Sony NEX-3
Hier stelle ich eine Systemkamera vor. Sie war die erste spiegellose Kamera von Sony und ist mit der gleichzeitig vorgestellten NEX-5 technisch weitgehend baugleich, sie sind sich so ähnlich, daß es nur eine Bedienungsanleitung für beide Modelle gibt, in der die Unterschiede beschrieben werden. Kurz nach diesen zwei Kameras präsentierte Sony einen Camcorder mit NEX-Bajonett, den NEX-VG-10E (ca. 2000 Euro) mit Dolby Digital Raumklangmikrophonen, der dank des baugleichen Sensors eine wesentlich größere Aufnahmefläche hatte, somit recht rauschfreie High-ISO-Aufnahmen und Kino-ähnliche Hintergrundunschärfe bieten konnte.
Auch Ralf Jannke besitzt eine NEX-3 und hat hier einen Bericht dazu veröffentlicht.
Spezifikationen
- Die 2010 vorgestellte Sony NEX-3 ist 117 x 63 x 33 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 297 g.
- Der APS-C große CMOS-Sensor (23,6x15,8 mm) löst maximal 4592 x 3056 Pixel = 14,2 Megapixel auf (14,6 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 5,1µm. Automatisch oder manuell sind 200 bis 12800 ASA einstellbar. HD-Videos sind mit 1280x720x30p möglich. Bilder werden als JPEG oder ARW (RAW) auf SD-/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 256 GB) oder MemoryStick Pro (bis ca. 16 GB) gespeichert.
- Das Objektiv-Bajonett ist das NEX- / alpha-E-Bajonett
- Das Motiv wird über ein Display mit 921.600 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder manuelle Scharfstellung, Ermittlung durch Kontrastermittlung auf dem Bildsensor, 25 AF-Meßfelder
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, Motivprogramme oder manuelle Nachführmessung, 49 Zonen-Matrixmessung oder mittenbetont integrale Belichtungsmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Belichtungskorrektur +/-2 Blenden, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit, eine oder drei Aufnahmen nach Ablauf der Vorlaufzeit
- mitgelieferter aufschraubbarer Blitz mit Leitzahl 7
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung, Unterstützung von Bildstabilisierung in den Objektiven
- Energieversorgung durch Lithium-Akku
Besonderheiten
Die NEX-3 war in verschiedenen Farben erhältlich, das Gehäuse gab es unter anderem im gezeigten Schwarz, in Silber und in Rot. Das mitverkaufte Objektiv sowie der Blitz haben aber immer einen dunkel-silbernen Farbton, erst spätere E-Mount-Objektive wurden auch in Schwarz verkauft. Die Streulichtblenden waren jedoch von Anfang an nur in Schwarz erhältlich.
Die Kamera ist sehr klein und flach. Die mit wesentlich kleinerem Sensor ausgestatteten mFT-Kameras wie Panasonic GF1 oder Olympus Pen E-P1 sind erheblich größer und schwerer. Da der Bajonettring den selben Durchmesser wie die Objektive hat, wirkt er nicht wie ein Teil der Kamera, sondern des Objektivs, was die Kamera für das Auge weiter „verschlankt“. So sieht die NEX-3 ein wenig wie ein Nachfolger der Sony-Kameras im Akkuschrauber-Design aus, z. B. der CyberShot DSC-F707.
Leider wird die Kompaktheit der Kamera mit drei Nachteilen erkauft:
- Im Gehäuse ist kein Bildstabilisator eingebaut, wie es bei Minolta und Sony sonst üblich war, sondern der „Optical Steady Shot“ (OSS) ist im Objektiv eingebaut (oder auch nicht, z. B. im 16mm Pancake).
- Das schlanke Gehäuse trägt ein recht klobiges Objektiv, die NEX-3 mit dem 18-200 ist extrem frontlastig und das System recht schlecht zu benutzen.
- Es gibt keinen Videosucher, auch nicht zum Nachrüsten.
Der Sensor ist von Sony selbst entwickelt und hergestellt worden, möglicherweise ist er dem aus der Nikon D3100 sehr ähnlich, beide sind APS-C-groß und haben 14 Megapixel.
Die Trageösen sind ungewöhnlich angebracht: sie sitzen nicht an der Kameraoberseite, sondern sind an der Rückseite senkrecht montiert. Nach einer Weile des Tragens hat man sich daran gewöhnt, daß die Kamera mit dem Objektiv nach unten hängt. Vermutlich haben die Konstrukteure diese Lösung gewählt, weil die NEX-3 mit dem 18-200 sowieso nach vorne kippen würde, auch wenn die Ösen wie bei anderen Kameras montiert gewesen wären. Die Gurtmontage hat einen weiteren Vorteil: beim Tragen um den Hals scheuert das recht empfindliche Display nicht am Körper herum, sondern zeigt frei nach oben, so daß es weniger Beschädigungen durch Jackenknöpfe o. Ä. abbekommen kann als es z. B. dSLRs passieren kann.
Die Stromversorgung erfolgt durch einen Lithium-Akku NP-FW50. Er erschien zusammen mit der Nex-3/5 und wird inzwischen auch in etlichen anderen Sony-Systemkameras benutzt. Er enthält einen kleinen Chip, damit die Restkapazität prozentgenau auf dem Kameradisplay angezeigt werden kann. (Info-Lithium-Technologie)
Leider ist seine Kapazität mit 1080 mAh recht klein, zumal das Display ziemlich stromhungrig ist. Schon in zeitgenössischen Kameratests wurde darauf hingewiesen, daß ein Zweitakku dringend erforderlich ist. Dessen UVP betrug anfangs satte 99 Euro (inzwischen auf 69 Euro gesenkt), er hat keinen Sicherheits-Chip, so daß es recht bald günstige Nachbauten gab. Wie üblich haben die kompatiblen Akkus meist weniger Kapazität (z. B. nur 800 mAh), da sie aber häufig weniger als 10 Euro kosten, sind 4 Stück preiswerter als ein einziger Originalakku.
Die Kamera ist mit der Sony NEX-5 technisch baugleich, dieses Modell war Sonys allererste digitale spiegellose Systemkamera. Um den Verkaufspreis reduzieren zu können, wurde das Gehäuse aus Kunststoff gefertigt, es ist darum etwas größer als das der NEX-5, außerdem ist der Griff anders geformt. Die weiteren Unterschiede sind meist per Firmware gemacht worden, so kann die NEX-3 z. B. keine Full-HD-Videos aufnehmen und kennt keinen Fernauslöser.
Die Kamera hat sehr wenig Tasten und Bedienelemente, es gibt nur einen um den Auslöser angeordneten Hauptschalter, eine Videotaste, eine Bildwiedergabetaste, ein Steuerkreuz mit darum herum angeordnetem Drehrad und Mitteltaste und zwei Funktionstasten. Alle vier Richtungen des Steuerkreuzes haben eine Zweitfunktion (Displaymodusumschaltung, Selbstauslöser/Einzelbild/Serienbild, Blitzmodus und Belichtungskorrektur/Belichtungsmessmethode). Alles andere muß per Menu aufgerufen werden, auch das virtuelle Programmwahlrad.
Die NEX-3 liegt relativ gut in der Hand, wenn das 16mm-Pancake montiert ist. Dann ist der Handgriff und die winzige rückseitige Daumenauflage ausreichend, die Kombination aus Gehäuse und Objektiv auch einhändig halten zu können. Mit dem 18-55 und besonders dem 18-200 geht das nicht, bei diesen Objektiven muß die zweite Hand immer vorne das Objektiv stützen.
„NEX“ bedeutet „New E-Mount eXperience“, also neue E-Bajonett-Erfahrung. Das „E“ wiederum steht für „Eigtheen Millimeter“, dem Auflagemaß des neuen Bajonetts. Das von Konica-Minolta übernommene griechische Alpha als Kennzeichnung des Minolta/Sony-AF-Bajonetts ist weiterhin auf den NEX-Kameramodellen angebracht. Da das bei den Anwender etwas zu Verwirrung führen konnte, lief die Bezeichnung „NEX“ ab etwa 2015 aus, Sony bezeichnete die Kameras mit dem alten Minoltabajonett als ICLA (InterChangeable Lens Camera with A-Mount), die spiegellosen mit dem neuen Bajonett als ICLE (InterChangeable Lens Camera with E-Mount), übersetzt „Wechselobjektiv-Kamera für das A/E-Bajonett“. Da es diese aber mit zwei Sensorgrößen gibt und somit Objektive für Vollformat und APS-C, muß man bei ILCE genau aufpassen, ob Kamera und Objektiv richtig zueinanderpassen.
Bei der Entwicklung des NEX-Bajonetts hat Sony entweder sehr viel Glück gehabt oder das digitale Vollformat von Anfang an eingeplant, der freie Bajonettdurchmesser hat mit ca. 44mm gerade eben ausreichenden Durchlass für die 43.3mm Sensordiagonale bei KB, so daß die 2013 vorgestellte Sony alpha 7 kein neues Bajonett erforderte, sondern nur neue Objektive mit größerem Bildkreis. Ähnlich wie die NEX-Serie war die alpha-7-Serie von Anfang an ein großer Markterfolg, die alpha 7 und die alpha 7II (mit im Gehäuse eingebautem Bildstabilisator) sorgten für deutlich steigende Gebrauchtpreise für alte manuelle Objektive, die sich an das alpha-E-Bajonett gut adaptieren lassen.
Da zusammen mit der NEX-5/3 anfangs nur drei Objektive verfügbar waren (ein Pancake-Objektiv 2,8/16mm, für das ein rein optischer Aufstecksucher zugekauft werden konnte, das gezeigte Set-Objektiv 18-55 OSS und ein 18-200 OSS Superzoom), gab es einen Adapter für die „alten“ Sony/Minolta-AF-Objektive LA-EA1 (199 Euro). Zunächst ermöglichte er allerdings nur die rein mechanische Adaptierung sowie die Blendensteuerung, automatische Fokussierung war damit nicht möglich. Erst durch ein Firmware-Update konnten immerhin alpha-Objektive mit eingebautem Motor automatisch fokussieren. Erst der später erschienene Adapter LA-EA2 hat einen eingebauten Motor, so daß alle alpha-Objektive, auch die mit Stangen-AF, Autofokus bieten.
Alle E-Bajonett-Objektive haben zwar einen manuellen Fokusring, er ist aber nicht mit der Fokusmechanik verbunden, sondern er ist ein Encoderring für „Focus-by-Wire“, also elektrische Scharfeinstellung. Diese Technik läßt sich preiswerter einbauen, da eine umständliche mechanische Umschaltung zwischen AF-Motor und manuellem Fokusring entfallen kann.
Sowohl Fokussierung als auch Blendensteuerung erfolgen rein elektrisch, es gibt keine mechanischen Übertragungselemente zwischen Kamera und Objektiv. Später erscheinen sogar Powerzoom-Objektive, deren Brennweite ebenfalls durch einen Motor verstellt wird.
Die Kamera richtet sich an den Aufsteiger von Kompaktdigitalkameras, der Wechselobjektive einsetzten möchte und mehr Bildqualität durch einen größeren Sensor bekommen will. Darum ist kein elektronischer Sucher eingebaut und kann auch nicht nachgerüstet werden.
Auf Wunsch lassen sich mit der unteren Funktionstaste Fototipps aufrufen, die durchaus als kleiner „Fotolehrgang“ für Anfänger herhalten können. Die auswählbaren Motivprogramme werden nicht nur beschrieben, sondern anhand eines fast den gesamten Bildschirm ausfüllenden Beispiels vorgestellt. Der Selbstauslöser kann nach Ablauf statt einem auch 3 Bilder in kurzem Abstand nacheinander aufnehmen, was für Menschengruppen eine ideale Methode ist, da sich die Aufgenommenen nach dem ersten „Klick“ meist entspannter zeigen.
Das Display löst mit 921.600 Subpixeln für das Jahr 2010 sehr fein auf, es kann nach oben und nach unten geklappt werden. Das eigentliche Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung gesichert. Man sollte aber eine weitere Schutzscheibe aus gehärtetem Glas aufkleben, die die Zubehörindustrie in passenden Größen im Angebot hat, da die Sony-Kratzschutzscheiben eine aufgedampfte Entspiegelungsschicht haben, die durch mechanische Einwirkungen allmählich „abgerubbelt“ wird. Das Display wirkt dann sehr fleckig und unansehnlich. Außerdem ist die Sony-Schutzscheibe recht kratzempfindlich. Darum bot Sony auch eine weitere Schutzscheibe zum Aufklipsen an, die PCK-LH1EM. Das funktioniert so ähnlich, wie man es von den Abdeckungen kennt, die Nikon zu vielen dSLRs beilegte, z. B. der D200, D300 oder D700. Die Sony-Schutzscheibe ist ein einfaches dünnes Stück Plastik, das auch recht leicht verkratzt und die Kamera etwas dicker macht.
Die Speicherung erfolgt auf SD-/SDHC/SDXC-Karten bis ca. 256 GB oder auf die Sony-typischen MemorySticks bis ca. 16 GB (beide Kartentypen werden in einen einzigen Schacht gesteckt, jedoch mit den Kontakten jeweils andersherum). Die NEX-3 bzw. die NEX-5 waren eine der ersten Kameras, die den neuen damals neuen Standard „SDXC“ unterstützten. Dazu muß zum einen das Karteninterface elektrisch kompatibel sein, zum anderen muß die Kamerafirmware das Dateisystem „exFat“ unterstützen. Bei anderen Herstellern und auch Sony selbst dauerte es recht lange, bis alle neu entwickelten Kameras SDXC-Karten nutzen konnten, z. B. kann die 2011 erschienen Sony SLT alpha 65V mit diesen großen Karten nichts anfangen.
Das Einschieben der SD-Karte funktioniert problemlos, das des etwas dünneren und schmaleren Memorysticks hingegen ziemlich „fummelig“. Interessanterweise gibt es im Kartenfach eine rote Zugriffs-LED, die bei geschlossener Kartenfachklappe nicht sichtbar ist. Sie soll den Anwender warnen, wenn er die Karte entnehmen möchte, die Kamera aber noch auf diese zugreift.
Das Raw-Format ARW (vermutlich als Abkürzung für „AlphaRaW“) wird wahrscheinlich immer etwas komprimiert gespeichert. Auf Wunsch werden parallel zu den ARWs auch zusätzlich JPEGs gesichert.
Die NEX-3 kann Schwenkpanoramas aufnehmen, nach Druck auf den Auslöser dreht man die Kamera langsam seitlich, sie macht nacheinander mehrere Aufnahmen (jeweils mit Verschlussgeräuschen, nicht kontinuierlich), die sie dann selbst zu einem breiten Bild verrechnet. Die Schwenkgeschwindigkeit muß allerdings stimmen, hat man zu langsam bewegt, wird der fehlende Bildteil mit Schwarz aufgefüllt, schwenkt man zu schnell, zeigt die Kamera eine Fehlermeldung an und bricht die Aufnahme ohne zu speichern ab.
Der mitgelieferte Miniblitz HVL-F7S (immer in silberner Farbe bei jeder Kamera dabei) ist nicht eingebaut, sondern er wird in eine proprietäre Buchse eingesteckt und verschraubt, die mit einer gefederten Klappe verschlossen ist. Er kann auf der Kamera verbleiben, da er sich nach unten klappen und dadurch ausschalten läßt. Im Lieferumfang der Kamera ist ein kleiner verschließbarer Behälter, er kann am Kameragurt befestigt werden, so daß der Blitz immer mitgetragen werden kann, ohne an der Kamera montiert zu sein. Allerdings ist die Montage recht umständlich, so daß man ihn besser immer angeschraubt läßt.
Der Miniblitz kann mit dem monströsen 18-200-Objektiv nur mit Hilfe eines zusätzlichen Adapters genutzt werden, der ihn weiter nach oben und vorne verschiebt. Dieser Adapter mußte zusätzlich erworben werden, er war weder bei der Kamera noch bei dem Objektiv dabei.
Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL auf dem Bildsensor mit Vorblitzen, die Stromversorgung des Blitzes erfolgt durch den Kamera-Akku. Einen Adapter für Sony-Systemblitze gibt es nicht, von Fremdherstellern gab es inzwischen längst ausverkaufte Adapter auf einen Norm-Blitzschuh mit Mittenkontakt (keine TTL-Messung).
Sony bot für den Blitzanschluß außerdem ein Stereo-Aufsteckmikrophon (149 Euro) und einen rein optischen Durchsicht-Aufstecksucher (219 Euro, dessen Hersteller war vermutlich Cosina, denn er sieht den Voigtländer-Suchern zum Verwechseln ähnlich) für das 16mm Pancake-Objektiv an.
Ein Anschluß für einen elektrischen Fernauslöser ist nicht vorhanden, es gibt auch keinen Empfänger für eine Infrarot-Fernbedienung (dieses Feature bleibt der NEX-5 vorbehalten).
Die Kamera hat die üblichen Aufnahmemodi P, A, S und M, zusätzlich gibt es etliche Motivprogramme sowie einen iAuto-Modus, bei dem die Kamera das zum Bild passende Motivprogramm selbsttätig auswählt und links oben in der Displayecke anzeigt. Der Benutzer kann lediglich die Hintergrund-Unschärfe durch das Drehrad verändern und den Blitz manuell zuschalten.
Alle Schnittstellen sind hinter unverlierbaren Plastikklappen verborgen, es sind keine Spezialkabel für den HDMI-Ausgang und den USB-Anschluß erforderlich. Die externe Stromversorgung erfolgt über einen Akku-Dummy.
Die Kamera verwaltet auf de Speicherkarte eine Bilddatenbank, fehlt diese, erscheint ein Hinweis auf dem Kamerabildschirm, daß diese angelegt werden muß. Je nach Anzahl der Bilder auf der Karte kann der Vorgang auch mehrere Minuten dauern.
Die Aktualisierung der Kamera-Firmware ist recht umständlich. Man kann nicht einfach die heruntergeladene Datei auf eine Speicherkarte schreiben, in die Kamera legen und diese sich dann selbst aktualisieren lassen. Sony hat sich für eine gänzlich andere Lösung entschieden, es muß ein Windows oder OS-X-Programm heruntergeladen und mit Administratorrechten ausgeführt werden. Linux-Benutzer bleiben gänzlich unberücksichtigt. Auf einem Mac mit OS X 10.11 habe ich es nicht geschafft, daß die Software die Kamera erkannte, gelungen ist es mir unter Windows XP Home auf einem alten Notebook.
Die Kamera muß ohne Speicherkarte eingeschaltet werden und per USB mit dem Rechner verbunden werden, aber sofort wieder per Windows-Kontextmenü „Hardware sicher entfernen“ ausgeworfen werden, erst dann erkennt die Update-Software die Kamera, es erscheint auf dem Kameramonitor ein Hinweis, daß sie einen Reset ausführen muß. Ist dieser erfolgt, muß die Kamera wieder von Windows „ausgeworfen“ werden, erst dann läßt die Sony-Software die Aktualisierung ablaufen. Ich kann mir gut vorstellen, daß damals eine der meistgestellten Fragen bei der Sony-Hotline war, warum der Updatevorgang nicht klappt.
Sollte das verwendete Objektiv oder der benutzte Objektivadapter eine Firmware-Aktualisierung benötigen, so hat der Anwender der NEX-3 ein Problem: Objektive und Adapter lassen sich mit ihr nicht upgraden, dazu muß eine jüngere alpha-Kamera verwendet werden. Das vermutlich liegt daran, weil die NEX-3 das Aktualisierungsprotokoll zum Updaten noch nicht kennt.
Es ist dringend angeraten, die letzte Firmware V1.5 auf die Kamera aufzuspielen. Mit der Auslieferungsfirmware V 1.0 bzw. V 1.1 ist die Kamera nur sehr eingeschränkt bedienbar, z. B. fehlt die Möglichkeit, die Tastenbelegungen umzudefinieren und die Kamera springt beim Menüaufruf immer ins Hauptmenü statt sich den letzten Menüpunkt zu merken. Außerdem gibt es Fokus Peaking (farbige Kantenanhebung scharfer Bilddetails bei manueller Fokussierung sowie Ausschnittsvergrößerung während des Scharfstellens) erst mit der V1.5.
Die ARWs-Dateien enthalten etwas mehr Pixel, als die meisten Konverter ausgeben, um Reservepixel des Randbereichs zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnung nutzen zu können. Freie Konverter geben bis zu 4608x3072 Pixel aus. Die Randpixel, die nicht „offiziell“ sind, werden von den RAW-Konvertern benutzt, um die Objektiv-Verzeichnung „wegrechnen“ zu können, ohne das Bild beschneiden zu müssen. Daten zur Korrektur der Objektivfehler wie Vignettierung, chromatischen Aberrationen oder der Verzeichnung sind nicht in den EXIFs der RAWs enthalten, alle RAW-Konverter auf dem Computer haben dazu ihre eigene Datenbank.
