Canon EOS D30: Reise 15 Jahre zurück in die Vergangenheit

Nikon gehört die Ehre, 1999 mit der D1 die erste Profi-DSLR moderner Prägung vorgestellt zu haben, dessen Bauart bis heute praktisch unverändert ist. Jede nachfolgende wie aktuelle Profi-Nikon und -Canon ist so aufgebaut: Ein Gehäuse wie aus einem Guss, wo das Energieteil, das die Akkus enthält, mit dem Gehäuse eine Einheit bildet. Und kompakter als die Vorgänger auf Kodakbasis, weil die Compactflashspeicherkarte es möglich machte. In den noch mit Hilfe von Kodak-Sensor und Elektronik Kodak/Canon- wie Nikon-DSLRs musste Platz für die großen PCMCIA-Speicherkarten oder -Festplatten sein.

Die Canon EOS D30 von 2000 ist dagegen das Vorbild ALLER semiprofessionellen DSLRs,

die seitdem präsentiert und meist mit einem angepassten, externen Akku-Teil erweitert werden können. Aus dieser Sichtweise hat sich bis heute nichts geändert! Die D30 feiert bei mir ihr 15-jähriges Jubiläum, denn sie war meine erste DSLR moderner Prägung. Grund zum Feiern.

Canon EF- und EF-S-Bajonett

Um genug Bildwinkel zu haben, steckte 2000/2001 das 2,8/17-35 mm Canon L USM auf der D30. Große Überraschung 15 Jahre später: Das 3,5-5,6/18-55 Canon EF-S II, um eine vergleichbare kurze und preiswerte Brennweite zu haben, lässt sich nicht montieren. Ich hatte vollkommen vergessen, dass die EOS D30 kein EF-S-Bajonett besitzt. Die Canon EOS D30, D60 und 10D haben nur das EF-Bajonett. Erst 2003 mit der EOS 300D kam das EF-S-Bajonett. Zur Aufnahme der neuen, nur für den kleinen Bildkreis der kleineren ca. 15 x 23 mm APS-C-Sensoren gerechneten EF-S Objektive.

Es gibt wüste Umbauanleitungen, um ein EF-S-Objektiv auch auf einer Kamera mit EF-Bajonett verwenden zu können. Nein Danke zu so etwas!

Damit Objektiv-Verwechslungen nicht passieren, ein EF-S-Objektiv nicht auf ein EF-Bajonett montiert werden kann, sind die Bajonette seit der EOS 300D entsprechend gekennzeichnet. Roter Punkt = EF-Bajonett, weißer Punkt = EF-S-Bajonett/Objektiv. Sehen Sie sich den Anschluss direkt am Objektiv an. Das EF-S-Objektiv würde weiter ins Gehäuse reichen, der Spiegel anschlagen und auch andere Dinge passieren. Rabiate Bastler meinten das umbauen zu können/müssen...

Übrigens: Haben Sie mal genau auf das 50 mm Normalobjektiv geachtet? Und gemerkt, dass das gar nicht das Canon-Objektiv, sondern der schon freche chinesische YONGNUO-Nachbau ist. Der leider auf der D30 inkompatibel ist und den D30-Kameracomputer "abstürzen" lässt. Auf der EOS 300D und der Kodak Canon EOS1n/DCS 520 läuft das 50 Euro-Plastik-Objektiv. Übrigens: Mittlerweile gibt es auch ein 2/35 mm YONGNUO EF mit Metallbajonett, das dem 2/35 mm Canon EF nachempfunden ist...

EOS D30 Fotos 2000/2001

Ich habe die Blicke nicht vergessen, als ich 2000 das erste Mal mit der D30 in der Basketballhalle aufkreuzte. Nachdem ich eine Woche später eine Handvoll A4-Farbabzüge dabeihatte, dauerte es nur noch ein paar Wochen, bis viele sich die D30 zugelegt hatten. Trotz ihrer Unzulänglichkeiten, die sich in deutlich sichtbarem (Farb-)Rauschen bei ISO 1600 niederschlug und einem AF, der um Klassen unter dem der (analogen) EOS 1n/EOS 3 lag. Objektiv in der Halle war so gut wie immer das 2,8/70-200 Canon L USM bei offener Blende. Heute kommt mein Basketballhallen-"Standardobjektiv" gleicher Lichtstärke/Brennweite von Nikon...

