Sony alpha 100 Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich die erste digitale Spiegelreflexkamera von Sony vor. Die Hersteller-Eigenschreibweise der Typenbezeichnung ist Alpha 100 bzw. a100, geschrieben mit einem kleinen griechischen Buchstaben.

Spezifikationen Sony alpha 100

  • Die 2006 vorgestellte Sony alpha 100 ist 133 x 94 x 71 mm groß und wiegt 590 g.
  • Der APS-C große CCD-Sensor (23,6x15,8 mm) löst maximal 3880 x 2600 Pixel  = 10 Megapixel auf (10,8 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 6µm. Automatisch sind 100 bis 1600 ASA einstellbar, manuell 80 bis 1600 ASA. Videos bzw. Live-View sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG oder ARW (RAW) auf CompactFlash-Karten (max. ca. 64 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das Minolta-AF-Bajonett (alpha-Bajonett)
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher angezeigt, zusätzlich ist ein 2,5“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder manuelle Scharfstellung, Ermittlung durch Phasenkontrastsensor im Spiegelkasten, mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen. 9 Linien- bzw. Kreuzsensoren, alle AF-Felder im Sucher dauerhaft markiert, aktives Feld kurz rot aufleuchtend
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, Motivprogramme oder manuelle Nachführmessung, 14 Zonen-Matrixmessung, mittenbetont integrale oder an aktiven AF-Punkt gekoppelte Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Belichtungskorrektur +/-2 Blenden, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 12. Zusätzlich Minolta-Blitzschuh mit ADI-TTL-Zusatzkontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • Bildstabilisierung durch beweglich gelagerten Sensor
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku

Besonderheiten

Die Stromversorgung erfolgt durch einen Lithium-Akku NP-FM55H. Er wird nur in der alpha 100 benutzt, er passt nicht in die Nachfolgemodelle alpha 200 usw., da diese eine etwas andere Bauform benutzen und einen Chip im Akku erfordern.

Die alpha 100 war die erste dSLR von Sony nach der Übernahme der Kamerasparte von KonicaMinolta im Frühjahr 2006. Gehäuseform, Benutzerinterface inkl. Tastenanordnung und die Firmware sowie die Menüs tragen deutlich die Handschrift von KonicaMinolta, Sony hat lediglich einige EXIF-Einträge und den Akku angepaßt. Die „Hausfarbe“ orange ist nur als Zierring um das Objektiv und als aufgedrucktes alpha vorhanden.

Das „Benutzerinterface“ der Kamera ist Minolta-typisch etwas ungewöhnlich, neben dem üblichen Modusrad gibt es noch ein Parameter-Rad. Dieses wird auf den gewünschten Eintrag gedreht, dann wird der mittig in ihm angeordnete „Fn“-Knopf gedrückt, jetzt kann die Einstellung mit Hilfe des Steuerkreuzes oder des Daumenrades in Verbindung mit dem Monitor ausgewählt werden. Ein erneuter Druck auf die Fn-Taste, die OK-Taste oder den Auslöser übernimmt den Wert. Viele Tasten haben Doppelfunktionen, andere Funktionen können nur im Menu umgestellt werden. Für den Bildstabilisator ist ein Schiebeschalter vorhanden.

KonicaMinolta war der Pionier für die Stabilisierung durch beweglich gelagerten Bildsensor, die beiden Vorgänger 7D (2004 erschienen war sie die allererste dSLR auf dem Weltmarkt mit einer im Gehäuse verbauten Stabilisierung) bzw. 5D (2005) hatten diese Funktion auch. Im Sucher ist eine dreistufige Skala vorhanden, die den aktuellen Status der Kamerabewegungen zeigt. Erst bei Überschreiten der dritten Stufe erfolgt die Verwacklungswarnung durch ein Extrasymbol.

Der Stabilisator kann bei jedem Ein- bzw. Ausschalten zum Abschütteln von evtl. am Sensor haftenden Staub genutzt werden.

