HP Photosmart C500

Hier stelle ich eine digitale Kamera vor, die möglicherweise nicht von HP gebaut wurde, sondern nur (mit-)entwickelt und vertrieben. Als Besonderheit hat sie das Kamera-Betriebssystem Digital, das herstellerübergreifend verwendet wurde, unter anderem auch in einigen Kodak. und Fujifilm-Digitalkameras. Boris hat dieC500 hier bereits vorgestellt, Ralf Jannke hat einen Bericht verfaßt.

Spezifikationen

  • Die Frühjahr 2000 vorgestellte Hewlett Packard Photosmart C500 ist 153 x 85 x 64 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 370 g.
  • Der ca. 1/2,5“ CCD-Sensor mit Pixelpitch 3,4 µm löst maximal 1.600 x 1.200 Pixel auf (2,1 Megapixel). Die Sensorempfindlichkeit ist fest eingestellt und ist leider nicht bekannt, dürfte aber um 50 bis  100 ASA betragen. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf CompactFlash-Karten (max. 512 MB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,8“ TFT LCD Monitor angezeigt, zusätzlich ist ein optischer Sucher vorhanden. Außerdem ist ein SW-Status-Schulterdisplay vorhanden.
  • Das Objektiv ist ein 1:2,8-4,6/6,9-20,7mm (38-115mm @KB) Dreifachzoom
  • automatische Entfernungseinstellung durch aktiven Infrarot-AF, AF-S oder AF-C möglich
  • Belichtungssteuerung Vollautomatik, Belichtungszeiten 2 bis 1/1000 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 10
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung über 3 Mignonzellen und Pufferbatterie CR2025 für Uhrzeit und Einstellungen

Besonderheiten

Hewlett Packard wurde bereits 1939 in einer Garage im heutigen Silicon Valley in Palo Alto, Kalifornien, USA, gegründet. William Hewlett und David Packard bauten als erstes Produkt einen Tonfrequenzgenerator, zu den ersten Kunden zählte Walt Disney. Später baute HP elektronische Messgeräte, 1972 den ersten wissenschaftlichen Taschenrechner mit umgekehrter polnischer Notation HP35. Diese ist für den Menschen ungewöhnlich (statt „33 + 44 =„ tippt man an einem HP-Taschenrechner „33 (Enter) 44 (Enter) +“ und bekommt sofort das Ergebnis angezeigt.

Von etwa 1997 bis 2007 vertrieb HP auch digitale Kameras, die sie sich zu Anfang von Konica bauen ließen, spätere Modelle scheinen von HP selbst (mit-)entwickelt worden zu sein, sind aber wahrscheinlich als Auftragsfertigung von einem anderen Hersteller gebaut worden. So ist z.B. die HP C912 eine Pentax El-2000. In wie weit die Photosmart C500 von HP entwickelt und gebaut wurde oder ob es eine reine OEM-Produktion eines fernöstlichen Auftragsfertiger ist, kann heute nicht mehr ermittelt werden. Die Kamera ist „Made in Malaysia“.

Photosmart hießen alle HP-Digitalkameras, die allererste noch ohne Zahl dahinter, die späteren bekamen auch einen Buchstaben und eine dreistellige Zahl als Typbezeichnung.

Die Photosmart C500 ist eine recht einfache Kamera, sie bietet nur sehr wenige Einstellmöglichkeiten und verläßt sich größtenteils auf Automatikfunktionen. Der Benutzer kann die Kompression (kombiniert mit der Bildgröße) einstellen sowie den Selbstauslöser und die Blitzzuschaltung umschalten. Außerdem können wenige Bildparameter verändert werden, z. B. der Weißabgleich.

Als Bedienelemente sind ein Steuerkreuz vorhanden, drei Taster für Menu, Overall und Displayumschaltung, ein Auslöser, der Taster zum Ein- und Ausschalten, Knöpfe für Blitzmodus und Auflösung, ein Wahlrad für Aufnahme, Wiedergabe und Anschluß an den Computer, und unterhalb des Farbbildschirms drei Softkeys mit unterschiedlicher Bedeutung je nach angezeigtem Menüpunkt. Auf der Oberseite ist ein SW-LCD-Display eingebaut, auf ihm werden die wenigen verstellbaren Bildparameter angezeigt sowie die verbleibenden möglichen Aufnahmen auf der Speicherkarte.

