Iiiigitt – FREMDOBJEKTIVE

Fremdobjektive? Ich kann mich nicht erinnern wie lange es diese abwertende Bezeichnung für nicht vom Original-Hersteller gerechnete und gebaute (!) Objektive schon gibt. 1970er Jahre? „Fremd“ sollte sicher „nicht original“, „zweitklassig“, ja „minderwertig“ signalisieren, suggerieren. Was dem Original-Hersteller aber auch nicht weiterhalf. Wer sich das Original-Objektiv einfach nicht leisten konnte, aber trotzdem ein 80-200 mm Zoom für seine Kamera wollte, griff zum "Fremdobjektiv".

Und auf diesem Gebiet sind ohne Anspruch auf Vollständigkeit seit Jahrzehnten Cosina, Sigma, Soligor, Tamron, Tokina und Vivitar tätig gewesen. Soligor und Vivitar gibt es mittlerweile nicht mehr, aber besonders Sigma und Tamron bieten „fremdes“ aber hochkarätiges!

Das NIKON ED AF NIKKOR 14mm 1:2,8 D von 2000 ähnelt nicht nur dem Tamron-Pendant, was von manchem Anhänger vehement bestritten wird, auch die Daten sind fast identisch. Vergleichen Sie selbst:

https://www.digitalkamera.de/Objektiv/Tamron/SP_AF_14_mm_28_ASL_IF/10164/10337.aspx

https://www.digitalkamera.de/Objektiv/Nikon/AF_14_mm_28_D_ED/10337.aspx

Man kann auch ziemlich sicher sein, dass die unzähligen 3,5-5,6/18-50/55 mm Kitzoomobjektive NICHT vom Originalkamerahersteller produziert werden! 

Viel passender als „Fremdobjektiv“ ist die schwedische Bezeichnungen für die unabhängigen Hersteller: „Piraten“. Die bildlich gesprochen in fremden Revieren/Meeren räubern.

Von den oben gesammelten Objektiven wurde schon etliches ausprobiert. Ohne große Ausreißer. Das exzellente RIKENON P 1:1.7 50 mm Ricoh hat unser Leser Christian Zahn als „Cosinon“ geoutet, also von Cosina wohl nicht nur gerechnet, sondern im Auftrag von Ricoh produziert und als RIKENON gelabelt. Cosina produziert auch anderweitig im Auftrag hochkarätig! Nachzulesen unter: „Schöne Geschichte: Cosina“ Das Pentax HD DA Fish-Eye 10-17 mm 3.5-4.5 ED ist mit ziemlicher Sicherheit ein Tokina 10-17 mm 3.5-4.5 AT-X AF DX. Oder das Tamron AF SP 28-75 mm 2.8 XR Di LD ASL IF Macro gibt es auch als Sony 28-75 mm F2.8 SAM… Etliche der oben gezeigten Fremdobjektive passen direkt auf entsprechende DSLRs. Zumindest mir fällt das Fokussieren trotz vorhandener DSLR-Fokushilfen schwer. Vergleichsweise zum Kinderspiel wird die Fokussierung auch des lichtschwächeren Zooms adapiert auf die spiegellose Systemkamera, wenn diese Kantenanhebung in wählbarer Farbe (bei mir bevorzugt Rot) bietet. Und genau das wird auch den beiden im Anschluss gezeigten "Fremdobjektiven" helfen. Es ist mir bis heute nicht gelungen die beiden wundervollen Pentax-Mittelformatobjektive auf der ihr zugedachten Mittelformat-Analog-SLR Pentax 67 auszuprobieren… Aber das digicammuseum.de muss ja auch für 2020, 2021, 2022… etwas zu berichten haben ;-)

