Kodak DCS 410

     

Kodak verkaufte mit der DSC 410 ein Paket aus einer Digitalrückwand und einer unmodifizierten Spiegelreflexkamera von Nikon, der nur der normale Deckel von der Rückseite entfernt wurde. Als Kamera kam die F90/N90 und ab Ende 1994 die F90x/N90s zum Einsatz. Über eine zentrale Schraube können Kamera und Digitalrückwand voneinander getrennt werden und im Prinzip wäre die Kamera dann auch mit normalem Kleinbildfilm verwendbar.

Die Digitalrückwand enthält einen CCD-Sensor, der allerdings mit 13,8 x 9,2 mm erheblich kleiner ist als die 36 x 24 mm eines Kleinbildfilms. Daraus entsteht eine 2,6fache Brennweitenverlängerung der eingesetzten Objektive. Eine Sucherscheibe mit passend eingezeichnetem Rahmen hilft dabei, den richtigen Bildausschnitt zu wählen. Der Sensor hat eine Auflösung von 1,5 Megapixeln.

Als Datenspeicher kommt eine PCMCIA-Speicherkarte zum Einsatz. Der Speicherkartenschacht nimmt sehr dicke Karten (Typ III) auf, so dass auch Karten mit aufgesetzter 1,7-Zoll-Festplatte verwendet werden können. So ein Modell mit 340 MB war serienmäßig bei der Kamera dabei.

Im Gehäuse der Digitalrückwand fest eingebaut ist zudem der NiMH-Akku, der sowohl den Digitalteil als auch die Kamera mit Strom versorgt und mit einer vollen Ladung über tausend Aufnahmen zulässt. Geladen wird der Akku über einen runden Anschluss auf der Rückseite, an dem ansonsten auch ein Fernauslöser angeschlossen werden kann. Ein zweiter, größerer Anschluss auf der Rückseite ist ein standardmäßiger SCSI-Port. Per Kabel kann der Digitalteil direkt mit einem Macintosh-Computer verbunden und die Bilder dann übertragen werden.

Die Digitalrückwand hat nur wenige Bedienelemente, da alle für die Aufnahmen wichtigen Einstellungen ja direkt an der Kamera gemacht werden. Ein kleines Knöpfchen erlaubt es, die zuletzt gemachte Aufnahme wieder zu löschen. Über einen zweiten Knopf kann die SCSI-ID eingestellt werden. Als Besonderheit hat die Digitalrückwand ein Mikrofon und kann unabhängig von den Fotos auch Audioaufnahmen machen. Ein Bildschirm zur Kontrolle der Bilder fehlt.

Historisch ist die DCS 4xx-Serie der dritte Evolutionsschritt, der aus der Zusammenarbeit von Nikon und Kodak hervorging. Bei der 1991 erschienenen DCS 100 war der größte Teil der Digitaltechnik noch in einem separaten Gerät zum Umhängen untergebracht. Mit der DCS 200 wurde dann 1993 die All-in-One-Bauform eingeführt, die auch bei der DCS 410 Verwendung findet. Die DCS 200 hatte allerdings noch eine fest eingebaute Festplatte.

Mühsame Inbetriebnahme

Meine Kamera kam komplett mit Akku, Ladegerät, Anleitungen - aber leider ohne Speichermedium. Also kurzerhand eine CF-Karte in einen CF-PCMCIA-Adapter gesteckt und eingelegt. Die Kamera liefert allerdings nur den Fehler "E2". Nach einigem Herumprobieren habe ich eine Karte gefunden, die zu einem "E6" führt, was die Sache aber auch kaum besser macht. Nach einiger Sucherei habe ich die Fehlerbeschreibungen gefunden. "E2" heißt, dass der Motor der Festplatte nicht gestartet werden konnte. Kunststück - die CF-Karte hat ja keinen. Also eine Microdrive-Karte rausgesucht. Die passt aber nicht in den Adapter. Also habe ich die Festplatte meiner Agfa Actioncam entwendet und die wurde sofort anstandslos akzeptiert. Ebenso die Festplatte meiner Hitachi MP-EG1A. Es muss also wohl eine richtige Festplatte sein - zumindest bei der bei mir eingebauten Firmware-Version.

Da ich keine SCSI-Umgebung habe, wollte ich die Bilder direkt von der Festplatte lesen. Über den Umweg über ein altes Notebook mit PCMCIA-Slot wurden die Dateien auf eine CF-Karte übertragen und kamen so in meinen PC. Das Dateiformat ist TIF und lässt daher auf eine einfache Weiterverarbeitung hoffen. Dem ist aber leider nicht so. Windows-Bordmittel können mit der Datei gar nichts anfangen, Irfanview und Photoshop können sie laden, produzieren aber nur ein schwarzweißes Bildchen von 192x128 Pixeln Größe.

Also habe ich mich auf die Suche nach originaler Software gemacht. Kodak bietet diese dankenswerterweise immer noch zum Download an. Es gibt da eine Standalone-Anwendung zur Bearbeitung von Bilddateien der DCS-Kameras. Die ließ sich sogar unter Windows 10 installieren, funktioniert und lädt alle RAW-Formate der DCS-Kameras - mit Ausnahme der DCS 4xx-Modelle. Also weitergesucht. Eine "Dateiformaterweiterung" für Photoshop soll diesem das Kodak-Format beibringen. Lässt sich auch prima herunterladen und installieren - hat aber auch keinen spürbaren Effekt. Vermutlich ist mein Photoshop CS3 zu neu. Also eine virtuelle Maschine mit Windows 2000 aufgesetzt und dort ein altes Photoshop 4 installiert. Funktioniert auch nicht. Vermutlich ist dieses Photoshop zu alt. Die letzte Möglichkeit ist nun der Twain-Treiber für die DCS-Kameras, den es sogar in verschiedenen Versionen gibt. Nur leider lässt sich keine davon mehr herunterladen.

Einen großen Schritt weiter brachte mich ein Tipp von Ralf: Der dem GIMP-Kosmos entstammende RAW-Konverter UFRaw kann das historische Format noch lesen. Heraus kommen Farbbilder in der nativen Auflösung der Kamera, die aber zunächst merkwürdig entsättigt wirkten. Außerdem musste ich feststellen, dass meine Bilder nur einen Ausschnitt dessen zeigen, was ich eigentlich fotografieren wollte. Ich hatte vergessen, dass die Kamera mit dem kleinen Sensor nur einen im Sucher per Rahmen markierten Ausschnitt aufzeichnet. Per Gewohnheit hatte ich bei meiner kleinen Fotorunde den gesamten Sucher verwendet.

Mit etwas Herumprobieren bin ich in UFRaw bei folgenden Einstellungen gelandet:

  • Bei der Farbbalance (Chan. multipliers) stelle ich rot auf 1.300, grün auf 1.000 und blau auf 1.800.
  • Dann verändere ich die Belichtungskorrektur so, dass das Histogramm bis ganz nach rechts reicht, ohne dass rechts ein "Peak" entsteht.
  • Als letztes wird die Helligkeitskurve so verändert, dass sie einen leichten Bogen nach oben macht. Außerdem wird der Schwarzwert etwas nach rechts verschoben, sofern das Histogramm nicht ganz bis an den rechten Rand reicht.

Das Resultat sind die nachstehenden Bilder. Nicht optimal, aber schon halbwegs farbtreu. Ich werde weiter experimentieren, sobald ich bessere Fotos gemacht habe.

Beispielbilder

Blüte, Schöllbronn, 31.07.2016
Blüte, Schöllbronn, 31.07.2016
Blüte, Schöllbronn, 31.07.2016
Dekoschafe, Schöllbronn, 31.07.2016
Rheinbrücke, Karlsruhe, 23.10.2016
Knielinger See, Karlsruhe, 23.10.2016
Rhein, Karlsruhe, 23.10.2016

Kommentar von Kodak DCS:
"Was soll man sagen? Mit der DCS410 hält man die dritte serienmäßig produzierte DSLR der Welt in der Hand. Ohne Kodak dessen Rückteile mit Sensor und Speichereinheit wahlweise an eine Nikon F801s, F90X oder F5 oder alternativ an eine Canon EOS 1 "angedockt" wurden, wären Canon und Nikon nicht da, wo sie heute stehen. An der Spitze! Diese beiden Hersteller teilen das Profifotografenlager unter sich auf, was Sport-, Reportage- und Tierfotografie angeht."

Kommentar von Funktrainer:
"Diese Kamera, allerdings als DCS420C. Das Streifenphänomen hatte ich auch ;) Nach Ersetzen der defekten Zelle (die 2150mAh SANYO Ni-Mh Zellen gibt es auch 2016 noch neu beim gut sortierten Elektronikhandel, man muss sich also nicht zwingend etwas dran-"kabeln" oder -basteln, als Ladegerät genügt ein 12V/2,5A Netzteil mit 7-Pin Mini-DIN Stecker) war alles gut, ein klassischer Unterspannungsfehler (den macht übrigens auch die DCS760C wenn der Akku verreckt). Man kann, entgegen der Gerüchte, durchaus locker einen ganzen Tag mit der 420C durch die Gegend rennen und Fotos schiessen ohne dass der Akku schlapp macht! Bilder, die mit den Kodaks gemacht wurden: https://youpic.com/photographer/Funktrainer/"

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