Nikon Z5 Praktica-B-Objektive

In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 40 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.

Die beiden Objektive wurden für Kameras mit dem Praktika-B-Bajonett hergestellt. Kameras mit diesem Namen, aber mit M42 Schraubanschluß für die Objektive wurden bereits seit 1948 gebaut, anfangs noch von den Kamera-Werken Niedersedlitz (KW), die in einem Stadtteil von Dresden beheimatet waren und später im VEB Pentacon aufgingen. Im Jahr 1978 wurde das neue Bajonett vorgestellt, die entsprechenden Kameras und Objektive waren ab 1979 erhältlich.

Viele Objektive für die Praktica wurden anfangs von Carl Zeiss Jena bzw. Meyer Optik Görlitz gerechnet und gefertigt, ab etwa 1980 wurde die Fertigung einiger oder aller Festbrennweiten nach Întreprinderea Optică Română in Bukarest, Rumänien verlagert, sämtliche Zoomobjektive stammten aus fernöstlicher OEM-Produktion, meist von Sigma.

Die Kameras mit Bajonett sehen wesentlich moderner aus als die älteren Modelle mit Schraubgewinde.

Die Übertragung der am Objektiv eingestellten Blende zur Kamera für die Offenblend-Belichtungsmessung erfolgt nicht wie bei vielen anderen Kamerabajonetten mechanisch, sondern elektrisch. Dazu sind im Objektivbajonett drei Kontakte eingelassen, die drei Stifte des Objektivs berühren. In jedem Objektiv ist eine elektrische Widerstandsbahn angebracht, mit dem Blendenring ist der Schleifkontakt verbunden, so daß sich je nach eingestellter Blende ein anderer Widerstandswert ergibt, den die Kamera auswertet. Diese Art der Übertragung hatte Pentacon bereits vor den Kameras mit Praktica-Bajonett  bei den „Praktica electric“ - Objektiven für M42-Kameras eingeführt.

Objektive mit dem als „PB“-Bajonett bezeichnetem Objektivanschluß sind im Vergleich zu M42 wesentlich seltener, da weniger Kameras und Optiken als mit M42 produziert wurden. Auch ist es schwieriger, einen passenden Adapter für spiegellose Systemkameras zu bekommen, diese sind meist erheblich teurer als die für die weiter verbreiteten Bajonette (z. B. Minolta MD, Pentax PK, Olympus OM oder Canon FD).

Ich besitze einen Adapter PB-auf-mFT für die spiegellosen Systemkameras von Olympus bzw. Panasonic, den ich mit Hilfe eines China-Z-Gehäusedeckels und eines mFT-Rückdeckels an das Z-Bajonett angepaßt habe.

Pentacon Prakticar 1:2,8 f=28mm MC

Das gezeigte Objektiv basiert auf dem älteren Meyer Görlitz Orestegon 2,8/29mm mit M42-Gewinde, das für seine Abbildungsleistung berüchtigt ist, weil es an digitalen Kameras sehr deutliche Randschwächen aufweist. Auf Kleinbildfilm sind die Bildecken besser, aber auch noch nicht gut. Das 2,8/28 wurde völlig neu berechnet und alle Oberflächen mehrschichtvergütet. Auf Film zeichnet es bis in die Bildecken scharf, wenn es mindestens auf 5,6 abgeblendet wird.

Es gibt zwei Bauformen, die ältere hat eine Fassung vollständig aus Metall, die gezeigte neuere Variante hat Fokus- und Blendenring aus Kunststoff, auch die gummierte Riffelung des Fokusrings wurde durch Noppen in der Spritzgußform ersetzt. Pentacon-Intern wurde sie als „rationelle Fassung“ bezeichnet, um Metalle und Fertigungsschritte einzusparen, da sich in den 1980er Jahren auch im Osten der Kostendruck bemerkbar machte. Der Objektivverkaufspreis blieb trotz günstigerer Herstellung gleich.

Das Objektiv ist nur schwer zu reparieren, sofern die Hinterlinsengruppe demontiert werden muß, da die Zentrierung und Montage dieser Gruppe mit drei kleinen Stiftschrauben erfolgt. Die exakte mittige Montage ist ohne optische Meßmittel unmöglich, ich habe ein „verbasteltes“ und zerlegtes Exemplar bekommen, das ich nicht mit einer befriedigenden Abbildungsleistung zusammensetzen kann, da die Toleranz der Mittigkeit weniger als ein Hundertstel Millimeter verträgt, damit das Objektiv brauchbare Aufnahmen machen kann.

