Nikkor-Q 135mm und Soligor 200mm an Nikon Z5 Kurzbericht von Christian Zahn

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von zwei etwa 40-60 Jahre alten Tele-Objektiven an der Nikon Z5, einer spiegellosen Systemkamera mit 24 Megapixeln und eingebautem Bildstabilisator.

Nikon hat das F-Bajonett zusammen mit der Nikon F im Jahr 1959 vorgestellt, von Anfang an waren die Objektive mit Springblende ausgestattet, die Innenmessung kam jedoch erst später zusammen mit den entsprechenden Meß-Suchern.

Die meisten Nikon-Objektive hießen „Nikkor“. Anfangs wurde an das Wort Nikkor immer ein weiterer Buchstabe angehängt, der in lateinischer Zahl codiert die Anzahl der Linsen des Objektivs kennzeichnet. Ein Nikkor-T hat somit „Tres“ =  drei Elemente, ein Nikkor-Q „Quattour“ = vier, ein Nikkor-P „Pente“ = fünf usw. Das verwirrte die Kunden mehr, als daß sie die Bedeutung verstanden, darum wurde dieser Zusatzbuchstabe ab 1974 wieder weggelassen.

​​​​​​​Nikkor-Q 3,5/135 Non-Ai

1959 erschien zur Nikon F das gezeigte Nikkor-Q 3,5/135. Zu Anfang hatte es keine Blendenkupplung und die kleinste Blende 22, später wurde das „Hasenohr“ zur Kopplung an die Meßsucher montiert und 32 als kleinste Blende ermöglicht. Sein optischer Aufbau ähnelt dem Zeiss-Sonnar von 1936, ist aber stark modifiziert. Es ist ein „echtes“ Teleobjektiv, seine Baulänge ist also kürzer als seine Brennweite. Die mittlere Linsengruppe ist aus zwei sehr dicken Elementen zusammengesetzt, in Verbindung mit der Ganzmetallfassung ist das Objektiv darum recht schwer. Das „Q“ steht für die vier eingebauten Linsen.

Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt das Objektiv komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ca. 95mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 66mm und wiegt 450 Gramm. Das gesamte Objektiv ist aus Metall gefertigt. Es ist ein Non-Ai-Objektiv, d. h., sein Blendenmitnehmer ist für die TTL-Meßsucher der F, der F2 bzw. der Nikkormat gedacht. An fast allen anderen Nikon-SLRs kann es nur benutzt werden, wenn sein Blendenring modifiziert worden ist, ansonsten beschädigt es den Blendenmitnehmer der Kamera.

Am gezeigten Exemplar hat der Vorbesitzer den Ai-Umbau begonnen, dabei aber zwei Schrauben so beschädigt, daß er sie nicht herausdrehen konnte. Er hat auch begonnen, den Blendenring so zu bearbeiten, daß das Objektiv an Ai-Kameras paßt, er war auch da nicht sehr erfolgreich.

Als Hinweis: japanische Kreuzschlitzschrauben haben eine etwas andere Geometrie als die bei uns verbreiteten Phillips-. bzw. Pozidriv-Kreuzschlitzschraubendreher, die Schrauben werden bei deren Benutzung allzuleicht so beschädigt, daß sie nur noch ausgebohrt werden können.

Da ich aus diesem Grund den Blendenring nicht demontieren und auf einer Fräsmaschine für Ai-Blendenkopplung nacharbeiten konnte, habe ich das Objektivbajonett und die Hinterlinsen komplett mit Malerkrepp abgedeckt und den neben dem Hasenohr sichtbaren Schlitz vorsichtig eingefeilt. Ich habe mich darauf beschränkt, nur den Platz für den Kameramitnehmer zu schaffen, darum kann das Objektiv lediglich bei Blende 32 aufgesetzt werden (beim Abnehmen dreht es sich selbst dorthin).

Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt, sie rotiert beim Fokussieren nicht mit.

Der Fokusring ist breit und mit einer „Berg-und-Tal“-Riffelung versehen, er läuft seidenweich mit genau richtiger Friktion. Mit ca. 180° Einstellweg ist der Fokus feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 1,5 Metern ist für Portraits o. Ä. leider recht lang. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen. Das Objektiv ist blau schimmert einschichtvergütet.

Beispielfotos 135 mm Nikkor

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei Arbeitsblende und Zeit- sowie ASA-Automatik und mit eingeschaltetem Kamera-Bildstabilisator, gewählt wurde Blende 5,6 bis 8, gespeichert wurde als NEF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben sowie Lichter / Schatten wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Das Objektiv liefert ab ca. Blende 5,6 eine für das Alter überraschend gute Schärfe, es kann dann den 24-Megapixel-Sensor der Nikon Z5 allerdings nicht ganz ausreizen. Chromatische Aberrationen treten nur gering auf.

