Olympus E-1 Kurzbericht

Hier stelle ich die erste digitale Spiegelreflexkamera mit FourThirds-Bajonett vor

Auch Ralf Jannke hat dieses Exemplar hier vorgestellt

Bericht 1

Bericht 2

Bericht 3

Unser Gastgeber Boris Jakubaschk zeigt ebenfalls eine E-1

Spezifikationen

  • Die 2003 vorgestellte Olympus E-1 ist 141 x 104 x 81 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 660 g.
  • Der FT LiveMOS-Sensor 4/3“ (17,3 x 13 mm) löst maximal 2560 x 1920  = 5 Megapixel auf (5,5 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 6,7µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 3200 ASA einstellbar. LiveView ist nicht möglich, Videos sind ebenfalls nicht möglich. Bilder werden als JPEG, TIFF  oder ORF (RAW-Format) auf CompactFlash-Karten (Typ I oder II, max. ca. 64 GB) gespeichert.
  • Das Objektivbajonett ist das FT-Systembajonett, Objektive von Leica/Panasonic und anderen Anbietern sind kompatibel
  • Das Motiv wird über einen Pentasprismensucher mit eingespiegeltem hinterleuchtetem LCD-Display angezeigt, zusätzlich ist ein 1,8“ TFT LCD Monitor mit 134.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich beleuchtbares SW-Status-Schulterdisplay für Kameraparameter-Anzeige
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-S) sowie manuelle Scharfstellung mit Fokusunterstützung, 3 AF-Felder, Ermittlung durch Phasenerkennung-Sensor, durch teilreflektierenden Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen.
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik oder manuellen Modus, Matrixmessung, mittenbetont integrale Messung oder Spotmessung, Belichtungszeiten 60s bis 1/4000 sek. und „B“, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • Norm-Blitzschuh mit Olympus/Panasonic/Leica TTL-Kontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Das FourThirds-System

Die E-1 ist die erste Kamera des von Kodak und Olympus entwickelten FourThirds-Standards. Der Sensor hat ein Viertel der Fläche des Kleinbild-Vollformats und entspricht in etwa der Größe der alten Pocketfilme aus den 1970er Jahren.

Neben Olympus und Kodak (der auch den in der E-1 eingebauten CCD-Bildsensor entwickelte und fertigte) gehörten zum FT-Konsortium später auch Panasonic und Leica. Das spiegellose mFT-System basiert in weiten Teilen auf dem FT-System, hat aber ein kürzeres Auflagenmaß und ein anderes Bajonett.

Olympus hatte seit ca. 1992 als einziger Hersteller der japanischen „Big Five“ (Canon, Nikon, Minolta, Pentax, Olympus) keine AF-Film-Spiegelreflexkameralinie mit Wechselobjektiven mehr hergestellt, ihre Kameras waren bis zum Schluß (um 2002 herum) reine manuell zu fokussierende SLRs des OM-Systems. Darum konnte Olympus einen radikalen Schnitt vollziehen, denn sie hatten keine AF-Objektive für Film im Angebot, die an dSLR-Kameras angesetzt werden konnten. Die APS-Cropkameras der Mitbewerber kämpften mit dem Problem, daß es kaum gute und vor allem keine preiswerten Weitwinkelobjektive gab, da ein Cropfaktor von 1,5 bzw. 1,6 aus einem Weitwinkelobjektiv ein Normalobjektiv und aus einem Normalobjektiv ein leichtes Tele macht. Außerdem treten bei Weitwinkelobjektiven, die für Filmkameras entwickelt wurden, die Randstrahlen sehr schräg aus der Hinterlinse, was dem analogen Film egal war, die digitalen Bildsensoren jedoch nicht gut verkraften.

Das FT-System wurde als erstes rein digital genutztes Bajonett für die Sensordigonale sehr groß dimensioniert, auch das Auflagemaß ist länger als eigentlich notwendig. Da außerdem der Cropfaktor 2 beträgt, können Objektive erheblich kleiner und leichter als Objektive für KB-Vollformat gebaut werden und auch bei Weitwinkelobjektiven können die Lichtstrahlen nahezu parallel auf den Sensor gelenkt werden (im Fachjargon „telezentrisch“). Da außerdem alle Objektivfehler, die von den Entwicklern nicht beseitigt werden konnten, an die Kamera bei jeder Auslösung übertragen werden, kann die interne JPEG-Engine bzw. können alle RAW-Konverter am Computer sämtliche Rest-Objektivfehler „wegrechnen“.

Durch den FT-Cropfaktor von 2,0 müssen alle effektiven Brennweiten mit zwei multipliziert werde, um die KB-äquivalente Brennweite zu erhalten, ein 1:2,8/40-150mm ist umgerechnet ein 80-300mm - Telezoom. Allerdings muß bei der Bildwirkung ebenfalls die Offenblende umgerechnet werden, die resultierende Tiefenschärfe eines 1,8/25mm - FT-Normalobjektivs entspricht der eines 3,6/50mm-Objektivs am Vollformat! Um also den Hintergrund so schön freistellen können, wie es ein 1,8/85mm-Portraitobjektiv für KB kann, müßte ein 1,2/40mm FT-Objektiv gebaut worden sein (was es allerdings nicht gibt!).

Die Lichtstärke eines 2,8/200 Vollformatobjektivs und eines 2,8/100mm FT-Objektivs sind allerdings gleich, so daß identische Belichtungswerte resultieren.

Für Tier- und Sportfotografen ist die größere Tiefenschärfe der FT-Objektive bei identischer Blende ihrer Vollformat-Pendants natürlich von Vorteil, ein 2,8/200 FT hat die selbe Schärfentiefe wie ein 400mm-KB-Objektiv bei Blende 5,6.

Vier-Drittel-Zoll ist nicht die echte Sensordiagonale, sondern es wäre der Außen-Durchmesser einer alten Elektronenröhre mit aktiver Aufnahmefläche der E-1. Auch die anderen Sensorgrößen wie 1/2,3“ oder ähnlich basieren auf dem völlig veralteten Bezugs-System mit der fiktiven Elektronenröhre. Da es aber alle Hersteller so mit ihren Sensoren machen, kann man die Größen doch gut vergleichen.

Digitale automatische Bildkorrekturen und ihre Probleme

Insbesondere bei Weitwinkel- und preiswerten Einsteiger-Setzooms sind die Sensor-Bilder mehr oder weniger deutlich verzerrt (im Weitwinkel meist „tonnenförmig“, im Telebereich oft „kissenförmig“). Außerdem sind die Bildecken bei Offenblende dunkler als die Bildmitte (das Objektiv „vignettiert“) und farbige Lichtstrahlen treffen nicht auf einen gemeinsamen Punkt auf dem Sensor, sondern versetzt (das Objektiv hat „chromatische Aberrationen“).

Alle diese Bildfehler meldet das Objektiv an die Kamera, im Spiegelreflexsucher der E-1 kann man zwar die „Beulen“ der Objektivverzeichnung sehen, aber die aufgenommenen Bilder sind geradegerechnet.

Übrigens: Diese „Schönrechnerei“ der Restfehler der Objektive machen heutzutage alle spiegellosen Systemkameras und Kompakt- sowie Bridgekameras mit fest angebautem Objektiv, bei allen spiegellosen Kamerasystemen Systemen (Sony NEX/alpha, mFT, Nikon Z, Canon R/M, Pentax Q, Samsung, usw.) gehören die Objektivfehler-Parameter zum übertragenen Parametersatz in jeder Aufnahme.

Inzwischen nutzen die Hersteller dieses auch allzugerne aus, Weitwinkel-Objektive mit Verzeichnung von mehr als 5% im Weitwinkelbereich und Vignettierung von weit mehr als einer Blende sind preiswerter herzustellen und die Fehler werden schon im elektronischen Sucher-Livebild weggerechnet, so daß der Fotograf diese „Schummelei“ gar nicht mitbekommt. Nur wer einen freien Konverter wie Darktable o.Ä. benutzt, kann die Objektivkorrektur abschalten und sieht dann, wie schlecht das Objektiv eigentlich ist.

Kleiner Wermutstropfen der digitalen Objektiv-Schönrechnerei: Die Bildecken werden aufgehellt, darum rauschen sie dann stärker als die Bildmitte und die Verzerrungen werden durch „Pixelschieberei“ beseitigt, bei dem die Randpixel mehr oder minder weit nach außen verschoben werden. Dadurch sinkt die effektive Auflösung der Bildecken um so mehr, je weiter die Pixel bewegt werden mußten.

Besonderheiten der E-1

Wie erwähnt war die E-1 die erste Kamera des FT-Systems, sie richtete sich an den Profifotografen. Auch die zeitgleich vorgestellten Objektive waren lichtstark und professionell, meist wie die Kamera gegen Luftfeuchtigkeit und Staub abgedichtet. Erst mit der Einsteiger-FT-dSLR E-300 baute Olympus auch preiswertere Kameras und Objektive. Nach der E-1 baute Olympus nur zwei weitere Profimodelle, die E-3 mit 10 Megapixeln von 2007 und die E-5 mit 12 Megapixeln von 2010, die die letzte FT-Kamera des Weltmarktes überhaupt war, nachdem sich Panasonic bereits viel früher auf das spiegellose mFT-System beschränkt hatte.

Zum Vorstellzeitpunkt der E-1 waren 5 Megapixel „etwas“ wenig, 6 Megapixel-dSLRs waren bereits längst am Markt verfügbar und auch die kurz nach der E-1 erschienen „Volks“-Spiegelreflex Canon 300D hatte 6 Megapixel. Aber laut Olympus machten die besseren und telezentrische gerechneten Objektive das eine fehlende Megapixel mehr als wett. Zum Marktstart gab es 6 Objektive: 2,8-3,5/14-54 mm, 2,8-3,5/50-200 mm, 2,8-3,5/11-22 mm, 2/50 mm Macro und ein 2,8/300 mm Tele. Außerdem war für die Teleobjektive ein 1,4-fach Telekonverter verfügbar, der aus dem 300er FT-Objektiv ein KB-äquivalentes 840mm Supertele machte!

Die Kamera heißt E-1, das „E“ steht für „Volt“, was eine Abkürzung von „Evolution“ sein könnte. Olympus hatte zuvor zwei digitale Spiegelreflexkameras mit fest angebautem Objektiv und 4 bzw. 5 Megapixeln gebaut, die E-10 bzw. E-20 trugen das „E“ auch schon in der Typenbezeichnung.

Der verwendete Akku BLM-1 paßt in einige andere Olympus Spiegelreflexkameras bzw. digitale Kompaktkameras, im Akkufach sind Kontakte für einen optionalen Hochformatauslöser eingebaut, der auch zwei Akkus für längere Kameralaufzeit aufnehmen kann. Da bei dessen Benutzung die Akkufachklappe entfernt werden muß, ist im Griff eine Aussparung für dessen Aufbewahrung vorhanden.

Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten bis ca. 64 GB, wobei auch die etwas dickeren Karten des Typs II passen, also auch Microdrive oder Adapter CF-auf-SD. Zum Verkaufsstart der E-1 waren CF-Karten mit 1 GB noch exorbitant teuer und Karten größer als 8 GB in traumhafter Ferne. Trotzdem kann die E-1 diese großen Karten problemlos benutzten, allerdings nutzt sie die höheren Geschwindigkeiten der jüngeren Karten nicht aus, da ihr Kartencontroller die schnellen Karten nur in der langsamsten Betriebsart beschreiben kann.

Profi-like ist in der E-1 kein Gehäuseblitz eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz, dafür ist ein Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten vorhanden (kompatibel zu allen Systemblitzen des Olympus/Panasonic/Leica mFT-Systems). Unter einer Schraubabdeckung ist eine Studioblitz-PC-Buchse vorhanden.

Ebenso profihaft: es ist eine vom Benutzer wechselbare Mattscheibe eingebaut, des Prisma ist ein echtes Glasprisma und keine billige Spiegelkonstruktion, das Okular hat eine Dioptrienverstellung und kann mit einem Hebel für den Stativeinsatz mit Fernbedienung per Hebel verschlossen werden.

Die Kamera hat viele Tasten und Knöpfe. Es gibt ein verriegeltes Moduswahlrad, ein Daumenrad, ein oberliegendes Fingerrad und eine dedizierte Abblendtaste. Viele Funktionen haben einen eigenen Knopf. Der Hauptschalter sitzt um das Modusrad herum.

Das Objektivbajonett ist das FT-Systembajonett, Objektive von Leica/Panasonic und anderen Anbietern sind kompatibel.

Man kann auch ohne angesetztes FT-Objektiv fotografieren, um mit „dummen“  Adaptern etliche alte Manuellfokusobjektive zu verwenden. Die Belichtungsmessung ist dabei aktiv und die AF-Sensoren geben Bestätigung, wenn sie „im Fokus“ sind. Die normale Mattscheibe ist für manuelle Scharfstellung ungeeignet, es gab aber von Drittherstellern Wechselmattscheiben mit klassischem Schnittbild.

Von Olympus gab es nach einer Weile einen Adapter für die alten Zuikos des OM-Systems, zunächst wollte Olympus die Benutzung der alten Zuikos nicht ermöglichen, aber auf Druck der Anwender wurde der Adapter doch hergestellt. In seinem Lieferumfang war eine Tabelle mit OM-Zuikos, die verwendet werden können mit ihrer jeweiligen idealen Blende. Insbesondere die alten OM-Weitwinkelobjektive sind nicht telezentrisch gerechnet gewesen und machen an der E-1 mehr oder minder starke Probleme im Randbereich.

Das Display ist vor mechanischer Beschädigung durch eine Kunststoffscheibe geschützt, vor der eine weitere Schutzscheibe aufgeklipst wurde (fehlt auf den Abbildungen meines Exemplars). War diese Verkratzt oder gar zerbrochen, konnte einfach eine neue gekauft und montiert werden.

Wie bei vielen Olympus-Digitalkameras gibt es im System-Menu einen Eintrag „Pixelkorrektur“, damit werden Hotpixel (dauerhaft leuchtende Bildpunkte) und Deadpixel („tote“ = defekte Pixel) erkannt und zukünftig herausgerechnet.

Der Sensor wurde vom Kodak entwickelt und hergestellt. Vor dem Sensor sitzt ein bewegliches Staubschutzfilter, das entweder automatisch bei jedem Einschalten oder manuell per Menu anhaften Staub einfach abschüttelt und mit Hilfe eines kleinen Klebestreifens auffängt.

Die Kamera ist „Made in Japan“.

Die Kamera speichert in den MakerNotes der ORF-EXIFs viele interessante Dinge, darunter die Kameraseriennummer, die Objektivseriennummer, die Seriennummer des Aufsteckblitzes (sofern von Olympus), die Firmware-Version von Kamera, Objektiv und Blitz, die Sensordiagonale, viele Angaben zur Belichtung und weiteren Bildparametern, die Objektivkorrekturdaten für Verzeichnung, Vignettierung, chromatische Aberration usw,, den Status der Gesichtserkennung, die Anzahl der Zoomstufen des Objektivs, die Anzahl der Fokusstufen des Objektivs und die aktuelle Sensortemperatur.

Kleine Einschränkung: Die E-1 hat keinen Lagesensor, Hochformataufnahmen muß man selbst drehen, das machen weder die Kamera noch die RAW-Konverter. Und die Zahl der Auslösungen ist Olympus-typisch nicht in jedem Bild enthalten, sie läßt sich aber im Servicemenü ablesen, dieses muß jedoch durch eine recht umständliche Tastensequenz eingeschaltet werden.

Im ORF (Olympus Raw Format) werden die Sensordaten immer unkomprimiert abgespeichert, wobei fast die gesamten Sensorpixel aufgezeichnet werden. Sowohl Olympus View als auch Adobe Lightroom/Camera RAW nutzen die Randpixel zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnungen und geben nur 2560 x 1920 Pixel aus. Freie RAW-Konverter wie DarkTable, Raw Photo Converter usw. können 2624x1966 Pixel ausgeben.

