Olympus CAMEDIA E-10/E-20P Update 2023

Wer genau hingesehen hat, wird sicher die hässliche weiße Ecke im Handgriff der E-10 gesehen haben. Die einen guten Grund hat!

Zusätzlich zur grossartigen Olympus FourThirds DSLR E-300 spendete Matthias Müller aus Rostock dem Digicammuseum eine Olympus CAMEDIA E-10. Vielen Dank dafür!

Er entschuldigte sich für den klebrigen Handgriffü, den er erst beim Einpacken bemerkt hat. Eine gar nicht nötige Entschuldigung, denn der Fehler liegt in Olympus falscher, zu billiger Materialwahl für den Handgriff.

Ich habe 20 Jahre Qualitätssicherung in der Produktion von ThermoplastischemPolyUrethan — TPU — hinter mir. Dieses TPU kann man entsprechend hochpreisig in einem modernen Unternehmen produzieren oder — salopp gesagt — in irgendeiner asiatischen Hinterhofgarage zusammenrühren. Ergebnis: Hochleistungs-TPU oder eben sich zersetzender, klebriger Schrott-Kunststoff, wie beim Olympus CAMEDIA E-10 Handgriff. Einzige Abhilfe: Talkum-Puder. Dass einem die Kamera wenigstens für die Dauer der Fotorunde nicht an der Hand festklebt ;-) Die "weiße Ecke" im Handgriff auf dem Foto.

Der 2000 vorgestellten 4 Megapixel E-10 und dem fast identischen, aber mit 5 MP höher auflösenden Nachfolger E-20P von 2001 haben wir vier Praxisbeiträge gewidmet

Dort ist alles über diese beiden interessanten Zwitter aus DSLR und DSLM samt Zubehör nachzulesen!

Wichtigstes, interessantestes Detail der E-10/E-20

Der schwenkbare Monitor der E-10 bietet 2000 und damit erstmals in der Digitalkamerageschichte in einer Spiegelreflexkamera Liveview! Ja die E-10 ist die erste DSLR des Weltmarkts überhaupt mit Liveview! Mit einer „winzigen“ Einschränkung. Der E10 fehlt für eine Spiegelreflexkamera ein entscheidendes Detail – der Spiegel! Statt eines Schwingspiegels wird das Bild durch eine spezielle Prismenkonstruktion gleichzeitig auf den optischen Sucher und den CCD-Sensor geworfen. Und vom Sensor über die Elektronik kann das Bild auf dem LCD-Monitor angezeigt werden. Durch die Lichtteilung ist das Sucherbild etwas dunkler als für eine Spiegelreflexkamera gewohnt. (…)

Fürs Fotografische: Das 2-2,4/9-36 mm 4-fach Zoom hat eine 35mm-/KB-äquivalente Brenweite von 35-140 mm. ISO AUTO, 80, 160, 320. Speicherformat JPEG, TIFF — und etwas versteckt – RAW!

Zubehör zur Olympus CAMEDIA E-10/E-20P

Olympus Camedia E-20P mit Camedia WIDE EXTENSION LENS PRO WCON08B

Nicht nur bei diesem guten, aber monströsen Weitwinkelvorsatz zeigt sich wie weit der vom damaligen Verkaufspreis abzuleitende Profianspruch der E10 und die Realität auseinanderlagen. Ganz peinlich, ja absurd wurde es dann mit dem 420 mm Televorsatz. 

Christian Zahn hat in seinem Praxisbericht die Nachteile der E-10 als "Profi-Digitalkamera" ausführlich beschrieben. 2000, im Vorstellungsjahr der E-10 hatte der Profi entweder noch seine Kodak DCS DSLR auf Canon EOS1n- oder Nikon F90x/F5-Basis, die 2,7 Megapixel Nikon D1 oder die 3 MP Canon EOS D30. Mit einem Autofokus, der für Reportage und Sport taugte. Bei der Olympus E-10 dauert jeder Fokussiervorgang des Kontrast-Autofokus auf unbewegte Motive bis zu einer Sekunde. Bewegte Motive? Keine Chance …

640???

Draussen, nicht nur bei ISO 320 hatte ich mich im Zeitautomatikbetrieb öfters über die blinkende 640 gewundert. Kein Wunder - 1/640 s ist die schnellste (mechanische) Verschlusszeit der Camedia E-10 und E-20P. Die E-20P kann auch schneller! Mehr dazu unten im angefügten Teil der E-20P. Für den Anspruch der Olympus E-10 ist 1/640 s unprofessionell. Genug gemeckert. In ihrer Grundausstattung macht diese historisch sehr interessante Olympus-Irrung auch 2023 Spaß!

Funktionstest mit Einbaublitz bestanden! ISO 80, f/5,6, Zeitautomatik, Crop 1.800 x 1.350 Bildpunkte

Die Feigen lagen bereits im tiefen Schatten, als ich auf sie Idee kam, sie doch schnell zur Probe mit der "neuen" Olympus E-10 abzulichten — mit Blitz!

Mit Topaz Gigapixel AI von 1,5 auf 6 Megapixel hochskaliert

Wenn die Qualität stimmt, kann es auch mit der 2023 23 Jahre alten Digitalkamera groß werden. Und die Qualität bei der Olymps CAMEDIA E-10 stimmt!

