Nikon Z5 Topcon Topcor UV 35mm Adapterbau C. Zahn, Vorwort von Ralf Jannke
Im Beitrag von 2019: "Friedliche Koexistenz: TOPCON analog und FUJIFILM digital" war zu lesen: "Was für Miranda geht - "1955 bis 1976/78: Kleine Miranda Geschichte" –, geht auch für den japanischen SLR-Hersteller Topcon. "Nach der Kowa, Miranda und Mamiya möchte ich noch eine Topcon." Was Ostern 2019 mit dem Kauf einer TOPCON IC-1 AUTO samt drei Objektiven realisiert wurde! Kosten: unter 30 Euro. Dazu etwas Topcon-Geschichte.
Der Hersteller Topcon musste sich hinter Nikon und Canon absolut nicht verstecken, was die Vielfalt und Ausbaumöglichkeit des Topcon-Systems anging!
Was dort abgebildet ist, hat aber außer dem Herstellernamen nichts mit den hier adaptierten drei Objektiven und den dazugehörigen Kameras zu tun. Ganz anderer Objektivanschluss — inkompatibel. Mehr im folgenden Text.
Die alten Werbeanzeigen stammen wie immer aus meinem Archiv schwedischer und US-Fotomagazine.
Mit der oben gezeigten TOPCON IC-1 AUTO habe ich tatsächlich einen abgelaufenen SW-Film belichtet.Mit entsprechenden Ergebnissen ;-) Damit geriet die TOPCON erstmal in Vergessenheit. 2023 bekam ich eine TOPCON uni A geschenkt. Mit dem gleichen Objektiv-Setup: 35, 50 und 135 mm. Was ich dann komplett an Christian Zahn weitergereicht habe, da es mir praktisch unmöglich war, Adapter für die Objektive mit diesem sehr speziellen Bajonett zu bauen, das die Verwendung dieser Objektive auf spiegellosen Systemkameras gestattet.
Um das Thema Topcon von meiner Seite aus abzuschließen. Die in meinem und Christian Zahns Beitrag vorgestellten drei Objektive gibt es praktisch wie "Sand am Meer". Trotz der geringen Kosten letztlich uninteressant. Weil sie zu den wenigen Objektiven gehören, die sich ohne handwerkliche Möglichkeiten und Fähigkeiten NICHT in die moderne Welt der spiegellosen Systemkameras adaptieren lassen.
Ganz anders sieht es mit "richtigen" Topcon-Objektiven und Topcon SLRs aus, aber …
Mit etwas Glück und für einen vertretbaren Preis von 48 Euro konnte ich die oben abgebildete TOPCON RE-2 ergatten
Topcon hatte sich bei seinen Profi-SLRs fürs Exakta-Bajonett entschieden. Somit passt fast jedes Objektiv mit Exakta-Bajonett auf die entsprechende Topcon. Das ist auch die einzige preiswerte Möglichkeit, seiner "richtigen" Topcon ein bezahlbares Objektiv zu spendieren.
Original Topcon-Objektive und die dazugehörigen Kameras mit Exakta-Objektivanschluss haben mittlerweile einen so hohen Sammlerstatus, dass sie aus meiner unmaßgeblichen Sicht vollkommen uninteressant (geworden) sind.
Um diese Topcon-Profischiene abzuschließen
Noch vor Canon und Nikon war Topcon der erste Hersteller, der ein lichtstarkes 2,8/300 mm Tele anbieten konnte! Wie viele dieser lichtstarken 300er vom Exakta-Bajonett auf den Nikon F-Anchluss umgebaut wurden, ist nicht bekannt ;-)
Jetzt aber zurück und endlich zu Christian Zahn

In diesem Bericht geht es um ein etwa 60 Jahre altes Manuellfokusobjektiv und die Adaptierung an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5 mit Vollformatsensor.
Topcon (Tokyo OPtical COmpany Nippon) wurde 1932 in Tokio gegründet und stellte 1957 seine erste einäugige Spiegelreflexkamera für Kleinbildfilm vor. Um 1980 beendete Topcon seine Kameraproduktion und konzentriert sich seitdem auf lukrativere Märkte, beispielsweise die Augenheilkunde oder geodätische Messgeräte.
1964 wurde mit der Uni eine Kamera mit eigenem Bajonett gebaut, sie hat einen Zentralverschluß und als eine der ersten Kameras des Weltmarktes eine Belichtungsmessung durch das Objektiv und eine Belichtungsautomatik. Da der Verschluss mechanische Hemmwerke besitzt, wurde wie bei den meisten Automatikkameras der 1960er Jahre eine Blendenautomatik gewählt, zu einer vom Fotografen vorgewählten Belichtungszeit steuert die Kamera die passende Blende. Das Prinzip hat gegenüber einer Kamera mit Schlitzverschluss den Nachteil, daß das „Loch in der Kamera“ nur so groß ist, wie der Zentralverschluß vorgibt. Und dessen Durchlass ist begrenzt, weil die Mechanik um das „Loch“ herum angebracht ist. Außerdem ist der Ablauf der Belichtung recht komplex, für jede Aufnahme werden folgende Schritte benötigt:
- Belichtungsmessung
- Schließen des Verschluss'
- Hochklappen des Spiegels und Schließen der Blende auf den ermittelten Wert
- Öffnen des Verschluss'
- Ablauf der Belichtungszeit
- Schließen des Verschluss'
- Herunterklappen des Spiegels und Öffnen der Blende auf größte Öffnung
- Öffnen des Verschluss'
Alle diese Schritte werden durch mechanische Energie angetrieben, diese Energie wird durch Betätigen des Filmtransporthebels in Federn gespeichert. SLR-Kameras mit Zentralverschluß gab es bei der deutschen Kameraindustrie schon länger, in den 1950ern erschienen beispielsweise diverse ZeissIkon-Modelle mit diesem Prinzip. Aber auch die japanische Kameraindustrie baute etliche SLRs mit Zentralverschluß und sie „kranken“ ebenfalls an der komplexen Mechanik, die meisten Exemplare dieser Gattung waren schon während der Garantiezeit häufig defekt und bis auf die hier gezeigte Topcon Uni und eine Mamiya 528 TL sind alle Exemplare in meiner Sammlung mit defektem Verschluss ausgefallen. Spätestens, seit dem die Zeitenbildung der Schlitzverschlüsse elektronisch steuerbar waren und somit Zeitautomatik einfach zu realisieren war, sind keine neuen Zentralverschluß-Kameras im Kleinbildbereich mehr auf dem Markt gekommen.
Adapterbau
Die Topcon Uni übernahm vom Vorbild ZeissIkon Contarex die Blendensteuerung an der Kamera, die Objektive benötigen keinen eigenen Blendenring. Allerdings bedeutet das heutzutage, daß die Adaptierung an spiegellose Systemkameras Adapter erfordert, die die Blende einstellen können. Einen bezahlbaren Adapter von einem Profi-Anbieter habe ich nicht finden können, lediglich diverse Selbstbauprojekte von „Altglasfans“. Sie basieren alle auf der Verwendung der Blendensteuerung aus einer defekten Kamera. Da meine Topcon Uni noch funktioniert, kam das für mich nicht in Frage, somit blieb nur ein kompletter Selbstbau.
Grundlage meiner Adapter ist aus Kosten- und Zeitgründen immer ein preiswerter Nikon-Z-Gehäusedeckel, in das ich auf der Drehbank ein Loch einbringe, das erspart mir die Anfertigung des Nikon-Bajonettteils. Alle mir vorliegende Topcor-UV-Objektive haben am Hinterglied einen identischen Durchmesser und eine zur Bildebene identisch entfernte Anlagefläche (das ist vermutlich kein Zufall, sondern der Tatsache geschuldet, daß das Hinterglied in den Verschluss tief hineinragt und die Verschlußlamellen fast berührt). Deshalb habe ich mich entschieden, diesen Durchmesser zur Befestigung des Objektivs zu nutzen. Um auf eine aufwendige Anfertigung einer Befestigung verzichten zu können, blieb nur, den objektivseitigen Durchmesser im Selbstbauadapter durch Klemmkraft zu halten, deshalb wählte ich als Adaptermaterial einen schwarzen Kunststoff, in dem das Objektiv klemmt, weil der adapterseitige Durchmesser um wenige Hundertstel Millimeter kleiner ist als derjenige am Objektiv. Das bedeutet aber, daß ich das Objektiv nicht einfach abziehen kann, sondern mit einem Plastikspatel vom Adapter herunterhebeln muß.
