Nikon Z5 8/500 mm Kalimar Spiegelobjektiv, 8/500 mm Maginon (Linsen) und Walimex MC Mirror Lens 1:8.0 f=500

In diesem Erfahrungsbericht geht es um drei etwa 20-50 Jahre alte manuell fokussierte Supertele-Objektive mit 500mm Brennweite adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5. Zwei der Objektive habe ich bereits an der Fuji X-E2 mit APS-C-Sensor gezeigt, hier nun der Test am digitalen Vollformat.

Spiegelobjektive / Mirror Lens und Teleobjektive/Fernobjektive

Um die Baulänge erheblich kürzer als die Brennweite bauen zu können, werden in Spiegelobjektiven die Lichtstrahlen im Objektiv durch zwei Spiegel umgelenkt und legen den Weg durch das Objektiv zweimal zurück. Weil wenige Glaselemente erforderlich sind (die Spiegel sind nicht eben, sondern gewölbt und dadurch ebenfalls Lichtstrahlenbündelnd), ist ein Spiegelobjektiv auch erheblich leichter als ein reines Linsenobjektiv. Somit kann es meist sehr preiswert verkauft werden. Es gibt aber auch recht teure Vertreter, z. B. das Autofokus-Spiegeltele Minolta AF Reflex 8/500 (das optisch sehr gut sein soll) oder das Carl Zeiss Mirotar 4,5/500 für die Contax-SLRs (das als bestes Spiegeltele der analogen Ära gilt).

Es gab übrigens eine Konstruktion, die komplett ohne Linsen auskam und nur Spiegel nutzte, das „Meta Makowski Katoptaron 8/500“. Es ist ein „Schiefspiegler“, d. h., die Kamera zielt um etwa 30° nach oben versetzt zur Filmebene der Kamera. Sehr gewöhnungsbedürftig, wenn die Kamera um 30° nach unten geneigt werden muß, um gerade nach vorn zu fotografieren!

Prinzipbedingt sind Spiegelobjektive sehr streulichtanfällig, die Benutzung einer angepaßten Streulichtblende ist notwendig. Unscharfe Bildteile werden als „Kringel“ (englisch „Donuts“) abgebildet, da das Licht durch die Frontlinse nur als Ring fallen kann, da vorne in der Mitte ein Spiegel angesetzt ist. Bilder, die mit Spiegelobjektiven angefertigt werden, sind meist sofort anhand dieser typischen Kringel erkennbar, ja nach Motiv stören sie mehr oder weniger.

Der große innere Spiegel muß sehr präzise montiert werden, da er ansonsten „verspannt“ wird (und nicht mehr ein perfektes Stück einer Kugel ist), was zu flauen bzw. unscharfen Bildern führt. Oft ist die Kontrolle des Spiegelobjektivs nach der Fertigung nur nachlässig durchgeführt worden oder ganz unterblieben, da die Objektive in den 1980er und 1990er Jahren sehr preiswert verkauft wurden. „Bessere“ Importeure selektierten einzeln die Objektive der gelieferten Charge und sandten unbrauchbare Exemplare zurück.

Man muß aber bedenken, daß diese Objektive früher nur mit Film benutzt wurden und die Auflösung eines typischen 400-ASA-Films lediglich 6 Megapixel (für KB-Vollformat) betrug, ein 100 ASA-Film etwa auf effektive 10 Megapixel kam.

Klassische Fernobjektive sind fast so lang wie ihre Brennweite, ein 500mm-Objektiv ist also zwischen Sensorebene und dem Mittelpunkt des optischen Systems 500 mm lang! „Teleobjektive“ sind durch optische Tricks erheblich kürzer als ihre Brennweite.

T2 ist das Anschlußgewinde, das Tamron 1957 für Wechselobjektive für Spiegelreflexkameras eingeführt hat. Es hat eine etwas andere Steigung wie M42, ist also dazu nicht kompatibel! Das T2-Auflagemaß ist sehr lang, darum gibt es für fast alle Kamerasysteme einen Adapter mit der Möglichkeit, auf Unendlich zu fokussieren.

Übrigens: „Brennweite“ ist der Abstand zwischen der Mitte einer Sammellinse und dem Punkt, an dem sich alle parallel in sie eintreffenden Lichtstrahlen in einem Punkt vereinen. Macht man das mit einer Lupe und dem Sonnenlicht an einem Sommertag, so kann man mit den in einem Punkt zusammentreffendem Licht (dem Brennpunkt) ein Blatt Papier oder trockenes Holz in Brand setzen, weil sich die gesamte Wärmeenergie in einem so kleinen Punkt sammelt, daß dort die Zündtemperatur von Papier bzw. Holz überschritten wird. Sammellinsen heißen darum auch „Brennglas“. Und die englische Übersetzung der deutschen Brennweite ist die „focal distance“, was uns an den Fokus oder die Fokussierebene erinnert. All das stammt eigentlich aus dem Lateinischem, wo „focus“ die Feuerstätte bzw. der Herd ist. Also auch hier der Bezug zum brennenden Feuer!