Das Bajonett ist das Minolta-AF-Bajonett, das 1985 zusammen mit der ersten Serien-Autofokus-SLR des Weltmarktes eingeführt wurde (Minolta 7000). Die Kamera hat den AF-Motor im Gehäuse eingebaut, die Kopplung erfolgt über die auch von Nikon und Pentax her bekannte „Schraubenzieherklinge“, die in einen drehbaren Schlitz im Objektiv eingreift. Objektive mit eingebauten AF-Motor werden ebenfalls unterstützt, genauso wie „Powerzoom“-Objektive mit elektrischer Brennweitenverstellung.

Minolta hatte das Bajonett als „A“-Bajonett bzw. alpha-Bajonett bezeichnet, darum übernahm Sony diesen griechischen Buchstaben als Kennzeichnung ihrer dSLRs.

Im Sucher befindet sich unterhalb der eigentlichen Mattscheibe eine grün hinterleuchtete LCD-Anzeige. Dort finden sich Angaben zu Blitz, Belichtungszeit, ASA-Wert, Blende, Lichtwaage, etliche Bildparameter, Fokuskontrolle uvm. Die Mattscheibe ist sehr hell. Der Sucher hat eine Bildfeldabdeckung von ca. 95%, das Okular besitzt eine Dioptrienkorrektur.

Auch bei abgeschalteter Sofort-Anzeige des Bildes auf dem rückseitigen Monitor direkt nach der Aufnahme wird dieser ganz kurz aktiviert, ohne jedoch etwas anzuzeigen.

Die Speicherung erfolgt auf CompactFlash-Karten Typ I und II. Die Sony-typischen MemorySticks können nicht direkt verwendet werden, dazu lag jeder Kamera ein Adapter von CF auf MS bei. Der CF-Schacht ist „umgedreht“, die Karten werden mit der unbeschrifteten Rückseite zum Fotografen hin zeigend eingeschoben.

Das Raw-Format ARW (vermutlich als Abkürzung für „AlphaRawFormat“) wird immer komprimiert gespeichert. Auf Wunsch werden parallel zu den ARWs auch zusätzlich JPEGs gesichert.

Die Sensor-Grundempfindlichkeit beträgt 100 ASA. Manuell kann die Empfindlichkeit auf 80 ASA abgesenkt werden. Der Sensor dürfte dem in der Nikon D200 bzw. der Pentax K-x eingebautem CCD sehr ähnlich sein.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, er klappt rein handbetätigt recht weit nach oben aus heraus und muß auch manuell wieder eingeklappt werden. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitzen. Der Blitzschuh ist der 1988 mit der Dynax 7000i eingeführte iISO-Schuh, quasi ein „umgedrehter“ Normschuh. Er sollte damals als stabilere und automatisch rastende Verbindung zwischen Kamera und Blitz dienen, er verhinderte für einige Jahre die Benutzung von Fremdblitzen an Minolta-Gehäusen. In der alpha 100 ist er um die digitale Vorblitztechnik „ADI“ = Advanced Distance Integration“ erweitert.

Blitzgeräte, die von KonicaMinolta für ihre digitalen Kameras entwickelt wurden, können verwendet werden und wurden von Sony noch eine Weile unter anderer Bezeichnung weitergebaut. Blitzgeräte für aktuelle Sony-Systemkameras können benutzt werden, benötigen allerdings einen nur noch gebraucht erhältlichen Adapter.

Ein Anschluß für einen elektrischen Fernauslöser ist vorhanden, er ist kompatibel zu den Auslösern von Minolta. Es gibt auch einen Empfänger für eine (nicht mitgelieferte) Infrarot-Fernbedienung.

Das Display kann weder gedreht noch geschwenkt werden. Das eigentliche Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt. Man sollte aber eine Schutzscheibe aus gehärtetem Glas aufkleben, die die Zubehörindustrie in passenden Größen im Angebot hat.