Das Dickenmaß des auf der Drehbank gefertigten Zwischenstücks habe ich durch Versuche ermittelt, in dem ich das Adapterteil so lange kürzte, bis die Fokussierung auf Unendlich möglich war. Den Kunststofftubus habe ich mit Zweikomponentenkleber an den Gehäusedeckel geklebt. Die Fertigung der Blendenbetätigung war aufwendiger, zunächst entstand auf der Drehbank ein auf den ersten Tubus passender Ring, den ich anschließend an einigen Stellen ausfräsen mußte, damit er den Blendenhebel des Objektivs betätigen kann. Die Markierungen für die Blende ermittelte ich durch Vergleich der Öffnungen der Objektive auf der Kamera und auf meinem Adapter. Die Markierungen sind nicht perfekt und stellen nur Anhaltewerte dar, aber im Großen und Ganzen sind sie praxistauglich.
Topcon Topcor UV 3,5/35mm
Das Objektiv entstand in den mittleren 1960er Jahren, die Uni erschien 1964, Nachfolgemodelle mit diesem Bajonett wurden bis etwa 1975 produziert. „UV“ in der Typenbezeichnung bedeutet, daß das Objektiv keinen UV-Filter benötigt, sondern die ultraviolette Strahlung aufgrund der Linsenvergütung selbst herausfiltert.
Das Objektiv soll aus 6 Linsen bestehen, die Vergütung ist einfach. Wie erwähnt hat das Objektiv als Anschluß das Topcon-UV-Bajonett.
Der geriffelte Entfernungsring läuft weich und hat die perfekte Friktion. Der Einstellweg ist mit etwa 120° leider recht kurz. Die Naheinstellgrenze ist mit ca. 0,35m als sehr gut zu bezeichnen. Wie erwähnt ist der Blendenring nicht am Objektiv, sondern an der Kamera angemacht. Es sind nur 5 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49 mm eingeschraubt.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 59 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 39 mm und wiegt 160 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 5 mm länger. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen und ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.
Das UV Topcor ist bei Offenblende an den Bildrändern unscharf und überstrahlt etwas. Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfeleistung fast des gesamten Bildfeldes, ab Blende 11 macht sich Unschärfe durch Beugung bemerkbar. Die äußersten Bildecken werden auch bei kleinen Blenden nicht scharf, das liegt aber nicht am Objektiv, sondern an den schrägen Randstrahlen aufgrund der kleinen Hinterlinse, die zum berüchtigtem „Corner Smearing“ führen. Chromatische Aberrationen sind auch bei Offenblende kaum vorhanden und ab 1:5,6 vollständig beseitigt. Eine Streulichtblende sollte unbedingt verwendet werden, da das Objektiv aufgrund der Einfachvergütung sehr streulichtempfindlich ist.
Das Topcor 3,5/35mm ist heutzutage für ein so exotisches Objektiv recht häufig zu bekommen. Die Preisspanne ist groß, je nach Zustand und Lieferumfang kann man es für 1 bis 50 Euro bekommen, oft wird es „im Set“ mit einer Kamera und weiteren Objektiven angeboten. Da es nur schwer an aktuelle Digitalkameras adaptierter ist, kann es nur recht günstig verkauft werden, Angebote über 25 Euro bleiben lange im „virtuellen Regal“ liegen.
Es muß beachtet werden, daß Topcon auch andere 35mm-Objektive hergestellt hat, die kein exotisches Bajonett aufweisen, sondern für das gängigere Exakta-Bajonett gebaut wurden. Diese Objektive sind aufgrund der leichteren Verwendung an aktueller Technik deutlich teurer als die mit dem Topcon-Bajonett.
In Ralf Jannkes Vorwort von oben ist eine entsprechende TOPCON RE-2 mit Exakta-/Topcon-Bajonett und montierten Objektiven mit Exakta-Bajonett gezeigt …
Ich bekam mein Exemplar 2025 geschenkt, vielen herzlichen Dank an Ralf Jannke für die Kamera und die drei Objektive!
Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 4 bis 16, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Fazit
Das UV Topcor 35mm leidet aufgrund der sehr kleinen Hinterlinse an der Z5 an unscharfen Bildecken aufgrund von „Corner Smearing“. Ich werde das Objektiv zukünftig nur noch mit Film an der Topcon Uni mit Schwarzweißfilm verwenden, an der Z5 weiterhin mein „Referenz-35er“ Minolta MD-Rokkor 2,8/35.
Christian Zahn, Juni 2025
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 16.06.2025 |
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