7Artisans 7,5mm Fisheye an Nikon Z5, Olympus Pen-F und Fuji X-E2

In diesem Erfahrungsbericht geht es um ein recht neues chinesisches Fisheye-Objektiv adaptiert an drei digitale spiegellose Systemkameras.

Fischaugen-Objektive gibt es schon sehr lange, das erste kommerziell in größerer Stückzahl gebaute Objektiv dieser Art war das 8mm-Fisheye-Nikkor von 1962, nachdem es zuvor nur wenige handgefertigte Spezialoptiken gab. Mit dem Nikkor wurde diese Fotografie relativ preiswert, und bald hatten auch andere Hersteller Objektive dieser Art im Programm. Eigentlich für wissenschaftliche Zwecke gedacht (z. B. Himmelsbeobachtung oder im Maschinenbau) wurde und wird das Fischauge auch für die darstellende Fotografie genutzt.

Mit dem Aufkommen digitaler Kameras erlebte das Fischauge ein Revival, das 10,5mm DX-Nikkor von 2003 war durchaus preiswert und die Nikon-RAW-Software konnte die Aufnahmen in unverzerrte Aufnahmen umrechnen, allerdings unter Verlust von etlichen aufgenommenen Teilen der Bildränder. Inzwischen gibt es wieder viele Objektive dieser Art, Olympus baut z. B. ein sehr preiswertes „Objektiv“ dieser Art für ihre mFT-Kameras (klein und leicht, eigentlich nur ein Gehäusedeckel mit einigen Linsen), das Lens Cap Fisheye 9mm für ca. 99 Euro OVP.

Und von etlichen chinesischen Anbietern gibt es relativ lichtstarke und trotzdem preiswerte Fischaugen für diverse Systemkameras von mFT über APS-C bis hin zum Vollformat.

Zwei Typen von Fischaugen gibt es:

  • Circular-Fisheyes bilden die Hälfte des kompletten Raumes vor der Kamera ab. 180° Bildwinkel ergeben ein kreisrundes Bild, der des restlichen Aufnahmeformates bleibt schwarz.
  • Vollformat-Fischaugen füllen die gesamte Aufnahmefläche aus, darum haben sie die 180° Bildwinkel nur über die Aufnahmediagonale, in Bildhöhe bzw. -Breite ist der Bildwinkel kleiner.

Und es gibt 4 Arten der Abbildungseigenschaften: winkeltreu, äquidistant, flächentreu und orthografisch. Die bekannten Samyang-Fishaugen sind meist winkeltreu, ein extrem seltenes OP-Nikkor 5,6/10mm sowie die meisten Fishaugen-Vorsatzoptiken sind orthografisch und fast alle anderen Fischaugen-Optiken sind äquidistant. Der Unterschied in der Abbildung ist recht deutlich sichtbar, vereinfacht gesprochen unterscheiden sie sich in den Größenverhältnissen der Wiedergabe gleich großer Objekte in der Bildmitte und in den Bildrändern.

Alle Fischaugen haben eigentlich keine Verzeichnung, aber im Gegensatz zu der uns vertrauten „geraden“ Bildwiedergabe sind Fisheye-Aufnahmen sehr stark tonnenförmig verzerrt. Nur durch die Bildmitte verlaufende gerade Linien werden auch gerade abgebildeten, Linien außerhalb der Bildmitte sind mehr oder minder stark gebogen. Je nach Motiv sehen diese Aufnahmen erträglich oder unerträglich aus. Es ist schwer, gute Fotos mit diesem Objektivtyp zu machen, wobei Landschaften einfacher aufzunehmen sind als Gebäude oder Straßenzüge.

Die Schärfentiefenausdehnung ist recht groß: je nach Blende und Brennweite reicht die scharfe Abbildung von Unendlich bis recht nah an die Frontlinse heran. Mit dem 220° aufnehmendem extrem seltenen und sündhaft teurem Fisheye-Nikkor 2,8/6mm (das auch hinter (!) die Kamera sieht) sind Fotos gemacht worden, die die Welt rundum und ein auf der Frontlinse sitzendes Insekt scharf abbilden!

Ähnlich wie die 3D-Fotografie hatten Fischaugen-Bilder im Lauf der Jahrzehnte Phasen der Beliebtheit und Phasen der Übersättigung. Manche Fotografen kaufen ein Fischaugen-Objektiv, weil sie denken „Viel Bildwinkel für wenig Geld“ und es entstehen dann mehr oder minder unansehnliche Aufnahmen, so daß das Objektiv bald wieder verkauft wird. Der Bildeffekt muß gut überlegt eingesetzt werden, und er „läuft sich tot“, wenn man ihn zu oft verwendet.

