Sony alpha 100, 200 und 300 vergleichender Funktionscheck 2025 von Christian Zahn
Hier vergleiche ich drei digitale Spiegelreflexkameras von Sony. Sie dokumentieren den Wandel des Gehäuses und der AKkutechnologoe weg von Minolta hin zu Sony.
Ich hatte alle drei Kameras mit ihren technischen Spezifikationen hier bereits ausführlich 2021 bzw. 2023 vorgestellt:
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Die Stromversorgung der alpha 100 erfolgt durch einen Lithium-Akku NP-FM55H. Er passt nicht in die Nachfolgemodelle alpha 200 usw., da diese eine etwas andere Bauform benutzen und einen Chip im Akku erfordern. Die alpha 200 und 300 verwenden den Lithium-Akku NP-FM500H. Er wird auch in etlichen anderen Sony-dSLRs benutzt, in diesen Akkutyp ist Chip eingebaut, um die Restkapazität prozentgenau anzeigen zu können. Sony nennt das „Info-Lithium“
Die alpha 100 war die erste dSLR von Sony nach der Übernahme der Kamerasparte von KonicaMinolta im Frühjahr 2006. Gehäuseform, Benutzerinterface inkl. Tastenanordnung und die Firmware sowie die Menüs tragen deutlich die Handschrift von KonicaMinolta, Sony hat lediglich einige EXIF-Einträge und den Akku angepaßt. Die „Hausfarbe“ orange ist nur als Zierring um das Objektiv und als aufgedrucktes alpha vorhanden.
Das Benutzerinterface der Kamera ist ein Erbe von Minolta und etwas ungewöhnlich, neben dem üblichen Modusrad gibt es noch ein Parameter-Rad. Dieses wird auf den gewünschten Eintrag gedreht, dann wird der mittig in ihm angeordnete „Fn“-Knopf gedrückt, jetzt kann die Einstellung mit Hilfe des Steuerkreuzes oder des Daumenrades in Verbindung mit dem Monitor ausgewählt werden. Ein erneuter Druck auf die Fn-Taste, die OK-Taste oder den Auslöser übernimmt den Wert. Viele Tasten haben Doppelfunktionen, andere Funktionen können nur im Menu umgestellt werden. Für den Bildstabilisator ist ein Schiebeschalter vorhanden.
Ab der alpha 200 wird das Design von Gehäuse und Menüs „Sony-artiger“, das Minolta-Erbe verschwindet größtenteils.
KonicaMinolta war der Pionier für die Stabilisierung durch beweglich gelagerten Bildsensor, die beiden Vorgänger 7D (2004 erschienen war sie die allererste dSLR auf dem Weltmarkt mit einer im Gehäuse verbauten Stabilisierung) bzw. 5D (2005) hatten diese Funktion auch. Im Sucher ist eine dreistufige Skala vorhanden, die den aktuellen Status der Kamerabewegungen zeigt. Erst bei Überschreiten der dritten Stufe erfolgt die Verwacklungswarnung durch ein Extrasymbol. Die Skala ist einzigartig, eine solche mehrstufige Anzeige basierend auf den Sensoren der Bildstabilisierung kenne ich nur von Sony, bei anderen Herstellern gibt es lediglich ein „Verwackungs-Warnsymbol“, wenn die Belichtungszeit nicht mehr für verwacklungsfreie Aufnahmen ausreichend ist.
Der Stabilisator kann bei jedem Ein- bzw. Ausschalten zum Abschütteln von evtl. am Sensor haftenden Staub genutzt werden. Das klappt natürlich nur, wenn der „Dreck“ nicht am Sensor „klebt“.
Das Bajonett ist das Minolta-AF-Bajonett, das 1985 zusammen mit der ersten Serien-Autofokus-SLR des Weltmarktes eingeführt wurde (Minolta 7000). Die Kamera hat den AF-Motor im Gehäuse eingebaut, die Kopplung erfolgt über die auch von Nikon und Pentax her bekannte „Schraubenzieherklinge“, die in einen drehbaren Schlitz im Objektiv eingreift. Objektive mit eingebauten AF-Motor werden ebenfalls unterstützt, genauso wie „Powerzoom“-Objektive mit elektrischer Brennweitenverstellung.
Minolta hatte das Bajonett als „A“-Bajonett bzw. alpha-Bajonett bezeichnet, darum übernahm Sony diesen griechischen Buchstaben als Kennzeichnung ihrer dSLRs.
