
Nikons zweite Digitalkamera: COOLPIX 300


Was die reine Bild(daten)qualität angeht, ist die Nikon Coolpix 300 schnell abgehandelt. Mit 640 x 480 Pixel VGA-Auflösung war angesichts der bereits ein Jahr früher (1996) vorgestellten Olympus Camedia C-800L mit ihren 1024 x 768 Pixel schon 1997 kein Staat mehr zu machen.
Aus geschichtlicher Sicht ist die Coolpix 300 nach der Coolpix 100 als Nikons zweite eigene Digitalkamera aber hochinteressant.
Das Rätsel, was an dieser Kamera außer der Beschriftung und Bezeichnung und vielleicht dem Objektiv tatsächlich von Nikon selbst ist, wird am Ende dieses Erfahrungsbericht gelöst. Es war schön, die mittlerweile sehr seltene Kamera zu finden. Den Preis für die Coolpix 300 möchte ich lieber nicht nennen, er lag deutlich über den Flohmarkt- bis eBay-Preisen für Digitalkonsumerkamera-Massenware, weit jenseits der 100 Euro. Immerhin gab es dafür ein funktionierendes Exemplar mit dem niedlichen Teleskop-Stift, aber leider ohne Kabel (und Software).

Fehlende Kabel stellen bei alten Digitalkameras ohne Wechselspeicher, wie beispielsweise den Modellen der Polaroid PDC 2000-Serie, ein echtes Problem dar.
Warum der Hersteller bei der Coolpix 300 einen so tief liegenden 2,5 mm Klinkenstecker zur Verbindung über Kabel mit dem PC oder Mac zur sogenannten seriellen Schnittstelle wählte, weiß wohl nur Nikon. Die hier schon gezeigte Kodak DC20 hat einen „ordentlichen“ Stecker, auch die wechselspeicherlosen Olympus Camedia 4xx/8xx-Modelle haben „anständige“ Kabel und Stecker.
Bei der schnelleren SCSI-Verbindung dann das gleiche Spiel. Die Nikon Coolpix 300 braucht einen völlig exotischen, nicht zu beschaffenden Stecker. Nicht mal der schmale, ganz flache Stecker, mit dem SCSI-Geräte über einen SCSI-PMCIA-Adapter an damalige Notebooks angeschlossen werden konnten, passt!
"Tethered Shooting" mit einer Digitalkamera von 1997...

Das konnte/kann natürlich jede Digitalkamera mit AV-Ausgang. Kabel eingestöpselt, mit der Glotze verbunden und beim gewünschten Bild(ausschnitt) ausgelöst. Auf dem größeren Monitor bei einer arrangierten Sachaufnahme vielleicht besser zu erkennen, als auf dem jeweiligen (kleinen) Kameramonitor...
Gott sei Dank weist die Coolpix 300 einen Standard A(udio)V(ideo)-Ausgang mit Standard-Steckkontakt auf, mit dem die Digitalfotos analog auf jedem Fernseher angeschaut werden können. Oder wie in diesem Fall über einen so genannten Videograbber in USB-Stick-Größe wieder digitalisiert in den Rechner gelangen. Angesichts der Bilddatenqualität der 640 x 480 Pixel Coolpix 300 Dateien, dürfte ein Verlust bei dieser Datenübertragung und Digital-Analog-Digital-Wandlung wahrscheinlich zu vernachlässigen sein!

