Spiegellose – neudeutsch – Mirrorless (Kamera) von 2001: Canon PowerShot G2

Im Lauf der letzten Jahre versucht die Industrie verstärkt aus der Hype – wenn es denn eine ist – um spiegellose Systemkameras (höhere) Verkaufszahlen zu generieren. 

Aber wozu dieses Markt-Geschrei?

Auch wenn zur Systemkamera die Objektiv-Wechselmöglichkeit fehlt, stellt bereits 1998 Canon mit der 1,5 Megapixel PowerShot Pro70 eine sehr gut ausgestattete "mirrorless" Systemkamera vor, der zur EOS Spiegelreflex nur die Möglichkeit das Objektiv zu wechseln und tatsächlich der Spiegel fehlt. Statt Objektivwechselmöglichkeit gibt es immerhin ein lichtstarkes Zoom. Auch die 4 Megapixel Systemkamera Olympus Camedia E10 von 2000 sieht genau so aus wie eine DSLR, ist aber keine, auch ihr fehlt der Spiegel! Auch hier ist ein Zoomobjektiv sehr guter Lichtstärke montiert. Ebenfalls 2000 kommt die 3 Megapixel Canon PowerShot G1, Vorgänger der hier vorgestellten G2. OK, jede Digitalkameras mit Motivbeobachtung auf dem Monitor wie beispielsweise die Casio QV-10 von 1995 oder die Olympus C-800L von 1996 ist eine "mirrorless" Kamera. 

Die 2001 vorgestellte Canon PowerShot G2

ist 121 x 77 x 64 mm groß und wiegt 515 g. Der im Gegensatz zum Vorgänger PowerShot G1 (CYGM-Filter-Matrix) jetzt mit einem Bayer-RGB-Mosaikfilter beschichtete 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm CCD-Sensor soll die besseren Farben liefern und löst maximal 2.272 x 1.704 Pixel = 4 MP auf. Er hat eine Empfindlichkeit von ISO 50, 100, 200, 400 oder ISO-Automatik. Gespeichert wird in 24 bit Farbtiefe komprimiert in mehreren JPEG-Qualitätsstufen oder unkomprimiert in 30 bit Farbtiefe als Rohdatei, RAW. Die Einstellmöglichkeiten sind so vielfältig, dass ich da gerne zum Begriff "Systemkamera" gegriffen habe! Videos von maximal 2 min 8 s Länge können mit maximal 320 x 240 Pixel und 15 B/S aufgenommen und als AVI gespeichert werden. Fotos und Videos werden auf Compactflashkarte abgelegt.

Das Objektiv ist ein alter Bekannter, das lichtstarke 2-2,5/7-21 mm (34 bis 102 mm @KB) 3-fach Zoom. Dieses von Canon gerechnete Objektiv ist unter anderem in der Casio QV 3500 EX, der Toshiba PDR-M70 und – höchstwahrscheinlich – deklariert als „LEICA DC - VARIO SUMMICRON 1:2.0-2.5/7-21 ASPH“ auch in der Panasonic Lumix DMC LC5 zu finden. Die Canon PowerShot G2 hat einen Blitzschuh, der nicht einfach nur mit einem Mittenkontakt versehen ist, sondern die Kontaktierung für die Canon System-Blitzgeräte 220EX, 380EX, 420EX, 550EX und Macro-Ring-Lite MR-14EX mitbringt. Die oben ins erste Foto der G2 montierte kleine Aufnahme zeigt den Canon Blitz EZ-300 auf der G2. Er wird gezündet, blitzt aber immer mit Maximalleistung. Eine saubere Blitzbelichtung erfordert dort einiges Fummeln mit Verschlusszeit, Blende und ISO.

Nach Abschrauben des Rings, der das Objektiv zur Gehäuseseite hin umgibt, kann der Brennweitenbereich des Canon PowerShot G2 Zooms mit den Vorsatzobjektiven WC-DC58 (Faktor 0,8) oder TC-DC58 (Faktor 1,5) erweitert werden. Nicht schlecht, aber bei einem Kaufpreis von 16,57 Euro für die G2 illusorisch. Für den WW- wie Tele-Vorsatz werden Prise von Größenordnung 50 Euro und mehr verlangt... In den USA ist das alles zu moderaten Preisen zu haben, aber da machen die Portokosten den Preis kaputt... Also: Fotografieren mit dem, was die PowerShot G2 serienmäßig bietet!

