walimeX MC MIRROR LENS 1:8.0 f=500mm

Im Beitrag: "Wozu ein öffentlicher Bücherschrank doch gut sein kann …" und "Kringel- oder Donut-Bokeh" war unter anderem zu lesen: "Spätestens 2022 werde ich Ausschau nach einem brauchbaren Spiegelobjektiv halten. Was nicht einfach ist! Angeboten werden sie reichlich. Aber die Abbildungsqualität dürfte meist nur mäßig sein."

Jetzt ging es ruckzuck. Nachdem ich unserem Mitstreiter Christian Zahn eine nicht mehr 100-prozentig funktionierende Olympus E-1 überlassen hatte, revanchierte er sich mit einem "walimeX MC MIRROR LENS 1:8.0 f=500mm" Spiegelobjektiv. Das nach Eintreffen sofort auf die Nikon Z6 adaptiert wurde.

Erkenntnisse

  • Die gewohnte Kantenanhebung (Fokus-Peaking) versagt! Was möglicherweise daran liegt, dass da von der aufgedruckten Lichtstärke f/8 nur f/11 auf dem Sensor ankommt. Und das Walimex keinen richtigen Kontrast liefert. Mit der 1:1 Lupe und größer geht es so eben.
  • Zumindest bei Entfernungen im Nahbereich des 500ers sind Fotos nur vom Stativ aus möglich!
  • Begriffe wie "knackige" Schärfe oder gar Schärfentiefe (*) kann man zumindest beim Walimex getrost vergessen.

Da musste mächtig am Photoshop gedreht werden, um diesem Spiegelobjektiv wenigstens etwas Schärfe einzuhauchen. Dennoch geht das Walimex sicher mit ins Urlaubsgepäck. Um vor Ort weiter auf Motivjagd zu gehen. Denn was noch fehlt, ist das "berühmt-berüchtigte Kringel- oder Donut-Bokeh". Was sehr reizvoll sein kann, meist aber stört. Und sich so schnell abnutzt, wie zu viele Fisheye-Fotos.

Für Poesie und Traumwelt reicht's immer

Schärfe? Schärfentiefe? Objektiv-Größenvergleich …

Schärfe?

Christian Zahn schreibt: "Das Walimex ist halt ein Billigteil. Keine Qualitätskontrolle. Früher haben Firmen aus der Astro-Szene Russen-Spiegelteles importiert und die Spiegel neu montiert und justiert. Weil: Schleifen konnten die Russen gut, aber bei der Montage haben sie die Spiegel meist verspannt = verzogen. Dann gibt' eben "weiche" und "duftige" Bilder aka unscharf ;-) Gut ist das Minolta-AF-Spiegel-500er. Das 500er von Zeiss zur Contax soll das beste Spiegelobjektiv sein. Was vermutlich weit jenseits von 1000 Euro kosten dürfte."

Aktuell wird bei eBay ein Carl Zeiss Mirotar Mirror Lens 5.6/1000mm für 21.999 Euro offeriert.

(*) Schärfentiefe

Das Walimex hat eine gravierte Minimaldistanz von 1,72 m, die man mit Abbildungsmaßstab 1:2.7 durchaus als "MACRO" bewerten kann, wie es auf dem 500er steht. Unter 3 m Entfernung sind nur noch Abbildungsmaßstäbe markiert, beginnend bei 1:4.3. Das hört sich gut an, hat aber entsprechende Konsequenzen! Nur bei 2,55 m Entfernung habe ich bei fester Blende f/8 rechnerisch 2 cm "Schärfentiefe". Darunter — fast — NULL

  • 2 m f/8 2,00 bis 2,00 m = 0 cm
  • 2,55 m f/8 2,54 bis 2,56 = 2 cm
  • 3 m f/8 2,99 bis 3,01 m = 2 cm
  • 4 m f/8 3,99 bis 4,01 m = 2 cm
  • 5 m f/8 4,98 bis 5,02 m = 4 cm
  • 10 m f/8 9,01 bis 10,09 m = 18 cm
  • 20 m f/8 19,63 bis 20,38 m = 75 cm
  • 50 m f/8 47,73 bis 52,40 m = 4,67 m
  • 100 m f/8 91,28 bis 110,56 m = 19,28 m

Die beiden Blümchenfotos sind ohne auf die Entfernung geachtet zu haben mit irgendetwas um 2 m aufgenommen worden.

Ein weiterer Schärfentieferechner bestätigt die Werte, ist bei 2 m aber genauer. Nicht Null Zentimeter, sondern 0,58 cm, 5,8 mm. Für die Nahdistanz 1,7 m bei Blende f/8 werden 4 mm Schärfentiefe errechnet. Genug der Theorie. Aber eins ist klar: "Action" ist mit diesem Objektiv ausgeschlossen!

Fortsetzung folgt!

Das Kringel-/Donut-Bokeh fehlt noch …

Auch wenn ich dem Walimex nur mit Wohlwollen die Schulnote 4- geben kann, einen großen Vorteil hat das Walimex gegenüber dem gewünschten 8/500 mm Nikkor in Erstversion. Dessen Nahdistanz liegt bei 4 m, das Walimex geht bis 1,7x m dicht ran!

Ralf Jannke

Nachtrag – Ein Muss für Fotooptik-interessierte!

Katadioptrische Foto-Objektive und ihre „Vorfahren“, die Spiegelteleskope – Teil I

Katadioptrische Foto-Objektive – Teil II

Danke an Wolfram W. für die Links!

 

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