Das Kameramenü ist bunt und verspielt, außerdem verteilen sich die Einstellmöglichkeiten auf recht unübersichtlich verteilte Unterpunkte, manches muß gesucht werden oder erschließt sich erst nach Blick in die Bedienungsanleitung.

Die Stromversorgung erfolgt mit drei fast überall erhältlichen Migonzellen. Wie bei vielen Kameras der damaligen Zeit, die Rundzellen benutzen, sind die Haltenasen der Batteriefachklappe zu klein dimensioniert. Da im Laufe der Jahre durch Alterung der Kunststoff spröder wird, brechen sie unter dem Druck der Batterieandruckfedern. Darum der bei solchen Kameras übliche Rat, das Batteriefach durch Unterschrauben einer Blitzschiene zu entlasten oder mit Panzertape zuzukleben.

Als Pufferbatterie bei entnommenen oder leeren Hauptbatterien ist eine wechselbare Lithiumzelle CR2025 in einem separatem Fach untergebracht.

Das Objektiv fährt im ausgeschalteten Zustand ein, der Kameradeckel muß danach von Hand aufgesetzt werden, vor dem Einschalten muß er ebenfalls manuell abgenommen werden, ansonsten kann nichts aufgenommen werden. Vor der Frontlinse sitzt eine vergütete Schutzscheibe aus Klarglas, beim Zoomen verändert sich die Baulänge des Tubus nicht, alle Baugruppen bewegen sich hinter der Schutzscheibe.

Das abschaltbare Display ist sehr klein und nicht sehr hochauflösend, es reicht nur zur Bildausschnitts-Wahl, aber kaum zur Schärfebeurteilung, außerdem ist draußen bei Sonnenlicht kaum etwas zu erkennen, vermutlich weil Displaypanel und Hintergrundbeleuchtung im Lauf der über 20 Jahre seit Herstellung deutlich gealtert sind.

Zusätzlich ist ein optischer Durchsichtsucher mit Dioptrienkorrektur vorhanden, der wie allgemein üblich weniger zeigt, als auf den Aufnahmen zu sehen sein wird. Das Ins-Bild-Zoomen während der Bildwiedergabe auf dem Display wird nicht mit der Zoomwippe gemacht, sondern umständlich über ein Menu und Auswahl der Vergrößerung.

Das Statusdisplay an der Kamera-Oberseite scheint von einer analogen Kleinbildkamera abzustammen, das Symbol für die eingelegte Speicherkarte ist eine KB-Patrone und keine stilisierte CF-Karte.

Die Empfindlichkeit des Sensor kann nicht eingestellt werden, die Kamera nennt weder im Menu noch in den EXIfs die wirkliche Empfindlichkeit, auch das Kameramanual verrät diese Angabe nicht.

Für die Schnittstellen sind teilweise Spezialkabel erforderlich. USB und serielle Schnittstelle sind kombiniert und nutzen eine Mini-DIN-Rundbuchse mit 8 Kontakten, zwischen ihnen muß im Kameramenu umgeschaltet werden. Video und Netzteil hingegen verwenden übliche Standard-Buchsen.

Es ist eine Sende- und Empfangseinheit eingebaut, die dem HP JetSend-Standard entspricht. Damit konnten Bilder an kompatible Geräte übertragen werden, z. B. damalige HP Deskjet- bzw. Laserjet-Drucker, HP-Notebooks oder andere HP-Kameras. Heutzutage ist diese Schnittstelle obsolet, die Übertragung ist langsam und es gibt kaum noch funktionsfähige Geräte, die diese Schnittstelle eingebaut haben.

Das Kamerabetriebssystem basiert auf dem etwa 1998 vorgestellten System „Digita“ der Firma Flashpoint. Es war als herstellerbegreifendes System geplant, letztlich basieren jedoch nur einige Digitalkameras von Kodak, HP und Minolta darauf. Die Anforderungen an den Kameraprozessor waren vermutlich höher als bei herstellereigenen Systemen, alle Digita-Kameras arbeiten recht gemächlich und das Design der Menüs ist aus heutiger Sicht bunt und verspielt. Immerhin können eigenen Skripte und Programme auf der Speicherkarte abgelegt und von der Kamera ausgeführt werden. Findige Programmierer haben sogar Computerspiele für Digital umgesetzt, z. B. den Egoshooter „Doom“, der auf dem Farbdisplay mit Hilfe des Steuerkreuzes als Joystick gespielt werden kann.

Außerdem kann die Kamera mit Hilfe des Digita-Programmes für Apple Macintosh- und Windows 98-Computer umfangreich fernbedient werden, inkl. der Liveanzeige des Bildes am Rechner.

Vermutlich 2003 wurde die Weiterentwicklung von Digita beendet, Flashpoint entwickelte danach eine P2P-Plattform, also Peer-to-Peer (Nutzer zu Nutzer). Sonderlich erfolgreich scheint diese jedoch nicht gewesen zu sein. Leider ist der Hersteller des DigitaOS längst nicht mehr existent, so daß Links zu Skripten und Programmen heute fast immer im „Nichts“ enden, lediglich mit Hilfe der Wayback-Machine von Archive.org können die alten Seiten noch angesehen werden, wenn man ihre URLs kennt.

Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten Typ I bis 512 MB, auch wenn diese zum Herstellzeitpunkt nur bis etwa 16 MB erhältlich und erst wesentlich später preiswerte Karten mit 128 bzw. 256 MB Kapazität zu kaufen waren. Karten größer 512 MB werden mit Fehlermeldung „X“ in der KB-Patrone des Statussymbols angezeigt, die Kamera möchte sie formatieren, dieses sollte jedoch unterlassen werden.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtung erfolgt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht TTL durch das Objektiv, sondern mittels einer klassischen Blitzmessung mit eigener Meßzelle, unterhalb der Blitzröhre ist eine solche Meßzelle erkennbar.

Die Kamera schreibt kaum Angaben in die MakerNotes der EXIFs jedes aufgenommenen Bildes, lediglich die Bildgröße in Pixeln,der Hersteller und das Kameramodell. An den genormten Stellen der EXIFs finden sich Angaben zu vielen Aufnahmeparametern, darunter die wahre (ungerundete) Belichtungszeit, die wirkliche Blende, Angabe der Fokusentfernung in Metern usw.

Die in der Statusanzeige der Kamera genannte Zahl der Auslösungen bezieht sich immer nur auf die eingelegte Speicherkarte, nicht auf die Gesamtzahl, die die Kamera insgesamt angefertigt hat.

Die UVP der Photosmart C500 betrug etwa 1500 DM (750 Euro). Ich bekam das gezeigte Exemplar 2023 vom Editor dieses Textes geschenkt, der Zeitwert liegt bei ca. 5 bis 25 Euro je nach Zustand und Lieferumfang.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei der festen unbekannten Empfindlichkeit, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel beschnitten. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Die Belichtungsangaben in den Bildern ist gerundet, die Kamera gibt die wahren krummen Werte aus.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Photosmart C500 besteht aus billigen Plastikteilen. Alles, was metallisch schimmert, ist lediglich silber lackierter grauer, weißer oder schwarzer Kunststoff. DAs design wirkt recht hausbacken, die Kamera ist ein „Ziegelstein“ von Aussehen und Gewicht her, einige Zierelemente sind verspielt und eigentlich zweckfrei, z. B. die rundliche Abdeckung zwischen Schulterdisplay und den Bedienelemente der Oberseite, deren graue Flecken an ein Tierfell erinnern.

Das Objektiv ist ein Dreifach-Zoom, seine optische Qualität erreicht die für die 2 Megapixel benötigte Bildgüte. Der Sensor „brennt“ relativ viel aus, denn der Kontrastumfang aufgrund des Sensordesigns des Jahres 2000 erheblich geringer als bei aktuellen Kameras, im Vergleich zum Marktumfeld von damals schlägt er sich aber recht gut. Auch Farbtreue und Bildschärfe sind für den Herstellzeitraum als gut zu bezeichnen, heute Ansprüche mag die C500 jedoch nicht zu erfüllen.

Die Objektivverzeichnung ist recht gering, damals wurden solche Bildfehler noch nicht durch den Bildprozessor korrigiert.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch recht interessante Kamera (weil Digita-Betriebssystem), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen aufgrund der geringen Auflösung ungeeignet.

Christian Zahn

 

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