Auf in die Zukunft, zurück in die Vergangenheit: Nikon D300/s… Oder halt: Nikon D90 (2008)

Prinzipiell bestanden! 2/100 mm Yongnuo mit Firmware 1.05 auf der Nikon D90 – linkes Foto. Rechtes Foto: Nur Objektivhalter, die D90. Beim Einsatz von Nikon MF-Objektiven mit AI-Anschluss ist komplette Handarbeit angesagt. Die Belichtung muss extern gemessen oder geschätzt und dann manuell in Form von Blende (am Objektiv) und Verschlusszeit die D90 übertragen werden.

Die Vorgeschichte zur Nikon D90

Lange, sehr lange hatte ich über den Kauf einer wirklich tollen Vollformat Nikon D3/D3s nachgedacht

Aber selbst Tiefstpreise von Größenordnung 580 Euro für D3/s-Gehäuse mit Größenordnung 250.000 Auslösungen sind mir einfach zu hoch. Warum? Der Nikon D3/s-Verschluss ist auf 300.000 Auslösungen ausgelegt. Was mit diesen Statistiken gut gezeigt oder sogar widerlegt wird:

Nikon D3Nikon D3s

Eine D3 mit 250.000 Auslösungen hält lt. Statistik also theoretisch noch 4.000 bis 75.000 Auslösungen nach den ersten 250.000 Klicks. Vielleicht auch über 500.000 Auslösungen. Die muss man natürlich erst mal erreichen.

Eine D3 könnte theoretisch auch 1.000.000 Auslösungen halten. Ein befreundeter Fotograf berichtete aber von seiner D3, deren Verschluss nach 20.000 Auslösungen hinüber war. Zu dem Zeitpunkt kein Problem, denn der Verschluss wurde einfach ausgetauscht. 2017 aber nicht. Denn eine andere Nikon D3 eines weiteren Fotografen, den ich beim Basketball treffe, hatte nach einer Weile Betrieb einen zerstörten Verschluss. Und damit 2017 Totalschaden, denn es gibt aktuell keine Ersatzteile (Verschlüsse!) mehr. Und was ist mit der 900 Euro D3, die nur – sagen wir – 50.000 Auslösungen hat? Und dann kaputt geht…

Egal, was man von Statistiken hält – „Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht, erstellt hast“ –, es sind wertvolle Hinweise! Und die MÜSSEN einfach in Kaufüberlegungen mit einbezogen werden. Eine unlängst für unter 500 Euro angebotene Nikon D3 hatte über 500.000 Auslösungen. Ohne Angabe, ob der Verschluss schon einmal gewechselt wurde. Als das noch möglich war! Von statistisch 54 Nikon D3 Gehäusen die über 500.000 Auslösungen hinter sich hatten, sind 38 noch in Funktion, 16 defekt. Von 13 D3 Gehäusen, die zwischen 1.000.000 und 2.000.000 Millionen funktionieren noch 5, die restlichen 8 sind „tot“. Für mich also keine Nikon D3!

Das Geschriebene ist natürlich nur meine ganz persönliche und vollkommen unmaßgebliche Meinung. Selbstverständlich bleibt jedem Anwender frei, die (Sammel-)Kamera seiner Wahl zu kaufen!

Sollte der Anbieter 1 Jahr Garantie anbieten, ist der Kauf zumindest eine Überlegung wert. Wobei es nicht das Ziel sein muss, in einem Jahr – sagen wir – 50.000 Auslösungen zu produzieren. Ich habe mich halt anders entschieden – einstweilen… 

Was die Unreparierbarkeit angeht, trifft das natürlich auch auf die von mir gerne eingesetzten Nikon D2-Modelle und die Nikon D1X zu. Die aber vom Profianbieter für 350 Euro angeboten wurden, bzw. 125 Euro kostete, die D1X. Wenn es da den Verschluss zerhaut, ist der finanzielle Schaden einfach geringer.

Nach diesen Erkenntnissen lenkte ich meinen Blick von der Vollformat Nikon D3/s auf eine flammneue Nikon D7500 mit dem kleinen Nikon DX-/APS-C-Sensor. Die als Grauware für um 800 Euro angeboten wird, aber Nikon-seitig den mir wichtigen serienmäßigen Batteriegriff mit dem Hochformatauslöser verweigert :-( Für die D7500 gab es lange Zeit nur einen Chinesen-Nachbau, der mit der Kamera verkabelt werden muss.

