Nikon SB-2 Blitz 1972 für Nikon F und F2
Was bedeutet der rote Kreis? Erklärung weiter hinten im Text …
Zunächst war es "nur" der historische Elektronenblitz von Nikon für die F/F2
Dann bekam ich Lust "ein paar Zeilen" über ältere Nikon- und andere Blitzgeräte zu schreiben.
Christian Zahn hat mit einem ausführlichen Bericht die Geschichte des deutschen Herstellers Metz erzählt: "Metz: Eine kleine Firmengeschichte erzählt von Christian Zahn anhand von (Blitzgerät-) Exponaten seiner Optiksammlung"
Jetzt also ein bisschen Nikon, aber das nur eher rudimentär. Denn die Menge an Nikons Blitzgeräten und Zubehör ist riesig! Wobei auch Metz da eine kleine Rolle spielt.
Blitzen mit Birne …
Ich hatte überlegt, wie ich anfangen soll. Am besten von vorne ;-)
Vor dem Elektronenblitz war der Birnenblitz. Im Gerät wird in der Blitzbirne aus Glas ein Magnesiumdraht oder eine Magnesiumfolie durch Strom zum Glühen gebracht, um dann in einem suerstoffhaltigen Gas bei hellem Schin "blitzartig" zu verbrennen. Nikon bot mehrere Birnen-Blitzgeräte, die heute seltene und teure Sammler-Teile sind. Um dennoch die Wirkung testen zu können, wurde ein beliebiger Birnenblitz vom Flohmarkt mit Batterie und Blitzbirne bestückt. Das einmontierte Foto zeigt meine Schwester.
Was ist daran so besonders?
Es wurde mit einer 1/125 oder 1/250 s geblitzt, was mit der Nikon F nicht ohne weiteres möglich ist. Die Blitzsynchronzeit der Nikon F beträgt 1/60 s. Bis zu dieser Belichtungszeit ist der Verschluss komplett geöffnet, der Film kann vom Blitz komplett belichtet werden. Bei schnelleren Belichtungszeiten beginnen die Vorhänge des Verschluss' einen immer schmaleren Schlitz zu bilden, der an der Filmfläche vorbeizieht und diese so komplett belichtet. Würde dabei mit einem Elektronenblitz geblitzt, würde durch die extrem kurze Leuchtzeit dieses Blitzgeräts nur der Spalt blitzbelichtet, der Rest bliebe unbelichtet, schwarz. Die Blitzbirne brennt aber vergleichsweise lange ab und belichtete so trotz des wandernden Verschlussvorhangspalts die komplette Filmfläche!
Was mittlerweile auch moderne Elektronenblitze beherrschen. Bei der so genannten Highspeed-Synchronisation pulsiert die Blitzröhre entsprechender Gerät und simuliert so die lange Abbrennzeit der alten Blitzbirne … Der Effekt ist der Gleiche, es kann auch mit 1/500 s, 1/1000 s und schneller geblitzt werden.
Soviel zum Birnenblitz auf der schwarzen Nikon F, die mit einem sehr speziellen Nippon Kogaku Japan GN Auto NIKKOR 1:2.8 f=45 mm für die Blitz-Zeiten vor Computer- und TTL-Blitz bestückt ist.
Jetzt wird es (für mich) nostalgisch und emotional ;-)
Links die Nikon F4, die bis auf die Notwendigkeit zum Funktionieren mit Strom versorgt werden zu müssen für manchen „Nikonisten“ die beste Nikon F2 war, die je gebaut wurde. Genauso universell und robust wie die vollmechanische F2! Und mit einer Besonderheit! Die F4 war die erste Nikon Profi-SLR mit Wechselsuchern, auf deren Messprismensucher ein Schuh mit Kontakten ist, auf den ein Blitz montiert werden kann. Hier der TTL-fähige SB-20, wenn ich nicht verkehrt liege. Das konnte der Vorgänger F3 nur in der in kleiner Zahl gebauten Sonderedition Nikon F3P — P, wie Press. Einen Blitzschuh auf dem Sucher bieten.
