Olympus FourThirds-Setobjektive 14-45 und 40-150mm

In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei fast 20 Jahre alte Autofokusobjektive an FT-Spiegelreflexkameras von Olympus.

Ralf Jannke hat mehrere Praxisberichte verfasst, die je nach Beitrag das 3,5-5,6/14-45 mm (im Foto ganz links) und das 3,5-4,5/40-150 mm Zoom (im Foto ganz rechts) mit abhandeln:

Olympus hat das FT-System 2003 zusammen mit Kodak entwickelt, es sollte ein Herstellerübergreifender Standard werden, aber nur Panasonic und Leica bauten außer Olympus Kameras und Objektive für dieses System sowie Sigma einige Objektive. Die Sensorgröße beträgt nur etwa ein Viertel von Kleinbild, der Name „FourThirds“ bezieht sich auf die Sensordiagonale, die vierdrittel Zoll beträgt (bezogen auf den theoretischen Außendurchmesser einer elektronischen Bildröhre, die wahren Maße sind 17,3x13mm).

Das Bajonett dient wie beim Canon EOS-System nur zur Befestigung des Objektivs an der Kamera, alle Funkionen werden elektrisch gesteuert, es findet keine mechanische Übertragung statt (z. B. bei Minolta AF oder Nikon F die mechanische Betätigung der Blende sowie der AF-Antrieb). Sowohl das Fokussieren als auch die Betätigung der Blende erfolgt mit kleinen im Objektiv eingebauten Motoren.

Für einen solch kleinen Sensor ist das Bajonett sehr groß ausgelegt, so daß telezentrische Objektive einfach zu konstruieren sind. Bei diesen Objektiven treffen die Strahlen fast parallel aus der letzten Linse auf den Sensor, so daß Verzerrungen insbesondere bei Weitwinkelobjektiven im Randbereich nicht auftreten sollen. Außerdem übertragen die Objektive Korrekturdaten bei jeder Auslösung, so daß die Kamera bzw. RAW-Konverter Verzeichnung, chromatische Aberrationen, Vignettierung usw. automatisch korrigieren können. Das ist inzwischen bei digitalen Kamerasystem üblich, so daß die Objektive optisch einfacher und billiger konstruiert werden können, die Bildfehler werden bei spiegellosen Systemkameras unbemerkt ausgeglichen, da die Korrektur „live“ auch im elektronischem Sucher erfolgt.

Übrigens: Laut Olympus soll jedes Objektiv bei der Endprüfung mit den individuellen Korrekturdaten versehen worden sein, so daß Fertigungstoleranzen in gewissen Grenzen eliminiert werden.

Zusammen mit der ersten FT-Kamera, der E-1, stellte Olympus zunächst nur wenige Objektive vor, die sich preislich und optisch an Profis wandten, z. B. ein 2,8-3,5/14-54mm Zoom, ein 2,8-3,5/50-200 oder ein 2,8/300. Erst 2004 wurde eine Amateurkamera „nachgeschoben“, die E-300. Für dieses wesentlich preiswertere Gehäuse wurden die hier gezeigten Consumerzooms vorgestellt. Allerdings haben beide einen entscheidenden Nachteil: sie sind trotz recht geringer Lichtstärke kaum kleiner bzw. leichter als entsprechende Objektive für das volle Kleinbild. Kamera mit montierten Zoom stehen „Halbformat“-Spiegelreflexkameras mit APS-C-Sensoren in Größe und Gewicht nichts nach, es gibt sogar kleinere Nikon-DX-Kameras als die Kameras der Olympus E-Serie.

Ende 2005 erschienen die „Butter-und-Brot“-Zooms in neuer Version, sie wurden sowohl optisch durch den Einsatz von „ED“-Gläsern deutlich verbessert als auch in Größe und Gewicht verringert. Allerdings verloren sie ihre recht gute haptische Anmutung, das Objektivbajonett besteht bei den „neuen“ nur noch aus Hochleistungskunststoff statt aus Metall. Und sie sind lichtschwächer. Trotzdem sind sie die besseren Objektive, weil sie ihre Vorgänger in der optischen Leistung deutlich übertreffen.

Den Unterschied zwischen den vier Objektiven sieht man überdeutlich, wenn sie nebeneinanderstehen.

Olympus Digital 1:3,5-5,6 / 14-45mm

Das Objektiv stammt wie erwähnt von 2004, seine Fertigung erfolgte in China. Wie viele Set-Objektive ist es größtenteils aus Kunststoff gefertigt, das Bajonett ist jedoch aus Metall. Es fühlt sich wertig an, keinesfalls „billig“.

Das Objektiv ist ca. 80 mm lang, hat einen Durchmesser von ca. 71 mm und wiegt 290 Gramm. Beim Fokussieren verändert sich die Länge nicht, beim Zoomen wird es ca. 20 mm länger. Wie bei vielen Kitzooms ist die Baulänge bei mittlerer Brennweite am kürzesten, an den beiden Brennweitenenden wird es länger.

Das beim Fokussieren und Zoomen nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 58mm, die blütenförmige Streulichtblende rastet per Bajonett ein. Der Objektivdeckel ist original und ein Snap-In-Typ, jedoch hat er keine Inneneingriffe zum Abnehmen, so daß er je nach Stellung aus der montierten Streulichblende herumgefummelt werden muß.