Die unlängst zur Komplettierung meiner D2-Serie erworbene 169 Euro Nikon D200 brachte mich auf die Idee, doch mal genauer bei den früheren Semiprofis hinzuschauen. Warum statt einer neuen 900 Euro 20 MP und 4 K Video 8 B/s schnellen Nikon D7500 nicht eine „nur“ 12 MP auflösende und nur 1.280 x 720p HD-Video bietende Nikon D300s mit 7 B/s von 2009 für Größenordnung 350 Euro! Wobei ich an Video wenig interessiert bin. Auch bei der D300/D300s besteht vermutlich die Gefahr von fehlenden Ersatzteilen, aber die Preisregion lässt einen besser schlafen, als bei einer D3/3s.

Also eine Nikon D300s – oder doch nicht?

Nach Rücksprache mit Andreas Krappweis, der hier seine Lieblingsdigital-SLRs beschrieben hat, erweckte die Nikon D90 mein Interesse. Denn Andreas schrieb:

„Meine D300 ist nur teilweise in meiner persönlichen Top Liga. 

  • Pro: Bildlook, Handling/Ergonomie
  • Neutral: Der AF ist nicht schlechter aber auch nicht besser als bei der D200. 
  • Kontra: Sie hat, als einzige Nikon eine spürbar verzögerte Auslösung. Das macht den Einsatz im Reitsport, für den sie sonst genial wäre, schwieriger. Und bei steigender ISO stürzen die Bilder echt ab, nicht nur Rauschen, sondern auch Farbverlust bis zu zu monochrom. Meine D90 kann das selbe, hat halt nicht den schönen Body und die daraus resultierenden Ergonomie, hat aber nicht die Kontras.“

Die D90 kann mit Batteriegriff plus Hochformatauslöser erweitert werden. OK, die Nikon D90 hat keinen Klappmonitor… Der nur minimal kleinere 3“ Monitor der D90 löst 920.000 Pixel auf, der 3,2“ Monitor der D7500 922.000 Bildpunkte. Vom Autofokus müsste die D7500 der D90 überlegen sein. Der irren D7500-Empfindlichkeit von ISO 400.000, 800.000 und 1,6 Millionen wird von berufener Stelle die Qualität eines Papiertigers bescheinigt. OK, ISO 12.800, 25.600 und 51.200 kann die D90 nicht, bei ihr ist bei ISO 6400 Schluss.

Was die Verschlusslebensdauer angeht, soll die D90 zwischen 61.041 und 77.435 Auslösungen aushalten, bis der Verschluss versagt.

All diese Überlegungen führten im Frühjahr 2018 nach der 10 Megapixel Nikon D200 zum Erwerb einer etwas moderneren D90. Vom Profi-Anbieter mit Rückgaberecht, rund 11.000 Auslösungen für 150 Euro.

Deshalb zur Nikon D90

Liveview bei Nikon – Foto links. Bei den Einstellmöglichkeiten bleiben kaum Wünsche offen…

Die wichtigsten Daten der 2008 vorgestellten Nikon D90: 

  • 15 x 23 mm APS-C Sensor (bei Nikon DX-Sensor genannt) mit 12 Megapixel Auflösung
  • Empfindlichkeit ISO 200 bis 3200, erweiterbar auf ISO 100, 125, 160 und ISO 4000, 5000 und 6400
  • Liveview/1280 x 720p HD Video
  • Großer 3" (7,6 cm Diagonale) Monitor mit 920.000 Bildpunkten
  • Maximale Bildfrequenz 4,5 B/s
  • Batteriegriff MB-D80 für Nikon D80/D90 für lange Laufzeit und mit Hochformatauslöser

Alles weitere in der deutschen Bedienungsanleitung der Nikon D90

Testparcours Basketball

Nikon D90 am Limit: ISO 6400. Die Montage ist deshalb "pflegeleichte" rund 2 Megapixel groß…

Das Hochformatbild ist ein 1:1 Crop aus der 12 MP-Datei

Die Mehrzahl der Aufnahmen entstand bei ISO 2000 und Offenblende des 2,8/70-200 mm VR Nikkors, Version 1.

Die Montage aus drei Bildern in Reihe drei wurde bei ISO 2500 und dem 3,5-5,6/16-85 mm AF-S DX VR Nikkor aufgenommen. Mit dem Objektiv wurde auch das Timeout aufgenommen – der Trainer beim "Neueinstellen" der Mannschaft in der Auszeit. Im Viererblock unter den Cheerleadern.

Nikon D90: Eine Spielklasse höher!

Höher? Gegenüber wem, was?

