Kodak DC25 Kurzbericht

Hier stelle ich eine sehr frühe Digitalkamera vor, sie war für viele Benutzer die erste Digitalkamera, weil sie im Vergleich zu den Mitbewerbern sehr günstig angeboten wurde. Ralf hat die DCS25 ebenfalls mit einem Bericht gewürdigt.

Spezifikationen

  • Die 1996 auf der Photokina vorgestellte Kodak DC25 ist 129 x 70 x 40 mm groß und wiegt 270 g.
  • Der 1/3“ CCD-Sensor löst maximal 493 x 373 Pixel  = 0,2 Megapixel auf (500x377 Pixel Rohdaten). Die Empfindlichkeit ist fest (ca. 800 bis 1600 ASA). Bilder werden als RAW-Aufnahmen in den internen 2MB-Speicher oder auf eine CF-Card Typ I (max 2 GB) gesichert.
  • Das Objektiv ist eine 1:4,0/6,5 mm Festbrennweite (ca. 47 mm @KB).
  • Das Motiv wird über einen Durchsichtssucher angepeilt, das 1,6“-Farbdisplay dient zum Ansehen der angefertigten Aufnahmen und für Kameraeinstellungen, Live-View ist nicht möglich.
  • Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Belichtungszeit 1/30s bis 1/4000s.
  • interner Blitz, ca. Leitzahl 12
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch zwei Lithiumbatterien

Besonderheiten

Kodak war ein Pionier der Digitalkameratechnologie, bereits 1975 entwickelte ein Kodak-Ingenieur eine der ersten Digitalkameras, sie speicherte die SW-Bilder auf eine Compact-Cassette. 1991 verkaufte Kodak die erste kommerziell erhältliche Digitalkamera, die auf der Nikon F3 basierende DC-100 mit 1,3 Megapixel-Sensor. 1996 stellte Kodak die DC20 als erste wirklich preiswerte Massenkamera vor (650 DM war etwa nur halb so teuer wie die Mitbewerber, die allerdings 640x480 Pixel boten).

DC25 bedeutet „Digital Camera“ Typ 25. Sie ist der verbesserte Nachfolger der DC20, der bei diesem früherem Modell optionale Zusatzblitz ist fest eingebaut, es gibt ein Display zur Bildkontrolle und die Bilder müssen nicht in unbedingt einen internen Speicher abgelegt werden, sondern die DC25 ist die erste Digitalkamera überhaupt, die auf CF-Karten speichern kann. Sie akzeptiert alle Karten, die FAT12-formatiert sind, somit kann sie auch die damals zwar prinzipiell möglichen, aber aus Kostengründen noch in weiter Ferne liegenden 2 GB-Karten beschreiben. Eine 8MB-Karte kostete 1997 schon fast mehr als die Kamera selbst.

Große Karten werden aufgrund des enormen Speicherplatzes allerdings langsamer gelesen und beschrieben als die „kleinen“ CF-Karten mit 8 oder 16 MB, möglicherweise liegt das aber auch daran, daß 2 GB-Karten schnellere Transferraten am Datenbus ermöglichen, die DC25 aber nur das allererste sehr langsame Protokoll kennt und die neueren Speicherkarten dieses nur extrem langsam in ihre nativen schnellen Protokolle übersetzen.

Gespeichert werden die Bilder alternativ in einem internen 2MB-Speicher als RAW-Datei. Dabei passen entweder 16 Aufnahmen mit 493x373 Pixel oder 32 Bilder mit nur 320x240 Pixeln in den Speicher. Das Kopieren der Aufnahmen aus dem internen Speicher auf die CF-Karte ist im Kameramenu möglich.

Die Kamera gehört in die Klasse der frühen Massen-Kompaktkameras. Kodak hat sie nur vertrieben, entwickelt und hergestellt hat sie Chinon in Japan (wobei diese Firma damals bereits ein Kodak-Tochterunternehmen war). Auf manchen Webseiten wird behauptet, die Kamera stamme nicht von Chinon, sondern von Kodak selbst, weil auf der Platine nur Kodak aufgedruckt ist. Aber sie ist nun einmal „Made in Japan“ und Chinon war damals ein Tochterunternehmen von Kodak.

Die Stromversorgung erfolgt mit zwei damals noch sehr teuren Lithium-Batterien CR123A. Das gezeigte Exemplar ist sehr wählerisch und bezeichnet auch frisch aus der Verpackung genommenen Batterien als „fast leer“, darum habe ich die Kamera mit einer externen Stromversorgung aus 5 eneloops zu je 1,2 Volt = 6 Volt betrieben.

Die DC25 hat einen internen Blitz, er steuert sich selbst, die Meßzelle sitzt zwischen Blitz und Sucher.

Die Kamera ist aus Kostengründen aus einfachsten Komponenten zusammengebaut: Vor dem Sony-Sensor aus einer Videokamera ist eine Fixfokus-Festbrennweite mit zwei Blendenstufen montiert (es wird automatisch eine Lochblende eingeschwenkt, wenn es zu hell ist). Der Verschluss ist eine Kombination aus Elektronik und Mechanik: Ein mechanischer Verschluss schützt den Sensor vor Dauerlicht, die eigentliche Belichtungszeit wird elektronisch auf dem Sensor erzeugt. Die Belichtungsmessung erfolgt durch eine Photozelle zwischen Sucher und Blitzröhre.

Tasten hat die DC25 auf der Oberseite vier: Ein- und Aus-Taster, versenkt angebrachte Löschtaste, Selbstauslöser und die Aufnahmetaste. Mit zwei Schiebeschaltern kann der Blitz und die Bildgröße eingestellt werden.

Neben dem Sucher gibt es drei Status-LEDs (Power, Busy und Memory) und einen Durchsichtsucher mit Bildfeldrahmen und Parallaxmarken. Um das Display sind 5 Tasten angebracht.

Eine Schutzscheibe auf transparentem Plastik sitzt vor dem Objektiv. Leider ist die Scheibe weder vergütet noch besonders stabil, sondern recht kratzempfindlich.

Als Schnittstelle gibt es lediglich eine damals übliche serielle Klinkenbuchse (USB wurde erst ab etwa 2000 benutzt). Die zum Auslesen der Bilder notwendige Software läuft nur auf historischer Rechentechnik, die Mac-Version erfordert einen Rechner mit serieller Schnittstelle und klassisches MacOS; das Windows-Programm läßt sich immerhin von Win 3.1 bis Windows 98 betreiben (das funktioniert sogar virtualisiert auf aktueller Hard und-Software mit angeschlossenem USB-nach-Seriell-Adapter). Im Karton lagen zwei serielle Kabel: eines mit Stecker für PCs, das andere mit Anschluß an Macs.

Heutzutage ist es schwierig geworden, die Bilder sinnvoll nutzbar anzuzeigen, das RAW-Format *.K25 versteht weder Lightroom, Afinnity Photo, Adobe Camera RAW oder Darktable. DC-RAW (im Graficconverter von Lemkesoft „eingebaut“, dem „Schweizer Taschenmesser“ für die Bildkonvertierung auf Mac-Computern“) soll es können. Aber was mir auf „klassischen“ Macintosh-Computern um 1998 herum und etwas später noch problemlos möglich war, klappt heute nicht mehr, unter MacOS 10.11 bis 10.14 und höher ist es weder mir noch Ralf Jannke gelungen, den Graficconverter zum Decodieren der Bilder zu überreden, es kamen nur bunte Streifen heraus.

Einzig XnConvert schafft es, mit den Bildern etwas anzufangen. Es liest sogar die gesamten Sensor-Rohdaten aus, die Bilder sind somit 500x377 Pixel „groß“, während die originale Kodak-Software Randpixel wegließ und so auf die in den technischen Daten angegebenen 493x373 Pixel kommt. Ich vermute, daß die Konvertierungsergebnisse der originalen Kodak-Software etwas besser sind als die von XnConvert, da Kodak den Sensor besser kannte.

Die Bilder sind immer im RAW-Format im Speicher abgelegt, die Computer-Software decodiert die Sensordaten und erzeugt PICTs (Mac), BMPs (Windows) oder TIFFs. In jedem RAW ist ein winziges Vorschaubild enthalten, das die Kamera nutzt, um die aufgenommenen Bilder anzuzeigen. Auch mancher RAW-Converter extrahiert nur das Vorschaubild und decodiert nicht die RAW-Daten. Aktuell Macs nutzen dieses eingebettete Vorschaubild und zeigen es an.

Ich meine mich erinnern zu können, irgendwo gelesen zu haben, daß der Sensor eigentlich nur halb so viele Pixel hat und die oben genannte Auflösung durch Interpolation erzeugt wird. Oder es war so, daß er nur Halbbilder aufnimmt, weil er eigentlich für eine Videokamera gemacht wurde und die zwei Halbbilder nacheinander ausgibt, wodurch es aufgrund der Motivbewegung zu Bildartefakten kommt. Allerdings finde ich diese Information heute nicht mehr wieder.

Beim gezeigten Exemplar ist das Display nicht mehr benutzbar, weil die Hintergrundbeleuchtung nicht mehr funktioniert. Entweder ist das Schaltnetzteil für die Hochtransformierung der 6 Volt Kameraspannung auf die etwa 500 Volt der Mini-Leuchtstoffröhren defekt oder die Röhre selbst „hat einen Knacks“. Durch Anleuchten des Displays mit einer LED-Taschenlampe kann ich sehen, daß das Display selbst problemlos funktioniert. Weil die gesamte Kamera aber bis auf die Einstellung des Aufnahmedatums auch ohne Display funktioniert, habe ich eine aufwendige Reparatur (die Hintergrundbeleuchtung könnte auf weiße LED umgestellt werden, Platz genug sollte in großen Gehäuse dafür sein) verzichtet.

Der UVP der Kodak DC25 betrug 600 DM (umgerechnet ca. 300 Euro), also weniger als der einfacher ausgestattete Vorgänger. Die Kamera wurde im „Bundle“ mit Kai’s Photo Goo, einer Spaß-Bildverfremdungssoftware verkauft. Wer seine Adresse preisgab und die Kamera bei Kodak registrierte, erhielt im Gegenzug eine Sofatasche zugeschickt.

Laut meiner Erinnerung kosteten die Ersatzbatterien damals pro Stück 10 bis 15 DM.

Ich erhielt das gezeigte Exemplar Anfang 2023 vom Editor dieser Zeilen geschenkt. Vollständig funktionsfähige Exemplare kosten aktuell etwa 30 bis 40 Euro.

Beispielfotos

Beispielfotos

Ich zeige einige Beispielaufnahmen, ein Panel ist mit unbearbeiteten Aufnahmen gefüllt, wie sie XnConvert erzeugt, die restlichen Tableaus sind mit Photoshop intensiv nachbearbeitet, um die blassen Farben und die fehlende Schärfe zu verbessern. Bildparametern sind in den EXIfs nicht zu finden, dort steht lediglich die Kamerabezeichnung.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Kodak DC25 ist komplett aus Kunststoff, auch das Schutzelement vor dem Objektiv, die Linsen des Objektivs hingegen sind laut Bedienungsanleitung aus Glas.

Die Kamera gehört zur Klasse der frühen Amateur-Digitalkameras. Das Batteriefach ist so geformt, daß es eine Art Handgriff bzw. Daumenstütze auf der Rückseite bildet.

Die Bilder zeigen deutliches Rauschen und Treppen-Artefakte. Wirklich scharf sind sie nicht, stellten damals aber etwas Neues dar, da sah man über die bescheidene Qualität begeistert hinweg. Aus heutiger Sicht sind die Aufnahmen „unterste Schublade“, auch wenn wie erwähnt die Konvertierung damals mit der originalen Kodaksoftware sicherlich etwas bessere Ergebnisse erzeugte als die heutige Umwandlung mit XnConvert und Photoshop-Nachbearbeitung.

Die Verzeichnung ist erstaunlich gering.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera (sie bzw. die DC20 muß in jede ernstzunehmende Sammlung!), heutzutage zum Bildermachen vollkommen ungeeignet.

Christian Zahn

 

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