Die Speicherung erfolgt auf CompactFlash-Karten Typ I und II. Die Sony-typischen MemorySticks können nicht direkt verwendet werden, dazu lag jeder alpha 100 ein Adapter von CF auf MS bei, bei der 200 und 300 mußte der Adapter extra gekauft werden. Der CF-Schacht ist „umgedreht“, die Karten werden mit der unbeschrifteten Rückseite zum Fotografen hin zeigend eingeschoben.
Das Raw-Format ARW (vermutlich als Abkürzung für „AlphaRawFormat“) wird immer komprimiert gespeichert. Auf Wunsch werden parallel zu den ARWs auch zusätzlich JPEGs gesichert.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, er klappt rein handbetätigt recht weit nach oben aus heraus und muß auch manuell wieder eingeklappt werden. Die Mechanik des Ausklappens der A100 ist identisch zur Minolta 5D, die Befestigung des Miniblitzes der A200 und A300 ist geändert worden.
Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitzen. Der Blitzschuh ist der 1988 mit der Dynax 7000i eingeführte iISO-Schuh, quasi ein „umgedrehter“ Normschuh. Er sollte damals als stabilere und automatisch rastende Verbindung zwischen Kamera und Blitz dienen, er verhinderte für einige Jahre die Benutzung von Fremdblitzen an Minolta-Gehäusen. In den alphas ist er um die digitale Vorblitztechnik „ADI“ = Advanced Distance Integration“ erweitert.
Blitzgeräte, die von KonicaMinolta für ihre digitalen Kameras entwickelt wurden, können verwendet werden und wurden von Sony noch eine Weile unter anderer Bezeichnung weitergebaut. Blitzgeräte für aktuelle Sony-Systemkameras können benutzt werden, benötigen allerdings einen nur noch gebraucht erhältlichen Adapter.
Lediglich der interne Blitz der A200 kann als drahtloser Master für das Ansteuern von externen Sony-Systemblitzen verwendet werden, die A100 und A300 erfordern einen als Sender fungierenden aufgesteckten Systemblitz.
Ein Anschluß für einen elektrischen Fernauslöser ist vorhanden, er ist kompatibel zu den Auslösern von Minolta. Es gibt auch einen Empfänger für eine (nicht mitgelieferte) Infrarot-Fernbedienung.
Das Display der 100 und 200 kann weder gedreht noch geschwenkt werden, das der 300 ist nach oben bzw. unten klappbar. Das eigentliche Display-Panel ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt. Man sollte aber eine Schutzscheibe aus gehärtetem Glas aufkleben, die die Zubehörindustrie in passenden Größen im Angebot hat. Die von Sony auf das Schutzglas aufbrachte Anti-Reflexschicht ist nicht besonders stabil, sie wird durch das Tragen der Kamera um den Hals durch den Fotografenbauch recht schnell „abgerubbelt“ und das Display wird unansehnlich.
Alle Schnittstellen sind hinter unverlierbaren Abdeckungen verborgen, es sind allerdings Spezialkabel für den Fernauslöser, das Netzteil und den USB-Anschluß erforderlich.
Der Sucher ist keine schwere Pentaprisma-Konstruktion, sondern eine leichtere und preiswertere, aber leider etwas dunklere Kunststoff-Pentaspiegel-Version. Dieses wird aber größtenteils durch die superhelle Mattscheibe ausgeglichen. Im Sucher befindet sich unterhalb der eigentlichen Mattscheibe eine grün hinterleuchtete LCD-Anzeige. Dort finden sich Angaben zu Blitz, Belichtungszeit, ASA-Wert, Blende, Lichtwaage, etliche Bildparameter, Fokuskontrolle uvm. Der Sucher hat eine Bildfeldabdeckung von ca. 95%, das Okular besitzt eine Dioptrienkorrektur.
In der Nähe des Okulars befindet sich ein Augensensor, er kann auf Wunsch das rückseitige Display abschalten oder den Autofokus einschalten.
Alle drei Kameras haben 9 AF-Sensoren, der mittlere ist ein Kreuzsensor, die äußeren sind Liniensensoren. In allen drei Suchern wird nur das mittlere AF-Feld durch ein rot beleuchtbares Quadrat markiert, die vier links, rechts, oben und unten liegenden Felder werden durch waagrechte bzw. senkrechte beleuchtbare Striche gekennzeichnet, die vier an den diagonalen Ecken sitzenden Felder durch diagonale Strichsymbole. Das dürfte einzigartig sein, bei keinem anderen Kamerahersteller findet sich so eine Darstellung im Sucher, üblich sind Quadrate oder Punkte.
Nur die alpha 300 kann mit einem optionalen Akku-/Batteriegriff mit Hochformat-Auslöser erweitert werden, mit diesem liegt sie wesentlich besser in der Hand. Der Bildsensor ist vermutlich der gleiche wie in den Vorgängermodellen A200/A100, die nominelle Auflösung wurde jedoch um wenige Pixel verringert.
