AUTO TAMRON 1:2.5 f=105mm, Ersteindruck

Nachdem ich gefühlt ein halbes Schachbrett mit 135 mm Objektiven bestücken kann, jetzt endlich mal ein spannender Neuzugang, ein AUTO TAMRON 1:2.5 f=105mm. Das Porträt-Tele wurde nur sehr kurz zwischen 1972 und 1973 produziert.

Das fordert natürlich einen 1:1 Vergleich zum gleichstarken 2,5/105 mm Nikkor!

Um bei der Gelegenheit auch rauszufinden, ob die beiden 105er tatsächlich das bisschen (0,25EV) lichtstärker sind als die zahlreichen 2,8/135 mm oder mein leicht abgeblendetes 1,8/85 mm Viltrox.

Das als "Nippon Kogaku Japan" gelabelte NIKKOR-P Auto 1:2.5 f=105mm muss laut Seriennummer (#269451) zwischen 1966 und 1971 produziert worden sein. Tendenz eher 1970/71. Als Steulichtblende fungiert natürlich der Nachbau der Original-Blende. Die mehr gekostet hätte als das, was ich fürs etwas ramponierte, aber einwandfrei funktionierende 105 mm Nikor gegeben habe! Die Geli passt natürlich auch perfekt aufs 105 mm Tamron.

Das 2,5/105 mm Nikkor ist ein echter Klassiker, der bereits 1953 für die Nikon Messsucherkamera-Reihe gerechnet wurde. Bestehend aus fünf Linsen in drei Gruppen. Diese überall zu findende Beschreibung kann ich allerdings nicht nachvollziehen, wenn ich mir den hier  gezeigten Linsenschnitt des 105ers ansehe. Für mich sind das ein verkittetes Glied, bestehend aus zwei Linsen und drei weitere einzeln stehende Linsen. O.K. über die Linsen in Objektivbajonett-Näher kann man streiten. Egal. Inklusive des Prototypen gab es alleine 9 Versionen für die Messsucher-Nikons und 13 Varianten mit Nikon F-Bajonett!

In einem Beitrag zum 2/40 mm Nikon mit Z-Bajonett hatte ich geschrieben: "Ich würde mir von Nikon jetzt noch ein leichtes, lichtstarkes – Achtung nicht f/2,8 – sondern 2,5/105 mm (…) vergleichbarer Konstruktionsidee wünschen. Preiswert, leicht und gerne mit mit Kunststoffeinsatz wie das 2/40. Träumen muss erlaubt sein ;-) Wobei ich die Lichtstärke gerne noch korrigieren würde: f/2,3. Hört sich komisch an, hat es aber gegeben — diese Lichtstärke. Zum Beispiel als Vivitar Series 1 135mm F2.3.

105 mm Nikkor – optischer Aufbau

Nikkor vs. Tamron

  • Im Gegensatz zum 105 mm Tamron weist das Nikkor eine Linse mehr auf. Es ist aus fünf Linsen in vier Gruppen aufgebaut. Das Tamron besteht aus vier einzeln stehenden Linsen.
  • Beide 105er haben einen Blendenbereich von f/2,5 bis f/22 und 52 mm Filtergewinde.
  • Kleinste Nahdistanz Tamron: 1,3 m, Nikon 1 m.
  • Die äußeren Abmessungen der beiden 105er sind fast identisch. Das Tamron wiegt 339 g, das Nikkor 382 g.

Auf dem Kopf und nebeneinander …

Top-Weiterverwendung! Wunderbares Altglas auf der spiegellosen Systemkamera

Das große Erbsenzählen …

Lichtstärke?

Nur in diesem Fall scheint das 2,5/105 mm Tamron die Nase einen Hauch vorne zu haben. Statt 1/80 s etwas schnellere 1/100 s. Das würde die Abbildung, die die Öffnungen der beiden 105er zeigt, bestätigen. Die beim Tamron auch ohne Nachmessen deutlich größer ist. Die Belichtung wurde per Matrixmessung und Vignettierungseinstellung "normal" ermittelt. Aber das ist wohl alles mit einiger Vorsicht zu genießen. Wie man gleich sehen wird …