Für die USB-, die Video- und die Firewire-Schnittstelle muß kein gerne verlorenes Spezialkabel benutzt werden. Firewire war recht selten bei Kameras, aber erheblich schneller als die USB-Buchse, was bei den damaligen Speicherkarten allerdings eher theoretischer Natur war. Allerdings läßt sich die Kamera über das Kabel auch zum drahtgebundenen Aufnehmen benutzen, die Bilder werden dann nicht auf die Speicherkarte, sondern direkt in den angeschlossenen Computer übertragen. Das geht mit Firewire erheblich flotter als mit USB.

Für die permanente Stromversorgung ist aber ein spezielles Kabel erforderlich, die Buchse entspricht keiner Norm. Auch die Buchse für den elektrischen Fernauslöser ist speziell, sie wurde nur an wenigen Olympus-Kameras benutzt und die Auslöser der mFT-Kameras passen leider auch nicht. Die Buchsen für Drahtauslöser und Studioblitze sind mit zwei verschiedenen kleinen Plastikabdeckungen zugeschraubt, diese sind eines der meistverkauften Olympus-Ersatzteile zur E-1.

Die Infrarot-Fernbedienung jeder beliebigen Olympus-Kompaktkamera funktioniert an der E-1, also auch eine der etlichen chinesischen Nachbauten der RM 1 bzw. RM 2.

Die UVP der Olympus E-1 betrug etwa 2200 Euro. Es gab auch verschiedene Sets mit Objektiven oder dem Batteriegriff.

Ich erhielt das gezeigte Exemplar im Sommer 2021 vom Editor dieser Seiten im Rahmen eines Tausches. Die Kamera war quasi „jungfräulich“ mit nur ganz geringen Gebrauchsspuren, sie hatte lediglich ca. 6500 Auslösungen und etwa 1700 Einschaltzyklen hinter sich. Anhand der niedrigen Seriennummer vermute ich, daß es sich um ein Händler-Vorführgerät handelte. Die Mattscheibe ist nicht die normale, sondern es ist die eigentlich extra zu erwerbende Gittermattscheibe montiert.

Probleme der E-1 und anderer Olympus-dSLRs

Mein Exemplar hat ein kleines Problem: Die AF-Trefferquote ist im Lauf der Zeit geringer geworden, die Kamera findet auch bei eigentlich gut geeigneten Motivdetails keinen Fokus und „pumpt“ die Schärfe mehrfach vor und zurück, wie man es von Kameras mit Kontrast-AF her kennt, bis sie aufgibt. Der Auslöser bleibt dann gesperrt, ein zweiter AF-Versuch verläuft bei geringer Kameraverschwendung danach meist erfolgreich.

Die E-1 hat einen Phasen-AF-Sensor mit drei Feldern. Möglicherweise ist der Sensor etwas unsauber (obwohl die Kamera fast ladenneu aussieht), die optischen Elemente vor dem Phasensensor sind etwas eingetrübt oder die elektronischen Sensoren oder die Auswerteelektronik sind einfach gealtert und darum unzuverlässiger.

Ist die Kamera nicht in der Lage, die Schärfe zu finden, blockiert sie den Auslöser. Die AF-„Trefferquote“ beträgt etwa 75-80% je nach Motiv, so daß ich von jedem Motiv mehr als eine Aufnahme mache, um mindestens eine scharfe Aufnahme zu erhalten.

Ich habe versucht, den AF-Sensor durch Abblasen mit Druckgas für Kamerareinigungszwecke von eventuell auf ihm sitzenden Staub zu reinigen, das blieb erfolglos. Da ich von jedem Motiv immer mindestens zwei bis drei Aufnahmen mache, ist meine Ausbeute letztlich deutlich über 99%, was mir ausreicht.

Ich habe auch eine E-520, die inzwischen ebenfalls Probleme mit dem Autofokus hat. Allerdings „pumpt“ diese E-520 nicht, sondern sie trifft einfach nur „etwas“ daneben. Da die Kamera der Meinung ist, scharfgestellt zu haben, kann ausgelöst werden, das Bild ist dann allerdings mehr oder weniger unscharf. Mehrere Aufnahmen des identischen Motiv ergeben eine höhere Trefferquote, aber manchmal stellt die Kamera aber auch 5 Mal „knapp daneben“ scharf.

