Minolta DiMAGE X Kurzbericht

Hier stelle ich eine der Periskop-Digitalkameras vor, in der Sensor und Objektiv nicht hintereinanderliegen, sondern durch einen Umlenkspiegel um 90° zueinander versetzt sind. Die DiMAGE X war beim Erscheinen die kleinste und leichteste Digitalkamera mit Zoomobjektiv.

Ralf Jannke hat dieses Modell hier bereits gezeigt.

Spezifikationen

  • Die 2002 vorgestellte DiMAGE X ist 85 x 72 x 20 mm groß und wiegt ohne Akku und Speicherkarte 135 g.
  • Der 1/2,7“ 5,4 x 4,0 mm große CCD-Sensor (Cropfaktor 6,4/Pixelpitch 3,3 µm) löst maximal 1600 x 1200 Bildpunkte (4:3) = 2,1 Megapixel auf. Automatisch oder manuell sind ISO 100 bzw. 200 auswählbar. Kurze Videos sind in 4:3 Format mit 320 x 240 Pixel mit Ton möglich. Bilder werden als JPEG oder TIFF auf SD-Karte (max. ca. 512 MB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,5“ TFT LCD Monitor mit 110.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Das Objektiv ist ein 5,7-17,1mm/1:2,8-3,7 (37-111 mm @KB) Zoom, 9 Elemente in 8 Gruppen, davon 3 asphärische Flächen
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S)
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Belichtungszeiten 2 s bis 1/1000 s, kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss. Belichtungsmessung 256-Zonen-Matrixmessung oder Spotmessung. Kombinierter elektronischer und mechanischer Verschluss. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • Blitz mit ca. Leitzahl 7 (ISO 100) und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion
  • Weißabgleich manuell oder automatisch mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung über Lithiumakku

Besonderheiten

Die Kamera war zum Vorstellzeitpunkzt eine der kleinsten und elegantesten Kameras des Marktes. Zwar hatten Mitbewerber bereits Kameras mit wesentlich größerem Zoombereich oder Sensoren mit 3 bis 4 Megapixeln in ihrem Kompaktkameras verbaut, aber die DiMAGE X war ein Wunder der Miniaturisierung. Keine andere Kamera war so klein und handlich, die ansonsten erhältlichen Digitalkameras wirken gegen die Minolta klobig und unelegant.

Die DiMAGE X hat im Vergleich zu den meisten anderen digitalen Kompaktkameras die Besonderheit der Periskop-Optik. Der Sensor liegt längs in der Kamera. (Er sieht nach oben.) Hinter der außen sichtbaren Eintrittslinse sitzt ein unter 45° angeordneter Spiegel, der den Strahlengang um 90° ablenkt. Dadurch kann die X sehr kompakt gebaut werden, außerdem verfährt das Objektiv beim Zoomen und Scharfstellen nur intern, die Kameragröße verändert sich nicht. Ein automatisch bewegter Schieber schützt die Frontlinse im ausgeschalteten Zustand.

Auf einer der Nachfolgerkameras, der DiMAGE X31 hat der Hersteller einen Aufkleber angebracht, um das Funktionsprinzip dem Kunden zu verdeutlichen: (Bild:https://www.digicammuseum.de/fileadmin/_processed_/f/6/csm_KonicaMinoltaDiMAGE-X31-VonSeite_ef3ee65888.jpg)

Zur Stromversorgung nutzt die Kamera keine handelsübliche Mignonzellen, sondern einen Lithium-Akku NP-200. Er wurde auch in einigen anderen Modellen der DiMAGE-X-Serie verwendet.

Gespeichert werden Bilder und Videos auf eine MMC-Karte, auch SD-Karten bis maximal 512 MB können benutzt werden. Größere Karten will die Kamera formatieren, das sollte jedoch unterlassen werden, da der Formatierungsprozess mit Fehlermeldung beendet wird und die Karte danach eventuell nicht mehr in anderen Geräten erkannt wird.

Die Bilder können als JPEG oder unkomprimiertes TIFF gesichert werden, die aufgezeichneten Kurzvideos (maximal 35 Sekunden) haben sogar eine Tonspur, weil ein kleines Mikrofon in der Kamera vorhanden ist.

Der Hersteller wies in der Werbung und in den an die Presse gelieferten Texten darauf hin, daß der Bildprozessor eine „ultraschnelle RISC-CPU“ sei, diese damals recht unübliche Art des Hauptprozessor verwendet nur wenige Arten von Befehlen, arbeitet diese jedoch sehr schnell ab. Im Gegensatz dazu waren damals „CISC-CPU“s üblich, die einem enormen Befehlssatz aufwiesen, diesen aber erheblich langsamer abarbeiten. Inzwischen haben sich RISC-Prozessoren fast in allen Computern und Handys durchgesetzt, lediglich in Rechnern auf Windows-Basis arbeitet im Jahr 2023 meist eine CISC-CPU, alle Apple- und Android-Smartphones sowie die aktuellen Applecomputer haben eine RISC-CPU eingebaut.

Das Gehäuse macht einen recht wertigen Eindruck, das glasperlen-mattinierte Aluminium der Hülle mit der teilweise erhabenen Schrift der Typen- und Herstellerbezeichnung ist aber leider sehr kratzempfindlich. Die Typenbezeichnung ist hinter einer durchsichtigen Kunststoffabdeckung montiert, die als „Mini-Handgriff“ angesehen werden kann.

