Pentax Auto 110 Super, Christian Zahn

In den Praxisbeiträgen

bereits mehrfach erwähnt, hier Christian Zahns Vorstellung der Original Pentax Auto 110 Super und drei Objektiven dazu.

Die Kamera wurde in verschiedenen Sets angeboten, abgebildet ist der Schmuckkarton mit drei Objektiven, Winder, Tasche und Blitz (der mir leider fehlt, da ihn der Vorbesitzer verloren hat. Immerhin konnte ich so das Set 2010 sehr preiswert erwerben.) Der Neupreis dieses Sets betrug 1000 DM. 

Im Karton wurden mitgeliefert: ein 2,8/24mm Normalobjektiv (KB umgerechnet etwa 48mm), ein 2,8/18mm Weitwinkel (etwa 36mm umgerechnet) und ein2,8/50mm Teleobjektiv (etwa 100mm umgerechnet). Die Kamera benötigt zwei SR44-Knopfzellen, der Winder 2 Mignonzellen, der Blitz ebenfalls. Der Blitz wurde oben auf der Kamera befestigt (unter dem runden Deckel ist ein Bajonett und ein Blitzkontakt).

Spezifikation

  • Die 1983 vorgestellte Pentax Auto 110 Super ist 99 x 58 x 46 mm groß (mit Normalobjektiv) und wiegt ohne Batterien und Film, aber mit Normalobjektiv 178 g.
  • Das Bajonett ist eine Spezialausführung, die nur bei der Auto 110 und der Auto 110 Super verwendet wurde. 
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher angezeigt, ein Mikroprismenring und ein Schnittbildkeil sind als Scharfeinstellhilfe in die Mattscheibe eingelassen, außerdem gibt es eine gelb-grüne Belichtungsampel
  • Die Entfernungseinstellung erfolgt manuell.
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik und mittenbetonte Integralmessung. Belichtungszeiten 1s bis 1/400 sek., elektronischer Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • aufsetzbarer Spezialblitz mit Leitzahl 13, Stromversorgung durch 2 Mignonzellen, schaltet die Kamera automatisch auf die Synczeit 1/30sek. und Offenblende 2,8. Die Steuerung übernimmt der Blitz selbst. 
  • ansetzbarere Wieder mit Aufnahmefrequenz 1 Bild/sek. und Stromversorgung durch zwei Mignonzellen.

Besonderheiten

Die 1983 erschienen Auto 110 Super ist der verbesserte Nachfolger der Auto 110 von 1978. Es wurden eine Gegenlichttaste, ein Selbstauslöser und eine Auslöserverriegelung hinzugefügt.

Außer durch die Gegenlichttaste gibt es keine Möglichkeit, in die automatische Belichtungsmessung einzugreifen

Die Kamera hat lediglich eine Programmautomatik. Alle Objektive haben Offenblende 2,8, außerdem haben sie keine Blende. Diese Funktion übernimmt der Blendenverschluß der Kamera.

Im Sucher ist eine Gelb-Grüne LED-Belichtungsampel zu sehen: Grün ist freihandtauglich, gelb bedeutet Stativpflicht oder Blitzeinsatz vorgeschlagen.

Es gab nur wenige Spiegelreflex-Kameras für den Pocketfilm mit seinem winzigen Negativ: neben den beiden erwähnten Pentaxkameras noch die Minolta 110 Zoom SLR (in einem sehr ungewöhnlichen Gehäuse, mit fest angebautem Zoom) und die Minolta 110 Zoom SLR Mark II (mit einem etwas konventionelleren Design, ebenfalls mit festem Zoomobjektiv).

Wie man sieht, hat Canon das Durchnummerieren von SLR-Gehäusen mit Mark II, Mark III usw. nicht erfunden ;-)

Beispielaufnahmen …

… gibt es leider keine, da meine Auto 110 Super defekt ist.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Pentax Auto 1100 Super ist größtenteils aus Kunststoff. Lediglich das Bajonett, das Stativgewinde und die Winderkupplung sind aus Metall.

Die Qualität der Aufnahmen ist zwar durch das Spiegelreflexprinzip und die höherwertigen Objektive vermutlich etwas besser gewesen, als die Aufnahmen aus den zu Dutzenden erhältlichen Sucher-Pocketkameras (üblicherweise im von Kodak erfundenen „Mundharmonikadesign“).

Allerdings ist das winzige Negativformat (lediglich ca. 1/4 der Negativfläche des Kleinbildes) und die bescheidene Filmplanlage systembedingt: In den 1970er und 1980er-Jahren war die Emulsionstechnik noch nicht so weit fortgeschritten, wie sie kurz vor dem Ende des analogen Films in den 1990er und 2000er-Jahren war. Und die Filmandruckplatte der Kamera ist kein präzise gefertigtes Metallteil, sondern die massenhaft gefertigte Kunststoff-Spritzgußkassette des 110-Pocketfilms! Zusätzlich ist zwischen Film und Kassette noch ein mit den Bildzahlen bedrucktes lichtdichtes Schutzpapier (so konnte man sich die Mechanik für das Bildzählwerk sparen).

Die Pentax- und Minolta-SLRs für das Pocketsystem dürften kein großer Erfolg geworden sein, der Neupreis betrug 1000 DM, das entspricht heutzutage inflationsbedingt und in Euro umgerechnet etwa 1200€! Damals bekam man dafür eine Canon AE1 Program mit mindestens zwei Festbrennweiten oder eine Pentax ME Super mit Winder, Normalobjektiv und einem Fremdhersteller-Zoom. Beides dürfte sicherlich eine bessere Fotoausrüstung als die Pocket-SLR gewesen sein.

Fazit: eine sammlungshistorisch sehr interessante Kamera (weil recht selten und sehr exotisch), heutzutage zum Bildermachen überhaupt nicht mehr geeignet. Die Produktion vom Pocketfilmen der großen Hersteller ist längst beendet, die manufakturähnlich aus Kleinbildmaterial umgespulten Pocketkassetten der lomografischen Gesellschaft kosten zwischen 6 und 8 Euro pro Stück (die Entwicklungskosten sind darin nicht enthalten).

Christian Zahn, Herbst 2020

Christian Zahn betreibt auch die eigene Internetseite „Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie“.

Dort werden unter anderem (Analog-) Kameras von AGFA bis Zeiss vorgestellt.

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben