Kodak DC210 Kurzbericht

Hier stelle ich eine recht frühe Digitalkamera vor, Ralf Jannke hat diese Kamera ebenfalls mit einem Bericht gewürdigt und auch Boris zeigt die DC210.

Spezifikationen

  • Die 1997 vorgestellte Kodak DC210 ist 136 x 81 x 50 mm groß und wiegt 430 g.
  • Der 1/2,7“ CCD-Sensor löst maximal 1152 x 864 Pixel  = 1 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit ist fest, aber unbekannt. Bilder werden als JPEGs oder FlashPix auf CompactFlash-Karten bis ca. 2 GB gesichert.
  • Das Objektiv ist ein 1:4-4,7/4,4-8,8 mm Zweifachzoom (ca. 29-58mm mm @KB).
  • Das Motiv wird über einen Realbildsucher angepeilt, zusätzlich ist ein Display zur Bildanzeige sowie für die Menüführung und ein SW-Schulterdisplay für Statusanzeigen vorhanden.
  • Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Belichtungszeit 1/30s bis 1/4000s.
  • interner Blitz, ca. Leitzahl 8
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

  • DC210 bedeutet „Digital Camera“ Typ 210.
  • Kodak war ein Pionier der Digitalkameratechnologie, bereits 1975 entwickelte ein Kodak-Ingenieur eine der ersten Digitalkameras, sie speicherte die SW-Bilder auf eine Compact-Cassette. 1991 verkaufte Kodak die erste kommerziell erhältliche Digitalkamera, die auf der Nikon F3 basierende DC-100 mit 1,3 Megapixel-Sensor. 1996 stellte Kodak mit der DC20, die erste wirklich preiswerte Massenkamera vor, die später erschienen andere digitalen Kameras von Kodak waren dann nicht mehr innovativ, sondern eher „mee-Too“-Geräte, die lediglich zugekaufte Auftragsproduktionen waren.
  • Die DC210 gehört in die Klasse der frühen Massen-Kompaktkameras. Kodak hat sie nur vertrieben, entwickelt und hergestellt hat sie Chinon in Japan (wobei diese Firma damals bereits ein Kodak-Tochterunternehmen war). Der Sensor ist eine Kodak-Eigenentwicklung, seine Empfindlichkeit ist mir nicht bekannt.
  • Das Gehäuse ist zwar schon etwas „konventioneller“ gestaltet als etliche frühere Kodak-Kameras (die im „Ziegelstein“- oder „Feldstecher“-Format daherkommen), aber die knubbelige Rundung oberhalb des Objektivs wirkt heutzutage durchaus verspielt.
  • Die Stromversorgung erfolgt mit fast überall verfügbaren Mignonzellen, sowohl Alkali-Batterien als auch NiMh-Akkus können verwendet werden. Nach jedem Batteriewechsel müssen Datum und Uhrzeit erneut eingestellt werden. Möglicherweise hat die Kamera das früher mit einem kleinen Pufferakku überbrückt und der ist durch lange Lagerung defekt. Sämtliche Kamera-Einstellungen merkt sich die DC210 hingegen in einem kleinen Flash-Speicher, nach Akkuwechsel bleiben sie erhalten.
  • Die DC20 hat einen internen Blitz, die Blitzbelichtungssteuerung erfolgt vermutlich durch einen Sensor in der Nähe des Objektivs und nicht TTL.
  • Als Schnittstelle gibt es eine damals übliche serielle Klinkenbuchse (USB wurde erst ab etwa 2000 benutzt). Die zum Auslesen der Bilder notwendige Software läuft nur auf historischer Rechentechnik, die Mac-Version erfordert einen Rechner mit serieller Schnittstelle und klassisches MacOS; das Windows-Programm läßt sich immerhin von Win 3.1 bis Windows 98 betreiben (das funktioniert sogar virtualisiert auf aktueller Hard und-Software mit angeschlossenem USB-nach-Seriell-Adapter). Außerdem ist eine Video-Out-Klinkenbuchse und eine Netzteilbuchse vorhanden.
  • Der CCD-Sensor hat etwa 1 Megapixel, was aus heutiger Sicht nicht viel ist, damals aber in Anbetracht der üblichen 640x480-Kameras schon als „hochauflösend“ bezeichnet wurde.
  • Die Bilder werden entweder als JPEGs oder als FlashPix (Endung *.fpx) auf CompactFlash-Karten abgelegt. Auch die zum Herstellzeitpunkt noch nicht erhältlichen Karten mit 2 GB funktionieren, größere Karten erkennt die Kamera jedoch nicht. Das Dateisystem entspricht noch nicht dem heute üblichen „DCIM“-Schema, die Bilder landen in einem Ordner „DCIMAGES“. Die meisten Betriebssysteme bzw. Bildsicherungsgeräte wie mobile „Bildertanks“ erkennen darum auf der Karte keine Bilder automatisch, aber mit etwas manueller Hilfe (durch Navigation in den Ordner) werden sie dann doch gefunden.
  • Auch die in jedes Bild eingebetteten EXIFs sind sehr rudimentär: es findet sich die wahre Blende, Brennweite und Belichtungszeit, der Kameraname (inkl. Firmwarestand!) und die Blitzbenutzung. Heutzutage ausufernd ausführliche MakerNotes sind nicht vorhanden.
  • Flashpix ist ein pyramidenförmiges Bildformat, in dem ausgehend vom großen Ursprungsbild etliche jeweils in Höhe in Breite halbierte weitere Bilder eingebettet sind. Dieses Format hat ein Konsortium um Kodak im Jahre 1995 entwickelt, um zu den Anfängen des Internetzeitalters jeweils zur Übertragungsgeschwindigkeit und Anzeigengröße des Browsers passende Bildgrößen ausliefern zu können. Durchgesetzt hat es sich nicht und heutzutage können nur noch wenige Programme mit diesem exotischen Bildformat etwas anfangen. Ich rate dringend dazu, die Bilder der DC210 als JPEG aufzunehmen!
  • Die Kamera hat relativ wenige Tasten, in der Nähe des Statusdisplays sind je ein Knopf für Blitzfunktionen, Makromodus und den elektronischen Selbstauslöser angebracht. Alle diese Einstellungen können aber auch per Menu vorgenommen werden.
  • Um das Farbdisplay sind vier Cursortasten und ein „OK“-Knopf angeordnet, jedoch nicht als heutzutage übliches Steuerkreuz. Zwischen Aufnahme, Wiedergabe, PC-Anschluß und Menüeinstellung wird mit einem großen Drehrad umgeschaltet, außerdem gibt es noch den Auslöser und den Taster zum Ein- und Ausschalten mit Kontroll-LED.
  • Nach dem Einschalten „bootet“ der Kameraprozessor mehrere Sekunden, solange passiert erstmal gar nichts, man denkt schon, die DC210 ist defekt. Aber nach etlichen Sekunden leuchtet dann doch die Status-LED neben dem Sucher bzw. das Farbdisplay zeigt das Menu an.
  • Die Kamera hat Fixfokus, trotzdem vergeht nach dem Drücken des Auslösers und dem Anfertigen des Bildes eine recht große Zeitspanne, auch das Abspeichern des Bildes ist recht gemächlich. Darum gibt es auch gar keinen Serienbildmodus.
  • Der Fixfokus ist nicht auf „Unendlich“ eingestellt, sondern seine Schärfenebene ist etliches „davor“. Bei offener Blende gemachte Bilder mit weit entfernten Motiven wirken immer leicht unscharf. Außerdem ist bei meinem Exemplar der CCD-Sensor sichtbar gealtert, je nach Motiv sind waagrechte Streifen erkennbar, auch ist die Bildunschärfe ebenfalls auf die elektronische Alterung zurückzuführen.
  • Das Objektiv ist erstaunlich für die Produktionszeit. Üblicherweise begannen damals digitale Kameras mit nur leicht weitwinkligen Bildwinkeln (auf KB umgerechnet etwa 40mm), das Chinon-Objektiv hat KB-äquivalent 29mm, es ist also „mehr drauf“ als bei dem meisten Mitbewerbern.
  • Zum Schutz des Objektivs ist eine plane vergütete Klarglasscheibe montiert, ein Filtergewinde fehlt. Das Zoomen geht sehr langsam und geräuschvoll vonstatten.
  • Das Menu ist 90er-Jahre-typisch bunt und verspielt, teilweise sind sogar kleine Animationen vorhanden, z. B. in der „Über“-Seite dreht sich das Kodak-Logo. Dort stehen auch Angaben, die man anderen, später erschienen Kameras nicht oder nur schwer entlocken kann: Neben der aktuellen Firmware sieht man die Zahl der Auslösungen ud die Anzahl der mit Blitz gemachten Aufnahmen.
  • Das Display ist zwar etwa 1,5“ „groß“, aber die Auflösung ist sehr grobpixelig (ca. 120x80?), bei der Bildanzeige erkennt man nur in etwa, was man aufgenommen hat. Eine Schärfenbeurteilung ist völlig unmöglich, da das Bild maximal doppelt so groß wie das Display angezeigt wird (jeweils ca. ein Viertel sichtbar, per Cursortasten verschiebbar).
  • Der UVP der Kodak DC210 betrug ca. 1050 DM (umgerechnet ca. 540 Euro). Ich bekam das gezeigte Exemplar im Frühling 2021 vom Betreiber dieser Website geschenkt.

