Rollei dp3210 Kurzvorstellung

Hier stelle ich eine Billig-Digitalkamera vor, sie gehört in die Kiste mit Kameras, die mehr Schein als Sein aufweisen und mit ehemals großen Namen angeben. Leider ist mein Exemplar teildefekt, darum zeige ich keine Bildbeispiele. Unter "Rollei – ein ähnlich trauriges Kapitel Digitalkamerageschichte wie AGFA? Und (fast) keine der hier gezeigten Kameras ist eine "echte" Rollei..." hat Ralf nicht nur die Rollei dp3210 vorgestellt. 

Spezifikationen:

  • Die Ende 2003 vorgestellte Rollei dp3210 ist 109 x 68 x 66 mm groß und wiegt 300 g.
  • Der 1/2,7“ CCD-Sensor (5,4x4mm, Pixelpitch 2,6µm) löst maximal 2048 x 1536 Pixel  = 3,2 Megapixel auf (3,4 Megapixel Rohdaten). Die Empfindlichkeit ist automatisch oder manuell von 70 bis 400 ASA verstellbar. Bilder werden als JPEG auf MMC-/SD-Karten (max. 512 MB) gespeichert. Videos sind mit 320x240 Pixeln möglich.
  • Das Objektiv ist ein 1:2,8-3,1/5,7-57mm Zehnfachzoom, das 35-350mm bei KB entspricht.
  • Das Motiv wird über einen 2,5“ TFT LCD Monitor mit 119.548 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein manuell umschaltbarer Videosucher mit Dioptrienverstellung eingebaut.
  • Entfernungseinstellung automatisch durch Kontrasterkennung auf dem Bildsensor.
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik oder diverse Motivprogramme, Belichtungszeiten 1 bis 1/2000s.
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 8
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch vier Mignonzellen

Besonderheiten

Die Kamera wurde von Rollei, Braunschweig, vertrieben, es handelt sich um eine OEM-Produktion aus Fernost (Taiwan, Korea oder China). Baugleich gab es die Kamera in unzähligen Varianten, z. B. als Maginon DC-3010, Vivitar Vivicam 3755, Toshiba PDR-M700, Jenoptic Jendigital JD 3.3 Z10 uvm.

„dp3210“ steht möglicherweise für „Digital Prego“ und die Zahl der Megapixel, wobei „Prego“ die Bezeichnung für Kompaktkameras für Kleinbildfilm aus dem Hause Rollei in den 1990ern war, die aber allesamt keine Eigenentwicklungen waren, sondern nur zugekaufte und umgelabelte Auftragsproduktionen und von verschiedenen Herstellern gefertigt wurden.

Von weitem betrachtet sieht die Kamera hübsch aus, nimmt man sie in die Hand, erkennt man, daß nur billigste Plasteteile die technischen Komponenten umkleiden. Alles klappert, wackelt, knarzt beim Anfassen, wirkt billig und ist auch billig. Beim Einschalten merkt man, daß Rollei nicht einmal das Startbild anpassen ließ, ein simples stilisiertes Kamerabild wird mit Version 0.93A der Firmware überlagert. Ja, wirklich nicht einmal einen Firmwarestand 1.0 hat man der Kamera gegönnt!

Auch der Videomodus ist nicht zeitgemäß, 320x240 Pixel (Viertel-VGA-Auflösung) „große“ Daumennagel-Videos waren nicht mehr üblich, die meisten Konkurrenz-Kameras schafften volles VGA mit 640x480 Bildpunkten.

Das Display ist nicht durch eine Schutzscheibe vor Beschädigung geschützt. Die Kamera hat nur die notwendigsten Tasten, das Menü ist recht spartanisch. Oben gibt es den Hauptschalter und den Auslöser sowie das Moduswahlrad, hinten eine Zoomwippe aus zwei Einzelknöpfen, 5 Tasten und das Steuerkreuz mit Mitteltaste. Die meisten Funktionen müssen mehr oder minder umständlich per Menu umgeschaltet werden.

Prinzipbedingt hat die Kamera keinen optischen Sucher, sondern einen kleinen eingebauten Videomonitor mit Dioptrienausgleich. Die Umschaltung zwischen Display und Videosucher muß der Fotograf per Knopfdruck erledigen.

Über dem Objektiv ist eine mehrfarbige LED eingebaut, je nach Modus leuchtet sie in unterschiedlichem Farbton bzw. durchläuft ein Farbspektrum bzw. blinkt bunt.

Der Blitz muß immer manuell aus- und eingeklappt werden, er sitzt sehr dicht an der Objektivachse.

Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Mignon-Zellen, gespeichert werden die Bilder auf maximal 512 MB große SD-Karten. Größere Karten akzeptiert die Kamera nicht, was im Jahre 2003 bereits auf eine veraltete Firmware hinweist, denn 1 bzw. 2 GB große SD-Karten waren bereits angekündigt. Die Grenze von 512 MB basiert auf dem von der Kamera unterstütztem Dateisystem FAT12, größere Karten muß der Speicherschacht-Controller-Baustein in der Kamera FAT16 schreiben und lesen können, was die dp3210 nicht kennt.

Das Objektiv ist ein recht lichtstarkes und respektables Zehnfachzoom, dessen KB-Äquivalenz von 35 bis 350mm reicht. Leider fehlt sowohl der Weitwinkelbereich ab 28mm als auch eine optische Bildstabilisierung, so daß die Kamera in der Praxis wohl häufig mehr oder minder verwackelte Bilder angefertigt haben dürfte, wenn die Sonne nicht schien. Das Objektiv verzeichnet bei 35mm sichtbar, aber nicht stark ausgeprägt. Wer das Objektiv gefertigt hat, ist nicht klar, mit identischen technischen Daten und ähnlichem Aussehen der Objektivbaugruppe gibt es eine Fujifilm FinePix S5000 (2003 erschienen) sowie eine Kyocera FineCam M410R (2004 vorgestellt), die es baugleich auch als Rollei dk4010 gab.

Als Schnittstelle steht USB, Netzteil, Video und externes Mikrofon zur Verfügung, alle Buchsen entsprechen der Norm und erfordern keine Spezialkabel.

Leider hat das hier gezeigte Exemplar einen kleinen, aber tragischen Defekt: das Moduswahlrad erkennt nur noch die Stellungen „Setup, PC-Verbindung und Videoaufnahme“, „Wiedergabe, Vollautomatik und Programmautomatik“ haben keine Funktion mehr. Vermutlich ist einer der Kontaktbahnen oder Schleifringe korrodiert, so daß die drei fehlenden Stellungen elektrisch nicht mehr erkannt werden. Darum kann ich leider keine Beispielbilder zeigen. Stellvertretend ein Tableau, fotografiert 2017 von Ralf mit der dp3210.

Der UVP der Rollei dp3210 ist mir nicht bekannt, die baugleichen Kameras anderen Anbieter lagen um 500 Euro. Ich bekam das gezeigte Exemplar im Frühling 2024 geschenkt.

Beispielfotos einer Rollei dp3210 aus 2017

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Rollei dp3210 ist komplett aus Kunststoff, lediglich die Ösen für die Gutbefestigung und ein Zierring um das Objektiv sind aus Metall.

Die Kamera gehört zur Klasse der Digitalkameras mit schönem Schein und mit ehemals gutem Namen. Eigentlich hat die Kamera recht respektable Werte (35-350mm Superzoom-Objektiv und Videosucher), aber die Auflösung von 3 Megapixeln war nicht mehr „State of the Art“, in teuereren Markenkameras waren längst 4 bis 5 Megapixel üblich.

Das Objektiv ist für ein Zehnfachzoom relativ lichtstark und verzeichnet relativ moderat.

(Bild:RolleiDP3210-Verzeichnung)

Fazit: eine digitalkamerahistorisch ziemlich uninteressante Kamera, heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eher ungeeignet, 3 Megapixel sind entschieden zu wenig geworden.

Christian Zahn

 

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