AUTO TAMRON 1:2.8 35mm – Festbrennweite, "Fest-Blende", Update

"Fest-Blende"???

Was ist an einem gemäßigtem 2,8/35 mm Weitwinkel so besonders? Der Hersteller: Tamron. Tamron – besonders?? In diesem Fall ja, denn über dieses Objektiv gibt es im Internet nur schwer zu findende Informationen. Was ich nicht wusste, was mich auch nicht gestört hätte, als ich dieses 35er mit einem ungewöhnlicheren Design 2021 erwarb, um es dann im Herbst zu probieren – mit Einschränkungen.

Denn das AUTO TAMRON 1:2.8 35mm hat einen Nachteil: Es ist nicht nur eine Fest-Brennweite — was nichts macht/gewünscht ist —, sondern auch eine "Fest-Lichtstärke". Die Blende dieses Exemplars schließt nicht, ich muss ausschließlich mit Offenblende fotografieren. Ich hatte bei einer Teilzerlegung des 35ers rechtzeitig die Reissleine gezogen: Viel zu filigran, der Blendenmechanismus. Bei geöffneten Objektiv ist die Blende zu schließen, der Fehler/Defekt muss also im Blendenhebelmechanismus liegen. Finger weg, bis hier hin und nicht weiter.Ich habe 90 gescannte Seiten an alten Tamron Objektiv-Prospekten. Dieses spezielle 35er ist dort nicht zu finden. Was mit dem AUTO TAMRON 1:2.8 35mm eine gewisse Ähnlichkeit hat, das ist das AUTO TAMRON 135mm F2.8. Man beachte und vergleiche das Blendenfenster des 135ers mit dem hier präsentierten 35mm TAMRON.

Historie oder: Was bekannt ist

Mit weiterer Suche fanden sich aber dann doch diese Quellen:

Der Autor behauptet, dass die so unterschiedlich aussehenden Objektive 35/2.8 Soligor preset, 35/2.8 Vernon Edonar, 35/2.8 Adaptamatic identisch wären, was den optischen Aufbau betrifft. Er hat zwei von den drei 35ern zerlegt und verglichen.

Auf der japanischen Internetseite "photo-poohs Blog für alle" ist unter anderem zu lesen: Dieses Objektiv scheint von Taisei Optical (Tamron) hergestellt und exportiert worden zu sein, und der Name Taisei Kogaku steht deutlich hinter dem Objektivnamen. Es scheint selbst in Amerika ein ziemlich seltenes Objektiv zu sein.

Taisei Optical (Tamron) ist der Schlüssel!

camera-wiki schreibt: Tamron ist ein japanisches Optikunternehmen. Es wurde 1950 von Takeyuki Arai als Taisei Kōgaku Kiki Seisakusho gegründet und 1952 als Taisei Kōgaku Kōgyō K.K. eingetragen. Frühe Produkte wurden als Taisei Kogaku / Taisei Optical gekennzeichnet.

Des Rätsels Lösung!

Das ist natürlich eine Montage, die aber die Verwandtschaft zeigt. Da braucht es keinen Gen-Test ;-) Zuerst war ich auf das Vernon Edomar 28er gestoßen, wo sofort klar war: Treffer. Um es vom Aussehen dichter an mein 35 mm Tamron zu bringen, wurde die Chrom-Variante per Photoshop soweit möglich in eine "Black"-Variante umgemodelt – ganz rechts. Das 35mm Taisei Kogaku in der Mitte ist der Klon oder gar das Original. Meine schwarze Variante mit dem etwas anders ausgeführten Entfernungsring kam möglicherweise später. Mit dem Namen TAMRON. 

Spezifikation

  • Vorstellungsjahr: unbekannt (Ende 1960er?)
  • Abmessungen/Gewicht: ø = 62 mm, l = 62 mm, 265 g, Filtergewinde 55 mm
  • Optischer Aufbau 6 Linsen in 5 Gruppen – wahrscheinlich – oder 5 Linsen in 5 Gruppen
  • Die Anzahl der Blendenlamellen ist unbekannt, kleinste Blende f/16, in halben Stufen rastend
  • Nahdistanz 45 cm

Ersatzlösung für die defekte Blende meines AUTO TAMRON 1:2.8 35mm

Für das Fuji X-Bajonett habe ich einen Canon EOS-/Fuji X-Adapter MIT Irisblende. Da es auch einen Adapter Canon FD-/Canon EOS gibt, wurde ein Exemplar aus China geordert. Aus Kostengründen und für die exotische und eher nur einmal Doppel-Adaptierung allerdings nur die preiswertere Einfach-Version OHNE Korrekturlinse. Womit die Unendlicheinstellung des Tamron mit Canon FD-Bajonett verloren geht. Mal sehen, wie weit die Kombination reicht, weil der FD-/EOS-Adapter wie ein dünner Zwischenring wirkt ... Ich komme dichter ans Motiv, aber eben nicht mehr nach Unendlich.

Es wird also auf jeden Fall ein Update mit dem doppelt-adaptierten AUTO TAMRON 1:2.8 35mm auf der Fuji X-T10 geben!