Beispielaufnahmen

Alle Aufnahmen entstanden bei unbekanntem ASA-Wert, gespeichert als JPEG. Die Größe wurde auf lediglich 1080 Pixel „gecroppt“, es sind also 100%-Ausschnitte. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Kodak DC20 ist komplett aus Kunststoff, allerdings ist er nach über 20 Jahren noch gut erhalten. Auch die allzugerne abbrechenden Haltenasen des Batteriefachs haben „überlebt“. und halten dem Druck der Batteriefedern noch Stand.

Die Kamera gehört zur Klasse der frühen Amateur-Digitalkameras. Damals war sie für die gebotene Leistung durchaus preiswert. Das Objektiv ist sehr gut, es verzeichnet fast überhaupt nicht (trotz großem Bildwinkel). Allerdings vignettiert es bei Offenblende sichtbar.

Die Bilder zeigen deutliches Rauschen und Treppen-Artefakte. Wirklich scharf sind sie nicht, was aber möglicherweise teilweise am gealtertem Sensor liegt, aber auch schlicht dem Fixfokus geschuldet ist, der alle Motive außerhalb der Kernschärfezone mehr oder minder unscharf abbildet. Aus heutiger Sicht sind die Aufnahmen „unterste Schublade“.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera (weil sehr frühe Massen-Digitalkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen vollkommen ungeeignet.

Christian Zahn

 

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