An der Nikon Z5 mit dem originalen FTZ-Adapter kann es nur bei Arbeitsblende genutzt werden, dank Fokus-Peaking und der frei verschiebbaren Sucherlupe kann es aber auch abgeblendet gut fokussiert werden.

Soligor 2,8/200 Ai

Die deutsche Soligor GmbH war das deutsche Tochterunternehmen der amerikanischen Allied Impex Corporation (AIC), die im Jahr 1968 die japanische Miranda Camera K.K. übernahmen und Soligor gründeten. In der Folge wurden anfangs von verschiedenen japanischen Herstellern gebaute Objektive als „Soligor“ in Europa vertrieben,  später koreanische und vermutlich auch chinesische Objektive. Das hier gezeigte Tele Auto MC 2,8/200 Soligor dürfte aus den 1970er sein, es wurde mit diversen Bajonett-Anschlüssen gebaut. Interessanterweise ist es ein Ai-Objektiv, hat aber trotzdem noch das Nikon-„Hasenohr“ für die älteren Kameras und obwohl die Ais-Vertiefung fehlt, anhand derer z. B. die Nikon FA (Link:http://www.optiksammlung.de/Nikon/NikonFA.html) die Objektive für Programmautomatik erkennt, hat es am Blendenring die zweite Nocke, mit der vielen Nikon-Kameras den auf kleinste Blende gestellten Blendenring erkennen.

Laut Vorbesitzer wurde das Objektiv von Tokina gefertigt. Mein Exemplar hat zwei Probleme, die er trotz mehrfacher Versuche nicht endgültig reparieren konnte, darum bekam ich es geschenkt:

  • Die Blende ist verölt, an einer SLR arbeitet sie nur bis Blende 5,6 halbwegs einwandfrei, kleinere Blendenwerte schließen sich so langsam, daß kurze Belichtungszeiten immer überbelichtet werden. Beim Einsatz an einer spiegellosen Systemkamera ist das jedoch unwichtig, da die Springblende nicht benutzt wird. Die Blende ist bis etwa 4,0 nicht rund, sondern Sägezahnartig, was zu einem unruhigen Bokeh führen dürfte.
  • Die Entfernungseinstellungskala ist verschoben, für „Unendlich“ ist auf der Skala etwa 40 Meter einzustellen. Dieses Problem ist durch Einklemmen von einem Kunststoff-Stück im Schneckengang ausgeglichen worden.

Das Objektiv ist ca. 133mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 78mm und wiegt 790 Gramm. Das gesamte Objektiv ist aus Metall gefertigt.

Das Filtergewinde hat 72mm, die Streulichtblende ist eingebaut, sie kann ausgezogen werden. Das Gewinde rotiert beim Fokussieren nicht mit.

Der Fokusring ist sehr breit und mit geriffeltem Gummi überzogen, er läuft seidenweich mit geringfügig zu starker Friktion (evtl. durch Schmiermittelalterung verursacht). Mit ca. 220° Einstellweg ist der Fokus feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 2,5 Metern ist für ein 200mm-Objektiv ausreichend. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring rastet in ganzen Blendenstufen. Das Objektiv ist sichtbar mehrschichtvergütet.

Beispielfotos 200 mm Soligor

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei Arbeitsblende und Zeit- sowie ASA-Automatik und mit eingeschaltetem Kamera-Bildstabilisator, gewählt wurde Blende 8 bis 11, gespeichert wurde als NEF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben sowie Lichter / Schatten wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Das Objektiv liefert ab ca. Blende 8 eine noch gute Schärfe, es kann den 24-Megapixel-Sensor der Nikon Z5 allerdings nicht ausreizen. Bei Offenblende ist es deutlich unscharf, chromatische Aberrationen treten bei allen Blenden sichtbar auf.

An der Nikon Z5 mit dem originalen FTZ-Adapter kann es nur bei Arbeitsblende genutzt werden, dank Fokus-Peaking und der frei verschiebbaren Sucherlupe kann es aber auch abgeblendet gut fokussiert werden.

Fazit

Das gezeigte Nikkor-Q werde ich weiterhin einsetzen, das Soligor aufgrund der Offenblendenprobleme, des Gewichts und der nicht überragenden Schärfe nicht. Ich habe eines der legendären 4,5/80-200-Nikkor-Ai-Zooms der letzten Baureihe, dieses beinhaltet beide hier gezeigten Brennweiten und hat mich beim Test an der D800 mit guter Schärfeleistung begeistert. Dieses Objektiv werde ich an der Z5 noch ausprobieren, ein Bericht folgt.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

 

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