Nachdem jetzt einiges an Altglas auf der 45 Megapixel Nikon Z7 bestehen musste, hat sich bald gezeigt, dass eigentlich fast keins der (ur)alten Objektive so "einbricht", dass es auf 45 MP nicht einsetzbar wäre. Mit "Einbrechen" ist gemeint, dass die Abbildungsleistung so runter geht, dass Weichheit, Unschärfe auftritt.

Fast keins der (ur)alten Objektive?

Neben der Voll-Plastik CANON ZOOM LENS EF 35-80mm 1:4-5.6 POWER ZOOM hat sich das Nippon Kogaku Japan Zoom-NIKKOR Auto 1:3.5 f=43mm-f=86mm als das schlechteste Nikon Objektiv erwiesen. Wohei diese beiden Zooms unabhängig von der Auflösung schlecht sind!

Mag sein, dass den alten Analogschätzen der — Achtung Forensprech — Mikrokontrast fehlt. Who cares, wen kümmert's? Eine Denkweise, wo ein Foto ohne jegliche Aussage schon deshalb gut sein soll, nur weil es superscharf ist, reichlich Mikrokontrast hat. Das muss mancher Influencer nur oft genug wiederholen. Schließlich sollen die vom "Be-Einflusser" angepriesenen Objektive, die gefühlt im Monatstakt auf den Markt kommen, ja auch von irgendjemand gekauft werden. Und klar: Mit seinen alten Objektiven kann man ab Tag des Erscheinens der Neuvorstellung nicht mehr fotografieren ;-)

Und immer wieder köstlich, wenn diese "Art"-("Kunst"-)Objektive dann versehen mit der Bemerkung "wie neu", "kaum gebraucht" zu Preisen angeboten werden, die sie zu Ladenhütern machen. Wenn der nicht mehr so stolze Besitzer gemerkt hat, dass ein Spitzenobjektiv fehlende Phantasie und Fähigkeiten in der Motiverkennung/-erfassung nicht wettmachen kann …

"Dank" des Fallschadens war das Canon Normalobjektiv mit Leica M39 Schraubanschluss seinerzeit als "nicht sammelfähig" für wenig Geld zu haben. Nach Besuch des Canon-Museums ließ sich das vorhandene 50er leicht bestimmen. Das Museum listet diese drei Objektive der passenden Brennweite 50 mm und Lichtstärke f/1,8.

• Serenar 50mm f/1.8 I, November 1951. Sechs Linsen in vier Gruppen, 40 mm Filter, 10 Blendenlamellen, kleinste Blende 16. Durchmesser/Länge/Gewicht: 48 x 36.8 mm, 270 g. Nahdistanz 1 m
• CANON 50mm f/1.8 II, February 1956. Sechs Linsen in vier Gruppen, 40 mm Filter, 9 Blendenlamellen, kleinste Blende 22.. Durchmesser/Länge/Gewicht: 48 x 36.8 mm, 182 g (selbst ermittelt). Nahdistanz 1 m
• CANON 50mm f/1.8 III, Dezember 1958. Sechs Linsen in vier Gruppen, 40 mm Filter, 9 Blendenlamellen, kleinste Blende 16. Durchmesser/Länge/Gewicht: 48 x 39.3 mm, 188 g. Nahdistanz 1 m

Bei meinem Exemplar handelt es sich um die Variante II (Kleinste Blende f/22!)

Im Gegensatz zur Überschrift wurde dieses Foto mit der Z7 aufgenommen. Grund, und das ist der einzige Kritikpunkt am 50mm Rangefinder Canon, das ist die mäßige Nahentfernung von 1 m. Was für viele Objektive aus der Messsucherkamerazeit zutrifft. Ich komme nicht nah genug ran. Und da hat die 45 Megapixel Nikon Z7 eben deutlich mehr Reserven für einen Ausschnitt, als die 24 MP Z6. Eine gute Alternative ist auch der Einsatz auf der 20 Megapixel Halbformat Nikon Z50, wo das Objektiv dann Kleinbild-äquivalente 75 mm Brennweite hat. 

An dem eingedrückten Filtergewinde werde ich keinen Reparaturversuch unternehmen. Zu groß ist die Gefahr, dass die einwandfreie Frontlinse des Messsucherkamera-Objektivs dabei Schaden nehmen könnte. Der Einsatz von Filtern ist hier sowieso unnötig. Eine Streulichtblende wäre sicher nützlich. Aber was es da gelegentlich an Gegenlichtblenden zum Klemmen gibt, ist schneller verloren, als dass es auf dem 50er lange sitzt … Der einzige Kritikpunkt der CANON LENS 50mm 1:1.8 ist die zu große Nahdistanz von ca. 1 m. Aber das trifft für viele Normalobjektive der Rangefinder-Zeit zu.

Ansonsten gibt es für dieses 50er nur eine Bewertung: Exzellent!

Eine schöne Alternative ist auch der Einsatz auf der 20 MP Halbformat Nikon Z50, wo das Objektiv dann Kleinbild-äquivalente 75 mm Brennweite hat. Und richtig "stylish" wird es dann in Kombination mit einer Olympus, hier die 12 Megapixel PEN EP-2. Der 13 x 17 microFourThirds-Sensor mit seinem Cropfaktor 2 lässt das 50 mm Canon dann zum Kleinbild-äquivalenten 1,8/100 mm werden! Alles zu seiner Zeit …

Ralf Jannke, Herbst 2023