Minolta DiMAGE Xt

Hier stelle ich eine der Periskop-Digitalkameras vor, in der Sensor und Objektiv nicht hintereinanderliegen, sondern durch einen Umlenkspiegel um 90° zueinander versetzt sind.

Ralf Jannke hat die zahlreichen Modelle der Minolta KonicaMinolta X-Klasse in gleich drei Praxisberichten gewürdigt

Auch Boris hat die Minolta DiMage Xt vorgestellt.

Spezifikationen

  • Die 2003 vorgestellte DiMAGE Xt ist 85 x 67 x 20 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 145 g.
  • Der 1/2,7“ 5,4 x 4,0 mm große CCD-Sensor (Cropfaktor 6,4/Pixelpitch 2,6 µm) löst maximal 2048 x 1536 Bildpunkte (4:3) = 3,3 Megapixel auf. Automatisch oder manuell sind ISO 50, 100, 200 und 400 auswählbar. Videos sind in 4:3 Format mit 320 x 240 Pixel möglich. Bilder werden als JPEG oder TIFF auf SD-Karte (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,5“ TFT LCD Monitor mit 110.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Das Objektiv ist ein 5,7-17,1mm/1:2,8-3,7 (37-111 mm @KB) Zoom
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), 5 AF-Felder
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik oder Motivprogramme. Belichtungszeiten 4 s bis 1/1000 s. Belichtungsmessung 256-Zonen-Matrixmessung oder Spotmessung. Kombinierter elektronischer und mechanischer Verschluss. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • Blitz mit ca. Leitzahl 7 (ISO 100) und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion
  • Weißabgleich manuell oder automatisch mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung über Lithiumakku

Besonderheiten

Die DiMAGE Xt hat im Vergleich zu den meisten anderen digitalen Kompaktkameras die Besonderheit der Periskop-Optik. Der Sensor liegt längs in der Kamera. (Er sieht nach oben.) Hinter der außen sichtbaren Eintrittslinse sitzt ein unter 45° angeordneter Spiegel, der den Strahlengang um 90° ablenkt. Dadurch kann die Xt sehr kompakt gebaut werden, außerdem verfährt das Objektiv beim Zoomen und Scharfstellen nur intern, die Kameragröße verändert sich nicht. Ein automatisch bewegter Schieber schützt die Frontlinse im ausgeschalteten Zustand.

Zur Stromversorgung nutzt die Kamera nicht mehr wie ihre Vorgänger zwei handelsübliche Mignonzellen, sondern einen Lithium-Akku NP-200. Er wurde auch in einigen anderen Modellen der DiMAGE-X-Serie verwendet.

Das Gehäuse macht einen recht wertigen Eindruck, das glasperlen-mattinierte Aluminium der Hülle mit der teilweise erhabenen Schrift der Typen- und Herstellerbezeichnung ist aber leider sehr kratzempfindlich.

Das Bedienkonzept ist ein wenig umständlich, ein kleiner Mini-„Joystick“ mit Druckfunktion dient auch der Brennweitenverstellung des Zoomobjektivs und er muß in Verbindung mit der Menütaste für fast jede Kameraeinstellung benutzt werden. Der Hauptschalter ist ein Taster, ein Drehrad dient der Umschaltung zwischen Bild- und Videoaufnahme; Wiedergabe und Kamerasetup und dann gibt es noch den üblichen zweistufigen Auslöser. Unter dem Display sind 4 Taster für Menu, Löschen, Display und Blitzmodus angebracht.

Der auf der Vorderseite vorhandene „Handgriff“ ist ein vorstehendes rundliches Metallteil, da die Kamera aber recht klein und sehr leicht ist, läßt sie sich trotzdem gut mit einer Hand halten und bedienen. Jedoch muß man aufpassen, mit der zweiten Hand das ganz weit außen und oben liegende Objektiv nicht zu verdecken. Das Zoomen mit dem „Joystick“ ist fummelig und unpräzise.

Das winzige und grobpixelige Display kann nur zum Anpeilen des Motivs genutzt werden, eine Schärfenbeurteilung ist damit völlig unmöglich, es ist zur Motivkomposition bei hellem Sonnenlicht allerdings kaum geeignet, da es dann nicht hell genug ist. Der optische Sucher ist ebenfalls sehr klein, wie üblich zeigt er weniger, als auf dem späteren Bild aufgenommen wird.

Das Kameramenü ist mehrstufig, zunächst gelangt man in eine Einstellebene, in der Aufnahmeparameter wie Blitzfunktion und Auflösung usw. eingestellt werden, eine weitere Ebene ist für speziellere Aufnahmeparameter wie Digitalzoom usw. gedacht und noch eine Ebene tiefer ist dann das Systemmenü erreichbar.

Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt nicht TTL, sondern mit einer klassischen Meßzelle neben der Blitzröhre.

Die USB-Buchse erfordert ein Spezialkabel, die Netzteilbuchse hingegen nicht. An der Unterseite sind Ladekontakte angebracht, denn Minolta lieferte eine Art Dockingstation aus, in die die Kamera eingesetzt wird. Aber sie kann damit nur geladen werden, zum Anschluß an den Computer muß die Klappe über der USB-Buchse aufgeschoben und das USB-Kabel eingesteckt werden. Das wirkt unelegant und nicht durchdacht. Andere Hersteller kombinierten beide Funktionen in der Dockingstation. Aber immerhin kann in der Minolta-Dockingstation ein Zweitakku auch außerhalb der Kamera aufgeladen werden.

De Kamera speichert einige interessante Details in den MakerNotes der EXIFs in jedem aufgenommenen Bild, darunter: den Szenenmodus, die Bildqualität, den Farbmodus usw.

Die Xt wurde kurz vor dem 2003 erfolgten Zusammenlegen der Kamerasparten von Minolta und Konica vorgestellt, darum steht noch nicht „KonicaMinolta“ auf der Kamera. Hersteller und Typenbezeichnung sind auf der Kameravorderseite um 90° gedreht. Trägt man die Kamera aber mit der Handschlaufe, so ist die Schrift aber korrekt gedreht und lesbar.

Auf dem Karton hat der deutsche Distributor etliche Werbeaufkleber angebracht, die auf diverse Tests in der damaligen Fotopresse hinweisen. Wie üblich erfährt man aber nicht, gegen wen die Kamera „gewonnen“ hat und welchen Wert der Status „Testsieger“ somit hat.

Die UVP betrug ca. 500 Euro, ich erwarb das gezeigte Exemplar im Herbst 2022 nach einer Aufräumaktion eines meine Stamm-Gebrauchthändler zusammen mit etlichen anderen Kameras inkl. OVP und fast dem gesamten originalem Lieferumfang. Der aktuelle Zeitwert beträgt etwa 10 bis 70 Euro je nach Zustand und Zubehör.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei ASA-Automatik, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Bilder wurden nicht verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse macht einen wertigen Eindruck, es besteht größtenteils aus Metall, lediglich die Klappen und das Stativgewinde sind aus Kunststoff. Die Kamera gehört zur Klasse der „Edelkompakten“.

Die Bildqualität ist nicht als gut zu bezeichnen, bei 50 ASA ist das Farbrauschen bereits leicht wahrnehmbar, bei höheren ASA-Zahlen rauschen die Bilder deutlich, und die Aufnahmen verlieren durch den Entrausch-Algorithmus sichtbar an Zeichnung. In der 100%-Ansicht fehlt es jedoch etwas an Schärfe und Detailauflösung. Man merkt, daß der verwendete Sensor zur kleinsten Klasse gehört und das Periskop-Objektiv eigentlich für nur 2 Megapixel konstruiert wurde. Außerdem vignettiert die Optik deutlich sichtbar, die Bildecken sind dunkler als das restliche Bild.

Der Autofokus ist aus heutiger Sicht langsam und träge, es kann durchaus zwei Sekunden dauern, bis die grüne LED neben dem Sucher aufleuchtet.

Mein Akku ist stark gealtert, trotz mehrstündigem Laden hält er nur wenige Bilder durch und nach einem einzigem „Zoomen“ kam die Akkuwarnung mit Kamera-Abschaltung, so daß ich nur Weitwinkel-Beispiele zeige.

Die Verzeichnung des Objektivs ist bei 38mm deutlich sichtbar, je nach Motiv sogar störend. Auch die chromatischen Aberrationen sind je nach Motiv erkennbar.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil Kompaktkamera mit Periskop-Optik), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr geeignet.

Christian Zahn

 

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