde die "Pro" offiziell nicht angeboten.

Frontlinse :-(

Test, Test, Test…

Ich war neugierig, wie stark sich eine derartig misshandelte Frontlinse wohl aufs fertige Bild auswirkt. Ich hätte nicht gedacht, dass es so wenig ist! Bewusst wurde maximal auf f/11 abgeblendet in den Himmel fotografiert. Ja, die üblen Kratzer sind zu erkennen. Aber nur wenn man weiß, wo nach man suchen muss. Im 6 MP-Originalbild ist es besser zu erkennen. Zu Verdeutlichung wurde hier noch am Gradationsregler geschoben und die Stellen rot markiert. Bei diesem Foto wäre es überhaupt kein Problem, die in der Unschärfe liegenden Kratzer und die beiden Sensor(?)flecken per Photoshop völlig zum Verschwinden zu bringen.

Oder anders: Bei anderen Motiven und größeren Blenden (kleineren Blendenzahlen) fallen die Objektivfehler vermutlich überhaupt nicht auf. Kein Grund mit der FUJIFILM FinePix S602 Zoom also keinen Fotorundgang zu wagen!

Das High-ISO-Fehlverhalten, ja die Tücke der FinePix S602 Zoom

Für Notfälle und Erinnerungsbildchen bei wenig Licht brauchbar, mehr nicht…

Besser wie oben gezeigt ein niedrig aufgelöstes 1,2 MP Bild ohne Verwacklung als ein verwackeltes 6 MP Foto mit maximal ISO 400. Aus dem großen Porträt wurde die Verzeichnung des Zooms per Photoshop rauskorrigiert.

Aber :-(

Einmal in den 800 oder 1600 ISO-Mode gegangen, bleibt die FinePix auch nach Rückstellung beispielsweise auf ISO 400 standhaft bei der niedrigen 1.280 x 960 Bildpunkte-, 1,2 Megapixel-Auflösung.

Erst das Studium der Bedienungsanleitung brachte Aufschluss!

Da war zu lesen: „If you hold down the “SHIFT” button and press the “MENU/OK” button, the menu is displayed but the QUALITY setting cannot be changed from “1” and NORMAL.“ In der High-ISO-Einstellung kann nach gemeinsamer Betätigung von „SHIFT“ und „MENU/OK“ also weder die Auflösung von 1 (für 1,2 Megapixel) auf andere Werte noch die Qualität von N(ORMAL) auf F(ine) erhöht werden. 

Um bei ISO 160/200/400 wieder auf die 6 Megapixel Fine-Einstellung zu kommen, brauche ich aber genau diese Schalterkombination! Nach Anwahl von ISO 160/200/400 müssen der „SHIFT“ und der „MENU/OK“-Schalter gemeinsam gedrückt werden, um in die Auflösungs-/Qualitätswahl zu kommen. Nach Loslassen des „MENU/OK“-Schalters kann dann per Wippe das Gewünschte eingestellt und mit OK bestätigt werden. Umständlicher geht’s nicht!

Nun gut, die klobige FinePix S602 Zoom wird für mich nicht unbedingt eine Lieblingskamera. Aber ärgerlich ist dieses Verhalten schon. Warum geht die Kamera nach Benutzung der High-ISO-Modes nicht einfach in die hohe 6 Megapixel-Auflösung zurück? Deshalb haben die beiden letzten Bildchen der oben gezeigten Reihe auch nur 1,2 Megapixel. Abgesehen davon, dürfte der Riesenteil auch dieser Kameraklasse reine Knipskameras gewesen sein. So wie eine hochwertige DSLR, die ihr ganzes Leben im Komplett-Vollautomatik-Modus verbringen mussten… Kein Wunder, dass bei so einer Denkweise das Smartphone seinen Siegeszug antrat.

Qualitäts-Test

TIFF vs. JPEG/JPEG FINE vs. JPEG BASIC

Wie schon erwartet, bringt bei diesen Kameras eine unkomprimierte TIFF-Datei gegenüber der komprimierten JPEG FINE-Datei nicht mal bei der unsinnigen400 Prozent Monitorvergrößerung einen erkennbaren Qualitätsgewinn – erster Screenshot. Dafür aber viel zu lange Speicher- und Betrachtungszeiten…

Und der Unterschied JPEG FINE gegen JPEG BASIC – zweiter Screenshot – ist selbst bei der hohen 300 Prozent Monitorvergrößerung eher philosophisch…

Ich habe nicht recherchiert, kann mich aber an astronomische Preise für Speicherkarten in 2002 erinnern. Und dann war es nicht verwerflich JPEG NORMAL oder gar JPEG BASIC zu wählen, wenn der Speicher knapp wurde.

