Nikon Z5 Carenar 1:2,8 f=35mm/Auto Exaktar 2,8 / 35mm, Cosinon Auto F=1.8 f=50, Petri CC Auto 1:1,8/55

In diesem Erfahrungsbericht geht es um drei bzw. vier etwa 40-50 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5. Zwei davon sind baugleich und werden gemeinsam besprochen.

Carenar 1:2,8 f=35mm/Auto Exaktar 2,8 / 35mm

Die Objektive sind nach 1972 und vermutlich vor 1979 gebaut worden, denn der Hersteller Samyang, Seoul, Korea, wurde erst 1972 gegründet und zum Ende der 1970er Jahre setzte sich das Pentax-K-Bajonett durch und M42 lief allmählich aus.

Carena war ein Kamerahersteller aus Liechtenstein, der Anfang der 1970er Jahre in Konkurs ging. Den Markennamen erwarb die schweizerische Interdiscount AG, die unter dem Namen fernöstliche Kameras und Objektive imponierte. In Deutschland wurden Carena-Artikel von der Kette Foto Porst vertrieben.

Exakta West-Deutschland war anfangs der Vertrieb der Exakta-Spiegelreflex-Kameras des Ihagee-Werkes Dresden in der BRD, 1966 entwickelte die in Westberlin beheimatete Vertriebs-GmbH eine eigene Kamera, die erfolglose Exakta Real, von der vermutlich nur etwa 1000 Exemplare verkauft wurden. 1976 ging die westdeutsche Exakta in Insolvenz, 1982 übernahm Heinrich Manderman (Beroflex) die Marke, fortan wurden unter dem Markennamen nur noch fernöstliche Kameras und Objektive vor allem in Deutschland vertrieben.

Beide gezeigten Exemplare sind bis auf die unterschiedliche Gravur und geringe Unterschiede im Äußeren baugleich. Auch ihre optische Leistung unterscheidet sich nicht, so daß ich sie gemeinsam beschreibe.

„Auto“ im Namen des Exaktar weist auf die automatische Springblendenfunktion hin, die das Carenar auch hat. Beide wurden als sehr preiswerte Einsteigerobjektive verkauft.

Die mit geriffeltem Gummi ausgelegten Entfernungsringe laufen inzwischen viel zu leicht, weil das Schmiermittel verschwunden ist. Die Einstellwege sind mit etwa 100° sehr kurz. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,7m nicht gut. Der Blendenwahlring rastet ganzstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Der Blendenantrieb kann nicht von automatischer Springblende auf manuelle Blendeneinstellung umgeschaltet werden. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 52 mm eingeschraubt.

Die Objektive haben einen Durchmesser von 64 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 47 mm und wiegen jeweils 215 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze werden sie ca. 2 mm länger.

Die Objektive machen einen recht wertigen Eindruck, sie sind vollständig aus Metall hergestellt, der Fokusring wird in den 1970ern wesentlich besser gewesen sein, als das Schmiermittel noch vorhanden war. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen vorhanden, der Index für die Infrarotfotografie fehlt jedoch.

Die Objektive sind am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende sehr unscharf und vignettieren, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe nur in der Bildmitte, die Bildränder und besonders die Bildecken werden auch bei Blende 16 nicht scharf. Die Unschärfen sind auch bei Benutzung der Objektive auf Film oder an einem APS-Sensor deutlich sichtbar. Die chromatischen Aberrationen sind jedoch recht gering.

Beispielfotos

Die Objektive sind heutzutage teilweise sehr billig zu bekommen. Beim Carenar ist zu beachten, das es auch ein Super Carenar 35mm (Made in Japan) gibt, das wesentlich häufiger angeboten wird und deutlich teurer ist als das koreanische Objektiv, das meist nur einen Euro kostet bzw. als Zugabe mit einer Kamera verkauft wird.

Das Exaktar wird heutzutage merkwürdigerweise für 20-40 Euro verkauft, obwohl es für diese Summe erheblich bessere Objektive gibt. Möglicherweise sind die Unschärfen außerhalb der Bildmitte von den Käufern gewünscht, schlechte Objektive machen „Kunst“, was heutzutage angesichts der allgegenwärtigen scharfen Bilder verstärkt gefragt ist.

Da ich zwei optisch gleichwertige Exemplare mit unterschiedlicher Gravur hatte, gab ich die Exaktar-Version an den Editor dieser Seiten im Rahmen eines Tausches ab.

Cosinon Auto F=1.8 f=50

Das Objektiv ist laut Aussehen Anfang der 1970er gebaut worden, denn es hat noch das alte „Berg-und-Tal“-Design des Entfernungsrings und ist nur einfach vergütet.

„Auto“ im Namen meint die automatische Springblendenfunktion, die nicht bei allen M42-Objektiven vorhanden ist. Vermutlich ist das Cosinon einer der vielen japanischen 6-linsigen Doppelgauß-Normalobjektiven.

Mein Exemplar hat einen kleinen Defekt: Die Springblendenbetätigung ist verklemmt, die Blende ist immer geschlossen, möglicherweise aufgrund eines verbogenen Stößels. An einer spiegellosen Systemkamera ist das Objektiv aber mit diesem Fehler problemlos benutzbar. Auch schließen die Lamellen nicht gleichmäßig, so daß die angezeigten Blendenzahlen sicherlich nicht ganz korrekt eingestellt werden. Auch diesen Fehler ignoriert die Systemkamera, weil sie das durch die Blende fallende Licht mißt, egal ob es eine Differenz zwischen wahrer und eingestellter Blende gibt oder nicht.

Der Entfernungsring läuft weder zu stramm noch zu leicht, macht aber inzwischen leise kratzende Geräusche. Der Einstellweg ist mit etwa 250° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,5m nichts Besonderes. Der Blendenwahlring rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Der Blendenantrieb kann von automatischer Springblende auf manuelle Blendeneinstellung umgeschaltet werden. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49 mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 61 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 37 mm und wiegt 215 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 7 mm langer.

Das gesamte Objektiv macht einen recht wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt und überraschend schwer. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen und ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende erwartungsgemäß über die gesamte Bildfläche unscharf und vignettiert, außerdem überstrahlen helle Bildteile in benachbarte Bereiche, Abblenden auf 5,6-11 steigert die Schärfe auf gute Werte und beseitigt die Vignettierung, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die chromatischen Aberrationen sind bei Offenblende recht gering und ab Blende 2,8 völlig verschwunden.

Das Objektiv ist heutzutage erstaunlicherweise oftmals nicht mehr sehr günstig zu bekommen, je nach Zustand und Zubehör liegt es zwischen 15 und 30 Euro. Die spätere Version mit „MC“ Mehrschichtvergütung ist noch teurer, weil optisch vor allem bei Offenblende besser. Wie immer gilt auch beim Cosinon 50: zusammen mit einer alten Kamera kostet das Objektiv weniger als einzeln gekauft.

Petri CC Auto 1:1,8/55

Das Objektiv ist Mitte der 1970er gebaut worden und nur einfach vergütet. Es wurde zusammen mit der Petri TTL ab 1974 verkauft. „Auto“ im Namen meint die automatische Springblendenfunktion, die nicht bei allen M42-Objektiven vorhanden ist. „CC“ ist die Kennzeichnung der Petri-M42-Objektive.

Vermutlich ist das Petri einer der vielen japanischen 6-linsigen Doppelgauß-Normalobjektiven. Ob es von Petri hergestellt ist oder nur von einer anderen Firma zugekauft wurde, ist mir nicht bekannt.

Petri war der Markenname der 1907 in Tokio gegründeten Kuribayashi Corporation, die etliche Kameras herstellten, darunter Spiegelreflexkameras mit M42 und mit Petri-Bajonett für Blendenautomatik. Nach der Insolvenz 1977 ging der Name an einen englischen Importeur, der Cosina-Kameras als Petri labeln ließ und verschwand Mitte der 1980er Jahre endgültig.

In Deutschland wurden die Kameras und Objektive von Dörr, Neu-Ulm vertrieben, außerdem verkaufte Foto Porst Petri-Modelle unter eigenem Namen bzw. als Carena-Kameras.

Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig zu leicht. Der Einstellweg ist mit etwa 80° viel zu kurz. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,6m nichts Besonderes. Der Blendenwahlring rastet ganzstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Der Blendenantrieb kann von automatischer Springblende auf manuelle Blendeneinstellung umgeschaltet werden. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 52 mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 61 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 39 mm und wiegt 195 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 6 mm langer.

Das gesamte Objektiv macht einen recht wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt und überraschend schwer. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen und ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Außerdem ist die „Schnappschußstellung“ Blende 11 und 5 Meter farblich hervorgehoben.

Das Petri 55er verzeichnet nur sehr wenig, bei Aufnahmen stört dieser Bildfehler nur sehr selten.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende erwartungsgemäß über die gesamte Bildfläche unscharf und vignettiert, außerdem überstrahlen helle Bildteile in benachbarte Bereiche, Abblenden auf 5,6-11 steigert die Schärfe auf recht gute Werte und beseitigt die Vignettierung, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die chromatischen Aberrationen sind bei Offenblende recht gering und ab Blende 2,8 fast völlig verschwunden. Bei Offenblende hat das Petri je nach Motiv ein heutzutage begehrtes „Bubble-Bokeh“.

Das Objektiv ist heutzutage erstaunlicherweise oftmals nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand und Zubehör liegt es zwischen 10 und 50 Euro. Dabei ist zu beachten, daß es Petri-Objektive auch mit einem eigenem Bajonett und mit Blendenautomatik gibt, diese Objektive sollten gemieden werden, da Petri-Bajonett-Adapter selten und teuer sind.

Alle Beispielaufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Die beiden koreanischen 35mm-Objektive sind für Dokumentar-fotografische Zwecke unbrauchbar, es sei denn, man will unbedingt „duftige“ Unschärfe für künstlerische Zwecke.

Die beiden Exemplare gehören zu den ersten Objektiven, die Samyang baute und können als „Übungsstücke“ betrachtet werden. Spätere Objektive von Samyang sind erheblich besser und heutzutage sind ihre aktuellen Objektive für spiegellose Systemkameras sehr gut bzw. exzellent.

Auch das Cosinon und das Petri werde ich nicht mehr an der Z5 verwenden, ich habe optisch bessere Vertreter dieser Brennweite und Lichtstärke im Fundus.

Christian Zahn

 

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