Fotografieren mit einer "richtigen" DSLR für 70 Euro. Unterwegs mit dem 6 Megapixel Preisbrecher von 2003: Canon EOS 300D
Kitsch as Kitsch Can(on) ;-) EOS 300D ins Gras gelegt und zum iPhone gegriffen...
Wikipedia hat eine sehr ausführliche Beschreibung der Canon EOS 300D, so dass ich mir die Technikbeschreibung schenken kann.
Nach 15 Jahren mit Nikon und weiteren 15 Jahren mit Canon, bin ich 2007 zurück ins „gelbe (Nikon) Lager“. Kein Grund, deshalb aber ein Nikon-Brett vorm Kopf zu haben! Unvergessen der Einstieg in die professionellere Digitalfotografie 1997 mit der 1,3 MP Kodak/Canon EOS1n/DCS3c. Die mittlerweile sehr seltene DCS3c habe ich noch und ein simples 3,5-5,6/28-80 mm mit Metallbajonett als "Kameradeckel" dazu ;-)
Nach der DCS3c kamen „richtige“ Canons aus eigener Fertigung. Canon warf 2003 mit der EOS 300D zu Größenordnung 1100 Euro einen richtigen Preisbrecher auf den Markt. 70 Euro 2015 für eine funktionierende 6 MP EOS 300D (ohne Objektiv) – das ist mehr als OK. Und um 70 Euro ist nicht mehr ein Einzelfall, wenn man aktuell (Juni 2015) "in die Bucht" (eBay) schaut. OK, mit dem 18-55 mm Kitobjektiv sollte man dann 100 Euro einplanen. Aber dafür bekommt man eine "richtige" Kamera ;-) Es könnte ja sein, dass dem einen oder anderen beginnt das Smartphone auf die Nerven zu gehen, dass man mal anständig fotografieren lernen will...
Und die EOS 300D ist ein vergleichsweise preiswertes Vergnügen, wenn man sieht, was mittlerweile für sammelfähige DSLRs, die Mitte der 1990er Jahre gebaut wurden, bezahlt wird. Um dafür dann Kameras zu bekommen, die mangels Rechner-Peripherie (Stichwort PCMCIA-Speicherkarteneinschub, inkompatible PCMCIA-Speicherkarten, SCSI) unter Umständen schwer bis gar nicht ans Laufen zu bekommen sind, was Sammlern aber gleichgültig zu sein scheint. Mir reicht es nicht, historische, edle Technik in der Vitrine verstauben zu lassen!
Zur 70 Euro Canon EOS 300D
Dem Gehäuse fehlt der Auswerferhebel für die Speicherkarte und der Gummi-Okularschutz, was im Gebrauch keine Einschränkung bedeutet. Im ersten Schritt wurde aus dieser 300D (fast) eine 10D gemacht... Denn schnell war 2003 bekannt, dass im 300D-Gehäuse die von Canon bewusst eingeschränkte Software der ebenfalls 6 MP EOS 10D steckt. Das rief fähige Programmierer auf den Plan, die die Firmware, das Betriebssystem der jeweiligen Kamera, so gekonnt umschrieben, dass von Canon einige „stillgelegte“ Funktionen in der EOS 300D „freigeschaltet“ wurden.
Der damals häufig zu lesende Hinweis:
„Wer die neue Software aufspielt, verliert die Garantie auf die Kamera. (...) Der Vorgang ist nicht wieder rückgängig zu machen, auch nicht durch eine offizielle Fachwerkstatt.“
ist Nonsens!
Das mit dem Garantieverlust mag seinerzeit richtig gewesen sein, interessiert mich aber bei einer 12 Jahre alten, gebrauchten Kamera herzlich wenig ;-) Und als die Kamera 2003 aktuell war, auch kaum jemanden. Zumal sich die offizielle Firmware jederzeit wieder installieren lässt/ließ... Was ich nicht probiert habe, wozu auch?
Die "modifizierte" Firmware wird runtergeladen, ggf. entpackt und dann einfach auf die Compactflashkarte kopiert. Dabei darauf achten, dass sie nicht versehentlich in einen vorhandenen Ordner kopiert wird! Bevor man mit dem Update beginnt unbedingt dafür sorgen, dass der jeweilige Kamera-Akku vollgeladen ist, oder die Kamera an einem Netzteil hängt! Anschließend wird die Compactflashkarte in die EOS geschoben und die 300D eingeschaltet, worauf die Firmware-Meldung erscheint. Firmware-Update mit "OK" starten, und das war’s.
Unter anderem wird nach dem Update die maximale Sensorempfindlichkeit von ISO 1600 auf 3200 (H) gesteigert, und beim Autofokus kann zwischen AF OS - OneShot (besser bekannt als AF-S für unbewegte Motive); AF SE - SErvo (AF-C für bewegte Motive); AF AI - Automatischer Wechsel zwischen AF-S und AF-C, wenn das Motiv beginnt sich zu bewegen, gewählt werden. Außerdem kann bei Bedarf angeblich parallel im Rohformat und JPEG festgelegter Größe und Komprimierung gespeichert werden.
Das stimmt so nicht. Nach dem Firmwareupdate soll lediglich eine JPEG-Datei vom Anwender festgelegter Größe und Komprimierung zusätzlich in die Roh-Datei eingebettet werden. Die beim Öffnen mit dem Canon Rohdatenkonvertierer DPP eigentlich zum Vorschein kommen müsste. Das konnte ich allerdings nicht feststellen! Zumindest unter DPP 3.11.4 für MAC OS 10.10.3 ist von eingebetteten JPEGs keine Spur zu entdecken.
Erst ein Wechsel in die Mac OS X VirtualBox und Windows 7 und der anschließende Start von IrfanView und XnView öffnet beim Doppelklick auf die *.CRW tatsächlich die eingebetteten JPEGs der zuvor von mir festgelegten Größe und Komprimierung! Man muss aber 2x hinschauen, um an den Pixelabmessungen zu erkennen, dass tatsächlich "kleine" JPEGs eingebettet und geöffnet wurden.
Den Vorteil einer eingebetteten JPEG kann ich ohnehin nicht erkennen. Es ist nur dann ein Vorteil, wenn die schlankere JPEG parallel zur Rohdatei auf der Speicherkarte geht, wenn Zeit ein Faktor ist! Wenn beispielsweise die ersten Sportfotos spätestens zur Halbzeit oder u.U. sogar während des Spiels verschickt werden (müssen)! Im Notfall vollkommen unbearbeitet als JPEG! In diesem Fall ist es ein Riesenvorteil, zwei Speicherkartensteckplätze zu haben, um auf eine Karte im Rohformat zu schreiben und auf die andere größenreduziert und stärker komprimiert als JPEG zu speichern. Was aber nur dann funktioniert, wenn die DSLR genügend Arbeitsspeicher hat, und nicht nach 5 Fotos in der Aufnahmefrequenz dramatisch einbricht. Das kann sich kein Reportage-/Sportfotograf leisten!
Keine Frage, dass Rohformate schon allein durch die höhere Farbtiefe - eine JPEG hat 24 bit Farbtiefe, die Rohdatei 36 bis 48 bit - und die nicht aktivierte Schärfung Vorteile haben. Sie ersetzten aber keinen Fotografen, der trotz fast perfekter Automatiken oder manuell nicht richtig belichten kann und machen aus Knipsbildern keine Fotos mit Aussage, bloß weil der „User“ nicht müde wird ein ständiges: "Ich arbeite nur in RAW" in die Welt zu posaunen.
Pixel-Manie
„Nur“ 6 Megapixel? Was diese Bildpunktmenge angeht, empfehle ich einen Besuch der Organisation „6Megapixel“. Das gelesen, wird die Canon EOS 300D zum Augenöffner. Denn was hat sich seit 2003 eigentlich getan? Ausser zweistelligen Megapixelzahlen. Ausser fünf- und sechsstelligen ISO-Empfindlichkeiten. Außer etwas mehr Dynamik ;-) OK, ich will mich nicht weit aus dem Fenster lehnen, denn meine Haupt-Kameras verfügen über mehr als reichlich Megapixel.
Geerdet ;-)
Nikon hat mit den Vollformat- (24 x 36 mm Sensor) Modellen D800/E D810 36 MP Kameras im Angebot, Canon liefert mit dem Weltrekordhalter EOS 5DS/5DS R eine 50 MP Kamera und Sony präsentiert mit der Alpha 7R II aktuell (Juni 2015) eine 42 MP Kamera...
Und? Zumindest der Theorie nach gibt es kein Objektiv, dass diese Rekordauflösungen liefern können soll. Wer sich an lieber an Diagrammen ergötzt, als fotografieren zu gehen, wird da fündig. 2 – ZWEI – sündteure und nur manuell zu fokussierende Festbrennweiten deutscher Rechnung sollen den 36 MP der Nikon einigermaßen nahekommen. Was mich nicht daran hindert trotz vorhandenem, aber riesigen und stabilisierten Superweitwinkelzoom häufig ein über 40 Jahres altes, deutlich kompakteres und unauffälligeres 20 mm Superweitwinkelobjektiv ohne Autofokus zu verwenden...
Kann man mit 6 MP also nicht (mehr) fotografieren? Das lasse ich mal so im Raum stehen...
Die reine Pixelmenge von 3072 x 2048 Pixel genügt für einen 260 ppi Ausdruck in 20 x 30 cm (A4) Größe. Reduziert auf 150 ppi sind 52 x 35 cm möglich und in 100 ppi Posterqualität 78 x 52 cm. Wenn das nicht genügt, kann man ordentlich Geld sparen und mit dem Fotografieren einfach aufhören!
Ich will gar nicht verheimlichen, dass auch ich das irre Pixel-/Kamerarennen jahrelang mitgemacht habe. Und eben nicht nur ich. Hat für die Hersteller und auch die zahlreichen Hofberichterstatter – „Fachmagazine“ – ja auch bestens funktioniert. Habe ich die Blättchen früher fast alle gekauft und auch gelesen, blättere ich die mittlerweile nicht mal mehr beim Stammkiosk durch. Diese immer teurer gewordenen Hochglanzpostillen drehen sich mittlerweile nur noch im Kreis und kochen im eigenen Saft. Viel interessanter ist der Blick in den restlichen Blätterwald. Dann doch lieber "Brand Eins" oder ganz gezielt eins der diversen Landleben-Klone und sogar ein Frauenmagazin, wenn man beim Durchblättern eine inspirierende Bildstrecke findet. Meine Hauptkamera für Basketball und mehr ist jetzt drei Jahre alt, und die spiegellose Plastiksystemkamera, mit der und dem 18-55 Kitzoom fast alle der hier gezeigten Produkt-/Kamerafotos entstehen, ist von 2013. Ein Horror für die Kameraindustrie: ZWEI, DREI Jahre alte Kameras und jetzt noch die Canon EOS 300D aus der Steinzeit ;-)
Im Anschluss noch ein paar Bildchen, aufgenommen mit der Canon EOS 300D
Die Haus-Silhouette hat gefallen. Aber mit pixlr-o-matic auf alt getrimmt, hat es mir noch mehr zugesagt...
Was soll man da schärfemäßig noch meckern? Direkt hier drunter der 1:1 Ausschnitt aus der 6 MP-Aufnahme. Und das mit einem braven 28-80 mm Zoom der Amateurklasse...
Ohne die Auftritte der örtlichen Sport- und Karnevalsvereine ist das ökumenische Kirchenfest eines rheinländischen Stadtteils einfach nicht komplett. Wieder mit dem 28-80 Canon, meiner einzigen Canon-Linse. Hintergründe kann man sich bei solchen Gelegenheiten nicht aussuchen ;-)
PS.: Ich habe einen Ersatz-Akku geordert und die EOS 300D mit in den Urlaub genommen!
Unterwegs... Na und? Das zerfallende Haus hat mich dann doch auf die Bremse treten und zur EOS 300D greifen lassen. Der virtuelle Gelb-/Rot-Filter wurde in Photoshop nachgebildet.
Ich hatte fast vergessen, wie komfortabel und leicht das Fotografieren mit einer so niedrig auflösenden Kamera geht ;-) Und das ohne (Ultra-)WW nur mit einem gefühlten (langweiligen?) 50 - 135 mm (exakt 45 - 128 mm) Zoom...
Praxistest Canon EOS 10D von Andreas Krappweis
Foto © Andreas Krappweis
Warum die Canon EOS 10D in einem Praxisbericht zur Canon EOS 300D?
Weil sie der professionelle große Bruder/die professionelle große Schwester der ESO 300D ist. Oben im Text wird ja beschrieben wie aus der EOS 300D fast eine EOS 10D wird. Grund genug die richtige EOS 10D mit einem von Andreas Krappweis erstellten, sehr lesenswerten und bebilderten EOS 10D Praxisbericht zu würdigen!
Boris hat nicht nur die EOS 300D gewürdigt und mit 95 Euro Sammel-/Gebrauchswert taxiert, sondern auch die EOS 10D, deren "Sammelwert" noch eher ein Gebrauchswert von 95 Euro ist.
Ralf Jannke, Februar 2018
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 10.02.2018 |
EOS 300D
Spiegelreflexkamera
Markteinführung: September 2003
Neupreis: 1100 €
Geschätzter Wert: 95 € ?Wert nach Alter: 0 €
Wert nach Nutzen: 95 €
Wert nach Sammlungsrelevanz: 21 €(Erklärung)
Bajonett für Wechseloptiken
Sensor: CMOS mit 6.3 MP, APS-C
EOS 10D
Spiegelreflexkamera
Markteinführung: April 2003
Neupreis: 2200 €
Geschätzter Wert: 95 € ?Wert nach Alter: 0 €
Wert nach Nutzen: 95 €
Wert nach Sammlungsrelevanz: 42 €(Erklärung)
Bajonett für Wechseloptiken
Sensor: CMOS mit 6.3 MP, APS-C
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