Minolta Geschichte: Analog-SLR Modell ER, 1963

2018: 90 Jahre Minolta“ ist zwar schon Geschichte, aber so wie ich 2019 einer hochwertigen Topcon IC-1 Auto mit Wechselobjektiven aus dem Vorstellungsjahr 1973 nicht widerstehen konnte und damit sogar zwei Filme belichtet habe, flog mir nach einer Yashica J-5 Spiegelreflexkamera (mit M42 Objektiv-Schraubanschluss) jetzt noch eine seltener und interessante Minolta ER SLR zu.

Wobei die Minolta ER wie die oben abgebildeten Kameras ähnlicher Machart eher eine Qualitätsstufe niedriger anzusiedeln ist, als beispielsweise die viele 1000 Mal produzierten SLRs der Minolta SRT-Serie. Oder der Vergleich der nachträglich einmontierten Nikkorex zu einer Nikkormat aus der FT-Serie.

Grund: Diese Kameras haben fest verbaute Objektive mit meist nur Lichtstärke f/2,8 und 45 bis 50 mm Brennweite, die in vielen Fällen nur durch eine "Krücke" Vorsatzobjektiv in der Brennweite verändert werden können. Ganz ähnlich wie die im Beitrag "Yashica Spiegelreflexkamera J-5 und die Mess-Sucherkameras Minister II und 35 Elektro GT (black)" gezeigten Vorsatzobjektive für die Mess-Sucherkamera 35 Elektro GT. Die beiden in der Minolta ER Bedienungsanleitung genannten Vorsatzlinsen MINOLTA T(ele). CONVERSION ROKKOR 1:5.6 85 mm und MINOLTA W(ide). CONVERSION ROKKOR 1:5.6 35 mm waren in eBay schnell gefunden. Und da liegen sie noch heute... Pro Vorsatz 85 Euro stehen für mich in keinem Verhältnis zum Kaufpreis der Minolta ER – 35 Euro.

Die Zentralverschlüsse dieser SLRs schaffen maximal 1/500 s als schnellste Belichtungszeit.

Und noch eine Gemeinsamkeit haben einige dieser Kameras

Nicht erst im digitalen Zeitalter wurden für namhafte Hersteller Kameras im Auftrag fremdgefertigt (OEM), die zum Schluss der bekannte Herstellernamen ziert. Die Nikkorex wurde von Mamiya im Auftrag für Nikon produziert. Die ER soll Minolta aber selbst gefertigt haben. Und das merkt man! Denn sie macht nicht nur vom hohen Gweicht – 870 g – sondern auch so einen sehr gediegenen Eindruck. Und die ER funktioniert im Gegenatz zu den anderen oben gezeigtenSLRs.

Alle Daten zur Minolta ER sind in der Reproduktion der Original-Bedienungsanleitung nachzulesen, die hier runtergeladen werden kann.

Dort wird auch die Bezeichnung der Minolta erklärt.

ER steht für Eiectric Eye Reflex camera

Gefolgt von der netten Erklärung, dass in konventionellen Kameras Verschlusszeit und Blende vor der Belichtung manuell eingestellt werden müssen. In der Minolta ER werden diese komplizierten Belichtungseinstellungen durch das revolutionäre "elektrische Auge" vorgenommen. Du musst nichts tun, außer den Auslöser zu drücken, und das Resultat ist immer eine korrekt belichtete Aufnahme. Der Photograph – 1963 gab es noch kein "Gender" – kann sich ganz darauf konzentrieren Bilder aufzunehmen, ohne der Kamera mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Die Texter habe sich aber die Freiheit herausgenommen, nicht besonders zu erwähnen, dass der Film nach dem Auslösen sofort weitertransportiert werden soll. Was sich so banal anhört, hat eine wichtige Konsequenz. Mit dem Weitertransport des Films zum nächsten Bild wird nicht nur der Verschluss gespannt, sondern auch der Spiegel wieder in seine Aufnahmeposition gebracht. Denn ohne die Betätigung des Schnelltransporthebels bleibt der Spiegel oben, das Sucherbild schwarz. Offensichtlich ist der Rückschwingspiegel der Minolta ER dem Rotstift zum Opfer gefallen…

Von den im Herbst 2019 erworbenen historischen Analogkameras aus Japan hat sich die wuchtige Minolta ER nicht nur als bester, sondern gleichzeitig auch als einziger "Aufnehmer" für für einen SW-Film empfohlen. Nach 56 Jahren mit immer noch funktionierende Mechanik und mindestens genau so wichtig sauberer Optik! Auf den Einsatz der betagten Selenbelichtungsmesser-gesteuerten Blendenautomatik mit Zeitvorwahl habe ich vorsichtshalber verzichtet und manuell belichtet.

Bildbeispiele

Die Filmentwicklung und -digitalisierung erfolgte wie schon ausführlich bei der Minolta SR-7 und der Topcon IC-1 Auto beschrieben. Als Film wurde Kentmere 100 SW-Film eingelegt. Die Minolta ER hat mir so gut gefallen, dass der eher lieblos verarbeitete SW-Film das Potential dieser besondeten Minolta gar nicht zeigen kann. Um den wirklich grauen Herbsttag aufzupeppen, wurden die acht Fotos nochmal durch Pixlr-o-matic geschickt und um 100 (?) Jahre "gealtert". Der "ER" werde ich Frühjahr oder Sommer dann neben SW zusätzlich einen Farbnegativ-/Diafilm spendieren, der dann in einem richtigen Filmscanner (Plustek 7200) digitalisiert wird. Bis dahin darf sich die ER weiter ausruhen ;-)

Ralf Jannke, Herbst 2019

 

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