Kalimar 8/500 Spiegelobjektiv

Kalimar war ein US-Unternehmen der Fotobranche in St. Louis, Missouri und bestand von 1952 bis 1999. Es importierte Objektive und Kameras, die es unter seinem Namen vertrieb.

Das gezeigte Objektiv ist „Lens Made in Korea“ und wurde genau wie das Walimex von Samyang (gegründet 1972 in Seoul, Korea) hergestellt. Anfangs gab es dieses Spiegelobjektiv auch als Maginon, Vivitar, Rokinon oder Soligor gelabelt. Das gezeigte Exemplar ist vermutlich in den 1980ern gebaut und verkauft worden.

Interessanterweise hat mein Exemplar kein T2-Gewinde, sondern M43. Dort wurde ein Adapterring eingeschraubt, der wiederum einen Bajonett-Anschluß für Contax/Yashica trägt. Somit mußte ich das Objektiv mit einem C/Y-Adapter an die Nikon Z5 adaptieren.

Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte und sehr breite Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig zu stramm. Der Einstellweg ist mit etwa 220° relativ kurz für die Brennweite, präzises Scharfstellen mit Sucherlupe erfordert Fingerspitzengefühl und möglichst trotz Stativ einen kamerainternen Bildstabilisator, der ständig aktiv sein muß und nicht nur bei der Aufnahme. Die Naheinstellgrenze ist mit 1,7m für ein 500mm-Objekitv sehr gut. Prinzipbedingt kann das Objektiv nicht abgeblendet werden, darum fehlt ein Blendenring. Die Streulichtblende wird in das mitdrehende Filtergewinde 72 mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 78 mm, eine Baulänge ab T2-Gewinde von 86 mm und wiegt 450 Gramm. Es hat Frontlinsen-Fokussierung und wird darum beim Einstellen auf die Nahgrenze nur ca. 15 mm länger.

Das gesamte Objektiv macht einen relativ wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt, aber erstaunlich leicht, weil nur Aluminium und wenige optische Elemente verbaut sind. An der Entfernungs-Skala sind keine Tiefenschärfemarkierungen vorhanden, auch der Index für die Infrarotfotografie fehlt. Das Objektiv kann über Unendlich fokussiert werden, um eventuelle Längenfehler des T2-Adapters ausgleichen zu können.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 etwas unscharf und flau. Die chromatischen Aberrationen sind hingegen recht gering. Prinzipbedingt gibt es nur die einzige Blende 8, Abblenden zur Schärfesteigerung ist nicht möglich.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise recht günstig zu bekommen, je nach Zustand und Zubehör (mitgelieferter Streulichtblende und/oder T2-Adapter) liegt es zwischen 35 und 120 Euro.

Beispielfotos

Maginon 8/500

Das gezeigte 8/500 mm Objektiv mit 4 einzelnen Linsen wird seit etwa 1970 hergestellt und auch gerne als „Wundertüte“ bezeichnet. Diesen Namen hat Walter E. Schön in der Zeitschrift Colorfoto, Ausgabe 5/1980, geprägt. Er testete damals verschiedene 500mm-Teleobjektive verschiedener Hersteller, darunter auch ein solches Billigobjektiv (der Preis betrug damals 200 DM) und war überrascht, wieviel Leistung es lieferte. Zwar waren alle anderen Objektive im Test besser, kosteten aber auch durchaus das Zehnfache und mehr! Nachfolgende Tests, darunter von Barnim A. Schulze (BAS-Labor, abgedruckt im Fotomagazin 10/1985), kamen zu ähnlichen Bewertungen.

Wer das Objektiv damals gebaut hat, ist nicht wirklich geklärt (ggf. ein VEB-Betrieb der DDR oder ein japanisches Unternehmen wie Komura), die heutigen Importeure schweigen sich beharrlich weiterhin aus, man munkelt von „Made in China“. Man kann es als Walimex, Beroflex, Maginon, Soligor, Danubia uvm. gebraucht kaufen, neu wird es heute für etwa 130 Euro z. B. von Walimex oder Dörr verkauft. Im Laufe der Jahrzehnte hat es verschiedene Versionen gegeben, mit 72 und 67 mm Filtergewinde. Bei diesem Objektiv gibt es Qualitätsunterschiede, halt eine „Wundertüte“, bei der man nicht weiß, was man bekommt. Beim Kauf empfehle ich Rückgabegarantie, falls das gekaufte Exemplar eine „Gurke“ ist. Es ist ein „klassisches“ Fernobjektiv, also sehr lang gebaut.

Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte und recht breite Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig zu stramm. Der Einstellweg ist mit etwa 90° viel zu kurz für die Brennweite, präzises Scharfstellen mit Sucherlupe erfordert Fingerspitzengefühl und möglichst trotz Stativ einen kamerainternen Bildstabilisator, der ständig aktiv sein muß und nicht nur bei der Aufnahme. Die Naheinstellgrenze ist mit 10m für ein 500mm-Objektiv gerade noch gut. Es hat keine Springblende, was beim T2-Schraubanschluß prinzipbedingt nicht geht. Statt dessen hat es einen „Blendenöffnungsring“, einen zweiten Ring, die am Blendenring eingestellte Blende öffnet und schließt. Zum Scharfstellen dreht man den zweiten Ring in die „O“ = Open-Stellung, zum Fotografieren in die „C“ = Closed-Stellung. Das kann mit dem Auge am Kamerasucher gemacht werden, ohne auf den Blendenring sehen zu müssen.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 74 mm, eine Baulänge bis zum T2-Gewinde von 322 mm und wiegt 750 Gramm. Es hat Frontlinsen-Fokussierung und wird darum beim Einstellen auf die Nahgrenze nur ca. 16 mm länger. Die Streulichtblende wird in das mitdrehende Filtergewinde 67 mm eingeschraubt. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen vorhanden, ein Index für die Infrarotfotografie fehlt jedoch.

Das gesamte Objektiv macht einen relativ wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt. Die Stativschelle ist ein wenig „schwach auf der Brust“, früher übliche Spiegelreflexkameras mit Motor dürften sie überfordert haben, die leichten spiegellosen Digitalkameras von heute sollten keine Probleme verursachen. Allerdings liegt dann der Schwerpunkt von Kamera und Objektiv nicht in der Stativschelle, sondern etwas davor.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 mit Einschränkungen brauchbar, die 24 Megapixel werden nicht ausgereizt. Die chromatischen Aberrationen sind hingegen recht gering. Abblenden zur Schärfesteigerung ist notwendig, jedoch ist die notwendige Blende 16 sehr „duster“, es sollte bei Offenblende fokussiert und danach abgeblendet werden.

Das Objektiv ist heutzutage meist recht günstig zu bekommen, je nach Zustand und Zubehör (mitgelieferter Streulichtblende und/oder T2-Adapter) liegt es zwischen 15 und 90 Euro.

Beispielfotos

Walimex MC Mirror Lens 1:8.0 f=500

Das Objektiv ist vermutlich nach dem Jahre 2005 gebaut worden, denn die Firma Foto Walser aus Gersthofen ist erst 1998 gegründet worden und vertrieb anfangs lediglich Gebrauchtware, erst seit etwa 2003/2005 unter dem Label Walimex (vermutlich Abkürzung für WALser IMport EXport) Samyang-Objektive aus Korea.

Es ist ein Spiegelobjektiv, wie der eingravierte Name Mirror Lens erklärt. Außerdem ist es mehrschichtvergütet (MC).

Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte und sehr breite Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig zu stramm. Der Einstellweg ist mit etwa 220° relativ kurz für die Brennweite, präzises Scharfstellen mit Sucherlupe erfordert Fingerspitzengefühl und möglichst trotz Stativ einen kamerainternen Bildstabilisator, der ständig aktiv sein muß und nicht nur bei der Aufnahme. Die Naheinstellgrenze ist mit 1,7m für ein 500mm-Objekitv sehr gut. Prinzipbedingt kann das Objektiv nicht abgeblendet werden, darum fehlt ein Blendenring. Die Streulichtblende wird in das mitdrehende Filtergewinde 72 mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 78 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 86 mm und wiegt 315 Gramm. Es hat Frontlinsen-Fokussierung und wird darum beim Einstellen auf die Nahgrenze nur ca. 15 mm länger.

Das gesamte Objektiv macht einen relativ wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt, aber erstaunlich leicht, weil nur Aluminium und wenige optische Elemente verbaut sind. An der Entfernungs-Skala sind keine Tiefenschärfemarkierungen vorhanden, auch der Index für die Infrarotfotografie fehlt. Das Objektiv kann weit über Unendlich fokussiert werden, um eventuelle Längenfehler des T2-Adapters ausgleichen zu können.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 sehr unscharf und flau. Die Fokus-Peaking-Funktion der Z5 kann nicht beim Scharfstellen helfen, da sie keine scharfen Bildkanten findet, die hervorgehoben werden könnten, so gering ist die Kontrastleistung meines Exemplars. Die chromatischen Aberrationen sind hingegen recht gering. Prinzipbedingt gibt es nur die einzige Blende 8, Abblenden zur Schärfesteigerung ist nicht möglich.

Das Objektiv ist heutzutage recht günstig zu bekommen, je nach Zustand und Zubehör (mitgelieferter Streulichtblende und/oder T2-Adapter) liegt es zwischen 15 und 70 Euro.

Beispielfotos

​​​​​​​Fazit

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Kaliamar und Walimex sind sehr bauähnlich, sie stammen beide von Samyang und die Baumaße sind fast gleich, jedoch ist das neuere Walimex optisch erheblich schlechter.

Das Kalimar werde ich nicht mehr digital benutzen, die „Wundertüte“ hingegen schon eher. Das Walimex habe ich inzwischen an den Editor des Digicammuseums Ralf Jannke im Rahmen eines Tauschs abgegeben.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben