Olympus PEN F Minolta MD 35mm und MC 200mm

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von zwei etwa 45-50 Jahre alten Manuellfokus-Objektiven an der Olympus Pen F, einer spiegellosen mFT-Systemkamera mit 20 Megapixeln.

Prinzipiell gilt für Minolta-Objektive das, was auch für die anderen der „Großen Fünf“ (Canon, Minolta, Nikon, Olympus, Pentax) gesagt werden kann: die älteren Objektive haben die besseren mechanischen Eigenschaften, die jüngeren die besseren optischen. Bis etwa 1975/1978 sind die Objektive fast komplett aus Metall gefertigt, die Schneckengänge laufen seidenweich (aufgrund der idealen Materialpaarung Messing und Aluminium), der Blendenring rastet in Halbblendenstufen.

Mit der „MD“-Serie begann auch bei Minolta der Kostendruck zu wirken, die Objektive mussten billiger hergestellt werden (die Lohnkosten stiegen damals in Japan enorm an), und die Programmautomatiken der Kameras erlaubten es, den Blendenring in der „A“-Stellung zu fixieren. In der Folge stieg der Einsatz von automatisierter Fertigung an, was sich durch den Einsatz von Kunststoffen als Gehäusewerkstoff auch von außen deutlich zeigt. MD-Objektive wirken billiger, sind aber auch deutlich leichter und meist durch erneute optische Rechnung mit moderner Computertechnik schärfer.

Zum Thema gibt es bei artaphot.ch (Link:http://artaphot.ch/minolta-sr/objektive) eine sehr detaillierte Übersicht über alle manuellen Minolta-Objektive mit der Einschätzung der Qualitätsunterschiede der unterschiedlichen Bauserien.

Übrigens: „Rokkor“ hießen bis ca. 1980 viele Minolta-Objektive, mit der Einführung der MD-II-Objektive (mit Verriegelung für kleinste Blende) entfiel dieser Zusatzname meist.

Minolta MD W.Rokkor 35 mm 1:2,8

Laut Artaphot.ch ist das Objektiv im Jahre 1975 neu gerechnet worden und hat 5 Elemente in 5 Gliedern. Der Vorgänger mit 7 Elementen in 6 Gliedern gilt als anfällig für eine verharzte und somit langsam laufende bis unbewegliche Blende, dieses Problem hat der hier vorgestellte Nachfolger nicht.

Das MD 2,8/35mm ist ein mehrschichtvergütetes MD-Objektiv und wurde nur von 1977 bis 1981 gebaut, um dann durch eine optisch identische, aber mechanisch einfachere MD-III-Version ersetzt zu werden. „Rokkor“ hießen fast alle Minolta-Objektive, das „W“ davor weist auf ein Weitwinkel-Objektiv hin.

Der geriffelte Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig stramm und von ganz leisen kratzenden Geräuschen begleitet, der Einstellweg ist mit 220° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze von 0,3 Metern ist erstaunlich kurz. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die originale Streulichtblende wird in das Filtergewinde (49 mm) geschraubt.Das Objektiv hat einen Durchmesser von 64 mm, eine Baulänge ab Bajonett von ca. 39 mm und wiegt 170 Gramm. Beim Fokussieren auf die Naheinstellgrenze wird es ca. 6mm länger. Der originale Objektivdeckel ist ein Aufstülp-Typ, kein Schnapp-Deckel. Es sind sowohl Tiefenschärfen-Markierungen als auch ein Fokuspunkt für Infrarot vorhanden.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist fast vollständig aus Metall gefertigt, lediglich der Blendenring ist aus Kunststoff. Er hat einen weiteren Mitnehmer, anhand dessen Minoltakameras mit Blenden- bzw. Programmautomatik die kleinste eingestellte Blende erkennen, jedoch läßt sich der Ring nicht in dieser Stellung verriegeln (das wurde erst 1981 mit der MD-III-Fassung eingeführt). Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand liegt es zwischen 50 und 150 Euro. Wie erwähnt, sollten die älteren 2,8/35 MC-Rokkore aufgrund des Blendenproblems gemieden werden bzw. sie sollten bereits vor dem Gebrauchtkauf fachmännisch überholt worden sein.

Beispielfotos

Das Rokkor ist am Cropsensor der Pen F und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß leicht unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die bei Offenblende vorhandenen leichten chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 5,6-8 fast vollständig.

Wer Lust auf einen kleinen Vergleich hat. Hier wurden zwei Vorgänger des 35 mm Minolta auf der Vollformat Nikon Z6 ausprobiert:

​​​​​​​Minolta MC Tele Rokkor 1:3,5/200mm

Von diesem Objektiv gab es bei Minolta im Laufe von ca. 30 Jahre etliche Versionen. Laut Artaphot.ch sind die älteren Versionen den neueren unterlegen.

Das gezeigte 3,5/200mm ist ein mehrschichtvergütetes Objektiv, vollständig in Metall gefasst und wurde nur von 1973 bis 1977 gebaut. Sein Ersatz ist das kleinere und leichtere 4/200, das bis etwa 1990 gefertigt wurde.

Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring geht seidenweich, der Einstellweg ist mit etwa 250° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 2,5 Metern allerdings etwas zu lang. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende ist aus Metall und fest eingebaut (aber ausziehbar). Das Objektiv hat einen Durchmesser von 75 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 138 mm und wiegt 770 Gramm. Beim Nachfokussieren wird es etwa 20mm länger. Der originale Objektivdeckel ist ein Aufstülp-Typ, kein Schnapp-Deckel. Der optische Aufbau besteht aus 6 Elementen in 4 Gruppen.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt und sehr schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Die Ansatzmarke ist eine rote Halbkugel, beim gezeigten Exemplar ist sie leider abgefallen.

Beispielfotos

Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar. Das Objektiv ist am Cropsensor der Pen F und Offenblende leicht unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die chromatischen Aberrationen sind bereits bei Offenblende zu vernachlässigen.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand und Zubehör liegt es zwischen 40 und 80 Euro.

Fazit

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA- und Zeit-Automatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer 3 und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Die Olympus Pen F ist dank eingebautem Bildstabilisator, 14-facher Sucherlupe und zuschaltbarem Fokus-Peaking sehr gut geeignet, um alte Objektive manuell scharfzustellen. Aufgrund des Cropfaktors von 2 werden aber leider aus dem 35mm Weitwinkel-Objektiv ein leichtes Tele mit 70mm KB-äquivalenter Brennweite. Aus dem Teleobjektive 200 mm wird erfreulicherweise eine Tele-„Kanone“ mit 400mm äquivalenter Brennweite.

Beide Objektive schlagen sich an der Pen F gut, das 35er Rokkor habe ich bereits an der Vollformatkamera Z5 zu meinem „Kanonobjektiv“ dieser Brennweite erklärt, auch am zweifachem Drop ist es gut verwendbar. Das 200er Minoltaobjektiv läßt sich hervorragend fokussieren und seine Abbildungsleistung ist gut, trotzdem werde ich eher mein 5/200 Zuiko von Olympus verwenden, es ist leichter und kompakter bei praktisch identischer Bildleistung. 

Christian Zahn

 

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