Das Bedienkonzept ist ein wenig umständlich, die Zoomwippe mit Druckfunktion wird von zwei Tasten flankiert und dient so als „Steuerkreuz“, es muß in Verbindung mit der Menütaste für fast jede Kameraeinstellung benutzt werden. Der Hauptschalter ist ein Taster, ein Schieber dient der Umschaltung zwischen Aufnahme und Wiedergabe und dann gibt es noch den üblichen zweistufigen Auslöser. Unter dem Display sind 4 Taster für Menu, Display, Blitzmodus und „OK“-Bestätigung angebracht. Letzere Taste ist nicht beschriftet, sondern nur mit einem runden Punkt gekennzeichnet.

Der auf der Vorderseite vorhandene „Handgriff“ ist aus Designgründen ziemlich winzig ausgefallen, da die Kamera aber recht klein und sehr leicht ist, läßt sie sich trotzdem gut mit einer Hand halten und bedienen. Jedoch muß man aufpassen, mit der zweiten Hand das ganz weit außen und oben liegende Objektiv nicht zu verdecken. Das Zoomen mit der Wippe ist fummelig und unpräzise.

Das winzige und grobpixelige Display kann nur zum Anpeilen des Motivs genutzt werden, eine Schärfenbeurteilung ist damit völlig unmöglich, es ist zur Motivkomposition bei hellem Sonnenlicht kaum geeignet, da es dann nicht hell genug ist. Der optische Sucher ist ebenfalls sehr klein, wie üblich zeigt er weniger, als auf dem späteren Bild aufgenommen wird. Das eigentliche Display-Panel hat kaum Schutz gegen Beschädigungen, es ist lediglich etwas vertieft im Gehäuse eingebaut. Wie üblich hier der Hinweis, die für Kratzer sehr empfindliche Oberfläche durch Aufbringen einer Schutzfolie zu sichern. Aufgrund des Alters der Kamera und der geringen Größe des Displays muß heutzutage eine für eine andere Kamera gedachte Folie zugeschnitten werden, damit sie paßt.

Das Kameramenü ist mehrstufig, zunächst gelangt man in eine Einstellebene, in der Aufnahmeparameter wie Blitzfunktion und Auflösung usw. eingestellt werden, eine weitere Ebene ist für speziellere Aufnahmeparameter wie Digitalzoom usw. gedacht und noch eine Ebene tiefer ist dann das Systemmenü erreichbar.

Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt nicht TTL, sondern mit einer klassischen Meßzelle neben der Blitzröhre.

Die USB-Buchse erfordert ein Spezialkabel, die Netzteilbuchse hingegen nicht.

De Kamera speichert einige interessante Details in den MakerNotes der EXIFs in jedem aufgenommenen Bild, darunter: den Szenenmodus, die Bildqualität, den Farbmodus usw. Die Belichtungszeit wird nicht auf übliche Werte gerundet angegeben, sondern die wahre „krumme“ Zeit, z. B. 1/46s oder 1/764s. Die Brennweite hingegen wird gerundet, so steht z.B. statt 5,7mm Anfangsbrennweite immer 6mm in den Bildern.

Die DiMAGE X wurde vor dem 2003 erfolgten Zusammenlegen der Kamerasparten von Minolta und Konica vorgestellt, darum steht noch nicht „KonicaMinolta“ auf der Kamera.

Die UVP betrug ca. 600 Euro, ich bekam das gezeigte Exemplar im Spätsommer 2023 von Ralf Jannke geschenkt, vielen Dank für die Überlassung dieser interessanten Kamera! Der aktuelle Zeitwert beträgt etwa 5 bis 50 Euro je nach Zustand und Zubehör.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei ASA-Automatik, gespeichert als TIFF, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Bilder wurden nicht verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse macht einen hochwertigen Eindruck, es besteht größtenteils aus Metall, lediglich die Klappen und das Stativgewinde sind aus Kunststoff. Die Kamera gehört zur Klasse der „Edelkompakten“.

Die Bildqualität ist trotz der geringen Sensorauflösung nicht als gut zu bezeichnen, bei 100 ASA ist das Farbrauschen bereits leicht wahrnehmbar, bei 200 ASA rauschen die Bilder stärker, und die Aufnahmen verlieren durch den Entrausch-Algorithmus sichtbar an Zeichnung. In der 100%-Ansicht fehlt es jedoch etwas an Schärfe und Detailauflösung. Man merkt, daß der verwendete Sensor zur kleinsten Klasse gehört.

Der Autofokus ist aus heutiger Sicht langsam und träge, es kann durchaus zwei Sekunden dauern, bis die grüne LED neben dem Sucher aufleuchtet.

Mein Akku ist stark gealtert, trotz mehrstündigem Laden hält er nur wenige Bilder durch und nach einem einzigem „Zoomen“ kam die Akkuwarnung mit Kamera-Abschaltung, so daß ich nur Weitwinkel-Beispiele zeige.

Die Verzeichnung des Objektivs ist bei 37mm deutlich sichtbar, je nach Motiv sogar störend. Auch die chromatischen Aberrationen sind je nach Motiv erkennbar.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera (weil erste Kompaktkamera mit Periskop-Zoom-Optik), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr geeignet.

Christian Zahn

 

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