Neben der F4 die professionellste Nikon Messsucherkamera der S-Reihe, die Nikon SP – das "P" für Professional. Bestückt mit einem lichtstarken 1,8/35 mm Weitwinkel und Nikons erstem Elektronenblitz von 1969 SB-1! Leider bis aufs lichtstarke 1,4/35 mm auf dem Foto alles Vergangenheit, aber man kann nicht alles behalten und horten ;-) Eine detaillierte Beschreibung des SB-1 bietet die exzellente malaiische Internetseite Photography in Malaysia. Dort ist auch eine Bedienungsanleitung des SB-1 runterladbar.
Die Wechselsucher der Nikon F, F2 und F3 (Ausnahme F3P — P wie Press) hatten keinen konventionellen Blitzschuh mit Kontakt zur Montage eines kompakten Blitzgeräts. Um dennoch einen Blitz aufs/ans Kameragehäuse montieren zu können, hatte Nikon die Kontakte und Geräte-Aufnahme neben die Rückspulkurbel verlegt. Was dann entweder einen Adapter mit Blitzschuh oder einen Blitz mit entsprechendem Schuh erforderte. All das hatte Nikon zu Analogzeiten im Programm!
Aus meinem Analog-Archiv ein paar Blitzgerät-Spezialitäten
Links die motorisierte Nikon F mit einem weiteren (Fremd-)Birnenblitz. Besonderheit: Der Blitz-Adapter ist Nikons erster, das "Model 1" für die Nikon F! Daneben eine weitere Nikon F mit dem Adapter AS-1, Montiert ist der Metz 40CT4. Daneben die Nikon F3 mit Blitz SB-16. Dieser TTL-Blitz hatte den für die Nikon F3 erforderlichen kombinierten Adapter/Blitzschuh.
Canon machte es bei seiner F1 genauso!
Birnenblitz, Blitzschuh über der Rückspulkurbel …
Nikon und Metz oder Metz und Nikon
In meinen "Nikon F-/F2-Sturm-und-drang-Zeiten" war der Metz 40CT ein Muss. Was Blitzfolgezeiten anging, waren andere Geräte eine Qual und Zumutung. Nicht so der CT40! Statt des CT40 natürlich auch jeder andere E-Blitz auf den Adapter montiert werden. Alle addiert, gab es von Nikon 13 unterschiedliche Adapter: Für die Messsucher- und Spiegelreflexkameras F, F2 und F3.
Als Modell 218 N gab es von Metz auch ein Gerät, dass den zur Anwendung auf der Nikon F/F2 benötigten Adapter gleich mitbrachte. Das Foto mutet zwar an, durch KI, Künstliche Intelligenz erfunden worden zu sein, ist aber real. Ich hatte davon nur noch eine winzige grob gerasterte Kopie, einer Kopie, einer K…, die so gut es ging mit KI aufgearbeitet wurde. Man sollte erkennen, worauf es ankommt.
Zwei weitere Metz-Blitzer
Nochmal die Montage von Blitzgeräten per Nikon Adapter AS-1. Auf der Nikon F2 (liegend) und Nikon F
Im roten Kreis markiert der offene Adapter AS-1. Nach Montage wurde der einfach durch Drehen des gerändelten Rings gesichert, damit nichts von der Kamera "abfallen" kann …
Computerblitz/TTL - Blitzen: Through The Lens = durchs Objektiv
Beim Computerblitz sitzt im Blitzgeräte eine Messzelle, die das vom angeblitzten Motiv reflektierte Blitzlicht erfasst, auswertet und damit die Leuchtzeit der Blitzbelichtung steuert. Was bei ganz hellen, weißen oder dunklen bis schwarzen Motivdetails schonmal daneben liegen kann. Ein klassisches Beispiel ein Brautpaar: die Braut in Weiß, der Bräutigam in schwarz. Wobei sich das durch die Weiß-/Schwarz-Mischung sogar wieder ausgleichen kann. Langer Rede kurzer Sinn, der Computerblitz war/ist eine große Hilfe gegenüber der zuvor notwendigen Rechnerei: Blitzleitzahl (LZ), GuideNumber (GN) geteilt durch Entfernung gleich Blitzblende:
LZ 40 geteilt durch 5 m Entfernung gleich Blende f/8
Die durchaus den Vorteil hat, sich nicht um die Farbe, Reflektion des Motivs — im Extremfall weiß/schwarz — zu kümmern.
Beim TTL-Blitz wird das auf dem Film auftreffende, genauer das von der Filmoberfläche reflektierte Licht gemessen. Wenn man sich zu Analogzeiten die matte Schichtseite des Films ansah, hatte der im Fall des SW-Films tatsächlich eine Graufärbung, beim Colornegativfilm ging es durch die Maskierung in Richtung Orange. Auf jeden Fall gab es eine reflektierende Oberfläche, dessen zurückgeworfene Menge Blitzlicht zur Steuerung des Blitzgeräts verwendet werden kann.
Aber: Das funktioniert beim letztlich tiefschwarzen Bildsensor der Digitalkamera nicht. Da reflektiert nichts oder die glatte, möglicherweise sogar spiegelnde Sensor-Oberfläche reflektiert sogar zu stark, womit der Blitz nichts anfangen kann. Damit das System überhaupt funktioniert — und das tut es —, muss anders gemessen, die Blitzleistung kalkuliert werden.
Ich habe nie etwas darüber gefunden, bzw. nicht intensiv gesucht, aber die gute alte Rechnung Leitzahl geteilt durch Entfernung gleich Blitzblende kann in der modernen, digitalen Autofokus-Systemkamera doch leicht zur Blitzkalkulation mit herangezogen werden! Denn dem Kameracomputer ist die Motiventfernung bekannt! Nicht ohne Grund hat Nikon etlichen Autofokus-Objektiven den Zusatz "D" verpasst. "D" für Distance = Entfernung. Neben der TTL-Messung von der Filmoberfläche geht die Entfernung mit in die Blitzlichtmengenkalkulation ein, um eine noch bessere Blitzbelichtung zu erzielen.
Bei der Digitalkamera kann es nur ein Extra-Sensor sein, bzw. die Entfernungsmessung. Egal wie: Auch Digitalkameras haben eine anständige Blitzbelichtung!
Liegen 36 Jahre auseinander: Nikon Blitz SB-15 von 1982 und Nikon Z6 von 2018
Es geht auch ohne TTL-Blitz!
Diese Funktion — TTL — bietet der Nikon SB-15 auch, aber nur für alte Nikon Analog-Spiegelreflexkameras. Aber er kann auch als gewöhnlicher Computerblitz fungieren. Er bietet zur Film-/Sensorempfindlichkeit je zwei Blenden an, mit denen man experimentieren kann. Bildanzeige und Histogramm der Kamera lassen kaum Zweifel, ob die richtige Dosis Blitz getroffen wurde …
Nikon SB-2 und SB-15
SB-2 und SB-3 wurden 1972 als erste Nikon Kompaktblitzgeräte vorgestellt. Der SB-2 hat den für die Nikon F/F2 benötigten Adapter zur Montage über der Rückspulkurbel, der SB-3 den üblichen ISO-Zubehörfuß zum Beispiel für die Nikkormat. Mit Mittenkontakt zur kabellosen Auslösung. Über einen weiteren Kontakt meldet der SB-2 seine Blitzbereitschaft in den Sucher der Nikon F2. Im ersten Foto ganz oben und hier im Foto mit dem roten Kreis markiert! Die Leitzahl beträgt bei ISO 100/21° und 35 mm Brennweite ordentliche 25. Bei ISO 100 Filmempfindlichkeit kann mit drei Computerblenden 4,0/5,6/8,0 geblitzt werden.
Es geht auch ohne Nikon-Blitz ;-)
Auch wenn viele auf Original Nikon Blitzgeräte schwören
Mir genügen die deutliche preiswerteren Blitzgeräte von Nissin, der kräftige DIGITAL PROFESSIONAL Di866 MARK II und DIGITAL zoom 24-105mm i400
Es gibt in einem Audi, BMW, Mercedes, VW keinen Audi-, BMW-, Mercedes- oder VW-Anlasser. Der kommt von Bosch. Ähnlich verhält es sich bei den Blitzgeräten. CaFuNikoSony lassen mit Sicherheit nach entsprechenden Vorgaben im Auftrag fertigen. Von Sunpak, Nissin und möglicherweise noch anderen. Auf dem Blitzgerätegehäuse prangt dann halt das Canon, Fuji, Nikon oder Sony oder sonst was Label.
Über die Nissin-Geräte gibt es diese beiden Praxisberichte
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Wenn ich mir die SB-2 Wählscheibe so ansehe, kann ich kaum verstehen, was den Leuten beim Blitzen so unverständlich gewesen sein soll. Was die Nikon F2 angeht, war doch alles vorgegeben. Filmempfindlichkeit, Verschlusszeit, Blende.
Wobei: Keine Mehrfeldmessung, keine Belichtungsautomatik, komplette Handarbeit. Und dieser "Unterbau" fehlt nicht nur dem heutigen Handy-Knipser vollkommen.
Draußen unter Tageslicht also maximal 1/80 s Blitzsynchronzeit, die zur Filmempfindlichkeit vom jeweiligen Photomic-Sucher der F2 ermittelte Blende und dann einen Blick auf die Wählscheibe des SB-2. Welche Blende passt — annähernd. Heißt lieber von der Blitzmenge des SB-2 etwas unterbelichten. Und innen? Wenn vom Umgebungslicht noch etwas übrig bleiben haben soll, die gemessene Verschlusszeit, sagen wir 1/15 s. Es sei denn, der Blitz soll nur das Motiv (Bewegung) "einfrieren", belichten, dann auch die 1/80 s.
Was bei diesem SB-2 nicht mehr funktioniert, sind Ladeanzeige und Übertragung der Blitzbereitschaft in den DP-1 Sucher der F2. Beim Einschalten "zirpt" es auch nur ganz zaghaft. Der Blitzkondensator hatte halt jahrzehntelang nichts zu tun. Immerhin "haut" er beim Spielen mit den Einstellungen bei M die volle Ladung raus. Und reduziert dann passend zu den möglichen drei Blenden die Blitzleistung. Wie weit korrekt blitzbelichtet wird, probiere ich später mal. Mit einem Film in der F2 …
So oder so: Schönes Sammel- und Deko-Teil für überschaubar Geld!
Ralf Jannke, zwischen den Jahren 2022/2023
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 29.01.2023 |
Kommentare (1)
christian Zahn
am 14.01.2023Vor den erwähnten Blitzbirnen gab es Pulverblitze, seit etwa 1865 wurde eine Mischung aus Magnesiumpulver und Kaliumpermanganat, verwendet, diese Mixtur verbrennt explosionsartig in etwa einer 1/30 Sekunde mit heller weißer Stichflamme. Der Fotograf schüttete das Pulver auf eine Winkelschiene und zündete es mittels Streichholz an. So etwas ist heutzutage verständlicherweise verboten und unterliegt dem Sprengstoffgesetz, es ist hochexplosiv und brandfördernd. Außerdem legt sich das weiße Magnesiumoxid als weißer Staub auf alles im Zimmer und muß danach mühsehlig entfernt werden.
Um 1930 herum wurde das Pulver in Kapseln verpackt und noch bis in die 1960er Jahre verkauft. Hersteller war unter anderem Tetenal oder auch Seuthe, die ihre Kapselblitze "Seuthelin" mit dem Slogan "Ein Streichholz und ein Blitz, das ist der ganze Witz" bewarben.
Eine Alternative zur Pulvermischung war Rein-Magnesium in Form von Bändern, das nicht explodieren kann, da es den zur Verbrennung notwendigen Sauerstoff nur aus der Luft bekommt und nicht überreichlich aus dem Kaliumpermanganat.
Die Osram kam um 1925 auf die Idee, das Magnesium-Band als Gewirr in einen Glaskolben, der mit Sauerstoff gefüllt war, zu packen. Somit kommt die Umgebung mit dem Feuer nicht in Kontakt, die Brandgefahr war gebannt und der von Ralf Jannke erwähnte Kolbenblitz bzw. die Blitzbirnchen waren "geboren".
Unser geschätzer Sammlerkollege Horst Neuhaus hat vieles zum Thema zusammengetragen:
https://photobutmore.de/vintagephoto/blitz/