Nikon COOLPIX L840

Das ist ja schon eine Art Jahresrückblick …

Neben der vom Smartphone „beerdigten“ Konsumer-Digitalkameraklasse ist eine weitere Klasse im Verschwinden begriffen – die Bridgeklasse. Kameras, die analog wie digital die Brücke – englisch „Bridge“ – von der Konsumer- zur digitalen Spiegelreflex schlagen sollten. Ob das in den letzten 20 Jahre je wirklich gelungen ist?

Dem Thema haben wir neben diesen drei digital-/analogen Berichten

zahlreiche weitere gewidmet – über die digitalen Bridgekameras.

Und doch ist auch diese Klasse von wenigen Ausnahmen vom Aussterben bedroht

Ausnahmen können nur noch Modelle sein, die KB-äquivalente 1 m Brennweite, 1000 mm erreichen oder besser noch überschreiten. Rekordhalter ist wohl die 16 Megapixel Nikon Coolpix P1000, die nicht etwa bei 1000 mm Brennweite endet, wie der Namen vermuten lassen könnte, sondern einen KB-äquivalenten Brennweitenbereich von 24 bis 3000 mm abdeckt. DREI METER Brennweite, 125-fach Zoom. Aber das mit einem winzigen 6,2 x 4,6 mm 1/2,3“ CMOS-Sensor 1/2,3“. Auch wenn die Empfindlichkeit von ISO 100 bis 1.600/3.200/6.400 reicht, möchte ich mit dieser Bridge nicht bei wenig Licht in der Dämmerung fotografieren. Wo es in der Tierwelt oft erst interessant wird. "Nur" 2000 mm erreicht die ähnlichen Nikon Coolpix-Modelle P900 und P950.

Trotz der gigantischen Bridge-Brennweite haben in Naturfotokreisen meiner Meinung nach 100/200-400/500/600 mm Brennweite auf spiegellosen hochauflösenden Systemkameras das Sagen.

Warum dann doch noch einen Beitrag über eine Bridgekamera?

Ein Flohmarkt machte es möglich. Vor Jahren hatte ich der Nikon Coolpix P510 2018 einen kleineren Praxisbericht gegönnt:

„1000 Euro für ein Mondfoto? 150 bis 200 Euro und eine Kamera von 2012 tun's für den Hausgebrauch auch…“

Die Coolpix P510 war eine von zwei Bridgekameras, die ich je neu gekauft habe! Jetzt habe ich sie quasi ein zweites Mal gekauft – als von den Daten sehr ähnliche COOLPIX L840.

Noch etwas Vorgeschichte

Zum Jahreswechsel 2022/2023 schloss sich mit einer 10 Megapixel Olympus SP-565 UZ ein kleiner Kreis.

Denn ich hatte kurzzeitig eine Olympus SP aus der 5xx UZ Reihe. Es könnte die ganz ähnliche 7 Megapixel SP-550 UZ aus dem Vorstellungsjahr 2007 gewesen sein. Die ich seinerzeit schnell wieder veräußert hatte. Von dieser SP-550 UZ existiert im Gegensatz zu all meinen anderen früheren Digitalkameras keine einzige Bild-Spur mehr!

Im Juli 2024 kam dann noch eine 10 Euro Flohmarkt Olympus SP-590UZ in die Sammlung.

In der ähnlichen Klasse tummeln sich noch die Sony Cyber-shot Modelle DSC-H7 und DSC-H9

Was zumindest diese vier Bridgekameras disqualifiziert, das sind ihre E-Sucher. Die kann man allenfalls als „Finder“ bezeichnen, so die englische Übersetzung für Sucher. Mit der niedrigen Auflösung ist eine Schärfebeurteilung nicht möglich. Bei reichlich Tageslicht musste ich den E-Sucher nicht selten mit der Hand abschatten, um etwas zu erkennen. Natürlich ist es unfair die alten E-Sucher mit den aktuellen spiegellosen Systemkameras zu vergleichen. Der E-Sucher der Nikon Z6 löst 3,7 Megapixel auf und der der microFourThirds Olympus OM-D E-M5 immer noch satte 1,44 MP.  Was die (alten) Bridge-Kameras bieten, sind dagegen halt nur ein dunkle Gucklöcher.

Jetzt quasi zum Jahresabschluss vom letzten Flohmarkt 2024 noch die finale Bridgekamera Nikon Coolpix L840

Für 15 Euro wollte der Anbieter die Coolpix L830 nicht hergeben. 20 Euro war mir zu hoch. Für 18 Euro wechselte sie schließlich den Besitzer. Natürlich ohne Funktionskontrolle ein Risiko, aber ein überschaubares. Vorweg: Die L840 funktioniert tadellos!

Spezifikation

  • Vorstellungsjahr 2014
  • Abmessungen/Gewicht B x H x T 113 x 78 x 96 mm, 508 g
  • 6,2 x 4,6 mm 1/2,3" CMOS-Sensor (Cropfaktor 5,6), Pixelpitch 1,3 µm
  • Sensorempfindlichkeit ISO-Automatik/manuell 125 bis ISO 6.400, begrenzte ISO-Automatik ISO 125-400 oder ISO 125-800
  • Maximal 6,7 Bilder/s bei höchster Auflösung über 5 Fotos, H-Serie 120 B/s maximal 50 Aufnahmen
  • Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • Maximale Fotoauflösung 4.608 x 3.456 Bildpunkte (4:3), 16 Megapixel
  • Speicherformat JPEG. Bei 16 MP Auflösung in 2 Varianten: 4:1 oder 8:1 JPEG-Komprimierung. 8:1 ist gut, 4:1 sehr gut. Höchstens bei Speichermangel würde ich 8:1 wählen. Bei 4:1 passen 111 Fotos auf eine 1 GB SD-Karte.
  • Videoauflösung 1.920 x 1.080  Full HD 60i
  • Videoformat MOV
  • Speichermedium SD-Karte
  • Objektiv 3-6,5/4-152 mm, 22,5 bis 855 mm (35mm-äquivalent) 38-fach Zoom
  • 12 Linsen in 9 Gruppen (3 ED Linsen)
  • Mechanische Blende KEINE (*)
  • Schärfebereich 30 cm bis unendlich (Weitwinkel), 350 cm bis unendlich (Tele)
  • Makrobereich 1 cm (Weitwinkel)
  • Bildstabilisaror durch bewegliche Linsengruppe und bei Video zusätzlich elektronische Bildstabilisierung
  • Kontrast-Autofokus mit 99 Messfeldern, Einzel-Autofokus, kontinuierlicher Autofokus, Flächen-Autofokus, Verfolgungs-Autofokus, AFL-Funktion
  • AF-Gesichtserkennung
  • 3,0" (7,5 cm) TFT LCD Monitor mit 921.000 Bildpunkten, entspiegelt, Helligkeit einstellbar, kippbar um 90° nach oben bis 85° nach unten
  • Belichtungssteuerung Vollautomatik, Programmautomatik, diverse Motivautomatiken
  • Mechanische und elektronische Belichtungszeiten: 1/1.500 bis 1 s, 4 s bei Feuerwerk, 1/4000 s bei schnellen Serienaufnahmen
  • Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung,
  • Belichtungskorrektur +/- 2 EV
  • Eingebauter Blitz (aufklappbar), Blitzreichweite 0,5 bis 6,9 m bei Weitwinkel
  • Blitz ein/aus, Automatik, Rote-Augen-Reduktion
  • Weißabgleich vollautomatisch
  • Stromversorgung 4 x 1,5/1,2 Volt AA Batterie oder Akku

Wichtigstes Feature der Nikon COOLPIX L840: WiFi!

Nach einigen Zahlen-Vergleichen kann die Coolpix L840 als einfacher zu bedienende, abgespeckte Sparversion der Coolpix P510 charakterisiert werden. So fehlt der L840 der elektronische Sucher. Aber in einer Sache hat die L840 gegenüber der P510 ein Riesenplus! Per WiFi können Bilder aus der L840 direkt aufs Smartphone übertragen und von dort weiter per Email verschickt oder in die sozialen Netzwerke gepostet werden. Diese bei viel zu vielen Konsumer- oder Bridgedigitalkameras viel zu lange eingesparte WiFi-Möglichkeit hat mit zum beschleunigten Verschwinden dieser Kameraklassen gesorgt. Mit KB-äquivalenten 855 mm ist die L840 nur wenig kürzer als die 1000 mm P510. Dafür bietet das Zoom am unteren Ende mit 22,5 mm deutlich mehr Weitwinkel als die P510 mit 24 mm.

Nochmal zur L840 Spezifikation

(*) Mechanische Blende KEINE, war zu lesen

Im Manual steht: Blende Elektronisch gesteuerte ND-Filterauswahl bis -2 EV Stufen. ND für NeutralDensity, Graufilter zur Lichtreduzierung, eben weil keine mechnaische Irisblende vorhanden ist.

Bei einem Pixelpitch, dem Abstand der einzelnen Fotodioden auf dem Bildsensor von 1,3 µ darf laut Theorie gar nicht weiter als 1,3 x 2 = f/2,8 abgeblendet werden. Damit ist das 3-6,5/38-fach Zoom bereits bei Lichtstärke im Bereich der Beugung, ab der Unschärfe auftritt! Ein Abblenden ist auch aus einem anderen Grund gar nicht notwendig. Multipliziert mit dem Cropfaktor des L840 Bildsenors 5,6 entspricht die KB-äquivalente Schärfentiefe des Zooms bei kürzester Brennweite 22,5 mm einer Blende von f/16 und bei längster Brennweite 855 mm Blende f/36. Da wäre ein mechanisches Abblenden nicht nur unnötig. Im Gegenteil, die Gesamtschärfe würde zurückgehen!

Links komplettes Foto, rechts 1:1 Crop aus 16 Megapixel

1.800 x 1.350 Pixel

Tele: lang, länger, am längsten

Das mittlere Bildchen erstaunt! Für 1,5-fach Digitalzoom erstaunlich gut. Das 4-fach Digitalzoom lässt man dann besser … Aber mit den rund 1 Meter Brennweite kann man kalkulieren!

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Was die Daten-/Abbildungsqualität angeht, ist alles gesagt, gezeigt. Zu Hause hatte ich hinsichtlich L840-Preisen eBay studiert. Die Suche „Nikon Coolpix L840“ zeigte 6 Angebote. Nehme ich das eine Angebot von 75 Euro raus, ergab das einen Schnitt von 164 Euro pro Coolpix – Stand erste Dezemberwoche. Bei den Häkchen bei "Beendete Angebote", "Verkaufte Artikel" war mir fast klar — nicht eine verkaufte L840 … Ich hätte nicht mal 75 Euro in eine L840 investiert! Die L840 hat viel mehr Spaß gemacht, als meine letzten Konsumerkameras. Schon allein durch den Brennweitenbereich Superweitwinkel bis Supertele.

Welche „Mühe“ ich mir mit den letzen Kompaktdigiknipsen gegeben habe, war leicht an den letzen Praxisbeiträgen zu erkennen:

Ich bin dieser Kameraklasse jetzt wirklich überdrüssig! Aber die Nikon COOLPIX L840 ging noch voll in Ordnung.

Ralf Jannke, Dezember 2024

 

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