Haptisch ist das Opbjektiv keine allzu große Enttäuschung, der Zoomring ist breit und gummiert und eine Brennweitenskala ist vorhanden. Der Fokusring ist ebenfalls recht breit, er ist allerdings ein Encoderring, da das Objektiv beim manuellen Schärfeeinstellen „by Wire“, also elektrisch durch den AF-Motor fokussiert wird.

Das 14-45 verzeichnet bei 14mm stark sichtbar, bei vielen Motiven eigentlich störend, jedoch werden JPEGs in der Kamera direkt korrigiert und RAWs später automatisch bei der „Entwicklung“ der ORF-Dateien, da die Korrekturdaten eingebettet sind.

Das Objektiv ist am Sensor der E-520 und Offenblende vor allem an den Bildrändern unscharf und vignettiert etwas, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe, jedoch kann es den Sensor der Kamera auch dann nicht ganz ausreizen, da das Objektiv für die geringere Pixeldichte der E300 gerechnet war.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr günstig zu bekommen. Je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 20 und 50 Euro. Ich erhielt das gezeigte Exemplar im Frühling 2023 vom Editor dieses Textes geschenkt.

Olympus Digital 1:3,5-4,5 / 40-150mm

Das Objektiv stammt wie erwähnt von 2004, seine Fertigung erfolgte noch in Japan, nicht in China. Wie viele Set-Objektive ist es größtenteils aus Kunststoff gefertigt, das Bajonett ist jedoch aus Metall. Es fühlt sich wertig an, keinesfalls „billig“.

Das Objektiv ist ca. 108 mm lang, hat einen Durchmesser von ca. 76 mm und wiegt 430 Gramm. Beim Fokussieren verändert sich die Länge nicht, beim Zoomen wird es ca. 37 mm länger.

Das beim Fokussieren und Zoomen nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 58mm, die Streulichtblende rastet per Bajonett ein. Der Objektivdeckel ist original und ein Snap-In-Typ, jedoch hat er keine Inneneingriffe zum Abnehmen, so daß er aus der montierten Streulichblende herumgefummelt werden muß.

Haptisch ist das Opbjektiv keine allzu große Enttäuschung, der Zoomring ist breit und gummiert und eine Brennweitenskala ist vorhanden. Der Fokusring ist ebenfalls recht breit, er ist allerdings ein Encoderring, da das Objektiv beim manuellen Schärfeeinstellen „by Wire“, also elektrisch durch den AF-Motor fokussiert wird.

Das Objektiv ist am Sensor der E-500 und Offenblende vor allem an den Bildrändern unscharf und vignettiert etwas, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe, jedoch kann es den Sensor der Kamera auch dann nicht ganz ausreizen, da das Objektiv für die geringere Pixeldichte der E300 gerechnet war.

Mein Exemplar ließ sich an der E-520 nicht zum Scharfstellen überreden, nicht einmal eine manuelle Fokussierung war möglich. An der E-500 stellt es problemlos scharf.

Das Objektiv hat einen gravierenden Serienfehler: Durch Benutzung oder Alterung fällt der Antrieb der Blendenmechanik aus, das Objektiv kann die Blende dann nicht mehr schließen, auch wenn die Kamera dies vorgibt. Leider gibt das Objektiv keine Fehlermeldung an die Kamera, so daß erst auf dem Kameradisplay oder schlimmstenfalls zuhause beim Sichten der Aufnahme auffällt, daß die meisten Aufnahmen überbelichtet sind. Lediglich Fotografieren mit Blendenvorwahl auf Offenblende ergibt einwandfreie belichtete Aufnahmen.

Der Ausfall erfolgt irgendwann bei jedem Exemplar dieses Objektivs, möglicherweise bricht schlicht das Flachbandkabel, das die elektrische Verbindung vom Objektivbajonett zur beweglichen Linsengruppe herstellt, zwischen denen die Blende eingebaut ist; möglicherweise fällt der Motor des Antriebs aus.

Ich habe zwei Exemplare dieses Objektivs, das zuerst gekaufte hat nach kurzer Zeit diesen Fehler bekommen, das gezeigte ist fast unbenutzt und darum funktionsfähig. Beim defekten 40-150 höre ich beim Zoomen deutliche Kratzgeräusche aus dem Objektivinneren, die auf ein gebrochenes Kabel hindeuten könnten.

Das Objektiv ist am Sensor der E-500 und Offenblende vor allem an den Bildrändern unscharf und vignettiert etwas, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe, jedoch kann es den Sensor der Kamera auch dann nicht ganz ausreizen.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr günstig zu bekommen. Je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 50 und 100 Euro. Wer es kauft, sollte sich vom Verkäufer die einwandfrei Funktion der Blendenverstellung zusichern lassen bzw. ein deutlich verlängertes Rückgaberecht vereinbaren. Ich erhielt das gezeigte Exemplar im Frühling 2023 vom Editor dieses Textes geschenkt.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei 100 ASA, Programmautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator, gespeichert als ORW, gewandelt mit Olympus View 3 und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Die beiden Objektive werde ich an FT-Kameras nicht mehr verwenden, da ihre Bildleistung den kleineren und leichteren Nachfolgemodellen unterlegen ist und das 40-150er zum Ausfallen des Blendenantriebs neigt.

Christian Zahn

 

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