Lichtstärke/Belichtung Messmethode Nikon Z6

Nachdem die Z6 Menüeinstellung Vignettierungskorrektur – siehe Kurzbericht xyz – KEINEN Einfluss auf die Belichtungsmessung hat, wurde der Versuch mit Matrixmessung, mittenbetonter- und Spotmessung wiederholt. Um keine Erkenntnisse zu liefern …

Lichtstärke/Belichtung Messmethode Nikon Z50

Nachdem auch die Z50 Menüeinstellung Vignettierungskorrektur KEINEN Einfluss auf die Belichtungsmessung hat, wurde der Versuch auf dem kleinen 15 x 23 mm APS-C-/DX-Sensor (Crop 1,5) der Nikon Z50 mit Matrixmessung, mittenbetonter- und Spotmessung wiederholt. Um auch hier keine Erkenntnisse zu liefern. Woran könnte es liegen? Die Blendenrastung des Nikkors zwischen f/2,5 und f/2,8 erscheint durch jahrelangen Gebrauch verschlissen und ist kaum zu fühlen. Schnell hat man statt Offenblende f/2,8 …

Nikkor vs. Tamron – Ein erster, spontaner Vergleich

Beim Blick nach draußen fielen immer wieder die letzten Blätter auf der Spitze eines kleinen Apfelbaums auf, die jeder Witterung bis jetzt getrotzt haben und nicht abfallen wollen. Dahinter ein parkendes Auto einigermaßen neutraler Farbe. Einmal ein 105er auf die Nikon Z50 montiert, durch den Sucher geschaut, fertig war die Testidee. Dann natürlich vom Stativ. Der Fokuspunkt wurde auf die Blätter verschoben. Fokussiert wurde mit Hilfe der Kantenanhebung (Fokus-Peaking) und Sucherbildvergrößerung.

So etwas nennt man wohl "kurzen Prozess machen" ;-)

Bereits bei diesem ersten, mehr spielerischen Vergleich zeigte sich das 105 mm Tamron dem 105 mm Nikkor deutlich unterlegen, ja chancenlos. Selbst ein Abblenden auf f/5,6 hilft dem Tamron nicht allzusehr. Wie war oben zu lesen: "Fokussiert wurde mit Hilfe der Kantenanhebung (Fokus-Peaking) und Sucherbildvergrößerung." Was dank der weichen Abbildung des Tamrons nicht möglich war. Erst ab Blende f/5,6 gab es genügend Kontrast, um rot markierte Kanten entstehen zu lassen!

Einziger, aber letztlich nicht nutzbarer Vorteil: Auch hier zeigt sich das Tamron einen Hauch lichtstärker als das Nikkor. Beachten Sie die Belichtungsdaten! 

Eins zu eins

Ein Unterschied wie Tag und Nacht!

105 mm Nikkor aus dem Sommer 2021, auf 6 MP verkleinert

Die aufgereihten, langen Tele(zoom)objektive genügten als schneller Eindruck, was das 2,5/105 mm Nikkor auch 2021 leistet. Um es dann gleich für den Trip zum Autowaldfriedhof mit einzupacken …

Und jetzt? Das Tamron nur noch einlagern?

Natürlich nicht. Einfach benutzen, das Tamron! Auf der Vollformat Nikon Z6, 6 Megapixel Beispiele

Das 105 mm Tamrom ist eine zickige Diva. Die bei Offenblende höchste Konzentration beim Fokussieren benötigt. Um dann trotzdem schlechte Schärfe, dafür aber interessante Überstrahl- und Blubber-Effekte – Stichwort "Seifenblasen-Bokeh" – zu liefern. Das Nikkor liefert dgegen "nur" schnöde Schärfe ;-). Diese duftige Tamron-Wiedergabe könnte etwas für den kommenden Frühling mit frischem Grün sein. Das 105 mm Nikkor geht wieder mit nach Schweden, um dort den MF-Nikkoren 2,8/8 mm, 3,5/20 mm, 2,8/35 mm, 4,5/80-200 mm und 5,6/400 mm ED Gesellschaft zu leisten ;-) Wenn Lust auf schönes, zu adaptierendes Altglas kommt, oder gar die ebenfalls augelagerte Nikon F2 mit selbst zu verarbeitendem SW-Film geladen werden soll.

Einen weiteren Praxisbericht über das 105 mm Tamrom wird es zum Frühjahr geben! 

Ralf Jannke

 

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