Olympus SP-800UZ Christian Zahn

Die Olympus SP-800 UZ ist eine Bridgekamera mit enormem Brennweitenbereich für Einsteiger. Kurzfristig hielt sie mit 30-fach den Rekord für den größten optischen Zoombereich.

Eins ergab das andere …

Im Sommer 2024 gab es einen Beitrag über die 10 Euro Olympus SP-590UZ (Foto Mitte), wo die ähnliche schon gut 1,5 Jahre zurückliegende Olympus SP-565 UZ (im Foto links) verlinkt war. Beides UltraZoom — UZ — Olympus Bridgekameras mit KB-äquivalenten 26-676, resp. 26-520 mm Brennweite. Abgeschlossen wurde das Jahr 2024 mit einer 18 Euro Flohmarkt Nikon COOLPIX L840, KB-äquivalente 22,5-855 mm Brennweite – im Foto rechts.

Jetzt stellt Christian Zahn eine höher auflösende 14 Megapixel Olympus SP-800UZ von 2010 vor, die über ein 28-840 mm UltraZoom verfügt

Spezifikationen:

  • Die 2010 vorgestellte Olympus SP-800 Ultra Zoom ist 107 x 73 x 85 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 416 Gramm.
  • Der 1/2,3“ CCD-Sensor (6,2 x 4,6 mm) löst maximal 4288 x 3216  = 14 Megapixel auf (14,7 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 1,4µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 50 bis 3200 ASA einstellbar. HD-Videos sind mit 1280x720 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert, zusätzlich ist ein 2 GB großer interner Speicher vorhanden.
  • Das Objektiv ist ein 1:2,8-5,6/4,9-147mm 30-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 28-840 mm.
  • Das Motiv wird über einen 3“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik oder Vollautomatik,  Motivprogramme, Matrixmessung, Spotmessung oder mittenbetont integrale Belichtungsmessung. Belichtungszeiten 1s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • manuell ausklappbarer Blitz mit ca. Leitzahl 10
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • optische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithiumakku

Besonderheiten

SP-800 UZ bedeutet „Specialist“ 800 „Ultra Zoom“, Olympus hat die Ultra Zoom - Kameras nach Ende der Camedia 7XX-Serie in die „SP“-Klasse eingeordnet, diese speziellen Kameras hatten besondere Eigenschaften wie Ultra-Zoom oder RAW-Aufnahme usw.

Die SP-800 UZ ist eine Amateur-Bridgekamera. Die Griffwulst, in der der Akku Platz nimmt, ist deutlich ausgeformt, was bei „Bridges“ häufig der Fall ist.

Zur Stromversorgung dient der in vielen Olympus-Kompaktkameras wie beispielsweise der Edelkompakten XZ-1 eingesetzten Lithiumakku LI-50B mit 3,7 Volt und 925 mAh entschieden, der aber auch von anderen Kameraherstellern verwendet wurde, z. B. von Ricoh als DB100 in der CX5/CX6, von Casio als NP-150, von Kodak als LP-050 oder von Pentax als D-LI92.

Olympus legte kein Ladegerät bei, sondern lediglich einen USB-Adapter, der Akku wird in der Kamera aufgeladen. Externe Ladeschalen mußte der Kunde von der Zubehörindustrie extra erwerben. Der mitgelieferte Netzadapter reicht nicht aus, um die Kamera dauerhaft mit Energie zu versorgen, dafür mußte ein stärkerer Adapter zusätzlich gekauft werden.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und manuell aus- und eingeklappt. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz.

Das Display ist extrem grob gerastert, eine Beurteilung der Bildschärfe ist völlig unmöglich. Lediglich der Bildausschnitt kann sicher erfaßt werden. Somit muß man sich auf den (allerdings recht treffsicheren) Autofokus verlassen, es ist zwar manueller Fokus möglich, jedoch eigentlich sinnlos.

Das Display-Panel liegt völlig frei, der einzige Schutz gegen Beschädigung ist ein ringsum hervorstehender Rand. Wie üblich sollte das Display durch Aufbringen einer Schutzscheibe aus dem Zubehörhandel gegen Verkratzen oder gar völlige Zerstörung geschützt werden.