Nachdem ich jetzt unmittelbar hintereinander die Nikon D200 und die D90 mit zum Basketball hatte, ergibt sich dieser - sicher auch subjektive - Eindruck. Der Empfindlichkeitsbereich der 10 Megapixel D200 bewegt sich zwischen ISO 100 und 1600, mit weiterer Verstärkungsmöglichkeit in Drittelstufen auf ISO 3200. Die D90 reicht direkt bis ISO 3200 inklusive Reduzierung in Drittelstufen bis auf ISO 100 und Verstärkung bis auf ISO 6400. Das ist auch ohne Gefühl rein physikalisch eine ganze EV-Stufe mehr, die "höhere Spielklasse" der Überschrift. Auch in Form von Rauschen bei hohen ISOs, bei ISO 1600 ist die D90 rauschärmer!

Das ist aber längst nicht alles. Was den automatischen Weißabgleich angeht, liegt die D90 eher zwei Stufen über der Nikon D2-Klasse. Eben nicht nur der D200, sondern auch den D2-Profigehäusen. Zuviel Fummelei, um das jeweilige Foto trotz gleichmäßiger und guter Beleuchtung neutral zu bekommen. Und wir sprechen von Fernsehlicht, nicht unterschiedlich alten Neonröhren unter der Hallendecke! Zwischen der Nikon D800 von 2012 und der D90 von 2008 konnte ich keinen Unterschied im automatischen Weißabgleich erkennen.

Und jetzt das Wichtigste: Obwohl die D90 nur die "kleine D300/300s" (vorgestellt 2007/2009) ist, packt der Autofokus für mein Gefühl besser zu als der der Nikon D200. Genau, wie ich es schon vor über 10 Jahren empfunden habe. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zwar keine D90, aber die D300. Die D90 ist aber die Weiterentwicklung, denn wie die D300s kann die D90 1.280 x 720p HD Video. Also entweder ein anderer 12 MP-Sensor als in der D300, sicher aber eine andere Sensor-Auslese-Eletronik! Zur Ehrenrettung der D2-Klasse, besonders der Profi-Varianten, kann ich aber berichten, dass sich die D90 mit dem 2/100 mm Yongnuo schwerer tat, als meine D2Hs/D2X.

Die Fotos vom Spiel wurden alle im Nikon D90 JPEG-Format gespeichert. Und da scheint mir noch etwas Luft nach oben zu sein! JPEG war in der besten Qualität „FINE", aber „Rauschreduzierung bei ISO+“ stand auf „HIGH Stark“ Die wird beim nächsten Gang in die Halle auf aus gesetzt. Denn zu starke Rauschreduzierung bedeutet „Zuschmieren“, Glätten. Und das kostet Schärfe! Außerdem ist nicht klar, ab wann die Rauschreduzierung beginnt. Wirklich erst jenseits ISO 3200 im ISO+ Bereich oder doch bereits viel früher. Ich hatte den Eindruck, dass das eine oder andere Motiv einen gewissen wachsartige Charakter hat. Eben weil, wenn die Rauschreduzierung zu stark geglättet hat. Dann doch lieber etwas digitales „Korn“, Rauschen eben… Beim nächsten Mal wird außerdem im Nikon Rohformat gespeichert.

Und was den Autofokus angeht, werde ich beim zweiten Versuch die Wahl „AF-Messfeldgröße“ von „Normal“ (heißt klein) auf „Groß“ stellen. Schließlich unterstützen in der Nikon D800 ja auch die benachbarten 8 AF-Sensoren den gewählten AF-Sensor. Vorteil: Findet der keinen Kontrast, weil er zum Beispiel die gleichmäßig gefärbte Fläche des Spielertrikots erwischt, haben die benachbarten Sensoren vielleicht die Chance eine Falte, ein Stück Spielernummer, die Vereinsbezeichnung oder den Sponsorenaufdruck zu erfassen. Schon ist der Fokus da.

Langer Rede kurzer Sinn: Volltreffer, die Nikon D90. Wie sagte einer der Fotografen, die immer schon lauern, was Jannke denn jetzt wieder an alter DSLR dabeihat, als er die D90 sah: "Diese Kamera habe ich geliebt". Wenn die öfter zum Basketball geht, werde ich der D90 aber noch den Hochformatgriff spendieren. Und es dabei erstmal mit dem inkl. Porto unter 20 Euro kostenden China-Nachbau des MB-D80(90) versuchen.

Speicherung als NEF/RAW

Basketball zweite Runde

Die Fotos des Tableaus sind 1:1 Crops aus den jeweiligen 12 MP Nikon D90 Dateien. Wie weiter oben angekündigt, wurde in der zweiten Basketballrunde im Nikon Rohdatenformat NEF gespeichert. Statt Zuschmieren, Glätten durch Rauschreduzierung lieber etwas digitales Korn: Rauschen. Was nebenbei gesagt, subjektiv die Schärfe sogar erhöht.