Alle Schnittstellen sind hinter unverlierbaren Abdeckungen verborgen, es sind allerdings Spezialkabel für den Fernauslöser, das Netzteil und den USB-Anschluß erforderlich.

Die ARWs-Dateien enthalten etwas mehr Pixel, als die meisten Konverter ausgeben, um Reservepixel des Randbereichs zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnung nutzen zu können. Freie Konverter geben bis zu 3881 x 2607 Pixeln aus.

Die Kamera schreibt viele interessante Details in den MakerNotes-Teil der EXIFs (unterteilt in einen Sony- und einen Minolta-Teil), ich zähle hier nicht alle auf:

den Weißabgleich, die Belichtungskorrektur, die Kamera-Seriennummer, fast alle Bildparameter, das AF-Feld, den vollständigen Objektiv-Namen, die Selbstauslöser-Vorlaufzeit, den verbleibenden Platz auf der Speicherkarte, den aktuellen Batteriestatus, uvm. Die Zahl der Auslösungen steht nicht in den EXIfs, sie kann nur vom Sony-Service aus der Kamera gelesen werden.

Daten zur Korrektur der Objektivfehler wie Vignettierung, chromatischen Aberrationen oder der Verzeichnung sind nicht in den EXIFs der RAWs enthalten, alle RAW-Konverter auf dem Computer haben dazu ihre eigene Datenbank.

Der UVP der Sony alpha 100 betrug etwa 900 Euro. Ich erwarb mein Exemplar im Herbst 2018 für ca. 90 Euro zusammen mit einem Cosina/Soligor Vollformat-Objektiv 19-35mm. Die Zahl der Auslösungen war mir nicht bekannt, allerdings dürften es nicht allzu viele gewesen sein, die Kamera war fast ladenneu. Später kaufte ich das zusammen mit der alpha 100 vertriebene Setobjektiv 18-70 für ca. 30 Euro, weil das Cosina-Objektiv digital eher mäßige Bildergebnisse zeigte. Als Teleobjektiv benutzte ich ein schon länger vorhandenes Sigma Vollformat-Zoom 70-210 aus der analogen Ära.

Das 18-70 ist ein sehr preiswertes Setobjektiv, es ist inkl. Bajonett größtenteils aus Kunststoff gefertigt, seine optische Leistung ist nichts Besonderes, das später erschienene DT 18-55 SAM II (mit eingebautem AF-Antriebsmotor) ist über den gesamten Brennweitenbereich deutlich schärfer.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als ARW, gewandelt mit AdobeCameraRAW, bearbeitet mit mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. Da die Bildqualität stark von den verwendeten Objektiven abhängt, habe ich auf Bildparameter-Angaben verzichtet.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Sony alpha 100 ist größtenteils aus Kunststoff und teilweise mit gummiartiger Belederung überzogen. Aus Metall sind nur wichtige Teile wie das Objektivbajonett oder das Stativgewinde.

Die Handhabung sowie die Menüstruktur erscheint KonicaMinolta-Fotografen sofort vertraut, für Neu-Einsteiger ist alles etwas ungewöhnlich.

Die Kamera gehört zur Klasse der digitalen Aufsteiger-Spiegelreflexkameras mit APS-C-Sensor. Die Kamera ist ziemlich laut, weil der Spiegel fast ungedämpft in die Ausgangsstellung zurückklappt.

Der Sensor schlägt sich bei 100 bis etwa 400 ASA recht gut, helle Bildpartien neigen nur wenig zum „Ausbrennen“; auch Farben und Schärfe sind gut. Oberhalb von 800 ASA ist die alpha 100 meiner Meinung nach nur möglichst selten zu benutzen. Der Bildstabilisator ist für den Herstellzeitpunkt recht effizient, und da er im Body eingebaut ist, können alle alten AF-Objektive damit genutzt werden.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch nicht uninteressante Kamera (weil erste Sony dSLR), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen durchaus geeignet. 10 Megapixel reichen für etliche Anwendungen aus, man sollte aber nur bei 100-400 ASA fotografieren.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

 

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