Das Objektiv beginnt bei damals durchaus bereits „normalem“ Weitwinkel von 28mm, reicht bis zum enormen Wert von 840 mm. In der maximalen Telestellung hat es der optische Bildstabilisator durch beweglichen Bildsensor schwer, ein unverwackeltes Bild zu ermöglichen. Freihand gelingen gute Bilder bei 840mm nur bei heller Sonne im Freien. Besser ist es, ein Stativ zu verwenden, dabei stört aber das weit außermittige Stativgewinde.

Außerdem macht sich das Fehlen eines Videosuchers bemerkbar, dann könnte die Kamera mit einer Dreipunktauflage aus beiden Händen und der Stirn stabiler gehalten werden. Es bleibt nur, die Kamera mit umgehängten Schultergurt so weit wie möglich nach vorn zu drücken, um das Freihandwackeln zu minimieren. Trotzdem ist bei 840mm eine sichere Ausschnittwahl ohne Stativ kaum möglich, weil zwischen Bildvorschau und eigentlicher Aufnahme eine Bildverschiebung durch Handzittern und gegenarbeitendem Stabilisator erfolgt.

Bei Gegenlichtsituationen fällt störend auf, daß die Kamera keine Möglichkeit bietet, eine Streulichtblende zu montieren, es gibt kein Filtergewinde und vom Aufklemmen einer Blende um den Tubus herum sollte Abstand genommen werden, da das Objektiv komplett in die Kamera einfährt, eine montierte Blende würde beim Abschalten somit entweder herunterfallen oder das Objektiv blockieren, was die Kamera mit einer Fehlermeldung quittiert.

Als Speichermedium dienen SD-/SDHC-Karten bis 32 GB. Ungewöhnlich ist der große interne Speicher, der nicht wie allgemein üblich nur einige Megabyte groß ist (was nur für eine Handvoll Bilder reichen würde), sondern satte 2 GB beträgt, von dem für Bilder etwa 1,6 GB frei sind. Der Rest ist von der Kamerafirmware, der Bedienungsanleitung als PDF in etlichen Sprachen und einem Windows-Setup-Programm für die Installation einer einfachen Bildbearbeitung belegt. Dadurch sparte sich Olympus übrigens das Beilegen einer CD mit diesen Dateien.

Die Kamera hat relativ wenige Tasten und Knöpfe. Auf der Oberseite sitzt der Hauptschalter (ein Taster) und der Auslöser mir dem darum angebrachtem Zoomhebel. Die Rückseite wird vom Display dominiert, des Weiteren ist eine dedizierte Videostarttaste, eine Wiedergabetaste, je eine Taste für das Schnellmenu und die integrierte Hilfe (quasi eine bebilderte Kurz-Bedienungsanleitung). Außerdem ist das Steuerkreuz mit zentraler OK-Taste vorhanden, die beiden Richtungen „Rauf“ und „Runter“ haben eine Zweitfunktion für Indoanzeige auf dem Display und Bildlöschen. Der äußere Ring des Steuerkreuzes ist drehbar ( z. B. zum Scrollen während der Bildwiedergabe oder für Parametereingaben). Allerdings ist die Drehbewegung recht schwergängig, allzugleich drückt man während des Drehen ungewollt eine der Richtungen, was zu Fehleingaben führt.

Das Kamera-Menu ist überschaubar, weil nicht allzuviele Parameter verstellt werden können. Nach Druck auf die Menütaste erscheint zunächst das Schnellmenu für die wichtigsten Bildparameter, das eigentliche Systemmenü ist ein Unterpunkt, das erst „angefahren“ und dann ausgewählt werden muß, so daß „Ausflüge“ in dieses Menu umständlich sind. Einer der Einträge ist die von vielen anderen Olympuskameras her bekannte „Pixelkorrektur“, die Kamera erkennt dabei „tote“, also dauerhaft dunkle Pixel sowie „Hotpixel“, also immer leuchtende Pixel des Sensors und rechnet diese zukünftig aus den Bildern heraus.

Der Kameraprozessor ist leistungsfähig, der internen Speicher großzugig bemessen. Dadurch kann die Kamera vieles auf dem Display animieren und mit Bildern veranschaulichen, in der Bildwiedergabe z. B. werden die Aufnahmen seitlich gegeneinander verschoben oder beim Bildüberblick als kleine Bildchen in einer Art Zeitleiste langsam nach links oder rechts gescrollt.