Ja, auch "Fremdobjektive" und: Doppelt (adaptiert) hält besser…

Das gewaltige Pentax Super-Multi-Coated TAKUMAR/6X7 1:3.5/55 ist dabei eher zweite Wahl. Aber das lichtstarke Pentax SUPER-TAKUMAR/6x7 1:2.4/105 soll unbedingt auch auf die spiegellose 26 Megapixel Fujifilm X-T30. Beide Mittelformat-Takumare sollten eigentlich auf die 4 Megapixel Canon EOS 1D, "endeten" dann aber auf der 36 Megapixel Vollformat Nikon D800. Was an der miserablen Ausführung des Pentax67-/EOS-Adapters lag. Der Pentax67-/Nikon F-Adapter funktioniert dagegen einwandfrei. Gerne werde ich die beiden Objektive nochmal auf die Nikon D4 montieren. Als Härteprüfung ist aber die Fuji X-T30 der höhere Schwierigkeitsgrad. Auch wenn nur die "scharfen" Mittelstrahlen der Pentax-Objektive auf dem Sensor landen, die X-T30 hat eine aufs 24 x 36 mm Kleinbildvollformat umgerechnete Pixeldichte von 65 Megapixel! Und da kann das lichtstarke 2,4/105 mm von 1969 zeigen, was es 2020 auf der Fuji X-T30 noch bringt. Zur Montage sind dann natürlich zwei Adapter nötig. Pentax67-/Nikon F und Nikon F-/Fuji X.

Pentax SUPER-TAKUMAR/6x7 1:2.4/105 (1969) auf der Fuji X-T30

Die Aufnahme aus der Dachluke vom Dach gegenüber hat die volle Fuji X-T30 Auflösung: 6.204 x 4.160 Bildpunkte = 26 Megapixel. Die beiden Montagen sind 1:1 Crops aus 26 MP-Aufnahmen.

Pentax Super-Multi-Coated TAKUMAR/6X7 1:3.5/55 (1969) auf der Fuji X-T30

Qualitäts- und sonstiger Eindruck zu den beiden Pentax 67 Objektiven

Auch bei den drei Fotos, aufgenommen mit dem 55 mm Pentax 67, handelt es sich um die vollen 26 MP, bzw. quadratische 4.160 x 4.160 Pixel (16 MP) 1:1 Ausschnitte. Damit hat sich das ziemlich gebrauchte 55er – man beachte die Kratzer auf der Frontlinse – viel besser geschlagen, als auf der Nikon D800. Ich glaube, dass es an der viel präziseren Fokussierung liegt, die die Kantenanhebung der Fuji X-T30 gestattet. Auch wenn es jetzt nur der 15 x 23 mm APS-C-Sensor war – Pixeldichte ca. 65 MP im KB-Format – bin ich damit weit über den 36 Megapixel der Nikon D800. Speicherformat immer JPEG.

Die Dächer gegenüber mit dem 105er wurden mit ISO 320 (aus der Hand?), der Baumbeschnitt mit ISO 640 (sicher aus der Hand) und die Magnolie mit ISO 250 vom Stativ aus belichtet. Zeitautomatik, Blenden nicht dokumentiert zwischen f/4 bis f/8. Leichte Nachbearbeitung obwohl JPEG mit Adobe Ligahtroom Classic. 

Die Aufnahmen mit dem 55er alle aus der Hand mit ISO 500, f/8, Zeitautomatik. Die Bilder sollten das Leistungsvermögen dieser uralten Objektive für die 6x7 Mittelformat Pentax zeigen. Auf die mögliche Entfernung etwaiger Farbsäume habe ich verzichtet. Ganz klar ist das 105 mm Pentax das bessere Objektiv! Wenn man in die Ecken des 26 MP Dachfotos, aufgenommen mit dem 55 mm Pentax schaut. Doppelkonturen, Farbsäume.

Fotografisch sind die Bilder wertlos, aber ich erinnere auf das Aufnahmedatum – Frühjahr 2020. Dieses Jahr wird weltweit kein Mensch je vergessen…

Tokina RMC 35-135mm 1:4-4.5 und Tokina SD 35-200mm 1:4-5.6

Beide Toknas sind "Beifang" aus einer Auktion oder von einem Flohmarktbesuch… Das Tokina SD 35-200mm 1:4-5.6 fiel aus mehreren Gründen "aus der Wertung". Das 35-200 ist bei längster Brennweite und Lichtstärke f/5,6 trotz Kantenanhebung nicht sicher zu fokussieren. Und die 200 mm werden gebraucht, um (nur!) dort eine Nahdistanz von 1,1 m und einen Abbildungsmaßstab von 1:4 zu haben. Ich zweifle auch die Lichtstärke des alten Tokina-Zooms an! Während man heute ehrliche f/6,3 oder wie beim Fuji 50-230 Zoom f/6,7 angibt, "musste" das 35-200 Tokina aus Marketinggründen wohl f//5,6 haben. Das Zoom geht ins Depot, ganz tief oder weit nach hinten…

Ich werde nur mit dem 35-135 mm losziehen, denn das 35-200 ist bei längster Brennweite und Lichtstärke f/5,6 trotz Kantenanhebung nicht sicher zu fokussieren. Und die 200 mm werden gebraucht, um (nur!) dort eine Nahdistanz von 1,1 m und einen Abbildungsmaßstab von 1:4 zu haben. Ich zweifle auch die Lichtstärke des alten Tokina-Zooms an! Während man heute ehrliche f/6,3 oder wie beim Fuji 50-230 Zoom f/6,7 angibt, "musste" das 35-200 Tokina aus Marketinggründen wohl f//5,6 haben. Das Zoom geht ins Depot, ganz tief oder weit nach hinten…

Das Tokina RMC 35-135mm 1:4-4.5 hat sich als so brauchbar erweisen, dass es, bevor wir 2020 im Homeoffice völlig verblöden, an einem wunderbaren Frühlings-Samstag kurzerhand auf die Fuji X-T20 montiert und auf den Spaziergang im erlaubten Dreier-Familenverbund mitgenommen wurde.

Voilà:

Das Tokina RMC 35-135mm 1:4-4.5 auf der 24 MP Fuji X-T20

Die beiden Fotos, wo das verkleinerte komplette Foto einmontiert wurde, sind 1:1 Ausschnitte aus 24 MP-Dateien der Fuji X-T20. Die Bilder wurden im JPEG-Format gespeichert, nach meinem Gutdünken beschnitten, geradegerichtet (stürzende Linien), kontrastmäßig bearbeitet und teilweise in SW konvertiert. Erstaunlich die nicht erkennbare Verzeichnung des 35-135 mm Tokina. Und zum Schluss auf 2.400 x 1.600 Pixel (4 MP) verkleinert. Auch in voller Größe gibt es nichts zu kritisieren, was die Schärfe angeht. Was zu meckern ist: Auch dieses Tkonia wird mit optimistischen f/4-4.5 gelistet. Das Scharfstellen war trotz Kantenanhebung mitunter schwierig. Die reale Lichstärke bewegt sich wohl eher in Richtung f/5,6. 

Wenn die Zeiten noch ruhiger/ungefährlicher werden, gibt es selbstverständlich noch ein Update mit den wunderbaren Pentax 67 Objektiven. Nach Möglichkeit dann auch endlich mal mit der Pentax 67… Und mit den weiteren, noch zahlreich vorhandenen "Fremd-Gurken"/"Piraten" ;-)

Ralf Jannke, Frühsommer 2020

 

Kommentare (1)

  • Christian Zahn
    Christian Zahn
    am 05.06.2020
    Zur Lichtstärken-"Meckerei":

    Die auf Objektiven angegebene Lichtstärke ist eine einfache Rechnung "Apertur geteilt durch Brennweite"
    siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtst%C3%A4rke_(Fotografie)
    Wobei da sicherlich mancher Zoomhersteller "kreativ gerundet" haben dürfte.

    Zoom-Objektive mit ihren enorm vielen Glas-Luft-Glas-Übergängen verlieren "unterwegs" Licht, was durch Vergüten
    siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Antireflexbeschichtung
    verbessert werden kann. Wenn bei älteren Zooms nur einfache Vergütung vorhanden ist, kommt wesentlich weniger Licht auf dem Film oder Sensor an, als die errechnete Blendenzahl erwarten läßt.

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