Die A300 ist die erste dSLR von Sony mit LiveView und Videoaufzeichnung. Allerdings kann der CCD dazu nicht benutzt werden, darum ist ein zweiter, allerdings sehr niedrig auflösender CMOS-Sensor im Spiegelgehäuse eingebaut. Mit einem mechanische Schieber wird das Sucherokular verschlossen und einer der Pentaspiegelelemente leicht gekippt, so daß der Strahlengang auf den zweiten Sensor fällt und dessen stark rauschendes Bild auf dem Display angezeigt werden kann.
Weil die AF-Sensoren im Kameraboden im Live-View weiterhin funktionsfähig sind, muß die A300 nicht per langsamen Kontrast-AF scharfstellen, sondern mit den schnellen Phasen-AF. Konstruktionsbedingt kann dann aber weiterhin nur mit den 9 AF-Feldern scharfgestellt werden.
Sony nannte diese Technik „Quick AF Live View“, weil aber der Haupt-CCD-Sensor keine Videoaufzeichnung erlaubt und der LiveView-Hilfssensor eine zu geringe Auflösung hat, kann die A300 keine Videos „drehen“.
Die A300 ist recht laut und ziemlich langsam. Maximal 3 Bilder pro Sekunde werden erreicht, und sobald der kleine interne Puffer gefüllt ist, bricht die Serienbildrate noch weiter ein, weil die Bilddateien „weggeschrieben“ werden müssen. Der Spiegelschlag ist rauh und scheppernd, die A300 klingt so, als ob die gesamte Spiegelkonstruktion aus billigem Plastik wäre und vor allem sowohl der obere als auch der untere Spiegelanschlag ungedämpft sind.
Die A100 und A200 klingen wesentlich leiser, der Spiegelschlag ist besser gedämpft, Serienbildrate und Bildpuffergröße sind der A300 ähnlich.
Trotz des teilweise recht geringen Verkaufspreises sind alle drei Kameras „Made in Japan“. Erst die späteren Modelle wurden aus Kostengründen nicht mehr im „Heimland“ sondern in Billiglohnländern gebaut.
Die UVP der Sony alpha 100 betrug 2006 etwa 900 Euro. Ich erwarb mein Exemplar 2018 für ca. 90 Euro zusammen mit einem Cosina/Soligor Vollformat-Objektiv 19-35mm. Der aktuelle Gebrauchtpreis ist auf etwa 20 bis 75 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gefallen.
Die UVP der Sony alpha 200 betrug 2008 etwa 600 Euro. Ich kaufte mein Exemplar 2019 für ca. 60 Euro. Aktuell muß man etwa 50 bis 100 Euro ausgeben.
Die UVP der Sony alpha 300 betrug 2008 etwa 650 Euro. Im Sommer 2023 erwarb ich mein Exemplar für 40 Euro. Der aktuelle Zeitwert ist mit etwa 30 bis 150 Euro je nach Zustand und Lieferumfang anzusetzen.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 bis 400 ASA mit dem SAM II 18-55, gespeichert als ARW, gewandelt mit AdobeCameraRAW, bearbeitet mit mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. Da die Bildqualität stark von den verwendeten Objektiven abhängt, habe ich auf Bildparameter-Angaben verzichtet.
Fazit 2025
Der Sensor schlägt sich bei 100 bis etwa 400 ASA recht gut, helle Bildpartien neigen nur wenig zum „Ausbrennen“; auch Farben und Schärfe sind gut. Oberhalb von 1000 ASA ist die alpha 100 bis 300 meiner Meinung nach nur möglichst selten zu benutzen, die 3200 ASA sind ein reiner Notbehelf. Der Bildstabilisator ist für den Herstellzeitpunkt recht effizient (2 Blendenstufen schafft er problemlos), und da er im Body eingebaut ist, können alle alten AF-Objektive damit genutzt werden.
Es hat Freude gemacht, die drei Kameras aus der Box herauszuholen und zu benutzen. Allerdings ist die Serienbildrate und die Größe des Bildpuffers aus heutiger Sicht arg beschränkt, dynamische Motive im Serienbildmodus und mit AF-Motiv-Verfolgung sollte man mit moderneren Kameras ablichten. Ich packe die Alphas erst einmal wieder in die Box, allerdings in die „Kannst Du ab- und zu Verwenden“-Kiste, um sie bei Gelegenheit wieder einmal zu benutzen.
Christian Zahn, November/Dezember 2029
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| Autor: | Christian Zahn |
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| Erstellt: | 21.11.2025 |
















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