Und jetzt in voller Schönheit, besonders rechts…

Vom Stativ, mittlere Brennweite 28,6 mm (132 mm @KB), ISO 160, Zeitautomatik, Blende 8, Selbstauslöser, 1/4 s Belichtungszeit. An dem Foto wurde nichts retuschiert, sprich die oben gezeigten Auswirkungen der Kratzer auf der Frontlinse spielen bei diesem und vergleichbaren Motiven und auch schon ordentlich auf f/8 abgeblendet tatsächlich keine Rolle!

Beim Motiv handelt es sich um die DDR Kleinbild-Faltbalgenkamera Belca Multina mit verstellbaren optischen Sucher für den Parallaxenausgleich aus den 1950er Jahren. 

Jetzt fehlt nur noch der Spaziergang mit der FUJIFILM FinePix S602 Zoom:

Das war so nicht geplant: Ostern 2018 mit extrem fotogenem Wintereinbruch

War ich einen Tag vorher noch mit der Casio QV-100 losgezogen, um ein paar letzte Wintereindrücke festzuhalten, konnte keiner ahnen, was einen noch an Schnee erwartet. Wenige Tage vor Ostern! Diesmal hatte die Regel: „Winterreifen von O bis O – Oktober bis Ostern“ ihre Berechtigung. Gründonnerstag 15.00 Uhr sollte es anfangen zu schneien, hatte der schwedische Wetterdienst SMHI angekündigt. Punkt 15.00 Uhr fielen die ersten Flocken. Nach vielleicht 2 Stunden sind wir dann im Schneetreiben los Richtung Meer… Und bis Dienstag nach Ostern gab es mehrmals Schnee! Der Frühling begann erst "Ostermittwoch"…

Hält die Fuji das aus?

Ich hatte leise Zweifel, da ich die FinePix S602 Zoom praktisch ungeschützt durch den Schneefall nahm. Sie war nass. Wieder zu Hause, wurde sie trockengewischt und mit ausgefahrenem Objektiv, offenem Blitz, offenen Batterieteil (ohne Akkus!) unter ein Gebläse gelegt. Nach ausgiebiger Trocknung funktioniert bis jetzt alles.

Fotografiert wurde mit Programmautomatik bei ISO 160 und passenden Zoom-Brennweiten. Um die gewisse Bläue des Schnees rauszubekommen wurde jede Aufnahme mit der automatischen Tonwert-/Farbkorrektur von Photoshop für meinen Geschmack verbessert. Und um hier Platz zu sparen, die Auflösung auf 1.800 x 1.350 Pixel reduziert und in der Photoshop JPEG-Qualität 7/8 gespeichert. 

Nach Rausfinden und Ausschalten der High-ISO-Tücke eine nette Sammelkamera. Oder sagen wir: Liebe auf den dritten Blick. Irgendwie wirkt die Bridge-Kamera schrullig bis knuffelig, aber die ziehe ich zum etwas bewussteren Fotografieren jedem Smartphone vor! Lässt man die 6 Megapixel FUJIFILM FinePix S602 Zoom im "normalen" ISO-Bereich bis 400, gehört die FinePix S602 Zoom auf jeden Fall in die Liste der "Auch heute zum Fotografieren brauchbare (alte) Digitalkameras"!

Ralf Jannke Februar/März 2018

 

Kommentare (3)

  • mips
    mips
    am 16.12.2018
    I still have my s602 in a box somewhere, was a great camera back in the day!
  • Pepe
    Pepe
    am 03.11.2022
    Mein S7000 (der deutsche Ableger mit Drahtauslöseraufnahme und in schwarz) habe ich 2006 gekauft als erste Digicam vom hart ersparten Studentengeld und ersten Gehalt.
    Das Teil hat viel mitgemacht und als Modellbauer liebe ich Ihre Makros! Objektiv ans Objekt halten (!) SuperMakro machen und staunen.
    Zudem hat sie in der WErkstatt die Restauration eines Autos begleitet und immer Ihren Dienst getan, bis sie durch ein Smartphone verdrängt wurde.
    Mein Hauptkritikpunkt war die hohe Stromaufnahme und damit der Akkuverbrauch. Ich hatte immer 3 Sätze Akkus dabei, was bei Mignon AAs Gewicht und die bekannten Probleme mit NiMHs mitbrachte. Aber das Problem ist selbstgemacht weil ich eine Kamera mit AAs wollte um Im Urlaub mal Fallback zu haben. Fallback nie gebraucht, aber die ganzen CoolPix und Sony KOmpaktkameras meiner Frau haben alle Ihre Akkus gefressen. Heute (2022) ist leider der Bildsensor im Eimer. Ein Ersatz ist viiel zu teuer.
    Vllt mach ich sie trotzdem mal auf...
  • Michael
    Michael
    am 18.07.2023
    Heute eine in netter Schulter Tasche und Stativ im Elektro Schrott auf der Straße gefunden, bin gespannt ob sie funktioniert.. Danke für den Bericht und die zusammengetragen Infos.

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