Die Kamera korrigiert die Objektivverzeichnung nicht, weder im Livebild auf dem Sucher noch in den gemachten Aufnahmen. Dabei verzeichnen insbesondere die beiden Zoomobjektive ziemlich stark, das 18-55 OSS bei 18mm ca. 4% sowie das 18-200 mit 4,5% noch etwas mehr. Die Vignettierung hingegen wird von der Kamera korrigiert.
Nur wer RAW fotografiert, kann alle optischen Fehler bei der Bildbearbeitung am Computer korrigieren lassen.
Die Kamera schreibt viele interessante Details in den MakerNotes-Teil der EXIFs, ich zähle hier nicht alle auf:
die wahre Belichtungszeit (nicht auf übliche fotografische Werte gerundet), die wahre Brennweite (ebenfalls nicht gerundet), den Weißabgleich, die Belichtungskorrektur, den Status der Gesichtserkennung, fast alle Bildparameter, den vollständigen Objektiv-Namen, die Zahl der aufgenommenen Bilder seit dem letzten Einschalten bzw. Aufwachen aus dem Standby, die aktuelle Batterietemperatur und die Restkapazität in Prozent, die Kameraseriennummer und die Zahl der Gehäuseauslösungen, uvm.
Kamera und Objektiv sind „Made in Thailand“.
Der UVP der Sony NEX-3 mit Miniblitz und 18-55 OSS betrug etwa 550 Euro. Ich erwarb mein Exemplar Ende 2021 für ca. 60 Euro zusammen mit dem Set-Objektiv 18-55, dem Miniblitz und einem Akku. OVP, Ladegerät und CD fehlten, darum war das Set so günstig. Das gezeigte Exemplar sieht fast unbenutzt aus, der Vorbesitzer hatte lediglich ca. 1200 Aufnahmen gemacht. Darum war auch das empfindliche Display frei von Kratzern und Flecken.
Alle Aufnahmen entstanden bei 200 ASA, gespeichert als ARW, gewandelt mit AdobeCameraRAW, bearbeitet mit mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Sony NEX-3 ist größtenteils aus Kunststoff und teilweise mit gummiartiger „Belederung“ überzogen. Aus Metall sind nur wichtige Teile wie das Objektivbajonett oder das Stativgewinde. Das Objektiv ist hingegen weitgehend aus Metall gefertigt, auch das Bajonett und Fokus- sowie Zoomring.
Die Kamera gehört zur Klasse der digitalen Einsteiger-Systemkameras mit APS-C-Sensor.
Ich habe versucht, eine Schutzfolie aus meinem Fundus aufzukleben. Da ich keine passende Glas-Schutzscheibe hatte, sondern nur eine dünne glasklare Kunststoff-Folie, habe ich diese zugeschnitten. Sie wollte aber nicht richtig haften, die Ecken lösten sich nach einem Tag der Benutzung wieder ab. Also habe ich die zweite Folie zusätzlich mit glasklarem Klebeband an der oberen und der unteren Displaykante fixiert. Das sieht nicht schön aus, aber es hält.
Der mechanische Verschluss ist sehr laut, man hört deutlich die vierfache Verschlußbewegung bei jeder Auslösung (Zu, Auf, Zu, Auf laufen nacheinander ab, da der Verschluss erst geschlossen werden muß, um die Belichtung zu starten und nach dem Ende der Sensorauslesung für den Liveview-Modus wieder geöffnet wird). Es gibt auch keinen lautlosen rein elektronischen „Verschluß“, so das die Kamera in ruhiger Umgebung fast so laut ist wie eine dSLR mit Spiegelgeklapper.
Das gezeigte Kitzoom „deklassiert“ die Kamera – (*) –, seine Auflösung reicht im Randbereich nicht für die 14 Megapixel der NEX-3, es ist bei 100%-Ansicht und Offenblende randunscharf. Abgeblendet wird es besser, aber in den Ecken immer noch nicht wirklich gut. Außerdem verzeichnet es deutlich sichtbar, die Kamera korrigiert diesen Fehler nicht, sondern nur die Vignettierung.