Außerdem sind meine Original-Akkus von Olympus inzwischen bis auf ein Exemplar alle entsorgt, da sie trotz regelmäßiger Akkupflege auf Null Volt tiefentleert waren. Die „Nachbauten“ in meinem Besitz, die ich von Vorbesitzern meiner diversen Kameras mit diesem Akkutyp erhielt und die alle inzwischen auch deutlich über 10 Jahre alt sind, funktionieren hingegen noch, wenn auch mit teilweise sehr stark abgesunkener Kapazität.

Zwar ist der BLM-1 auch heute noch als preiswerter Nachbau-Typ als Neuware verfügbar, allerdings dürfte die Produktion dieser Akkus auch schon mehrere Jahre zurückliegen, da inzwischen vermutlich kein Fremdhersteller mehr neue Akkus baut, sondern nur noch Lagerware abverkaufen dürfte.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer 3, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet, Aufnahmeparameter und 100%-Ausschnitte habe ich nicht eingebettet, da die Bildqualität stark vom verwendeten Objektiv abhängt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus E-1 ist fast komplett aus Metall, auch die Abdeckung über den Schnittstellen und der Akku- und Speicherkarte sind aufwendig abgedichtete Metallteilemit Verriegelung. Die verwendeten Materialien machen einen hochwertigen Eindruck, lediglich die Gummi-„belederungen“ sind im Lauf der Zeit verzogen und stehen etwas über. Das Stativgewinde aus Metall befindet sich in der optischen Achse, und sitzt recht weit von der Akkuklappe entfernt, so daß bei Stativeinsatz die Kamera zum Akkuwechsel vom Stativ meist gar nicht abgenommen werden muß.

Im Gegensatz zu den dSLRs von Canon oder Nikon ist die E-1 etwas ungewöhnlich gestaltet: Das Objektiv und der Sucherhöcker sitzt nicht mittig, sondern weit links am Gehäuse. Vorteil für rechtsäugige Fotografen: die Nase stupst nicht ans Gehäuse, sondern paßt gut daneben. Und die linke Hand kann die Kamera nicht nur von unten, sondern auch seitlich stützen und trotzdem den Zoomring des Objektivs umgreifen.

Die Kamera gehört zur Klasse der einstelligen digitalen Profi-Spiegelreflexkameras im FT-System.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden bei kameraerzeugten JPEGs durch den Bildprozessor weggerechnet. Die Objektivkorrekturparameter werden in die EXIFs der RAWs eingebettet, die meisten Konverter wie AdobeCameraRaw, Lightroom usw. wenden diese automatisch an. Lediglich „freie“ Konverter wie Darktable lassen sich auf Wunsch ohne Objektivkorrekturen benutzen, die je nach Objektiv enormen Verzeichnungen (besonders in der Weitwinkelstellung der Zooms) werden dann schonungslos sichtbar.

Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. 1600/3200 ASA sind eigentlich nur ein Notbehelf, sie müssen im Kameramenü auch explizit eingeschaltet werden, im Auslieferungszustand reicht die Kamera nur bis 800 ASA.

Die Bildqualität der E-1 ist heutzutage noch als gut zu bezeichnen, Bei kritischen Gegenlichtsituationen neigen helle Bildpartien jedoch recht deutlich zum „Ausbrennen“, der Fotograf muß dann mit Belichtungskorrektur nachhelfen

Bei „Schönwetter“ ISO 100 gibt es an den Bildern nichts auszusetzen, sofern der Kontrastumfang des Sensor nicht überschritten wurde. Auch 200-400 ASA stellen noch kein großes Problem dar. 5 Megapixel sind für viele Anwendungen durchaus noch ausreichend. Trotz des recht kleinen Sensors (FT entspricht in etwa der Negativfläche des analogen Pocket-Systems) sind die Bilder ansprechend, die Olympus-typische Farbabstimmung überzeugt mich immer wieder.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera (weil erste FT-dSLR überhaupt), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen noch relativ gut geeignet.

Christan Zahn

 

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