Englische Bedienungsanleitung zur Canon PowerShot G2

Ralf Jannke

Bildbeispiele, aufgenommen mit der Canon PowerShot G2 im Sommer 2016

Schon nach den ersten Fotos stand fest, dass sich auch die Canon Powershot G2 einen Eintrag in die Liste "Auch heute (ab 2015) zum Fotografieren brauchbare Digitalkameras" verdient hat. Um etwas mehr Belichtungsspielraum, Korrekturmöglichkeiten zu haben, wurde im Canon-Rohformat gespeichert. Bearbeitung mit Adobe Lightroom 4 und Photoshop CS3. Die 2 GB Compactflashkarte (CF) fasst 685 Fotos. Das sollte für einen ausgiebigen Fototag reichen ;-). Falls die CF mal muckt, wurde noch eine 1 GB-Karte zur Reserve eingesteckt. Und ganz wichtig: drei Akkus. Einer in der Kamera, zwei Reserve. Dann kann der Fototrip in Ruhe angegangen werden.

Eine Sichtung der Exifs ergab, dass die ISO-Automatik der Canon G2 selbst im Schatten standhaft bei ISO 50 blieb. Trotz der Wahlmöglichkeiten entstanden alle Fotos mit Programmautomatik. Angesichts der G2-Sensorgröße von 7,2 x 5,3 mm und dem daraus resultierenden Cropfaktor von 4,8 lässt sich selbst mit den Offenblenden kaum spielen, wenn es um Freistellung eines Motivs ginge. Blende f/2 bei kürzester Brennweite des Canon-Zooms entspricht, was den Schärfebereich im 24 x 36 mm Kleinbildformat angeht, f/9,6 und Blende f/2,5 bei der längsten Brennweite des Zoom dem Schärfebereich von f/12.

Übrigens

Bei nicht einem der hier gezeigten Urlaubserinnerungsfotos kam der Monitor der G2 zum Einsatz. Trotz seiner Klapp- und Drehmöglichkeiten! Auf tageslicht-/sonnenbeschienene Monitore, die einen das gewünschte Motiv nicht mal mehr erahnen lassen, reagiere ich zunehmend allergisch. Dann doch lieber einen Hauch weniger Präzision beim Bildausschnitt durch den simplen optischen Sucher. Dessen Einsatz ganz nebenbei auch jede Menge Energie spart. 

Außer bei meinen Sammelkameras akzeptiere ich bei einer aktuellen Digitalkamera keine Einzige, die neben dem Monitor nicht einen zweiten Sucher zur Verfügung stellt. Und was aktuelle elektronische Sucher angeht: Mir ist vollkommen egal, wie hoch der auflöst. Ich ziehe jeden konventionellen Spiegelreflexsucher vor! Und wer im (D)SLR-Sucher das beim E-Sucher einblendbare Histogramm vermisst, um ständig vom Bildermachen abgelenkt zu werden, sollte das Fotografieren vielleicht besser lassen...

Tjärö, die schönste Insel in den südschwedischen Schären, Sommer 2016

Auch in den vergangenen Jahren immer einen (Tages-) Ausflug wert: Tjärö.

2015 endlich an seriöse Interessenten verkauft, wird dort massiv investiert. Die Insel im südschwedischen Schärengarten in der Provinz (vergleichbar den deutschen Bundesländern) Blekinge erreicht man man mit dem eigenen oder dem Personenfährboot. Ideal für einen Tagesausflug.

Wer möchte, kann dort auch im Jugendherbergs-Komfort übernachten. Außerhalb des Yachthafens und dem Restaurant-Areal ist die Insel weitgehend naturbelassen. Was rechts und links neben den markierten Wanderwegen an Bäumen umfällt, bleibt liegen. Dafür gibt es im bewohnten Areal ein offenes WLAN ;-)

Hier zwei Informationen über Tjärö in "köstlicher" Google Translate-Übersetzung:

Tjärö 1

Tjärö 2

Beim Anlegen der kleinen Personenfähre werden alle Hände gebraucht. Auch das weibliche Personal muss mit an... Und schwedisch blonder ging es nicht mehr ;-)

Kommentare (1)

  • Jens
    Jens
    am 24.11.2021
    Schöner Bericht und gute Fotos mit einer alten Kamera. Auch nach 6 Jahren ein gutes Statement für ein altes Schätzchen - ich fotografiere da heute noch gerne mit, die 4 Megapixel machen auch jetzt noch bei richtiger Einstellung einwandfreie Bilder, da kommt selbst die 150 Megapixel Schmartpfoneknipse von 2021 nicht mit - aber diesen Unterschied werden Nichtfotografen einmal merken und erst recht nicht verstehen...

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