Oben ein schnell improvisierter Vergleich. Brennweite und jeweilige Blende sind beschriftet . Urteilen Sie selbst, was die äußerste, untere linke Ecke angeht …
Außer in meinen Skandinavienferien werden bei mir sicher 99+ Prozent aller „Produktfotos“, also Kameras und Objektive mit genau diesem Sony 3,5-5,6/18-55 mm OS Kitzoom auf der 20 MP Sony Alpha 3000 aufgenommen. Weil es so gut ist! Könnte es an einer zu hohen Serienstreuung liegen, dass ich das Glück hatte ein gutes Exemplar zu erwischen? (R. Jannke)
Und dazu Christian Zahn:
Ralf Jannke hat mit seinem Exemplar des 18-55 OSS wohl wirklich Glück, denn auch Digitalkamera.de kam 2010 im ersten Test zu einem recht abwertenden Urteil über das Objektivs. Zitat: "Weniger erfreulich sind jedoch die Messwerte [...]. Vor allem der Randabfall bei der Auflösung ist hoch, im Weitwinkelbereich sogar erschreckend hoch. [...] mehr als 60 Prozent der [...] Auflösung erreicht das Objektiv am Rand nicht."
Diese Schwächen zeigt mein Exemplar auch, insbesondere die Bildecken sind sehr unscharf (siehe Bildbeispiele 1, 5 und 6 mit Auschnitten aus den Ecken).
Weiter im Original-Text:
Der Bildstabilisator des 18-55 ist für den Herstellzeitpunkt recht effizient (2 bis 3 Blendenstufen schafft er problemlos). Leider ist er nicht im Gehäuse verbaut, Altglasschätze kommen so leider nicht in den Genuss einer Stabilisierung.
Der Kamera fehlt eine Möglichkeit, sie fernauszulösen, weder elektrischer Fernauslöser noch Infrarotauslöser können angeschlossen werden. Bei Stativeinsatz muß man sich mit dem Selbstauslöser behelfen.
Es gibt keine Möglichkeit, einen „richtigen“ Blitz elektrisch anzuschließen, sofern man nicht einen der inzwischen nur noch aus zweiter Hand verfügbaren Adapter für einen Blitzschuh mit Mittenkontakt ergattert, der aber keine schweren Blitzgeräte halten kann. Ich habe mir mit meiner üblichen Kombination geholfen: Nikon SB-800 mit seiner Sensorzelle direkt vor den Miniblitz montiert und in den „SU-4“-Modus geschaltet, bei dem er solange mitblitzt, wie der originale Blitz zündet. Dann klappt TTL-Blitzbelichtungsmessung sowohl direkt als auch indirekt geblitzt. Sieht nicht schön aus, sondern sehr unelegant, aber es funktioniert!
Der Sensor schlägt sich bei 200 bis etwa 800 ASA recht gut, helle Bildpartien neigen nur wenig zum „Ausbrennen“; auch Farben und Schärfe sind gut. Die Kamera tendiert dazu, die Schatten korrekt zu belichten und dafür die hellen Bildpartien überzubelichten. Eine generelle Belichtungskorrektur -0,7 hat mir geholfen, diese Problem zu beseitigen. Eine leichte Unterbelichtung bei Motiven, die wenig Helligkeitsumfang haben, kann ich dabei in Kauf nehmen, da ich ausschließlich in RAW aufnehme und nachträglich die Helligkeit und den Kontrastumfang jedes Bildes am Computer korrigiere.
Oberhalb von 1600 ASA ist die NEX-3 meiner Meinung nach nur möglichst selten zu benutzen, die 12800 ASA sind ein reiner Notbehelf. Die ISO-Automatik kann nur ab- oder zugeschaltet werden, sie wählt dann immer zwischen 200 und 1600 ASA selbsttätig aus, ihre Obergrenze kann nicht verändert werden.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil erste spiegellose Systemkamera von Sony), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen immer noch recht gut geeignet. 14 Megapixel reichen für viele Anwendungen aus, man sollte aber nur bei niedrigen ASA-Werten fotografieren und möglichst ein besseres Objektiv als das mit der Kamera verkaufte Setzoom nutzen.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 29.11.2021 |
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