Es gibt die iAUTO genannten vollautomatische Belichtung, eine „normale“ Programmautomatik, diverse Motivprogramme, „Magic“ getaufte Bild-Filter, einen dedizierten Panoramamodus (die Zusammensetzung der Einzelbilder erfolgt in der Kamera) und ein „Beauty“-Modus für Portraits. Im Systemmenü kann zusätzlich eine Intervallaufnahme definiert werden (mit einem festem Zeitintervall zwischen den einzelnen Fotos).

Die Kamera speichert in den MakerNotes der EXIFs viele interessante Dinge, die Sensordiagonale, den Firmwarestand, etliche Angaben zur Belichtung und weiteren Bildparametern, die Position von erkannten Gesichtern, die Seriennummer, usw.

Für die Video-USB-Kombibuchse sind leider spezielle Kabel notwendig, die gerne verloren gehen; jedoch handelt es sich um die in etlichen Olympus-Kameras verwendete Kombibuchse, so daß solche Kabel auch heute noch vom Zubehörhandel angeboten werden. Auch HDMI benötigt einen Spezialstecker, der jedoch auch bei Kameras anderer Hersteller benutzt wurde.

Der UVP der Olympus SP-800UZ betrug etwa 380 Euro. Anfang 2025 ist der Zeitwert auf etwa 15 bis 50 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gefallen. Ich bekam das hier gezeigte Exemplar Ende 2024 geschenkt, aufgrund des fast ladenneuen Zustands dürfte es nur wenig gebraucht worden sein.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahemn entstanden bei 50 ASA, gespeichert als JPG, bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Verzeichnung konnte aufgrund der Motive unkorrigiert bleiben, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In die Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert, die Aufnahmeparameter sind als Beschriftung in den Bild angegeben.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der SP-800 UZ Ultra Zoom ist vollständig aus Kunststoff gefertigt, auch das weit außerhalb der optischen Achse angebrachte Stativgewinde. Die verwendeten Materialen sind jedoch auch nach ca. 15 Jahren gut erhalten, der berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen anderer Kamerahersteller ist (zumindest bei meinem Exemplar) bislang nicht aufgetreten. Neben dem gezeigtem Schwarz war die Kamera auch in Silber erhältlich, wobei Griffwulst, Objektivtubus und ein Ring um das Objektiv aus schwarzem Kunststoff gefertigt blieben.

Die Kamera gehört zur Klasse der Bridgekameras, die eine „Brücke“ bilden sollten zwischen der Kompaktkameraklasse und der Spiegelreflexklasse. Außerdem ist sie eine Vertreterin der „Superzoom“-Klasse mit enormem Brennweitenbereich.

Der Handgriff, in der der Akku Platz findet, hilft die Kamera recht stabil zu halten, wenn die zweite Hand das Objektiv umfaßt. Prinzipbedingt klappt das aber nur bei Rechtshändern gut und bei längster Telebrennweite schafft es auch der optische Bildstabilisator nur bei guten Lichtverhältnissen, unverwackelte Aufnahmen zu ermöglichen.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor vermutlich weggerechnet, bei 28mm ist die Verzeichnung trotzdem deutlich sichtbar, wahrscheinlich „beult“ das Objektiv dann so stark, daß die Sensorpixel für eine vollständige Korrektur nicht ausreichen. Ab etwa 35-50mm ist die Verzeichnung kaum noch wahrnehmbar

Der Sensor ist heutzutage nicht als gut zu bezeichnen. Zwar werden kritische Gegenlichtsituationen durchaus ansehnlich gemeistert. Aber bereits bei 50 ASA ist bei 100%-Ansicht ein leichtes Farbrauschen sichtbar, bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor mehr und mehr, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. 1600 ASA ist trotz der Kameraprozessor-„Weichbügel“-Versuche arg verrauscht, 3200 ASA habe ich gar nicht probiert.

Die Bildqualität der SP800UZ ist nicht als gut zu bezeichnen. Zwar ist der Abfall der Schärfe im Weitwinkelbereich von der Mitte zum Rand durchaus moderat für ein „Monsterzoom“, aber die Gesamtschärfe ist mir zu gering und das Rauschen schon bei 50/100 ASA zu deutlich.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch eher uninteressante Kamera, heutzutage zum Bildermachen nur bedingt geeignet. Aktuelle Smartphones bieten inzwischen ist die bessere Bildaufbereitung, die SP-800UZ kann nur mit dem enormen Telebereich von 840mm „punkten“. Allerdings ist für unverwackelte Freihandbilder dann viel Sonne nötig.

Christaian Zahn, Januar 2025

 

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