Sensorgrößen Format-Vergleich

Keiner wird so ein Motiv mit Offenblende fotografieren. Aber zur Demonstration der Offenblend-Nicht-Qualität des AUTO TAMRON 1:2.8 35mm passt es bestens. Bei den markierten kleineren Formaten APS-C und microFourThirds werden Randunschärfe und Vignettierung rigoros weggeschnitten!

Beispielfotos

Erstmal genug Blümelein ;-) Da hätte ich mir bei Fotografie aus der Nahdistanz (45 cm) auf jeden Fall eine Abblendmöglichkeit gewünscht. Aber die Lösung – siehe oben – ist in Arbeit …

Offenblende f/2,8 1:1 Crops aus 16 MP und komplettes Foto

Der Rest mit Offenblende f/2,8

Schärfentiefe bei Offenblende f/2,8

Damit lasse ich es erstmal bewenden. Um eine Ahnung zu bekommen mit welchen Schärfetiefen bei 35 mm Brennweite und Blende f2,8 zu rechnen ist, habe ich befragt: "Der Schärfentieferechner"

Für 35 mm Brennweite, Blende f/2,8 und Cropfaktor 2 (microFourThirds!) gelten diese Nah-, Fernpunkte:

  • 1 m 0,986 m bis 1,03 m — 4 cm? Gefühlt ist es kein Zentimeter ;-)
  • 2 m 1,87 m bis 2,14 m
  • 3 m 2,72 m bis 3,34 m
  • 5 m 4,27 m bis 6,03 m
  • 10 m 7,38 m bis 15,19 m
  • 20 m 25,46 m bis Unendlich
  • 50 m 18,43 m bis Unendlich

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Was das AUTO TAMRON 1:2.8 35mm bei Offenblende auf dem 16 MP mFT-Sensor der OM-D E-M5 liefert, muss sich nicht verstecken!

Wenn schon, denn schon …

Als im schwedischen eBay die ganz oben im Tamron Prospekte gezeigte (Ur-?) Version des AUTO TAMRON 1:2.8 f=35mm zu haben war, habe ich geordert. Es wird also zwei Updates zum 35mm Tamron geben … Die Ur-Version wieder auf der Olympus OM-D E-M5, die doppelte Adaption auf der Fuji X-T10 – dachte ich. Es kam anders!

Doppel-Adaption mit Denkfehler?

Nachdem der Adapter Canon FD-auf-Canon EOS-Bajonett schneller als gedacht eingetroffen war, wurde sofort probiert. Mit negativem Ergebnis :-( Mechanisch passt alles, aber mit der Doppel-Adaptierung auf der Fuji X-T10 könnten allenfalls Makro-Aufnamen im gefühlt Ein-Zentimeterabstand angefertigt werden. Kaum besser der Canon FD-auf-Canon EOS-Bajonett-Adapter auf der EOS 1D. Auch nur Nahbereich/Makro — vielleicht 5-10 cm. Der Apfel liegt im so wie gezeigt Schärfebereich der Kombination EOS 1D/AUTO TAMRON 1:2.8 35mm.

Der Grund?

Ganz klar der FD-/EOS-Adapter OHNE eingebaute Korrekturlinse! Der wirkt einfach wie ein Zwischenring, um bei Nahaufnahmen dichter ans Motiv zu kommen. Dass es so extrem ist, hatte ich nicht erwartet. Habe ich da am falschen Ende gespart? Wer billig kauft, kauft zweimal … Zum Glück habe ich die preiswerteste China-Variante gewählt, die inkl. Porto knapp über 8 Euro lag. Ich bin (noch) nicht bereit für die China-Version MIT Korrekturlinse um 25 Euro zu investieren. Nur weil die Irisblende des Tamrons defekt ist. Aber reizen tut es mich dann doch. Denn das Verfahren mit der Korrekturlinse funktioniert. Qualitätsverlust? Theoretisch durch die nicht eingerechnete Linse im optischen System ja. In der Praxis habe ich bei meinen beiden Adaptern M42/Nikon F (mit Linse) und Minolta SR/MC/MD-auf-Minolta/Sony A (mit Linse) davon nichts bemerkt!

Auflagemaße

  • Canon FD/FL: 42,00 mm, Canon EOS: 44,00 mm, Differenz 2 mm
  • Nikon F: 46,5 mm, M42: 45,45mm, Differenz 1 mm
  • Minolta MD: 43,50 mm, Minolta/Sony A: 44,5 mm, Differenz 1 Millimeter

Übrigens: Ich lasse mich gerne korrigieren, meine aber, dass es bei Canon beim Wechsel vom FD- aufs EOS-Bajonett nur einen 1,24-fach Konverter gab, der wegen der vorstehenden Linsenkonstruktion nur auf die langen lichtstarken FD-Teles wie beispielsweise 2,8/300 mm, 4,5/400 mm und 600/800 mm montierbar war. Es gab diesen Konverter meines Wissens auch ohne Linseneinheit. Und dieser Adapter war dann ausdrücklich nur für Makrofotografie deklariert!

Irgendwann im zweiten Quartal Richtung Sommer wird es noch einen Versuch mit dem AUTO TAMRON 1:2.8 35mm und dem richtigen Adapter geben. Ansonsten: Finger weg vom FD-/EOS-Adapter OHNE Korrrekturlinse! 

Ralf Jannke, März 2024

 

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