Zufügen von Rauschen ist übrigens ein Mittel, um aus zu kleinen Vorlagen zu stark vergrößerten (interpolierten) Bildern etwas Schärfe zu suggerieren. Was sich so widersinnig anhört – eine bewusste Verschlechterung des Bildes – verhilft den durch starke Interpolation aufgeweichten Flächen zu einer gewissen (Korn-)Struktur. Was bei der anschließenden Schärfung Kanten und Details etwas stärker hervortreten lässt. Das also, was das Auge bzw. Gehirn als Schärfe interpretiert! Nachzulesen hier.

Zurück zur Nikon D90

Das Rauschen wurde mit Stärke 20 per Adobe Lightroom 5.7.1 maßvoll reduziert. Tut den Fotos gut. Ob der Wechsel der „AF-Messfeldgröße“ von „Normal“ (heißt klein) auf „Groß“ jetzt so viel ausgemacht hat, kann ich nicht sagen.

Eine Sache ist mir aber wieder aufgefallen

Es begleitet mich seit der Benutzung und dem Wechsel Von Canon zu Nikon. Ich kann nicht erklären warum, aber bei Canon wie Nikon ist die Trefferquote mit dem 2,8/70-200 Canon wie Nikon IMMER besser gewesen als mit den jeweiligen 1,8/85 mm Kutzteles. Das trifft auch fürs 2/100 mm Yongnuo zu. Ohne herausgefunden haben warum, 85er und 100er brauchen anscheinend Profigehäuse. In meinem Fall die D2Hs, D2X und D800. Auch jetzt beim Einsatz des 85ers/100ers auf der Nikon D90!

Ein bisschen Reportage…

Foto mit dem 3,5-5,6/16-85 mm Nikkor auf der D90

Keine 200 m vom eigenen Wohnort entfernt, brach aus ungeklärten Gründen in einem Keller ein Feuer aus. Außer reichlich Rauch war nichts zu sehen. Die Feuerwehr war sehr schnell vor Ort. Verletzt wurde zum Glück niemand. Und doch hatte das oben gezeigte Foto aus der DSLR keine Chance gegen ein wirklich banales Smartphonebildchen, das außer dem Feuerwehrwagen nichts (keinen Rauch) zeigte.

Wieder hat das Smartphone gegen eine Digitalkamera – in diesem Fall eine hochwertige Systemkamera – gewonnen. Weil das Bildchen unverzüglich aus dem Smartphone an die Online-Redaktion der Tageszeitung ging. Ich hätte es mir schenken können 10 Minuten nach der Aufnahme ein Nikon D90 Foto zu mailen :-(

Ich bin froh, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht mit derartigen Bildchen (zu)verdienen muss!

Urlaubs-/Freizeitfotografie mit der Nikon D90, 3,5-4,5/70-210 mm Sigma APO, Auflösung 2 Megapixel

Finale

Alle Fotos mit dem Nikon DX VR AF-S Nikkor 18-55 mm 1:3,5-5,6 G II oder dem Sigma 3,5-4,5/70-210 mm AF APO aus den frühen 1990er Jahren. Dem eine "offenblendtaugliche, überragende Abbildungsleistung" attestiert wurde, ohne diesen "Forensprech" mit wenigstens einem Beispielfoto zu belegen. Ich habe mich um die Offenblende nicht weiter gekümmert und mit dem reichlich schweren 35 Euro-Sigma überwiegend bei Blende f/8-11, Zeitautomatik und ISO 200 bis 500 fotografiert. Für die nicht so schnellen Boote genügte auch der AF-Stangenantrieb des alten Sigmas.

Alle Fotos auf maximal 1800 Pixel Seitenbreite/-höhe verkleinert. Speicherformat Nikon NEF/RAW, Entwicklung Adobe Lightroom 5.7.1.

Wenn man eine preiswerte DSLR mit guter Ausstattung sucht – die Kamera hat 150 Euro gekostet –, kann man bei der 2008 vorgestellten Nikon D90 bedenkenlos zugreifen. Dafür gibt es bei Bedarf auch Liveview und zusätzlich die Möglichkeit, Videos mit 1280x720p HD aufzuzeichnen.

Ralf Jannke, Sommer 2018

 

Kommentare (1)

  • Klaus-Martin
    Klaus-Martin
    am 28.12.2023
    Ich selber benutze nach wie vor noch mehrere D-90 Gehäuse. Auch meine 14 jährige Nichte lernte damit den Umgang in der Fotografie. Das Gehäuse ist schön kompakt und leicht, das Akkumanagement top: meistens schaffe ich mindesten 2000 Fotos mit einer Ladung. Der Sensor ist nach wie vor top und die Bilder aufgrund der Größe auch mit jeder Hardware verarbeitbar.
    Mittlerweile habe ich 2 Gehäuse mit mehr als 100.000 Auslösungen.

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