Auch bei Minusgraden und Winterlicht machte die D30 2000/2001 nur Freude...

Nach dem furchtbaren Klotz Kodak/Canon EOS1n DCS3c endlich eine handliche DSLR, deren einziger Unterschied zum gewohnten Film eben die Bilderfassung auf einen Sensor und die Speicherung auf Karte war. OK, an den damals noch kleinen ca. 15 x 23 mm Sensor und seine scheinbare Brennweitenverlängerung um den Faktor 1,6 musste man sich gewöhnen. Aber das war eigentlich schon alles... Was für eine Entspannung bei Minusgraden und bisweilen fahlem Winterlicht loszuziehen. Keinen Film wechseln zu müssen, die ISO mal eben auf 400/800 hochzudrehen, statt körnigen ISO 400 Farbfilm einzulegen. Für eine 750 Pixel breite Ansicht bitte einfach auf die Fotos klicken. 

Nach Kontrolle der Exifs entstand die Mehrzahl dieser Winterfotos mit dem 2,8/17-35 mm Canon L USM auf der EOS D30. Dort ein 2,8/27-56 Zoom. Im Gegensatz zu Nikon liegt der Canon Crop-Faktor eher bei 1,6 als 1,5. Die fliegenden Schneeflocken wurden bewusst angeblitzt.

EOS D30 Fotos Dezember 2015

Kontraste? Kein Problem für die EOS D30!

Alle Bilder auf maximal 750 Pixel Länge reduziert. Bitte einfach auf die Bilder klicken. Aufgenommen auf der Überfahrt Puttgarden/Rödby (Vogelfluglinine Deutschland/Dänemark). Alle Fotos mit dem Canon 3.5-5,6/28-80 USM EF, das mit dem Cropfaktor 1,6 der EOS D30 zum 45-128 mm Zoom wird.

Trübes Dezemberwetter? Na und? Beide EOS D30-Aufnahmen mit ISO 800. Speicherformat JPEG!

Ein paar Sonnenstrahlen gab es auch. Macht fast 25 Jahre nach der Erstvorstellung 1991 immer noch Freude, das 3,5-5,6/28-80 mm Canon EF USM auf der EOS D30. Fotodatenformat JPEG, ISO 400. Die quadratischen Fotos sind 1:1/750 x 750 Pixel-Ausschnitte aus den jeweiligen 3 MP Canon EOS D30 Dateien.

High-ISO mit der Canon EOS D30

Von der kompletten ISO 100 bis 1600-Testreihe nur die beiden Vergleichsbilder bei ISO 800 und ISO 1600. Die zeigen, dass ISO 800 unbedenklich eingesetzt werden können, bei ISO 1600 gewisse Abstriche zu machen sind. Aufgenommen mit dem 4-5,6/35-135 mm Canon EF USM bei 135 mm Endbrennweite auf der EOS D30. Abgeblendet auf f/11. Aufgezeichnet wurde im Canon EOS D30-Rohformat, "entwickelt" in Adobe Lightroom, wobei die Regler für Schärfen und Rauschreduzierung Luminanz und Farbe auf Null waren. Aufgefallen war, dass die ISO 1600 Aufnahme trotz Zeitautomatik bei konstantem Licht deutlich dunkler war. Von den Belichtungswerten stimmt alles: ISO 800 f/11 1/30 s, ISO 1600 f/11 1/60 s. Eine Belichtungskorrektur in Lightroom von + 1,0 EV brachte vom Empfinden ein identisches Ergebnis zur ISO 800 Einstellung. Werden die ISO 1600 in der D30 also gar nicht erreicht? Immerhin ist auffällig, dass der Nachfolger der EOS D30, die D60 ISO 800 und als Maximum ISO 1000 bietet, eben keine ISO 1600... ISO 1600 an der D30 gewählt, ergibt zusammen mit Unterbelichtung eben verstärktes Rauschen. Aber besser etwas mehr Rauschen, als ein verwackeltes, unscharfes Foto! Und 2000 hat mich diese Frage eh nicht interessiert...

Fazit nach 15 Jahren Canon EOS D30

Auch 15 Jahre nach der Vorstellung können mit der Canon EOS D30 ganz unbeschwert Bilder aufgenommen und problemlos bis A3+ = 48 x 32 cm (115 ppi Auflösung) vergrößert werden. ISO 100 bis 800 können unbedenklich eingesetzt werden, wovon ich auch gerne Gebrauch gemacht habe, wenn es durch stärkeren Wind oder nachlassendem Licht ratsam erschien, Verwacklung zu vermeiden. 2000 wusste ich noch gar nicht richtig, was "Rauschen" ist, bedeutet, hatte mir deshalb 2000 (zum Beispiel in der Basketballhalle) auch keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Und schon um der Schnelligkeit willen sämtliche Fotos als JPEG gespeichert. Die hier gezeigten Fotos aus 2000/2001 sind allesamt JPEGs! Bei Aufnahmen mit ISO 1600 Sensorempfindlichkeit sollte man gegebenenfalls ins von mir wenig geliebten Rohformat (RAW) wechseln, was ich bei einigen Fotos aus 2015 gemacht habe. Wobei sich das verstärkte Rauschen bei ISO 1600 auch im JPEG-Format reduzieren lässt!

Rohdatei (RAW)/JPEG

Mit der Möglichkeit mit der Canon EOS D30 aufgenommene Fotos theoretisch unbearbeitet im Kamerarohformat abzuspeichern ging für mich (2000) eine regelrechte „Seuche“ los: "Ich arbeite nur in RAW...“ Mit diesem "Forensprech" hat(te) sich der "Poster" unfehlbar als reiner Amateur und nicht selten als Anwender geoutet, der nicht in der Lage ist, Fotos richtig zu belichten. Der die Reserven, die durch die höhere Farbtiefe (36 bit) im Rohformat stecken, auch wirklich braucht, um falsch belichtete Fotos zu retten. 

Dieses Gehabe hat mich tatsächlich jahrelang davon abgehalten, das je nach Fotoeinsatz durchaus vorteilhafte Kameradatenrohformat zu verwenden. Warum? Siehe oben! Und: So wie zu Analogzeiten mancher glaubte, allein das Einlegen von Kodachrome 25 in eine standesgemäße Nikon würde automatisch zu Fotos mit Aussage führen, den Anwender direkt zum bewunderten National Geographic Profi adeln, gebärdet sich mancher "RAW-Arbeiter". RAW = Profi? UNSINN! Heute sehe ich das etwas gnädiger und habe die Canon EOS D30 in beiden Formaten betrieben und die RAWs mit Adobe Lightroom "entwickelt".

Ungeachtet dessen erzeugt die EOS D30 JPEGs, die bei Bedarf problemlos knackig zu schärfen sind, was reine Geschmacksache ist. Ohne dass es unschöne Halos überschärfter Fotos gibt. Möglich macht das eine gute – Achtung Forensprech – "JPEG-Engine", wo die komprimierten JPEG-Daten in der Kamera sehr gut aufbereitet und wenig geschärft werden. Zumindest für nur 3 MP hat sich auch das 3,5-5,6/28-80 Canon EF USM Kitzoom zur analogen EOS 100 (Vorstellung 1991) als absolut digital-tauglich erwiesen!

Boris Jakubaschk hat die EOS D30 ebenfalls ausführlich beschrieben und 2015 mit ihr fotografiert.

Ralf Jannke

In der deutschen Bedienungsanleitung zur Canon D30 sind alle Einzelheiten und Möglichkeiten der Kamera nachzulesen.

 

Kommentare (1)

  • Carlos
    Carlos
    am 24.10.2018
    Guten Tag,

    ich freue mich immer wenn ich sehe oder lese wie Menschen noch diese schönen Kameras benutzen. Megapixel sind eben nicht alles. Und wenn man auf Spielereien verzichten kann machen Kameras wie die D30 noch immer tolle Bilder.
    Klasse Bericht, schön geschrieben.

    Gruß

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