Polaroid PDC 2350 Kurzbericht

Hier stelle ich eine Kamera vor, die lediglich den Markennamen Polaroid trägt, mit diesem ehemaligem Hersteller von Sofortbildern und dazu gehörenden Kameras aber nicht allzuviel zu tun hat. Auch Boris hat die PDC 2350 bereits beschrieben. Sein Urteil über die Kamera ist gnädiger als meines.

Spezifikationen

  • Die 2003 vorgestellte Polaroid PDC2350 ist 108 x 65 x 39 mm groß und wiegt ohne Batterien und Speicherkarte 175 g.
  • Der 1/3,2“ CCD-Sensor (von Sharp) löst maximal 1600 x 1200 Pixel  = 2,14 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 2.6 µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 400 ASA einstellbar. Kurze AVI-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 4,7-14,1mm/1:2,6-4,7 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite dürfte bei etwa 35-105mm liegen, es sind 6 Elemente in 5 Gruppen verbaut.
  • Das Motiv wird über einen 1,5“ TFT LCD Monitor angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors,
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Programmautomatik, vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten ca. 1s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 2 Mignonzellen

Besonderheiten

  • Die Polaroid PDC 2350 wurde vor der Insolvenz von Polaroid (2008) vorgestellt. Produziert wurde die Kamera von einem chinesischen OEM/ODM-Hersteller mit dem Namen WWL. „PDC“ steht für Polaroid Digital Camera.
  • Informationen zur Kamera sind 2021 im Netz nur wenige verfügbar, das große deutsche Portal „Digitalkamera.de“ listet sie nicht, die meisten Treffer landen in Verkaufsportalen für Neu- oder Gebrauchtware. Immerhin: der erste Treffer ist die oben verlinkte Kameradetailseite von Boris.
  • Die Kamera hat lediglich eine Vollautomatik, wobei der Blitz entweder automatisch oder manuell zugeschaltet werden kann. Auf dem Modusrad ist noch eine Stellung „M“ vorhanden, dort ist aber nicht die Möglichkeit gegeben, Zeit und Blende selbst einzustellen, sondern darunter verbirgt sich die bei anderen Kameras als „P“ bezeichnete Programmautomatik, bei der PDC 2350 kann dann im Gegensatz zur Vollautomatik eine Belichtungskorrektur +/- 2 Blenden und ein manueller Weißabgleich eingestellt werden.
  • Die Stromversorgung erfolgt mit überall erhältlichen Mignonzellen. Akkus und Batterien sind verwendbar. Egal welche Akkus oder Batterien verwendet werden, die Batteriewarnung der Kamera kommt immer nach recht wenigen Aufnahmen, und die als „leer“ bezeichneten Batterien sind z. B. in einer Taschenlampe oder einem Radio noch lange verwendbar.
  • Das Display ist extrem klein und grobauflösend, es kann lediglich zur Bildausschnitsswahl herhalten, die Schärfenbeurteilung ist darauf nicht möglich. Das Menu ist auf verschiedene Sprachen einstellbar und relativ umfangreich.
  • Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, er zeigt aber wie üblich weniger an, als später auf dem aufgenommenen Bild sein wird.
  • Die EXIFs sind nicht sehr ausführlich, sie umfassen nur das Mindeste, das im damaligen Standard vorgesehen war. Immerhin werden die wahren (also „krummen“ Belichtungszeiten angegeben, nicht wie üblich „gerundete“. Allerdings stehen sie nicht ganz konform an einer anderen Stelle, als sie z. B. Photoshop erwartet, denn von diesem Programm wird bei jedem Bild „1/16.000s“ als Belichtungszeit genannt.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.
  • Der UVP der Polaroid PDC2350 ist mir nicht bekannt. Der heutige Gebrauchtpreis dürfte bei 0-1 Euro liegen. Ich bekam die Kamera 2012 als „Beifang“ zu einer analogen Fotoausrüstung und gab sie 2015 an den Betreiber dieser Website im Zuge eines größeren Tausches ab.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel beschnitten. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Polaroid i533 ist größtenteils aus Kunststoff. Lediglich die Zierblende um das Objektiv sowie ein Zierring am Objektiv sind aus Metall. Die Halteklammern des Batteriefaches sind 2015, also 12 Jahre nach Herstellung der Kamera, noch funktionsfähig gewesen. Bei etlichen preiswerten und nicht so preiswerten Digitalkameras, die Mignonzellen verwenden, sind diese Halteklammen eine typische Schwachstelle.

Die Kamera gehört zur Klasse der Dutzendware-Kompaktkameras, die unter zahllosen Markennamen von taiwanesischen, koreanischen oder chinesischen Auftragsfertigern produziert wurden.

Der Sensor schlägt sich für das Alter (und die Tatsache, daß es ein OEM-Produkt ist) recht wacker. Auch kritische Gegenlichtsituationen werden durchaus ansehnlich gemeistert. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor (entsprechend der damaligen Sensortechnologie). Der Autofokus zielt kompaktkameratypisch auf das nächstliegende Objekt, damit Personen vor Hintergrund scharf dargestellt werden. Gezielte Einflussnahme auf die Schärfenebene ist ein Geduldsspiel, zumal Belichtung und Scharfstellung nur gleichzeitig gemessen werden. Immerhin ist ein Speichern dieser Parameter durch angedrückten Auslöser und Verschwenken der Kamera auf das Motiv möglich. Die Geschwindigkeit der Kamera (Autofokus, Bildspeicherung, Einschaltzeit, usw.) ist nicht allzuhoch.

Die Bildqualität der PDC2350 ist heutzutage nicht als gut zu bezeichnen, leider nur als ausreichend bis mangelhaft. Bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera durch den Entrausch-Algorithmus sichtbar an Zeichnung. Bei 2 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 reicht es eigentlich nicht mal für „dokumentarische“ Aufnahmen, ich kenne 2 Megapixel-Kompaktkameras, die wesentlich schärfer Aufnahmen „hinbekommen“, allerdings auch größere Sensoren haben als den extrem kleinen, der in der PDC2350 verbaut wurde.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch recht wenig interessante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen ungeeignet. Fast jedes aktuelle Smartphone erzeugt bessere Bilder als die PDC2350, das fehlende Handyzoom-Objektiv kann fast immer durch Bildausschnittswahl emuliert werden.

Christian Zahn

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