HP Photosmart, Hewlett Packards erste Digitalkamera, Kurzvorstellung

Hier stelle ich die erste digitale Kamera von HP vor. Sie wurde nicht von HP gebaut, sondern nur mitentwickelt und vertrieben. Auch Boris hat ein Exemplar.

Ralf hat die HP mehrfach vorgestellt:

Spezifikationen:

  • Die Herbst 1997 vorgestellte Hewlett Packard Photosmart ist 153 x 84 x 67 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 465 g.
  • Der 1/3“ CCD-Sensor (4,8 x 3,6 mm) löst maximal 640 x 480 Pixel auf (0,3 Megapixel Rohdaten). Die Sensorempfindlichkeit soll ca. 100 ASA sein. Videos sind mit nicht möglich. Bilder werden auf PhotoMemoryCards-Karten (max. 8 MB) gespeichert, möglicherweise im Rohdatenformat.
  • Das Motiv wird über einen Durchsichtssucher angepeilt, zusätzlich ist ein Statusdisplay vorhanden.
  • Das Objektiv ist eine 1:2,8/6,0mm (4,3mm @KB) Festbrennweite
  • Entfernungseinstellung Autofokus
  • Belichtungssteuerung Vollautomatik, Belichtungszeiten 1/30 bis 1/1000 sek.. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 8
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung über 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Hewlett Packard wurde bereits 1939 in einer Garage im heutigen Silicon Valley in Palo Alto, Kalifornien, USA, gegründet. William Hewlett und David Packard bauten als erstes Produkt einen Tonfrequenzgenerator, zu den ersten Kunden zählte Walt Disney. Später baute HP elektronische Messgeräte, 1972 den ersten wissenschaftlichen Taschenrechner mit umgekehrter polnischer Notation HP35. Diese ist für den Menschen ungewöhnlich (statt „33 + 44 =„ tippt man an einem HP-Taschenrechner „33 (Enter) 44 (Enter) +“ und bekommt sofort das Ergebnis angezeigt.

HP stellte im Lauf der Jahre auch etliche Computer her, darunter Mainframes für Rechenzentren, aber auch „Kleincomputer“ für das Büro. Nachdem der IBM-PC erfolgreich war, stellte HP ebenfalls Computer mit MS-DOS und später Windows her, darunter auch „Workstations“ mit überdurchschnittlicher Rechen- und Grafikleistung zu gehobenen Preisen. Die HP-Laserdrucker und HP-Tintenstrahldrucker stellten für längere Zeit den Standard dieser Klassen, der Laserwriter 6 oder der Deskjet 500C waren zwar recht teuer, aber dank enorm überdimensioniertem mechanischem Aufbau fast unverwüstlich. Viele Drucker anderer Hersteller „emulierten“ die Funktionen dieser Geräte und ließen sich mit HP-Treibern benutzen.

HP – made by Konica ;-)

Eine Konica Q-EZ ist nicht im Museums-Bestand. Also wurde sie einfach nach Vorlage der vorhandenen HP per Photoshop "gebaut". Sie dürfte der richtigen Q-EZ optisch sehr nahe kommen ;-)

Von 1997 bis 2007 vertrieb HP auch digitale Kameras, die sie sich zu Anfang von Konica bauen ließen, spätere Modelle scheinen von HP selbst (mit-)entwickelt worden zu sein, aber wohl immer als Auftragsfertigung von einem anderen Hersteller gebaut worden zu sein. So ist z.B. die HP C912 eine Pentax El-2000.

Die hier gezeigte Kamera trägt die Bezeichnung Photosmart, auf dem Typenschild wird sie als C5340A bezeichnet. Sie wurde wie erwähnt von Konica gebaut, die sie als Q-EZ verkauften. Sie sind weitgehend baugleich, lediglich die Anzeige auf dem hinteren Display unterscheiden sich etwas.

Photosmart hießen alle HP-Digitalkameras, die allererste noch ohne Zahl dahinter, die späteren bekamen auch einen Buchstaben und eine dreistellige Zahl als Typbezeichnung.

Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Migonzellen. Sowohl Akkus als auch Batterien können verwendet werden. Laut Handbuch schafft ein frischer Satz ca. 500 Aufnahmen ohne Blitz.

Das Objektiv liegt vertieft, aufgedruckt ist das 37mm - Filtergewinde und die Angabe „Autofokus-Macro“ und die Offenblende 1:2,8, die Brennweite hingegen nicht, diese steht nur in der Bedienungsanleitung.

Das Motiv wird durch den optischen Durchsichtsucher angepeilt, der wie allgemein üblich weniger zeigt, als auf den Aufnahmen zu sehen sein wird. Das weiße Fenster auf der Vorderseite neben dem Sucher dient der „Beleuchtung“ der eingespiegelten Bildfeldbegrenzung durch Umgebungslicht. Wie von analogen Kompaktkameras gewohnt zeigt eine grüne LED eine erfolgreiche Scharfstellung an, eine rote LED die Blitzbereitschaft.

Das Statusdisplay ist ein wenig „neckisch“ ausgeführt, die Speicherkarte wird als Kleinbildpatrone symbolisiert, die Bildspeicherung durch von der Patrone zu den Bildsymbolen danebenliegenden Fotosymbolen visualisiert. Anzeigen lassen kann man sich die Aufnahmen nicht in der Kamera, nur am heimischen Rechner.

Übrigens: die „112“ auf dem Display bedeutet weder, das bereits 112 Aufnahmen auf der Karte sind oder noch 112 Bilder daraufpassen. Sondern: 1 Aufnahme „geht noch rein“, 12 sind schon „im Kasten“. Bei maximaler Bildqualität sind nämlich nur 4 (vier!) Aufnahmen auf die 2 MB-Karte möglich! Und die KB-Patrone gibts nur bei HP, die Q_EZ zeigt ein einfaches Rechteck, das die Karte symbolisieren soll.

Die Bedienelemente sind auf das notwendigste reduziert, oben gibt es neben dem Hauptschalter den Auslöser, hinten eine Taste für den Blitzmodus, eine für den Selbstauslöser, eine weitere für Belichtungskorrekturen (die ohne Bildanzeige allerdings eher geringen Sinn machen), einen versenkten Knopf für die Auflösung und Bildgüte und einen weiteren versenkten Knopf für das Löschen aller Bilder auf der Karte.

Für die Schnittstellen sind keine Spezialkabel erforderlich, das Netzteil hat einen üblichen Hohlstecker und die serielle Schnittstelle hat eine RS-422-Buchse in MiniDIN-Ausführung, wie sie damals bei Apple-Macintosh-Computern üblich war.

Als Speichermedium dienen PhotoMemoryCards-Karten bis 8 MB. Diese Karten waren eine „Zweitagesfliege“, über die das Internet heutzutage nicht viel weiß. Die Karten wurden von Intel als „Flash Memory Miniature Card“ 1995 entwickelt, als Speicherkarte für Bilder wurde sie nur in der Konica und der HP genutzt, sie ist quasi eine „Winzversion“ einer PCMCIA-Karte. Gegen die wesentlich verbreiterte CompactFlash-Karte konnte sie sich nicht durchsetzen und verschwand bald vom Markt. Dabei ist sie eigentlich etwas besser konstruiert als die CF-Karte, denn die Kontakte werden beim Einlegevorgang nicht gesteckt, sondern nur aufgedrückt, was geringeren Verschleiß bedeutet. Und ähnlich wie später die SD-Karten hat die PhotoMemoryCard einen Schreibschutzschieber gegen versehentliches Löschen oder Überschreiben.

Weil die Karten heutzutage so exotisch sind, gibt es nur eine Möglichkeit, an die Bilder zu kommen: Anschließen der Kamera an einen historischen Computer mit alten Betriebssystem (Windows 95 oder 98) und Herauslesen der Aufnahmen mit der HP- bzw. Konicasoftware. Beide Programme sind bis auf die Herstellerlogos identisch und erkennen sowohl die Photosmart als auch die Q-EZ.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtung erfolgt mit ziemlicher Sicherheit nicht TTL, sondern durch eine klassische Blitzmessung mit eigener Meßzelle oder vielleicht völlig ohne Belichtungsmessung mit immer „Vollast“ abfeuernder Blitzleuchte.

Die UVP der Photosmart betrug ca. 800 DM (400 Euro). Ich bekam das gezeigte Exemplar 2024 vom Editor dieser Zeilen geschenkt.

Beispielfotos, aufgenommen 2016 und 2024 von Ralf Jannke

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Photosmart besteht aus billigen Plastikteilen. Aber damals zählten die teuren „inneren“ Werte und nicht ein hübsches Äußeres.

Ein Urteil über die Bildqualität will ich nicht geben, sie entspricht dem, was man von 0,3 Megapixeln und einem fast 30 Jahren alten Sensor erwarten kann.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch hochinteressante Kamera (weil allererste HP-Digitalkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen aufgrund der Bildgröße und der Ausleseproblematik ungeeignet.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben