Reparatur Canon ION RC-260, Fehlerbehebung des zugehörigen AC-Couplers AC-260, ION-Akku (Zellentausch)

Gastbeitrag von Dirk Münchgesang

Die Canon ION-Serie ist regelmäßig von immer dem gleichen Fehler betroffen. Man kann ein Bild aufnehmen, ab Aufnahme 2 läuft der Zähler bis 50 durch. Weitere Aufnahmen sind dann nicht möglich. Wiedergegeben wird auch nur das 1. Bild.

Die Fehlerursache liegt in einem defekten Antriebsritzel im Laufwerk. Diese Kunststoffritzel altern und reißen gern. Da dieses dann auf der Motorachse frei dreht wird in der Folge der Zahnradtrieb blockiert, der Schreib-Lesekopf nicht mehr bewegt und verbleibt in Spur 1. 

Es kann auch sein, dass die Kamera nur schwarze Bilder liefert. Der Fehler ist derselbe, nur steht der Schlitten mit dem Schreib-Lese-Kopf dann nicht am Endanschlag, sondern irgendwo.

Eine vergleichbare Ritzel-Problematik ist aus Spiegelreflexkameras der 90er Jahre bekannt – insbesondere Pentax MZ-Serie.

(Anmerkung der Redaktion: Bei der Nikkormat/Nikon ELW – für Nikkormat ELW(inder) – und der EL2 sorgte ein vergleichbares Plastik-Ritzel für den Ausfall des motorischen Filmtransports! Leider habe es da noch kein Internet für derartigen Erfahrungstausch.)

Also muß man dieses Ritzel ersetzen. Ich habe das mittlerweile bei drei IONs erfolgreich durchgeführt.

Reparatur Canon ION RC-260, Canon ION RC-260 zerlegen

Bild 1

Zunächst sind die 5 Schrauben auf der Unterseite zu lösen. Eine sitzt etwas versteckt und ist nur bei entriegeltem Laufwerk erreichbar (Bild 1 links).

Die 2 Schrauben der Laufwerksabdeckung sind zu lösen und die Abdeckung bei eingeklapptem Laufwerk zu entfernen (Bild 1 unten).

Dann löst man die seitlichen Schrauben der Gehäuseoberschale. Eine links hinten in Akkunähe, eine auf der Rückseite unter REC und 2 halten den Griffteil rechts. 

Diesen Griffteil nimmt man als erstes ab, dann das Gehäuseoberteil. 

Das Zerlegen der Kamera ist vorsichtig vorzunehmen, um die empfindlichen aufgesteckten Flachbandkabel nicht zu verletzen

Von links nach rechts, oben nach unten

Bild 2, Bild 3, Bild 4, Bild 6, Bild 7, Bild 8, Bild 9, Bild 10, Bild 11. Für eine größere Darstellung bitte auf die Fotos klicken.

Bild 2 und 3 zeigen die Kamera ohne Oberteil

Zur Sicherung des empfindlichen Displays ist dieses seitlich mit etwas zurechtgeschnittenen Schnipseln Klebeband an dessen schwarzem Außenrahmen zu fixieren. Das ist so zu auszuführen, dass diese Fixage dauerhaft verbleiben kann (Bild 4).

Jetzt ist der lange schwarze Sucherkasten auszubauen. Dazu löst man die Schraube mit dem Winkel (Bild 5) und das Klebeband des Flachbandkabels (Bild 6). 

Jetzt werden alle (!) Flachbandstecker die seitlich rings um die Kamera an der Platinengruppe sitzen ausgesteckt. Dabei vorsichtig vorgehen. Am besten ist dazu ein Werkzeug, das keine scharfen Kanten hat und ein abwechselndes heraushebeln ermöglicht.

Die Linsenbaugruppe (Bild 6) kann nun nach oben entnommen werden. Sie ist nur passgerecht auf Vertiefungen gesteckt. Dabei die Flachbandkabel nicht beschädigen.

Vorn Rechts ist noch der braune Stromversorgungsstecker auszustecken (Bild 7).

Das rote und schwarze Kabel sind von der Platinenoberseite abzulöten (Bild 8).

Jetzt kann die gesamte Platinengruppe samt Laufwerk entnommen werden. Sie besteht aus 3 Platinen übereinander und muß nicht weiter zerlegt werden (Bild 10 und 11). Vorsicht beim Auflegen auf die Display-Seite (weiches Tuch unterlegen)!

Reparatur des Laufwerkes (Ersetzen des Ritzels)

Von links nach rechts, oben nach unten

Bild 12, Bild 13, Bild 14, Bild 15, Bild 16, Bild 17, Bild 18, Bild 19, Bild 20, Bild 21, Bild 22, Bild 23, Bild 24, Bild 25. Für eine größere Darstellung bitte auf die Fotos klicken.

Im Folgen sieht man das Laufwerk in ausgebautem Zustand

Das Laufwerk muß aber nicht von der Platinengruppe abgebaut werden und kann verbleiben.

Auf der Oberseite des  Laufwerks die 2 verdrillten Kabel (rot/schwarz) an der Kleinen Zuführungsplatine zur Zentralspule ablöten (Bild 12).

Die Sprengringe (Bild 13) der Scharnierstange entfernen, dann die Scharnierstange und die Feder entnehmen (Bild 14). Damit ist das obere Oberteil abgebaut. 

Dann das untere Oberteil entnehmen. Dabei immer Vorsicht mit den dünnen Drähten der oberen Spule (Bild 15)

Eine Berührung des Schreib/Lesekopfes auf dem Schlitten ist im Folgenden zu vermeiden.

Laufwerk umdrehen und die Blechabdeckung rechts der Zahnradbaugruppe durch lösen der Schrauben zu entfernen. Feder auf dem Schwarzen Zahnrad abnehmen.

Die Lage der Zahnräder zueinander durch markieren für den späteren Zusammenbau z.B. mit feinem Permanentmarker kenntlich machen (Bild 16, hier schon mit ersetztem Ritzel)

Die lange Feder am großen weißen Zahnrad abmachen. Beide großen weißen Zahnräder entnehmen. Das Schwarze Zahnrad verbleibt. Es muß immer so sitzen, das es außen an seiner Nockenbahn den Schlitten frei bewegen kann (der Nocken kann auch unter das Zahnrad geraten. Dann Zahnrad etwas abheben und Schlitten sein Stück wegbewegen).

Jetzt kann das gebrochene Antriebsritzel von der Welle des Motors leicht abgenommen werden (Bild 17, rechts). Bei genauer Betrachtung unter der Lupe ist dann auch dessen durchgehender Riss erkennbar.

Das Ersatzritzel mit Modul 0,3 hat 12 Zähne, ist 1,5mm hoch, 1,5mm Bohrung für die Welle.

Bestellbar für kleines Geld aus Kunststoff oder Messing hier:

https://shop.kkpmo.com/product_info.php?info=p374_zahnrad---trieb-m0-3---12-zaehne.html

Dann das neue Ritzel (Bild 17 links) auf die Motorwelle mit einem(!) Tropfen Sekundenkleber festkleben. Nach Trocknung prüfen, ob sich die Welle auch wirklich leicht dreht, weil evtl. etwas zuviel Klebstoff sie noch festhält. 

Das testweise händische Drehen der Zahnradbaugruppe geht nun wieder störungsfrei, und man sieht die der Schreib/Lesekopf-Schlitten je nach Drehrichtung  von Anschlag zu Anschlag fährt.

Jetzt erfolgt der Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge, dazu ein paar Hinweise:

Bei Montage der langen Feder zwischen den 2 äußeren Zahnrädern ist darauf zu achten, dass die Feder-Endenringe einseitig sind und nach unten einzuhängen sind, damit nichts sperrt.

Bild 18 zeigt das Ganze kurz vor dem Wiederaufsetzen des Abdeckblechs, Bild 19 danach.

Bei Montage der Laufwerks-Oberteile darauf achten, dass alles seitlich richtig in die Gehäuseausparungen eingehängt ist. Die Montage der Feder und der Scharnierstange mit der Sprengring-Nut rechts erfolgt am besten von hinten gesehen von rechts. Zuerst den unteren Teil des Oberteils einbauen. Dann Feder und Stange vormontieren (Bild 20). Jetzt die Stange so weit nach links schieben, dass sie bündig mit der Außenfläche anliegt (Bild 21). Jetzt kann man links das obere Oberteil in die Stange einhängen (Bild 22). Um rechts die Feder auf Spannung zubringen, ist das obere Oberteil recht weit nach oben zu klappen und dann das lange Ende der Feder darunterzubugsieren. Nun kann man die Stange bis zur Endlage nach rechts zurückschieben.  Dann die Sprengringe wieder montieren.

Alternativ kann man auch die Stange von hinten gesehen von rechts nach links montieren und dann das obere Oberteil über die 2 seitlichen Niederhalter links und rechts hebeln. Dies war bei weiteren Reparaturen sogar einfacher.

Beim montieren des Sucherschachtes auf die richtige Lage des Makro- Hebels achten (Bild 23).

Beim Einsetzen der Plantinenbaugruppe auf richtige Lage des Laufwerksentriegelung achten (Bild 24)

Die Gesamte Platinengruppe steckt in einer braunen Kontakt-Steckerverbindung (Bild 25).

Bei  Monatage der Gehäuseoberschale die richtige Lage der Nase zum Umschalter L/REC/Play achten. Ober- und Unterschale zusammenstecken aber noch nicht verschrauben. Das Vorderteil mit dem Blitz von vorne stecken, dabei die Kabel des Blitzes gut verstauen.

Berührung des Blitzkondensators vermeiden, der kann noch ordentlich Spannung haben!

Erst wann alles gut sitzt verschrauben.

Jetzt sollte die Kamera wieder arbeiten. Man merkt es beim Einschalten und eingelegter Diskette, dass es nun wieder das deutliche Geräusch der Spurjustage macht.

Tip: man sollte die Diskette nach vorheriger Sichtung und Sicherung auf Alt-Inhalte dann für neue Aufnahmen komplett löschen lassen.

Sonst habe ich schon merkwürdige Farbverschiebungen hin ins zu helle gehabt. Dies kommt vermutlich durch Altmagnetisierung - schließlich ist es ein analoges Aufzeichnungsverfahren.

Reparatur/Fehlerbehebung des ION RC-260 AC-Couplers AC-260

Von links nach rechts: Bild 1, Bild 2, Bild 3. Für eine vergrößerte Darstellung bitte auf die Fotos klicken.

Fehlerbehebung des Canon AC-Couplers AC-260

Fehlerbeschreibung 

Über die direkte Verbindung Klinke an der Kamera zu Chinch (FBAS) wird ein gutes Bild ausgegeben. 

Bei Verbindung der Kamera mit dem AC-Coupler AC-260, die man schon aus Gründen der besseren Bildqualität von S-Video anstreben sollte, gab der Adapter aber nur ein Schemenhaftes völlig verzerrtes Bild aus. Dies sowohl über den dortigen Ausgang über Chinch als auch über S-Video.

Um es vorweg zu nehmen: es sind wie so oft in der Elektronik die sog. „Elkos“ (Elektrolytkondensatoren) Schuld. Diese altern je nach Charge, was zu Funktionsverlust führt.

