Analoge Fotografie mit der Nikon FE und F3, 6x9 Mittelformat und Digitalisierung per Filmscanner und "PictoScanner/Mobile Phone Scanner for 24x36"

Im Blogbeitrag war zu lesen: "Ich wollte die im Frühjahr erworbene Analog-SLR Nikon FE unbedingt im Sommer mal mit SW-Film laden und damit fotografieren. (…)"

Was ich gemacht habe — zwei Foma FOMAPAN profi line 100 SW-Negativfilme aus tschechischer Produktion. Während der eine, genauer der zweite Film gut belichtete Negative hatte, war der erste Film grau-schwarz. Heißt total überbelichtet, ultradichte Negative. Eine Erklärung habe dafür ich nicht! Denn die im ersten Foto gezeigte und für den ersten Film ganz bewusst genommene NIKON LENS SERIES E Zoom 36-72mm 1:3.5 funktioniert wie es soll. Auf dem Zoom steckte ein Grünfilter. Dass der zweite Film, wo das Nippon Kogaku Japan NIKOR-UD Auto 1:3.5 f=20 mm auf der FE steckte, einwandfrei war, kann nicht am Objektiv liegen. Das 20er war bei den erfolgreichen Aufnahmen vom Flohmarkt allerdings ohne Filter.

Entwicklungs-Utensilien

Entwicklungs-App

Digitalisierung mit einem echten Filmscanner und "Fake"-Filmscannern

Ein "Gutes" hatte das oben beschriebene Missgeschick der wahrscheinlich überbelichteten und deshalb zu dichten Negative: Wie schneiden mein vorhandener Minolta Dimage Scan Dual II AF-2820U Filmscanner und der in Dänemark entwickelte und faszinierende "PictoScanner/Mobile Phone Scanner for 24x36/BW Negative * Color Negative * Color Positive" aus Pappe bei den zu dichten Negativen ab?

Der gewöhnliche SW-Film behält im Gegensatz zum Colorfilm oder Dia nach der Entwicklung sein fein verteiltes Silber. Das eigentlich für Licht undurchdringlich ist. Dass SW-Filme überhaupt konventionell vergrößert, bzw. scanbar sind, liegt an der Verteilung der Silberkristalle, die dann doch eine Lichtsurchlässigkeit besitzt. Eine massive Silberschicht wäre tatsächlich für Licht undurchdringbar …

Das Kleinbild-Pendant des bei mir erfolgreich erprobten PictoScanner 6x6 für Mittelformat-Rollfilme ist ebenfalls aus starker Pappe gefertigt, versehen mit einer batteriebetriebenen Leuchtplatte für die Filmvorlage. Digitalisiert wird einfach durch Abfotografieren des Negativs oder Dias per Smartphone und einer runterzuladenden App. Für mein Review der 6x6 Variante bekam ich vom Entwickler das kleinere Modell für KB-Color- und SW-Filme sowie Dias kostenlos zur Verfügung gestellt.

Wer bei den Verfahren Highend-Scans erwartet, ist mit den Pappscannern sicher falsch beraten. Aber wer Spass am Spielen und Auffrischen von alten Erinnerungen hat, kann das eine oder andere KB Color-/SW-Negativ oder Dia ruckzuck digitalisieren ...

Die Idee zum Digitalisieren auf die immer besser gewordenen Smartphones zurückzugreifen, lag ja auf der Hand

Prinzipiell nach dem gleichen Verfahren arbeitet eine hohe Zahl so genannter Filmscanner, die für Größenordnung 50-100 Euro offeriert werden

Der entscheidende Unterschied zum Smartphone: Was in diesen "Fake"-Filmscannern an Aufnahme-Einheit (Kamera/Objektiv) verbaut ist, erweist sich allzuoft als zu billig … Die Smartphone-Kameras sind auf jeden Fall hochwertiger! Und diese "Fake-Filmscanner" haben gegenüber dem Smartphone noch einen zweiten, entscheidenden Nachteil. Selbst wenn ich autark, ohne Kabelverbindung zum Rechner direkt auf SD-Speicherkarte digitalisieren/speichern kann — nach Beendigung der Digitalisierung müssen die auf SD-Karte liegenden Fotos per Karteneinschub oder Lesegerät in den Rechner. Und dann? Idealerweise Aufbereitung, Nachbearbeitung und erst dann in die sozialen Medien. Das macht in Smartphonezeiten keiner mehr. Zumal es wenigstens Grundkenntnisse in der Bildbearbeitung braucht.

Wobei aus Faulheit und Unkenntnis/Unwillen die mittlerweile guten Bildbearbeitungsmöglichkeiten direkt im Smartphone total unterschätzt und nicht genutzt werden. Photoshop Express läuft auch auf Tablet und Smartphone! Wenn ich schon die schiefen Horizonte der diversen Knipserfotos sehe, wo beispielsweise das Meer links oder rechts aus dem Bild fließt ;-)

Entsprechend tauchen diese Fake-Scanner für wenig Geld auf Flohmärkten oder in Secondhand-Läden auf. Oben ein ganz aktuelles Beispiel. Für 50 Schwedenkronen, ca. 4,50 Euro habe ich dieses Exemplar mitgenommen. Dem allerdings der wichtige Halter für die Negative fehlte, den ich aber im Bestand habe. Nicht mal die Folie vom Minimonitor des ION FILM2SD PRO war abgezogen und auf der 2GB SD-Karte lag kein einziges Bild. Auch der in diesem Foto gezeigte JAY tech Combo-Scanner  PS970 kam seinerzeit für irgendetwas zwischen 5 und 15 Euro vom Flohmarkt …

Wer zu diesen Fake-Filmscannern etwas nachlesen möchte: Im Praxisbeitrag "Dias und Negative digitalisieren gibt es ein eigenes Kapitel: Fake-Filmscanner!

Minolta Dimage Scan Dual II AF-2820U vs. PictoScanner 24x36, 6 Megapixel, 4 Megapixel, 2 Megapixel

Zum Vergleich 3000, 2400 und 1800 Pixel Seitenbreite und die entsprechenden Megapixelzahlen

2400 Pixel = 4 MP Auflösung

Was ist aus den überbelichteten, viel zu dichten Negativen zu holen? 2400 Pixel = 4 MP

Nicht überzeugend!

Kaum zu durchdringen diese falsch-/überbelichteten und zu dichten Negative …

Die zweite Runde Kleinbild

Objektive

  • Nippon Kogaku Japan NIKOR-UD Auto 1:3.5 f=20 mm (mit Rotfilter)
  • Nippon Kogaku Japan NIKOR-S Auto 1:2.8 f=35mm (mit Grünfilter)
  • NIKON LENS SERIES E Zoom 36-72mm 1:3.5 (mit Grünfilter)

1:1 Vergleiche 2.400 Pixel Breite

Alle umgewandelten/digitalisierten Kleinbild SW-Negative durchliefen Adobe Lightroom! Auch die JPEGs des picto scan 24x36. Der Minolta Filmscanner lieferte unkomprimierte TIFF mit 16 bit Tiefe. Sanauflösung 2820 dpi, Dateiabmessungen: 3.904 x 2.548 Bildpunkte = 10 Megapixel. Das PictoScanner 24x36 Verfahren liefert sogar etwas mehr Bildpunkte: 4608 x 2654 = 12,2 MP.

Dennoch keine Überraschung: Der Filmscanner gewinnt

Und doch ist der PictoScanner 24x36 eine Überlegung wert, wenn es kleine Restbestände oder Fundstücke an Kleinbildfarbnegativen gibt, oder weil einfach ein bisschen analog experimentiert werden soll.