Kann man dem Objektiv ansehen, daß an der Hinterlinsengruppe ein Reparaturversuch gemacht wurde: Auf den Ankauf verzichten und den Verkäufer darauf hinweisen, daß das Objektiv höchstwahrscheinlich unbrauchbar ist.

Die exakte Justierung bei der Objektivherstellung ermöglichte zwar die Korrektur von Fertigungstoleranzen, dürfte aber ein zeit- und kostenintensiver Arbeitsschritt gewesen sein, der wohl nur rein manuell und nicht automatisiert durchgeführt wurde. Die Abbildungsleistung des einzelnen Exemplars ist somit abhängig von der Genauigkeit des Einstell-Arbeiters und der Haltbarkeit der Verschraubung im Laufe der Zeit.

Der geriffelte Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig zu stramm und macht leise kratzende Geräusche. Der Einstellweg ist mit etwa 180° recht lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,25 m erfreulich kurz. Der recht schmale Blendenwahlring rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49 mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 62 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 46 mm und wiegt 200 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 5 mm länger.

Beispielfotos

Das gesamte Objektiv macht keinen allzu hochwertigen Eindruck, das Äußere ist nur aus Kunststoff, der Blendenring „hakelt“ etwas und der Schneckengang scheint nur aus Aluminium zu sein. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen und ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.

Das Objektiv verzeichnet nur gering, in den Bildern ist dieser optische Fehler praktisch nicht sichtbar.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende vor allem in den Bildecken unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe der Bildmitte stark, aber auch bei Blende 16-22 werden die Ecken jedoch nicht scharf, was am „Corner Smearíng“ Effekt des Filters vor dem Z5-Sensor liegt. Die chromatischen Aberrationen sind bei allen Blenden kaum erkennbar.

Das Objektiv kostete 471 Mark der DDR. Heutzutage ist es je nach Zustand und Lieferumfang für etwa 10 bis 60 Euro zu bekommen. Es ist darauf zu achten, daß ein Rückdeckel im Lieferumfang ist, diese sind nicht aus dem Zubehörhandel beschaffbar, da es keine „Made in China“ - Produktion gibt.

​​​​​​​Pentacon Prakticar 1:1,8 f=50mm MC

Das gezeigte Objektiv basiert auf dem Meyer Görlitz Oreston 1,8/50mm mit M42-Gewinde, wurde aber mehrschichtvergütet, worauf das „MC“ in der Typenbezeichnung hinweist. Es ist wie die meisten lichtstarken Normalobjektive ein 6-linsiger Doppelgaußtyp.

Es gibt zwei Bauformen, die ältere hat eine Fassung vollständig aus Metall, die gezeigte neuere Variante hat Fokus- und Blendenring aus Kunststoff, auch die gummierte Riffelung des Fokusrings wurde durch Noppen in der Spritzgußform ersetzt.

Auch bei diesem Objektiv darf die Hinterlinsengruppe nicht entfernt werden, um die berüchtigte „Sticky Aperture“, also die durch Schmiermittel des Schneckenganges verklebten Blendenlamellen zu reinigen.

Der geriffelte und breite Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig zu stramm und macht leise kratzende Geräusche. Der Einstellweg ist mit etwa 330° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,45 m in Ordnung. Der recht schmale Blendenwahlring rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49 mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 62 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 32 mm und wiegt 185 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 7 mm länger.

Beispielfotos

Das gesamte Objektiv macht keinen allzu hochwertigen Eindruck, das Äußere ist nur aus Kunststoff, der Blendenring „hakelt“ etwas und der Schneckengang scheint nur aus Aluminium zu sein. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen und ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.

Das Objektiv verzeichnet nur gering, in den Bildern ist dieser optische Fehler praktisch nicht sichtbar.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe enorm. Chromatische Aberrationen sind bei allen Blenden nur geringe erkennbar.

Das Objektiv ist heutzutage je nach Zustand, Bauform und Lieferumfang für etwa 10 bis 30 Euro zu bekommen. Es ist darauf zu achten, daß ein Rückdeckel im Lieferumfang ist, dieser ist nicht aus dem Zubehörhandel beschaffbar, da es keine „Made in China“ - Produktion gibt.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als JPG, und bearbeitet mit Photoshop CS4. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Beide Objektive werde ich an der Z5 nicht mehr verwenden, da die doppelte Adaptierung zu unpraktisch ist. Auf Film an der Praktica BCA jedoch werde ich sie weiterhin benutzen.

Christian Zahn

 

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