Nebenbei gestattet der Umweg über den Videograbber die verschiedenen Menüs der Coolpix 300 komfortabel in den Rechner zu holen – siehe oben.
Das letzte Bildchen der Blick in die Unendlichkeit, das sich ständig wiederholende Bild vom Bild vom Bild vom... Eine optische Rückkopplung, die in lange zurückliegenden Videozeiten gelegentlich bei Musiksendungen oder Videos der Künstler zum Einsatz kam.
Mit Hilfe des Videograbbers kommen so zu den im ersten Beitrag gezeigten Archivfotos, aufgenommen 1998 mit der Coolpix 300 am Ende dieses Beitrags „frische“ Aufnahmen aus der Coolpix 300 von 2016.
Außer Telefonieren konnte die Coolpix 300 1997 einiges von dem, was heute jedes Smartphone beherrscht: Fotos aufnehmen und anzeigen, Töne aufnehmen und wiedergeben, Notizen tippen, (hand)schreiben und anzeigen, Bedienung über ein Touchscreen. Qualität, was die reinen 640 x 480 Pixel JPEG-Fotodateien angeht, wird nicht geboten, aber ein nettes Spielzeug mit ersten Multimediamöglichkeiten. Besonders, wenn man bedenkt, das wir uns im Jahr 1997 befinden. Die im ersten Beitrag gezeigte Nikon-Werbung zeigt schon gut den Verwendungszweck. Neben der analogen SLR mitgeführt, konnte das Foto von einem „Casting“ oder einer „Location“ direkt an den Interessenten oder Auftraggeber verschickt werden...
Die Coolpix 300 ist 150,5 x 78 x 34.5 mm groß und wiegt 240 g Der 1/3“ (ca. 5 x 4 mm) CCD-Sensor löst maximal 640 x 480 Pixel (VGA) auf und hat eine Empfindlichkeit von ISO 100. Gespeichert wird mit 24 bit Farbtiefe im komprimierten JPEG-Format in den zwei Qualitäten „Fine“ (10:1) und „Normal (20:1). Der interne 4 MB-Speicher der Coolpix 300 fasst 66 „Fine“-Fotos oder 132 „Normal“-Fotos.
Das Motiv wird über einen einfachen optischen Sucher erfasst, der allerdings nur etwas über 80 Prozent des Motivs zeigt. Besser geht es natürlich im Liveview über den 2.5? TFT Touchscreen wo Fotos hinterher auch angeschaut, mit Hilfe des in der Kamera steckenden Stifts per Hand beschriftet oder mit Sprachnotizen kombiniert werden können. Über den Touchscreen werden auch die Menüs gewählt, die Kamera entsprechend gesteuert.
Das Objektiv ist eine 4/6,2 mm (ca 45 mm @KB) Nikon (gerechnete?) Festbrennweite, die zwei Entfernungseinstellungen bietet: 65 cm bis Unendlich oder 14 bis 23 cm Makro.
Die Belichtung steuert eine Programmautomatik, die aus Verschlusszeiten von 1/30 bis 1/2500 s wählt. Der Selbstauslöser hat 10 s Vorlaufzeit. Einzel- und Serienaufnahmen sind möglich. Der eingebaute Blitz reicht 1,2 bis 2,25 m weit und bietet die Auswahl an/aus, Automatik und Rote-Augen-Reduzierung. Automatischer Weißabgleich.
Da die Coolpix 300 auch Töne (Sprachnotizen) aufnehmen und abspielen kann, sind natürlich Mikrofon und ein 20 mm Lautsprecher vorhanden. Die Energieversorgung übernehmen vier 1,5/1,2 V Batterien oder Akkus der Größe AA.
Da die Coolpix 300 nicht über Wechselspeicher verfügt, müssen die Daten entweder per Kabel und serieller Schnittstelle oder per Kabel und SCSI in den PC/Mac übertragen werden, was hier mangels Kabel nicht möglich war.
Vielen Dank an den niederländischen Fotografen, Journalisten und Nikon-Experten Nico van Dijk, der seine 40-jährige Erfahrung und eine Version Nikon-View 1.1 beisteuerte! Die uralte Nikon Coolpix 300 wird von neueren Software-Versionen nicht erkannt. Was in meinem Fall mangels funktionierender Kabel aber nicht überprüft werden konnte, trotz mehrerer Versuche mit abgeschliffenen Steckern, damit die Klinkenstecker ordentlich Kontakt bekommen. Möglicherweise ist sogar die Kabel-/Kontaktbelegung in der Coolpix 300 anders :-( Nico stiftete auch diesen wunderbaren Flyer zur Nikon Coolpix. Eine Reproduktion (PDF) finden sie hier. Er wusste auch zu berichten, dass die Coolpix 100 und 300 in Nikons Auftrag vom koreanischen Hersteller Anam hergestellt und gemeinsam auf der PMA vorgestellt wurden. Und – was mir nie aufgefallen wäre –, dass die 100 und 300 die einzigen Coolpix-Modelle wären, die auch problemlos von einem Linkshänder, immerhin 10 bis 15 Prozent der Weltbevölkerung, bedient werden könnten...
Beispielfotos, aufgenommen mit der Nikon Coolpix 300 im Sommer 2016
Der Fairness halber: Die Qualität der Nikon Coolpix 300 dürfte vermutlich noch etwas besser sein, als das hier Gezeigte. Denn die Re-Digitalisierung des in der Kamera von digital auf analog umgewandelten Video-Signals über den oben beschriebenen Videograbber ist vermutlich nicht qualitätsfördernd. Klicken/Tippen (Smartphone, Tablet-Computer) bringt die kleinen Bildchen auf 640 x 480 Pixel Größe.
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 14.11.2017 |

Coolpix 300
Kompaktkamera
Markteinführung: September 1997
Neupreis: 900 €
Geschätzter Wert: 42 € ?Wert nach Alter: 0 €
Wert nach Nutzen: 1 €
Wert nach Sammlungsrelevanz: 42 €(Erklärung)
Brennweite (KB): 45 mm
Sensor: CCD mit 0.3 MP, 1/3"
Beschreibung der Coolpix 300
Technische Daten
Firmeninfo Nikon
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