Kleinbildfarbnegative war das Stichwort

Sowohl der echte Minolta Filmscanner, als auch der PictoScanner 24x36 tun sich mit den silberdichten Schwarz-Weiß-Negativen schwer — siehe oben. Um bessere Ergebnisse zu bekommen, müsste ich mit verschiedenen SW-Filmfabrikaten und Entwicklern testen, experimentieren. Die ich selbst verarbeiten kann. Um so weniger dichte und gleichzeitig feinkörnigere Negative zu bekommen, die sich leichter digitalisieren lassen. Das wäre aber ein Geld- und  Zeitaufwand, der sich aus meiner Sicht überhaupt nicht rechnet und lohnt!

Denn über Adobe Lightroom bekomme ich bei geeigneten Farbvorlagen mittlerweile immer die gewünschte SW-Umsetzung samt bei Bedarf simuliertem Filmkorn passender Stärke. Dabei hilft es natürlich immer, vor Jahrzehnten selbst auf SW-Film fotografiert und diese auch selbst verarbeitet und vergrößert zu haben!

Andere mögen anderer Ansicht sein, aber das Experimentieren mit Kleinbildfilm lohnt sich außer zu ein paar Übungszwecken heute für mich nicht mehr. Meine rund 2000 KB-Farbdias und wenige Negative sind längst per Filmscanner digitalisiert und entsorgt …

Deutlich spannender wird es für mich bei Mittelformat!

Das ist eine andere "Kampfklasse". Für diese Filme wird es aufwändig, was das Digitalisieren angeht. Ein echter Filmscanner scheidet bei mir vor vornherein aus. Aber die Lust auf Analog und Experimentieren ist bei Mittelformat ungeich ausgeprägter ;-)

Zum (ersten) Finale nochmal der Picto Scanner 6x6

Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf den Folge-Praxisbeitrag!

Bei Mittelformat hat die SW-Selbstverarbeitung und der Charakter, der Stil der (ur)alten Kameras großen Charme! Aber welche Arbeit dahintersteckte, um der gezeigten Kodak Brownie Flash IV von 1957 fertige SW-Bilder von der verfallenen Burg im Hintergrund und später bei anderer Gelegenheit abzugewinnen, wird im Folgebeitrag ausführlich beschrieben! Eine Herausforderung, der ich mich gerne gestellt habe. Das Smartphone hätte die Bilder in 1/250 Sekunde erledigt ;-)

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Es ist alles beschrieben, gesagt und gezeigt

Vorne schon so geschrieben: Wer mit dem simplen, aber pfiffigen Verfahren dieser Scanner aus Pappe "Highend-Scans" erwartet, ist fehl am Platz!

Wer aber ohne hohe Kosten (< 30 Euro) entdecken will, was auf uralten Fundsachen, sprich vergessenen Farb- und SW-Negativen wohl drauf ist, ist mit dem picto scan 24x36 gut beraten. Und kann nach Digitalisierung die "Schätze" bei Bedarf umgehend in den sozialen Kanälen teilen. Denn Filmnegative "im Kopf umzuwandeln" ist nicht ganz einfach ;-)

Oder wer wissen will, wie analoge Fotografie früher ging. Genau dafür sind die PictoScanner gedacht und gemacht. Zum Experimentieren ist die simpelste Methode in das Kamera-Erbstück oder die Flohmarktkamera einen Farbnegativfilm einzulegen, was für viele schon die erste Hürde darstellt ;-) Um dann nach Erfolg staunend zu sehen, dass je nach Filmlänge nach 12, 24, spätestens 36 Aufnahmen Schluss, der Film voll ist. Um dann den Film im Drogerie-Supermarkt oder beim Fotohändler abzugeben. Um dabei auf teure Papierabzüge zu verzichten und nur die Negative mit dem PictoScanner 24x36 zu digitalisieren.

Ralf Jannke, Sommer 2023

Fortsetzung/Neuauflage mit dem PictoScanner 6x6 folgt!

 

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