Noch schnell, bevor es anfing zu regnen, die Makroeistellung der Camedia E-10 ausprobiert, die vollen 2.240 x 1.680 = 4 Megapixel

Zeitautomatik, Blende f/10, 1/80 s, ISO 80, 26 mm Brennweite = 101 mm 35mm-/KB-äquivalent. Mit Blende f/10 eigentlich schon über der Beugungsgrenze, die bei f/7,8 liegt … 

Warum nach der Amaryllis-Blüte im Nahbereich nicht gleich dasselbe nochmal an einem optischen Gerät? Volle Pixelbreite 2.240 Bildpunkte

Für einen weiteren Praxisbericht über in 135 mm Tele sollte das Ernst Leitz Wetzlar Hektor 13,5cm 1:4,5 abgelichet werden. Also einfach die Olympus E-10 genommen. 29 mm Brennweite = 113 mm ISO 80, Zeitautomatik, Blende 8, Stativ.

Ein ganz trüber Tag – ISO 320, 2.000 x 1.500 Bildpunkte 3 Megapixel

Versuchweise mit der neuen Lightroom-Möglichkeit "Entrauschen – Reduziere Rauschen durch KI (Künstliche Intelligenz) Das Ergebnis wird als neue DNG-Datei gespeichert". Was bei diesem Motiv NICHT zwingend notwendig war!

ISO 320, 3 MP

Ein kaum bekanntes Möbelhaus ;-) Links "as-is", rechts Lightroom KI entrauscht

Und weiter geht es: Mit der 2001 vorgestellten 5 Megapixel Olympus CAMEDIA E-20P

Einmal dran, kam die zündene Idee, doch gleich nachzuschauen, ob die Olympus E-20P noch funktioniert. Nachdem sie viereinhalb Jahre ungenutzt gelegen hat. Akkus und Speicherkarte rein: läuft! Zuvor musste aber auch hier mit Talkum gepudert werden ;-)

Digitalkamera.de schrieb im September 2001:

"So ist die neue E-20P mit einem 5,2 Megapixel-CCD-Sensor ausgerüstet, der die nutzbare Höchstauflösung auf konkurrenzfähige 2.560 x 1.920 Bildpunkte hebt. Ansonsten ist die E-20P bis auf wenige Details quasi identisch mit der E-10. Von der Auflösung mal abgesehen, ändert sich an den technischen Daten der Kamera so gut wie nichts. Kein Wunder, gab es an der E-10 schon kaum etwas zu bemängeln – wie unser Praxistest der E-10 bestätigt. Am einzigen Kritikpunkt unseres Testes wurde nichts getan; einen Mehrpunkt-Autofokus sowie eine kontinuierliche Scharfstellung vermisst man weiterhin. Vielmehr wurde an der E-10 "Feinschliff" getätigt. So besitzt die E-20P ab Werk die Pixel-Mapping-Funktion, die nun integraler Bestandteil der Firmware ist. Außerdem bekommt die E-20P die Möglichkeit, durch Umstellung der Sensor-Abtastung von Interlaced-Scan auf Progressive-Scan höhere Verschlusszeiten (bis 1/18.000 Sekunden) und höhere Serienbild-Geschwindigkeiten (bis zu 7 Bildern pro Sekunde) zu erzielen. Von den neueren Olympus-Digitalkameramodellen "erbt" die E-20P neben der Pixel-Mapping-Funktion auch die Rauschunterdrückungsfunktion."

Dem muss ich nichts hinzufügen …

Spielerei, aber keine Alternative – der elektronische Verschluss

E-20P: Mechanischer (links) gegen elektronischen Verschluss (rechts)

Beachten Sie die unterschiedlichen Belichtungsdaten und die unterschiedlichen Pixelabmessungen! Bewusst ISO 320 gewählt, um bei Offenblende eine schnellere Verschlusszeit als die mechanische 1/640 s zu provozieren:

  • Mechanischer Verschluss: 34 mm Brennweite, ISO 320, Zeitautomatik, f/5,6 1/500 s Speicherformat RAW/ORF
  • Elektronischer Verschluss: 34 mm Brennweite, ISO 320, Zeitautomatik, f/2,4 1/2000 s Speicherformat von der E-20P automatisch auf JPEG HQ (HighQuality) umgestellt. Bei Zurückwechsen zum mechainschen Verschluss muss RAW neu angewählt werden …

Was soll ich mit einem Foto, das bei Wechsel auf den elektronischen Verschluss in den Fichtennadeln reichlich Treppenstufen zegt …

Beispielfotos Olympus CAMEDIA E-20P: mechanischer Verschluss, Zeit- und ISO-Automatik, 5 MP

Beispielfotos 2.000 x 1.500 Pixel

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Nach so langer Nichtbenutzung haben Olympus CAMEDIA E-10 und E-20P wieder Spaß gemacht! An der technischen Bildqualität der 23/22 Jahre alten Mischung aus DSLR mit feststehendem Spiegel und DSLM — Liveview (!) — gibt es bei Verwendung des mechanischen Verschluss' nichts zu bemängeln.

Echter Negativpunkt, der schon im ersten Praxisbericht zu lesen war: "Für „Action“ oder gar Sportfotografie ist die E-10/E-20P durch den fehlenden Nachführ-Autofokus (AF-C) – und den einzigen mittigen AF-Sensor vollkommen unbrauchbar. Überhaupt ist der AF sehr – zu – langsam. Da boten 2000 die Canon EOS D30, Fujifilm FinePix S1 Pro oder Nikon D1 deutlich mehr. Mindestens drei bei Bedarf einzeln wählbare AF-Sensoren, Autofokus auf bewegte Motive (Sport!) und eine große Auswahl an Wechselobjektiven.

Ralf Jannke, Mai 2023

 

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