Reparatur

Zuerst wurde der Videoteil geöffnet (4 Schrauben) und sofort ein offensichtlich schon ab Werk falsch herum eingelöteter großer Elko 1000uF, 16V vorgefunden der infolge dessen prompt ausgelaufen war. In (Bild 1 [2]) ist er schon der neue Elko richtig herum eingelötet zu sehen. 

Die Platine ist zunächst an den 2 Kontakten der Chinch-Buchse auszulöten (Bild 1 [1]) und die große Schraube zu entnehmen. Dann wird der neue Elko eingelötet. Bild 3 zeigt die Gehäuseseite mit der abgelöteten Chinchbuchse.

Das Ersetzen dieses großen Elkos brachte zunächst zwar marginale Verbesserung aber noch kein erkennbares Bild.

Also wurden noch die 2 Elkos 470uF, 16V (Bild 1 [3]) und die SMD-Elkos 100uF, 6V und 1uF, 50V ersetzt. Sie befinden sich auf der Rückseite der Platine (Bild 2).

Äußerlich zu erkennen war nur, dass der 100uF, 6V-Elko oben etwas ausgebeult war, was für Elkos im allgemeinen schon kein gutes Zeichen ist.

Nach Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge (große Schraube nicht vergessen!) ist das Signal ist nun wieder einwandfrei.

Zellentausch Canon-ION-Akku

Die originalen Akkus bestehen aus 4 Zellen und hatten wohl ca. 200mA Kapazität.

Sie waren als Bleiakkus aber recht hochstromfähig.

Alle Versuche, diese durch Nachfüllen von destilliertem Wasser  und kontrolliertem Laden zu wiederzubeleben sind bisher fehlgeschlagen.

Als Ersatz bieten sich NiMH-Akkus in Form der bekannten 9V-Blockbatterien an. Diese haben mit 8,4V genau die richtige Spannung. Man sollte allerdings hochwertige Akkus nehmen da die RC-260 kurzzeitig viel Strom zieht. Man sieht das daran, dass die  Batteriewarnung kurz erscheint, dann aber wieder verschwindet.

Der Umbau kann simpel aus der Hülle der alten Akkus erfolgen. Man öffnet das Gehäuse mit einem Schraubenzieher und entfernt die alten Akkuzellen. Die Kontakte biegt man nach innen um, so dass man den neuen Akku direkt richtig gepolt(!) anlöten kann.  Etwas unterfüttern des Akkus mit Pappe u.ä. und dann das Gehäuse mit Klebeband wieder verschließen.

Dann aber bitte nicht mehr mit dem Original-Ladegerät laden, was ja für Bleiakkus ausgelegt ist und den NiMH-Akku sicher zerstören würde!

In ein  handelsübliches 9V-Block-NiMH-Ladegerät muß lediglich der umgebaute Akku so geschickt eingelegt werden, dass die Kontakte richtig gepolt gut anliegen. Notfalls hilft etwas Alufolie.

Dirk Münchgesang, Januar 2019

 

Kommentare (3)

  • Joachim Elsler
    Joachim Elsler
    am 29.01.2020
    Sehr geehrter Herr Münchgesang,
    ich bin voll begeistert von Ihrem Beitrag, obwohl ich kaum etwas verstehe. Ich hab 1992 jede Menge Fotos in USA gemacht. Dann wurde mir die Camera gestohlen. Um nochmal an die Bilder heranzukommen, habe ich mir eine gebrauchte RC-260 gekauft. Diese bringt den Fehler "ER40". Ich suche seit vielen Tagen im Netz. Ich erbitte Ihre Hilfe. Danke.
  • Stefan Fiedler
    Stefan Fiedler
    am 22.03.2020
    Sehr geehrter Herr Münchgesang,

    Ich habe günstig eine gut erhaltene Canon RC251 Kamera erstanden die alle drei von Ihnen oben beschriebenen Fehler aufweist. Übernehmen Sie derartige Reparaturen und wenn ja zu welchen Kosten?

    Beste Grüße aus Wien,
    Stefan Fiedler

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