Nur telefonieren kann ich mit ihr nicht: Nikon Coolpix S800c

Ostern vor 5 Jahren: Nikon Coolpix S800c (2013)

Ein Erfahrungsbericht über eine unscheinbare Allerweltskamera, die zudem mit Vorstellungsjahr 2012 (noch) viel zu neu zum Sammeln ist?

Ja, denn die Coolpix S800c zeigt, wie man den durchs Smartphone verursachten Absturz dieser Kameraklasse vielleicht etwas verzögern hätte können. Was macht die S800c zumindest aus meiner Sicht so interessant?

Die Coolpix S800c besitzt ein zwar älteres, aber für viele Dinge immer noch brauchbares Android 2.3.3 Betriebssystem, volle WiFi-Fähigkeit ohne teure Zusätze. Heißt: Fotos können über ein WLAN drahtlos verschickt werden. Zum Beispiel auch über ein Smartphone, das einen entsprechenden Hotspot zur Verfügung stellt. 

Und? Wozu dieser Umweg? 

Dann kann ich doch gleich mit dem Smartphone fotografieren. 

  • Ja, aber auch mit umgerechnet aufs KB-Format 25 mm Super-Weitwinkel? 
  • Oder mit 250 mm Telebrennweite (@KB) bei voller 16 Megapixel Auflösung statt interpoliertem Matsch durchs Digitalzoom des Smartphones? 
  • Notfalls mit ISO 3200?
  • Kann das Smartphone IR-Fotos machen?
  • Kann das Smartphone 1920 x 1080p Full HD-Videos mit diesem Brennweitenbereich aufnehmen?

NEIN!

Alle Daten zur Nikon Coolpix S800c in der deutschen Bedienungsanleitung

Was kann die Nikon Coolpix S800c? Volle Auflösung 16 MP

Infrarot (4 MP)

Autowaldfriedhof (4 MP)

Kraniche Superdigitalzoomtele (2 MP)

Diese Fotos mit einem Smartphone?

Das wird wohl noch etwas dauern. Die Auflösung ist zwar längst erreicht, aber eine Zoombrennweite oder ein Doppelobjektiv wie es beispielsweise die "zweiäugige" Kodak EasyShare V570 schon 2006 aufweist, gibt es in dieser Stärke noch nicht.

16 Megapixel?

Rein rechnerisch ergibt die Multiplikation der Bildpunkte 4.608 x 3.456 diese Auflösung. Dass Details bei dem (viel zu) kleinen 6,2 x 4,6 mm 1/2,3" CMOS-Sensor verschwinden/verschmieren, ist dem  geringen Abstand der einzelnen Fotozellen auf dem Sensor (Pixelpitch) geschuldet. Er beträgt nur 1,3 µm. Aber wer schaut seine Bilder schon im 1:1/100 Prozent Monitormodus an? Die Smartphoneknipser sicher nicht. Millionen von Bildern verlassen das Smartphone nie und sind bei Defekt oder Wechsel des Geräts verloren…

Dennoch habe ich oben eine Handvoll Fotos aus der Coolpix S800c in voller 16 MP Auflösung gezeigt. Der weitere Foto-Querschnitt mit reduzierten 4 Megapixel, sowie zum Schluss die bekannten (Un)Möglichkeiten des Digitalzooms bei langer Brennweite.

Aber sollte ich an den Kranichen unverrichteter Dinge vorbeifahren?

Mit dem Smartphone hätte ich den berüchtigten Fliegensch... auf dem Foto gehabt ;-) Für die Infrarotfotos – in ein Foto habe ich das Ausgangsbild einmontiert – wurde einfach ein IR-Filter vom Typ Dunkelrot 695 vors Objektiv der Coolpix S800c gehalten.

Ist das wirklich eine Kamera?

Wenn nicht das ausfahrende Zoomobjektiv wäre, könnte man die S800c glatt mit einem Smartphone verwechseln. Die zum Fotografieren dämliche Haltung mit ausgestrecktem Arm, das Schmieren mit den Fingern auf dem "Tatschscreen" und so weiter. Aber genau das kann zum Vorteil werden. Niemand nimmt dich mit diesem komischen "Smartphone" S800c ernst. Sobald ich mit der mehr oder weniger voluminösen Systemkamera aufs Motiv halte, bin ich entdeckt, möglicherweise sogar unerwünscht.

Andere Kameras bieten es auch, aber Delightning (Aufhellen der Schatten), Umwandeln in SW direkt in der Kamera ist schon mal nicht schlecht. Ausschnitte können durch gezieltes Ziehen/Zoomen auf dem Touchscreen direkt erzeugt werden. Bei Bedarf rechnet die Kamera ein 16 MP Foto gleich auf ein 1.600 x 1.200 Pixel 2 MP Kompaktbild um, zum Beispiel für den Email-Versand. Dabei werden die Originalfotos nie überschrieben! Es wird immer eine Kopie angelegt. Ob 8 B/s so prickelnd sind, kann man bei maximal drei Fotos mit dieser Frequenz sicher in Frage stellen. Bei 1,4 B/s ist Dauerauslösen möglich, bis die Speicherkarte voll ist… Rohdaten erzeugt die Coolpix S800c keine, was dem Konzept und dem angesprochenen Publikum auch irgendwie widersprechen würde.

Video mit der Nikon Coolpix S800c

Die beiden Bildchen (bitte drauf klicken/tippen) sind Screenshots aus dem laufenden Video, aufgenommen mit der S800c.

Als kleine Demonstration ein 30 Sekunden Youtube-Filmchen. Um es klein zu halten, nicht in Full HD und mehr als nötig komprimiert. Und, ich gebe es zu, stümperhaft aus der Hand gefilmt. Sowas vom Stativ sieht ungleich besser aus. Aber auch hier ermöglichte nur die kurze Brennweite der Coolpix S800c die Froschperspektive zum Videoende. Da muss das Smartphone passen! Zumindest ohne Super-WW- oder Fisheyevorsatz.

Ein Schlechtes hat aber die wiedergefundene Coolpix bewirkt. Jetzt fällt es mir noch ein bisschen schwerer, dem Bodensatz meiner Digitalsammlung Bilder abzuringen ;-) Ausnahmen sind natürlich immer die Systemkameras, ob mit (DSLR) oder ohne Spiegel (DSLM)!

Ralf Jannke, Ostern 2018 (2013)

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