Warum heißt dieser Objektiv-Typ eigentlich „Fisheye“? Etliche Fischarten haben Augen, die annähernd jeweils die Hälfte des Raumes abbilden, der Fisch sieht also fast alles, was um ihn herum passiert, um jederzeit Freßfeinde erkennen und schnell fliehen zu können. Aber auch Pferde haben ähnliche Augen und können fast vollständig „rundum“ sehen. Man könnte das besprochene Objektiv also auch „Horse-eye“ nennen und es wäre korrekt.

7Artisans 7,5mm Fisheye

7Artisans sind laut Eigenbeschreibung auf ihrer Webseite sieben chinesische Fotoenthusiasten, die 2015 bei einem Essen zusammenkamen, mit ihren vorhandenen Objektiven unzufrieden waren und beschlossen, selbst welche zu entwickeln und zu bauen. Vielleicht fertigen sie diese nicht selbst, sondern lassen sie bei einem anderen chinesischem Produzenten als Auftragsproduktion herstellen.

Das gezeigte Objektiv ist für APS-C-Kameras gerechnet, hat 11 Elemente in 10 Gruppen und ist mehrfach vergütet.

Ich erwarb das Objektiv mit mFT-Anschluß und habe es mit einem temporären Anschluß für die Nikon Z5 aus einem Nachbau-Gehäusedeckel versehen sowie mir einen Anschluß für die Fuji X-Kameras aus einem nicht mehr benötigtem Objektivadapter gefertigt. Der gezeigte Bajonettanschluß ist somit nicht original.

Der geriffelte Entfernungsring läuft weder zu schwer noch zu leicht. Der Einstellweg ist mit 90° recht kurz. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,12m erfreulich kurz, die Motive sind dann knapp vor der Frontlinse scharf. Der Blendenring hat keinerlei Rastungen (ideal für Filmaufnahmen, für die Fotografie leider nicht blind bedienbar), es sind 6 Lamellen eingebaut. Die „Streulichtblende“ ist fest angebaut, ein Filter kann nicht montiert werden.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 62 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 54 mm (mit Streulichtblende und Fuji-Anschluß) und wiegt 275 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es nicht länger, da die Streulichtblende feststeht und sich nur die Optikbaugruppe ca. 2mm nach vorn bewegt.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt. An der Entfernungs-Skala sind weder Tiefenschärfemarkierungen noch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Nikon Z5 leider nicht sinnvoll benutzbar, da die eingebaute Streulichtblende den Bildkreis stark abschattet, außerdem wäre der Bildkreis für ein Circular-Fischauge etwas zu groß.

7Artisans7mmFisheye-NikonZ5

An der APS-C-Fuji X-E2 leuchtet das Objektiv das gesamte Bildfeld aus, ist aber an den Rändern sichtbar unschärfer als in der Bildmitte, insbesondere rechts. Das will ich aber nicht dem Objektiv anlasten, es kann an meinem selbstgebauten FX-Adapter liegen, obwohl ich mich bemüht habe, diesen planparallel zu fertigen.

7Artisans7mmFisheye-FujiX-E2

Am kleinen mFT-Sensor gefällt mir das Objektiv am besten, an der Pen F ist es bei Blende 5,6 bzw. 8 gut benutzbar, hat allerdings keinen 180° Bildwinkel über die Sensordiagonale (nur etwa 150°), was im Gegenzug aber auch die eventuell unschärferen Objektiv-Bildränder „wegschneidet“.

7Artisans7mmFisheye-OlympusPenF

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator (sofern in der Kamera vorhanden) und bei Blende 5,6-22, gespeichert als RAWs, gewandelt mit Nikon Capture NX-D, Olympus Viewer 3 bzw. Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In viele Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert, in alle die Bildparameter inkl. jeweils genutzter Kamera.

Fazit

Ich werde das 7Artisan Fischauge weiterhin an der Pen F benutzen, für Vollformat ist es ungeeignet und an der XE-2 sind mir die Ecken zu unscharf. Wie erwähnt, wird das aber an meiner Adaptierung liegen und eher nicht am Objektiv.

Vielleicht kaufe ich mir noch ein anderes Fischauge für die Fuji, von TT Artisan gibt es ein 7,5mm/f=2.0 Objektiv, dessen Streulichtblende abschraubbar ist und dann an Vollformat eine annähernd zirkulare Abbildung hat. Außerdem können an seiner Hinterlinse Filter angeschraubt werden.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben